Alte Liebe rostet (doch) nicht II - Ein Meister und ein Schüler

The Dude

Dungeon-Boss
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Zur Kategorie "Dinge von denen ich sicher nicht gedacht hätte, dass ich sie mal mit Spaß und Engagement tue" gehört bei mir ganz sicher auch "Schurken spielen"

Vielleicht passt das auch einfach in die sehr interessante Stimmung, in der ich mich gerade befinde.

Ich weiß nun nicht ob Weihnachten seine lebkuchenschwangeren Schatten vorauswirft oder mich mein 30ter Geburtstag dann doch in so eine art "Start-Life-Crisis" stürzt - in jedem Fall stelle ich fest, dass ich in den letzten Tagen und Wochen wieder Orte und Menschen aufsuche, die auf die eine oder andere Art und Weise zur intensiveren Vergangenheit gehören (oder gehört haben).
So habe ich am letzten Wochenende endlich wieder zu den beiden DSA Runden in der alten Heimat gefunden (Wir hatten ursprünglich anfang des Jahres miteinander gebrochen, hauptsächlich, weil ich immer mehr Termine hab schleifen lassen (300km einfach sind schon eine Entfernung) und weil ich auch damals mit einer Fernbeziehung reichlich beschäftigt war), besuche im Web irgendwelche alten Treffpunkte und habe die etwas besorgniserregende Tendenz mir Gedanken darüber zu machen, was meine Ex Freundinnen (also einige davon - die denen man nicht die Pest an den Hals wünscht
wink.png
) wohl gerade mit ihrem Leben so tun.

Kurzum: Irgendeine höhere Macht hat meiner Existenz spürbar einen dicken "NOSTALGIE" Stempel auf die Stirn gezimmert.

Ja und vielleicht hat es mit eben diesem Nostalgiestempel zu tun, dass es mir tatsächlich Spaß macht, meine Schurkin durch Azeroth und diverse heroische Instanzen und random Raids zu steuern.
Natürlich ist gerade bei den frisch 80ern der Sammeltrieb besonders ausgesprägt. Natürlich bin ich so ein Mensch dem es wichtig ist sich selbst zu beweisen, dass er auch seine Twinks akzeptabel spielen kann (Wahrscheinlich ist es sehr gut, dass mein Mainchar Tank ist... ich entwickle immer verhängnisvolle Affären mit dem Damage (aka ePeen) Meter, wenn ich DDs spiele). Und natürlich werden Instanzen, deren Texturen, muss man sie mit dem Mainchar besuchen, aufgrund der Gewöhnung die Augen zum Tränen bringen, auf wundersame Art und Weise mit einem neuen 80er Twink plötzlich wieder hochspannend und interessant.

Allerdings war mir aber auch keine WoW Klasse über all die Jahre in ihrer Mechanik so suspekt wie der Schurke.

Ich weiss ganz genau wann ich das erste mal mit der schmerzhaften Tatsache konfrontiert wurde, dass es eben nur wenige sinnvolle Muster gibt, wie man Punkte letztendlich auf den bunten Landschaften der Skilltrees verteilen kann - und dass es doch signifikante Unterschiede im Erfolg gibt, je nachdem wie und in welcher Reihenfolge man seine verschiedenen Fähigkeiten herunterhämmert.
Bis zu diesem schicksalhaften Tag in Uldaman - irgendwann kurz nach Level 40 war ich glücklich im bonbonbunten Teletubbie Land des völligen Neulings unterwegs.

Ich habe mir nicht wirklich fundiert Gedanken gemacht, welche Styles und Finisher am effektivsten sind und noch weniger darüber, dass es möglicherweise nicht unbedingt der ultimative Ansatz ist, Skillpunkte möglichst horizontal symmetrisch in den einzelnen Bäumen zu verteilen.
Es war die schöne Zeit der Unschuld, in der ich dem Spiel noch das Versprechen geglaubt habe, dass es unglaublich viele schöne und gleichberechtigte Fähigkeitskombinationen gibt, die alle mehr oder weniger ausgeglichen in ihrer Wertigkeit sind.

Was die genutzten Fähigkeiten anging, hatte ich den klassischen single-player Holzweg beschritten - ich ging stillschweigend davon aus, dass jede neue Fertigkeit die ich beim Lehrer lernte entweder eine wichtige Ergänzung zum bisherigen Skillsatz darstellen muss ODER aber auf jeden Fall "besser" sein muss, als das zu einem früheren Zeitpunkt gelernte.

Das einzige was ich (soweit ich mich erinnern kann) schon sehr früh verstanden hatte, war auf die richtigen Itemstats zu achten - entsprechend schaute ich vornehmlich nach Beweglichkeit und kannte sogar das eine oder andere Best In Slot Item für mein jeweiliges Level.
Das ist wie ich finde auch so eine Qualität des ersten Charakters und der Abwesenheit von Effizienzdenken: Damals war jedes gründe Item ein Schatz und jedes Blaue eine Offenbarung.

Ich weiss, dass ich stolz wie ein König aus meinem ersten Run durch die Höhlen des Wehklagens (über die ich mich übrigens wieder minutiös in den Buffed Instanzguides und auf wowwiki informiert hatte) mit den Handschuhen des Giftzahns und dem Schwanzstachel von Skumm heruaskam, als Questbelohnung die krätzpurpurnen Deviatgamaschen mitnahm und mir dann sogar noch den blauen Deviatschuppengürtel als Lederer bauen und die Flügelklinge als finale Questbelohnung abholen konnte.

