Des Tamiras' Kinobesuche

Tami12

Rare-Mob
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Da ich in den letzten Wochen und Monaten mehrfach dem Kino besuche abstattete um mir einige besonders gute oder schlechte Filme anzusehen, habe ich mir überlegt, hier auf meinem Blog mal meine Eindrücke zu hinterlassen:

Die heilige Schnitzeljagd - Illuminati

Vor mehreren Jahren habe ich mir den ersten Dan-Brown-Thriller "Illuminati" gekauft. Diesen verschlang ich innerhalb eines Tages komplett. Umso erfreuter war ich, als ich dann erfuhr, dass dieser Roman tatsächlich verfilmt werden würde. Zwar war ich skeptisch, ob man die mystischen und religiösen Erlebnisse aus dem Buch umsetzen könnte, ohne dass der Film albern wirkt, doch dies trübte meine Vorfreude kaum.
Umso ernüchterter bin ich jetzt, nachdem ich den groß gehypten und wahnsinnig gut angelaufenen Streifen zu sehen bekommen habe.
Relativ schnell wird klar, dass das Buch damals von zwei Dingen profitierte:
Erstens von der spannenden Jagd quer durch Rom, bei der man unbedingt wissen wollte, wer denn nun am Ende der Gärtner war, und zweitens von der Faszination der Verschwörungstheorien und der geheimen Hinweise in Rom, wie alles ineinander griff.
Vom Ersten verpufft vieles im Film in Luft, wenn man denn schon weiß, wie es ausgeht. Vom Zweiten bleibt auch nicht so viel übrig, was mein größter Kritikpunkt ist. Auf die vielen Fakten und Daten wird quasi garnicht eingegangen. Man rennt zu Schauplatz 1, entdeckt eine Statue, rennt zum nächsten, entdeckt den nächsten Hinweis, klappert so alle vier Kirchen ab und hat danach ein tolles, schiefes Kreuz auf der Karte. Diese extrem abgespeckte Version des Buches lässt es zu einem durchschnittlichen Streifen verkommen, der dafür, dass er immer nur in einer Stadt spielt und kaum noch Faszination übrig hat (die Illuminati kommen im Film in gefühlt drei Sätzen vor), eine sehr eindimensionale Handlung mit absolut blassen Charakteren vorweist.
Übrigens denke ich auch, dass die Besetzung nicht optimal getroffen ist. Langdon, der Held des Film, verkörpert von Tom Hanks, macht, wenn er nicht gerade mal wieder mit besorgt-bedrücktem Giftblick durch Kirchen hetzt, einen Eindruck, als wolle er nur noch raus hier. Der fanatische Auftragskiller, der hier allerdings nicht wie eben jener, sondern wie ein Söldner wirkt, der Theologie studiert hat, wirkt auch komplett anders als im Buch, und sein unrühmliches Ableben wird der Rolle absolut nicht gerecht. Nur Ewan McGregor als Priester macht einen relativ vernünftigen Job.
Alles in allem ein Film, der die Erwartungen enttäuscht hat. Dennoch habe ich mich selten gelangweilt. Ein durchschnittlicher Film für einen Abend, aber weder dem Buch noch den Hype wird er gerecht.

