Wtf ist Knörz?

Khanor

Dungeon-Boss
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"Knörz".

Mit diesem Wort wurde ich kürzlich konfrontiert und konnte mir im ersten Moment gar nichts darunter vorstellen (außer vielleicht 'Studienrat Dr. Knörz" aus der "Lümmel"-Reihe). Was zum Geier ist ein "Knörz"?

Doch der Reihe nach.

Zu Beginn des Studiengangs Bauingenieurwesen wird der Ball noch flach gehalten; "Willkommen an der 'h_da', schön, dass Sie sich zum Studium blabla bla bla, knüpfen Sie Kontakte, auch zu anderen Studiengängen und halten Sie die Augen offen zwischen den einzelnen Vertiefungsrichtungen."

Irgendwann beginnt man dann zu merken, dass man mit den anderen Studiengängen ganz und gar nichts zu tun hat und den Maschinenbauern, den Informatikern und allen anderen gerademal in der Mensa über den Weg läuft - bis auf den Architekten. Die Architekten sieht man immer und überall und sie fallen allein schon durch ihre modische Gewandheit auf.

Architekten sind diejenigen, die den Bauingenieuren am nächsten stehen - sie bringen uns Arbeit. Und somit schaut man dann immer etwas in die Richtung derjenigen, die um ein vielfaches mehr verdienen werden als wir, fragt sich warum ein Gestalter mehr Geld für etwas bekommt als jemand, der dafür sorgt, dass alles stehen bleibt und niemand stirbt und nach einiger Zeit kommt man ganz natürlicherweise an den Punkt, an dem man eine gewisse Aversion gegen den Architekten an sich entwickelt und er gern Ziel von Spott wird. Und das, obwohl man ja eigentlich nur neidisch ist.

Nachdem sich dieser Zustand gefestigt hat stellt man fest, dass es in den eigenen Reihen ja auch komische Lebewesen gibt. Alle mit unterschiedlichen Vorlieben in Bezug auf die Vorlesungen, alle mit unterschiedlichen Stärken und alle mit sehr ausgeprägten Eigenheiten und Macken. Und so beginnt auch intern ein kleiner Krieg (wenn auch nicht so ausgeprägt) und man merkt schnell, dass plötzlich ganz viele kleine Grüppchen gebildet sind und einige davon einfach nur egal, andere einfach nur störend und wieder andere einfach nur ätzend sind. Da gibt es diejenigen, die gern alles nehmen ohne selbst etwas zu tun, aber auch diejenigen die jede Menge tun und scheinbar fast alles können, sich aber nicht scheuen von anderen das zu nehmen was sie brauchen ohne sich jemals dafür zu revangieren. Ich liebe solche Leute...

Im Laufe dieser Entwicklung bildet sich eine Gruppe heraus von denen man ganz genau weiß, dass sie totale Versager sind und wahrscheinlich niemals das Studium beenden oder - was leider am wahrscheinlichsten ist - irgendwie gerade so nach viel zu vielen Semestern durch die Klausuren schlittern, einen Abschluss zwischen 3,5 und 4 ergattern und den Arbeitsmarkt zuschwemmen um das Bild weiter zu vermitteln, dass jeder Depp studieren kann.

Und irgendwann ist man (erst) im dritten Semester und weiß, dass man bald seine Vertiefungsrichtung wählen muss. Der Bauingenieur wird im Bereich Verkehrswesen, Wasserwesen, Baubetrieb (Wirtschaft) und dem konstruktiven Ingenieurbau eingesetzt, was natürlich alles ein gewisses anderes Wissen erfordert. Im Grundstudium wird eine gemeinsame Basis geschaffen, im Hauptstudium wird diese ausgebaut und die Möglichkeit gegeben ein wenig von jedem Studiengang zu sehen um sich ein Bild machen zu können und im Kernstudium wird es dann zur Sache gehen - mit wieder einem neuen Kleinkrieg.

