Ist Breitband breit?

MacJunkie79

Rare-Mob
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Die großen Internetanbieter tönen und werben mit immer größeren Bandbreiten, immer schnelleren Geschwindigkeiten. VDSL mit 25 MBit/s...30 MBit/s unserem Breitbandhunger scheinen keine Grenzen gesetzt. Während wir im Rausch der Geschwindigkeit leben, da wir in Städten wohnen, wird es auf dem Land schon gemütlicher. In einigen Regionen heißt es da noch "DSL? Was ist das?" Doch ist es in den Städten wirklich so gut bestellt mit der Geschwindigkeit? Ist der Unterschied zwischen Stadt und Land wirklich so groß?

Schauen wir uns doch zunächst ein mal das deutsche Datennetz an. Die Telekom hat weite Bereiche bereits auf Glasfaserkabel umgestellt und so fast unbegrenzte Bandbreite auf diesen Strecken zur Verfügung. MNet unterhält auch ein eigenes Glasfasernetz, aber nur für Geschäftskunden. MNet-Privatkunden werden über das Netz der Telekom verbunden. Kabel Deutschland und cablesurf bieten Internet über das TV-Netz also über Koaxialkabel (wie in Österreich seit Jahren praktiziert) an. 1&1 macht es seinem Konkurrenten gleich und mietet sich Leitungen bei der Telekom. "Hm" werden jetzt einige sicher sagen, "aber ich hab überhaupt kein Glasfaser, wie kommt denn das Internet zu mir?" Dafür sind die Verteilerknoten zuständig und die berühmte "letzte Meile", die bisher immer von der Telekom eingerichtet wurde. Die eben diese Meile eben ist Kupfer. Zu jedem DSL-Kunden führen zwei Kupferdrähte von diesem Knotenpunkt. Und genau hier liegt der Hase im Pfeffer...warum?

Das Zauberwort heißt "Nahnebensprechen" und bezeichnet den Stöhreinfluss zweier signalführender Kabel aufeinander. Banal erklärt, werden, wenn ihr Euren DSL-Anschluss beantragt zwei Kabel auf ein "Klemmbrett" aufgesteckt. Dieses Kabelpaar muss einen gewissen Abstand zum nächsten Paar haben, damit sich beide nicht stören. Kleiner Hintergrund: Fließt irgendwo Strom, entsteht ein Magnetfeld das anderen Stromfluss beeinflusst und so das Signal dämpft. Ist auf dem Klemmbrett aber kaum noch Platz, dann werden die Kabel halt auch mal direkt neben einem anderen Paar gesteckt. Das Nahnebensprechen beeinflusst beide Kabelpaare und durch die so aufgehäuften Fehlsignale sinkt die Bandbreite. Je mehr Kabel (Adern) aneinander liegen um so schlimmer, sprich schlechter, sprich langsamer wird das Ganze.

Zweiter Punkt ist die länge der letzten Meile. Wenn sich Strom durch einen Kupferdraht bewegt, dann wird er mit der Länge des Kupferdrahtes immer schwächer (bei Licht und Glasfaser ist das das Gleiche) und das Signal wird verzerrt oder geht ganz verloren. Verzerrung oder Verlust bedeutet immer Arbeit für Euer Endgerät und deshalb Bandbreitenverlust. Gerade im Stadtrand sind die Knotenpunkte nicht gerade dicht gesäht.

Fassen wir einmal zusammen: Das Glasfasernetz Deutschlands gehört nahezu komplett einer Firma - der Telekom, die gezwungen wird an andere Provider zu vermieten - sprich der Konkurrenz letztlich zu helfen. Die drei größten Provider für Privatkunden in Deutschland teilen sich also ein Netz. Auch Glasfaser ist nicht unendlich belastbar. Die Verteilerknoten sind in Großstädten im Zentrum konzentriert. Im Zentrum leben so viele Leute, dass diese nahezu ausgelastet sind. Es gibt einfach zu wenige. Am Stadtrand wird die letzte Meile zu lang um auf wirklich die Bandbreite halten zu können.

Bandbreite ist in den heutigen Tagen ein MARKETINGWITZ. Messt einmal Eure Leitung mit Tools wie http://www.wieistmeineip.de. Niemand von Euch wird auf die wirkliche Bandbreite kommen, die er auch bezahlt. 10% der Bandbreite muss man der Netzwerkgemeinschaft opfern, das ist einfach so. Alles was Euch dann noch fehlt, ist Zeichen der Ignoranz Eures Internetproviders in das Netz zu investieren und Kunden zufrieden zu stellen.

Warum ändert sich an der Situation nichts? Wir zahlen ja alle brav unsere 20, 30, 40 oder 50 Euro im Monat um "schnell" im Internet zu surfen. Wieso sollen die Provider also an der Situation etwas ändern? Statt dessen heuert man einfach ein billiges Callcenter voller Nullchecker an, schaltet eine 01805-Nummer davor um noch mehr zu verdienen und melkt die Kundenkühe ordentlich durch.

Fazit: Das Datennetz Deutschland muss aufgeräumt und ausgebaut werden, nicht nur auf dem Land auch in der Stadt müssen stabile und breite Datenverbindungen für eine ordentliche Geschwindigkeit auf der Datenautobahn sorgen. Seit Jahren stehen wir im Stau und ständig kommt jemand unseres Providers vorbei und bejubelt uns wie schnell wir doch unterwegs seien.

In diesem Sinne gute Nacht. :blub:
 
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