Das Tier in dir - X-Men Origins: Wolverine

Viele Fans der ersten Stunde und Comics monieren, dass der Film vor lauter "Fehlern" in Bezug auf die Lore und der "Verstümmelung" einiger Charaktere massiv an Wert verliert, ich sehe dies jedoch anders. Schon immer, und dies war in allen Superheldenfilmen, -comics und TV-Serien so, waren es nie kontinuierliche, geschichtlich akkurate Werke, sondern stattdessen astreine Neuinterpretationen in alternativen Universen. Im neuesten Batman tritt der Joker zum dritten Mal in der Geschichte der Batmanfilme als "neu" auf, in Spiderman 2 stirbt Doc Oc, obwohl er noch Jahre danach in animierten TV-Serien mitspielt. Und die verschiedenen X-Men Serien lassen Charaktere sterben und wieder auftreten, obwohl sie im Vorgänger schon unter die Erde gebracht wurden. In der einen Serie ist Charakter A bei den Guten, dann ist er bei den Bösen, dann hat er eine Affäre hier, dann eine da. So gesehen finde ich, sollte man den Film nicht auf seine geschichtliche Logik hin bewerten, sondern stattdessen, wie die Neuinterpretation umgesetzt wurde, ob die Handlung spannend gemacht ist und ob man Spaß hatte, ihn anzusehen.
Und hier hat der Film bei mir gepunktet. Nicht nur, dass er den mit Abstand coolsten Helden hat, den man sich unter der Sonne vorstellen kann, es ist auch wahnsinnig faszinierend, zu sehen, wie er zu dem geworden ist, was er jetzt ist.
Man könnte meinen, ein Film über einen unsterblichen Helden wäre langweilig. Wäre er auch, wenn man ihn nicht anschauen würde, um zu sehen, ob er überlebt. Man schaut ihn vielmehr deswegen an:
Erstens: Wegen dem Held! Wolverine aka Logan aka James Howlett wird von Hugh Jackman so überzeugend verkörpert, dass es eine reine Freude ist, ihm zuzusehen. Egal ob er gerade wieder einen coolen Spruch ablässt, sich mit verschiedenen anderen Mutanten duelliert oder mit seiner Freundin flirtet, immer denkt man sich als Mann: So möchte ich auch sein, und als Frau... naja, ich denke das wisst ihr.
Zweitens: Die Geschichte! Für viele ist es spannend zu sehen, wie Logan zu dem wurde, was er ist. Andere wiederum wollen einfach nur wissen, ob er die Rache für seine Freundin bekommt. Beide werden nicht enttäuscht werden. Und am Ende wird alles sogar halbwegs logisch zusammengeführt.
Drittens: Fan-Service! Vor allem für Fans der Comics und Filme sind viele kleine Easter Eggs versteckt. Von dem Holzhammerauftritt von Scott Summers oder eher subtileren - der Wiedererkennungswert ist hoch.
Egal ob Fan oder nicht, der Film ist ein wirklich guter Film für einen verregneten Abend, kein Oscargewinner, aber ein sehenswerter Film, bei dem man von Anfang bis Ende Spaß beim zusehen hat.

Atomkrieg und blaue Götter - Watchmen

Er stammt vom Regisseur von 300, welcher immernoch hoch in meiner Gunst steht. Er handelt von Superhelden und er bringt mehr als nur die Standartgeschichte von "Held bekämpft Verbrechen und hat Identitätsprobleme bzw. Liebeskummer bzw. will sich nicht mehr maskieren". Sogesehen eigentlich der perfekte Film für mich. Nach dem Ersteindruck geht man allerdings etwas verwirrt aus dem Kino. Was war jetzt der Konsenz des Ganzen? Hat der Film eine Botschaft? Hat er eine Handlung? Oder ist das ganze Werk einfach nur eine als sozial- und menschheitskritisch getarnte Zusammenballung von Gewaltszenen, vollgestopft mit Superhelden, die keine sind? Man muss ihn wahrscheinlich mehrfach sehen, um hinter diese Frage zu kommen. Aber nach einiger Zeit und viel Nachdenken kann ich zumindest sagen, dass er mir gefallen hat. Die Geschichte um Mord und Verrat von Superhelden, die keine mehr sind und jetzt ihren Lebensabend als deprimierte Zyniker verbringen ist angenehm erfrischend. Die Hintergrundgeschichte um den drohenden Atomkrieg zwischen Sowjets und Amis ist spannend und die philosophisch anmutenden Dialoge über den Sinn und den Wert des menschlichen Lebens regen einen zu Nachdenken an. Viele Dinge, die Mr. M auf dem Mars von sich gibt erscheinen einem zunächst abschreckend, jedoch kann man sich nicht davor verschließen, dass er zumindest logisch argumentiert, als entglittenes Wesen, eiskalt logisch und emotionslos, jedoch immernoch schlüssig. So wird man hin und her geworfen - von der nachdenklich pessimistischen Diskussion, ob Leben im Universum einen Sinn hat in die nächsten Szene, in dem einem Gefängnisinsassen die Arme abgesägt werden, ein anderer unter Stromschlägen ums Leben kommt und ein kleines Mädchen von Hunden zerfleischt wird. Am Ende weiß man nicht so ganz, was man jetzt eigentlich angeschaut hat. Mainstream oder gar konventionelle Kost ist es auf keinen Fall. Es ist eine erfrischend neue Art von Film. Die einen werden ihn lieben, die anderen werden ihn hassen - ich fand ihn am Ende dann doch gut. Auch wenn ich finde, dass der Abschluss der Story sehr aprubt und vor allen Dingen etwas unelegant gelöst daherkommt. Aber man kann es eben nie allen Recht machen.
 
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