Ich durfte Donnerstag nach einer Klausur noch eine Unterhaltung zwischen sechs oder sieben Leuten mitverfolgen, von denen vier aus dem konstruktiven Bereich stammten, einer aus Baubetrieb und nicht fehlen durfte natürlich ein Verkehrsvertiefer. Ich frage mich wo die Wassernixen sind, ich seh davon nie einen... Gibt es überhaupt jemanden, der Wasserwesen vertieft?

In besagter Unterhaltung stellte sich jede Seite mal wieder dar, jeder motzte über ein anderes Fach und irgendwann lief es doch mal wieder darauf hinaus: die Konstruktiven haben es am schwersten, die Baubetriebler machen wirre Theorie und die aus dem Verkehrswesen machen auch irgendwas...

Es ist schon interessant anzusehen, dass sich im Endeffekt doch alle einig sind, egal aus welcher Vertiefungsrichtung man kommt: die Konstruktiven haben es irgendwie am schwersten. Worauf man da alles so achten muss ist schon echt krank, für jeden Werkstoff andere Berechnungen, die Nachweise für jedes Bauteil sind einfach nur krank und aufwändig und obwohl man das Grundwissen darin für jede Vertiefungsrichtung benötigt ist es doch auch der Bereich, der die meisten abschreckt und wo die mesiten ihre Probleme haben.

Nach derlei Ansichten wundert es wohl niemanden, wenn besagte Nullnummern-Gruppe von eben alle Verkehrswesen vertiefen.

Versteht mich nicht falsch, ich will das Verkehrswesen nicht schlecht machen, denn auch da gibt es einige, die das Studium wirklich ernst nehmen und wirklich brauchbar sind, aber es ist schon auffällig, dass alle diejenigen, die ich als studienungeeignet einschätzen würde hinterher ihren Bachelor in diesem Bereich machen...

Doch bevor ich mich nun noch weiter in Aussagen verstricke, die mir den Unmut eines jeden Verkehrsvertiefers einbringen ohne, dass ich das eigentich beabsichtige komme ich wieder zurück zum Thema: Knörz.

Ich liebäugle schon seit dem ersten Tag mit dem konstruktiven Ingenieurbau - "K" genannt. Das hat ganz simple Beweggründe: Ich finde es toll, wenn Wasser da ist und ich finde auch die Ansicht irgendwo auf der Welt Staudämme zu bauen und die Wasserver- und entsorgung herzustellen recht romantisch behaftet, aber ich kann mir einfach nicht mehr dafür begeistern als es zum duschen, trinken und kochen zu nutzen. Sorry, aber "W"-Vertiefung fällt einfach aus.
Straßen sind in meinen Augen spitze, sofern sie auch noch Platz für Begrünung lassen und intakt sind, was aber beides nicht häufig vorkommt. Außerdem ist grau nicht sonderlich meine Lieblingsfarbe. Auch wenn die "V"-Vertiefer meinen, dass es der einzige Bereich ist, in dem man als Bauingenieur selbst noch gestalterisch tätig werden kann (was auch stimmt, da hier kein Architekt den Ton angibt) ist es doch einfach nichts für mich.
"B" wie Baubetrieb: Ach bitte, geh weg. Ich hasse Paragraphen und Kosten und das willenlose herumwerfen mit Vorschriften. Auch wenn im Bereich K so manche DIN eingehalten werden muss etc. kann ich mich schlicht nicht damit anfreunden.

Somit also blieb nach dem Ausschlussverfahren nur Konstruktiv übrig, was einen Haufen Arbeit bedeutet.