Unvergessen auch der Augenblick, als ich erstmals in den Tiefen der Guides auf die "Latzhose des Stolperläufers" stieß. Ich weiss noch wie ich damals ungläubig auf den Bildschirm starrte als ich feststellte, dass es sich um eine Questbelohnung aus der Instanz "Gnomeregan" handelte ...sie quasi nur dort darauf wartete von mir abgeholt, mit einem Flicken versehen und in kalten, flüssigen Damage (eher sein lauwarmer, halbfester kleiner Bruder, aber das war mir zu diesem Zeitpunkt dankbar unklar) umgewandelt zu werden. - Naja... Quasi

Denn zwischen mir und der Latzhose stand die Kleinigkeit von Gnomeregan... und damals war ich Jungspieler. Ich hatte zwar eine Gilde, das war aber so eine klassische Levelgilde, deren Gildenleiter und damals auch weitest fortgeschrittener Spieler Level 40 gerade geknackt hatte.
Da war nichts mit ::rein - zur Kante - aufs Zahnrad springen - durch den Schleim schleichen - Rampe runter - von der Kante hüpfen - am Rand entlangschleichen - Rampe Runter - Boss Umhaun, gut::, sondern man durfte noch Stunden und etliche Wipes, bösartige Alarmbot Adds und vor allem rettungs- und endloses Verlaufen einkalkulieren.
Ach Gnomeregan - es war eine schöne Zeit^^.

Heutzutage macht man dann solche sportlichen Aktionen wie die Instanz mit 2 Huntertwinks leerräumen oder lässt sich einfach schnell mal hinziehen - those were the Days, my friends
wink.png


Meine nächsten wundervollen Errungenschaften waren "Vendetta" den blauen Kral-der-Klingenhauer-only Random Drop Dolch, ein unglaublich stylisher Tigerstreifenumhang als World Random Drop und abschliessend ein unglaublich nettes Geschenk von einem meiner damaligen Levelbegleiter (eine Ork Jägerin namens Naomi -- ich habe übrigens genau heute, beim Nachdenken über diesen Blog hier begriffen, warum "Naomi" so ein beliebter Name bei Jägern sein könnte^^ Wem sagt die M.G.S. Anspielung noch etwas?): Einen epischen Dolch ...ich war stolz wie ein Schneekönig und mehr denn je überzeugt, mit diesem Gear eine Bereicherung für jede Instanzgruppe darzustellen.

Bis zu eben jenem folgenschweren Tag in Uldaman. Da war nämlich ein zweiter Schurke mit von der Partie. Und der hatte Ahnung. Und einen Damagemeter.

Damit war er nicht nur in der Lage mir mitzuteilen, dass ich da einiges besser machen könnte (Das tat dieser Spieler offensichtlich auch gerne und häufig und nicht nur bei mir, wie ich Jahre später feststellen durfte, als ich dann auch am Puls der Server Society war... nichtsdestotrotz war ich ihm zum damaligen Zeitpunkt sehr dankbar für die Tips), blöderweise konnte er es auch noch beweisen.
Er riet mir zu einer Combat Skillung, erklärte mir, warum Riposte zum Leveln toll ist und warum "Zerhäckseln" spektakulärer ist, als es beim Tooltip lesen klingt.
Nach dem Ulduar Run nahm er sich die Zeit mir komplett per Whisper eine passende Skillung zu erklären und mir zu zeigen, wo ich einen Damage UND einen Threat Meter (das war damals noch KTM, falls sich irgendjemand der Herren mit den grauen Schläfen daran noch erinnern kann) herbekomme und wie ich das "installiere".
Damit hatte ich dann neben einer neuen tollen Skillung (Klingenwirbel + Adrenalinrausch nannte mein Kurzzeit Lehrmeister den "Godmode") auch mein erstes AddOn bekommen... und damit Zugang zu einer völlig neuen Dimension des Spielens.

Interessanterweise war allerdings dieser "Aha" Augenblick aber auch der Grundstein für meine langjährige Verunsicherung was das "richtig und sauber" Spielen der Klasse "Schurke" angeht - es war der erste große Dämpfer und danach hatte ich so viel Demut gelernt, dass mir mein Char plötzlich wie ein komplexes werkzeug vorkam, das ich niemals würde vernünftig bedienen können.

Allerdings sollte es noch bis TBC dauern, bis ein Paladin die Schurkin für lange Zeit aufs Abstellgleis beförderte... und bis dahin gibt es noch einige interessante Geschichten zu erzählen.
Zum Beispiel von meiner Rückkehr in die Pestländer und vor allem einer der im Nachhinein schönsten Episoden meiner frühen Zeit: Das Projekt"Sturmschleier Set"

Davon erzähle ich, für alle, die sich durch diese kleinen Rückblicke adäquat unterhalten fühlen, beim nächsten Mal - Danke für die Aufmerksamkeit und etwaiges Feedback und Kommentare (Schreiber wollen vor allem eines: Beachtung^^)
 
nice and long to read. ich für meinen teil habe alle klassen auf 2 realms auf max, dh. 20 mains :) ... ne ne .... scherz ... 20 ... max ... stimmt ... mains, nein ... 2 mains reichen. aber die abwechslung ist es, die mir spass macht. go on blogging.
 
Auch dies ist ein toller Blog... dass der mir durch die Lappen gegangen ist, ist ja schon fast ein Unding ^^

Mein erster Charakter war eine Magierin. Ihre ersten Erlebnisse in der Todesmine waren auch sehr ernüchternd, besonders, als mir erklärt wurde, wie man Gegner in Schafe verwandelt...

Aber die Mitstreiter waren sehr geduldig mit mir ;-)
 
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