Ich habe in diesem Semester bereits einen Wahlkurs aus dem Bereich K belegt und einige weitere Einblicke darin bekommen und festgestellt, dass die Leute, die am Ende dafür übrig bleiben zwar krank in Sachen Berechnungen sind, aber ebenso krank im Kopf. Ich hab selten so viel gelacht wie in diesem Kurs, weil die Leute einfach in Puncto Spontanität und Wortwitz voll auf meiner Länge waren. Und das Beste daran war einfach, dass ich bei den meisten davon eher das Gefühl hatte, dass sie trotz der Wahl der angeblich schwersten Vertiefungsrichtung nie zu den geistigen Überfliegern gehört haben. Die meisten teilen einfach meine Ansicht über die anderen Studiengänge.

Kürzlich erzählte einer aus besagtem Kurs völlig betroffen, dass die V-Vertiefer, bzw. die Nullnummern aus dem Bereich, einen eigenen Spitznamen für 'uns' hätten. "Knörz" nannte er es. Und wie eingangs erwähnt wusste ich nicht wirklich, was er damit meinen könnte, doch seine Erklärung folgte auf dem Fuße und klingt recht einleuchtend:

"K-Nerds".

Die Konstruktiven gelten einfach als Streber und Idioten (es gibt einfach vielfältige Übersetzungen dieses Wortes) und obwohl ich alles, nur kein Streber bin und auch fast nur Leute kennen gelernt habe, bei denen es ähnlich aussieht muss ich ganz ehrlich sagen:

Ich will ein Knerd sein!



In diesem Sinne: drückt mir die Daumen für die Klausuren. Die letzten sind zwar erst zwei bis vier Blogs her, aber die Zeit vergeht ja bekanntlich schnell.

Und warum bin ich eigentlich Sonntags wieder um halb sechs wach (nachdem ich von Verkehrswesen geträumt habe) und werd dafür Montag bis Freitag wieder nicht aus den Federn kommen?
mad.gif
 
So wird doch aus einem beleidigend klingenden Wort eigentlich eine Form der Hochachtung.
btw: ich bin zum Thema nerd (allerdings IT in dem Fall) auf eine sehr schöne selbstdarstellung einer Österreichischen Hochschule gestossen
Der nerdtest:
http://www.no-nerd.de/Nerd-O-Mat
Und der Ãœberlebensguide:
http://www.no-nerd.de/Study-Survival-So-%C3%BCberlebst-du-am-Campus

In dem Sinne: Ich drück Dir die Daumen.
 
Oh mann, da hab ich Österreichisch geschriebn - wie peinlich.
OK OK, das ist natürlich völliger Unfug, ein dickes Sorry an alle Passauer
 
so, und für das Sorry an die Passauer muss ich eigentlich ein Sorry an alles Österreicher schicken - ein Teufelskreis.
Einfacher wäre eine edit Funktion.

Oha, aus der Nummer komme ich nicht mehr raus.
 
Laut Test bin ich kein Nerd... aber man weiß ja nicht, wie der Test für Bauingenieure aussehen würde.
Beispiel: eigentlich hatte ich letzte Woche vor Verkehrswesen und Geotechnik zu lernen, ich hab mich statt dessen aber jeden Abend dazu hinreißen lassen die Hausübung in Statik zu rechnen, zu verstehen und bin Dienstag lieber ins Massivbau- und Statiktutorium gegangen anstatt zu lernen, obwohl in diesen beiden Fächern erst im Sommer die Klausuren anstehen... Also wohl doch ein Knerd ;)
 
Danke :D
Am besten find ich die eine Tussi, die ich nur in Baubetrieb sehe (bzw. mehr höre als sehe). Sie hat meiner Meinung nach optisch gar nichts ansprechendes - sie sieht das anders. Und daher nutzt sie jede Möglichkeit um ihr Augen-MakeUp zu kontrollieren etc. Handydisplays, Lineale und - ich hätt schreien können vor lachen - das Display ihres Texas Instruments Taschenrechners. Da wusste ich, dass sie wirklich einen Weg gefunden hat den Neuwert des Geräts von ~200 €uro komplett auszuschöpfen ^^
 
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