Pelorusjack
Quest-Mob
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Obwohl nur in Deutschland gebraucht und auch nur für deutsche Verhältnisse erfunden, hat sich der Begriff Hartz IV auch in der Schweiz verbreitet. Hierzulande nennt man die Hartz IV Empfänger einfach Sozialhilfeempfänger. Arbeitslose erhalten normal Arbeitslosengeld wie in Deutschland auch, und nach Ablauf von 400 Tagegeldern kann man einen Antrag auf Sozialhilfe stellen. Doch was hat das mit MMOPRG's zu tun?
Meine Umgebung kennt Hartz IV aus den Medien, wenn sie über 40 Jahre alt ist, und wenn sie jünger ist dann kennt sie den Begriff aus den Foren von Onlinespielen. Jene Games haben den Vorteil und Makel, dass sie rund um die Uhr gespielt werden können und den Vorteil haben, dass diese Zeitinvestion sich direkt und auch für die Zukunft spürbar macht. Dadurch erhält die Langzeitmotivation einen extremen Langzeitschub, den weder Molyneux' Populous, Sim City von Maxis und Sid Meier's Civilizations je erreichen konnten. Wenn der Spielspass abflaut, so bringen die Firmen neue Inhalte und das Ganze geht in die nächste Runde. Es ist also ganz klar, dass wer Zeit hat, auch entsprechend erfolgreich ist, denn Zeit ist in MMORPG's das Mass aller Dinge. Farmen (das Finden und Abbauen von Materialen und Rohstoffen), Jagen, Questen, Dungeons erforschen und selbst soziale Kontakte werden besser, je länger und intensiver man spielt. Nun, wer hat hierfür so viel Zeit?
Schüler, Studenten, Arbeitslose - das scheint die berüchtigte Trias der erfolgreichen Onlinezocker zu sein und der Begriff "Hartz IV Empfänger" ist zu einem Schimpfwort in den gängigen Foren geworden. Nun ist das Ganze aber nicht so einfach hinzunehmen. Das Hauptproblem selber, nämlich dass Hartz IV Empfänger vom Staat leben, also von der Arbeit anderer, ist wohl in seltenen Fällen von Spielsucht verursacht. Eher ist es so, dass spielen eines der wenigen Dinge sind, die den Erwerbslosen überhaupt ermöglicht sind mit ihren Budgets. Man kann auch sagen, dass es wohl besser ist, sie spielen ein harmloses Game als dass sie auf schlechtere Ideen kommen. Ein Grossteil meiner Freunde (25-40 Jährig) sind eingefleischte Zocker. Zur Zeit haben alle eine Arbeit, aber dem war nicht immer so. Ich kenne nur einen einzigen, der durchgehend gearbeitet hat oder arbeiten konnte. Jeder andere, inklusive ich selber war irgendeinmal in seinem Leben über kurze oder längere Zeit Arbeitslos. Ich rede hier nicht von Taglöhnerarbeit, sondern von Musikern, Chemikern, Informatikern, Laboranten etc.
Erwerbslos war ich vor 2 Jahren für 7 Monate, wovon ich drei einfach so in Kauf genommen habe, um eine Auszeit zu nehmen und ausgiebig zu spielen. Da war ich 32. bis zu dem Zeitpunkt habe ich 12 Jahre lange ein halbwegs brauchbares Einkommen erwirtschaftet, das zum Leben reichte, gelegentlich auch nicht. Ehrlich gesagt, waren die drei Monate intensiv spielen genau das, was damals im Spiel die meisten Vorteile brachte: Stammgruppe, Gold, Ehre, Ausrüstung und einen gewissen Ruf. Man konnte zu der damaligen Zeit im Raid und PvP-Bereich von WoW einfach nichts reissen ohne sehr intensives Spielen, erst mit Wotlk scheint ein wenig Dynamik aus dem Totalzocken gezogen worden zu sein, wobei ich WoW inzwischen aufgehört habe. Was will ich jedoch damit sagen? Ich finde, dass sehr viele Leute ihr Maul etwas gar weit aufreissen, wenn es um anklagende Worte gegenüber Hartz IV Empfängern geht. Oft sind es Personen, die in Sachen Generierung von Bruttosozialprodukt noch in den Anfängen stecken oder gar von Schülern und Studenten selber, die noch nie den Arm für irgendjemanden biegen mussten.
Es gibt allerdings viele Leute, die sich hinter "Student", "Azubi"oder "Schüler" verstecken. Nein, jemand der auf einen Studienplatz wartet ist kein Student, sondern jemand, der eben darauf wartet einer zu sein. Abendschule muss auch kein Studium sein, sondern eben nur eine Schule für solche, die durch den Tag etwas anderes tun. Dann gibt es noch die Schüler, die eine Ausbildungsstelle suchen oder Arbeitslose, die sich weiterbilden, etc. etc. Oft leugnen die Leute, dass sie normal arbeiten, aber wenn man genau fragt sind es vielleicht Jobs, Teilzeitstellen, Praktika. Gelegentlich merkt man, dass die "Schichtarbeiter" gar keine Schicht machen oder dass irgendjemand dauerkrankgeschrieben ist oder Ähnliches. Wir leben in einer Gesellschaft, die nicht mehr damit rechnen kann bei VW alt zu werden oder bei Bayer. Das nennt man Brüche im Curriculum Vitae, im Lebenslauf. Manchmal hat man einfach Pech, manchmal war zu gutgläubig, liderlich, ängstlich, wurde verlassen. Manchmal hatte man auch einfach Glück, war man erfolgreich, hatte eine tolle Partnerin. Wem heute die Sonne scheint, der kann morgen vielleicht schon baden gehen, so ist die Zeit.
MMORPG's sind Eimer für totgeschlagene Zeit, aber sie können auch sehr befriedigend sein, können Menschen verbinden, gelegentlich bis in eine Beziehung hinein (wie bei mir). Die Onlinegames haben dem Fernsehen die Interaktion voraus, die Möglichkeit selber mitzugestalten, selber Teil des Abenteuers zu sein. Sie können Netzwerke sein, wo auch mal ganz andere Türen aufgehen,als nur die virtuellen Tore einer Instanz. Wenn ich mir von aussen die WoW Community ansehe, dann sehe ich vorallem Leute mit Hang zu virtueller Nähe, Leute die in diesem Spiel Geselligkeit finden. Diese Geselligkeit ist natürlich virtuell, aber dennoch in gewisser Weise real und gelegentlich ehrlicher als die Oberflächlichkeit die man sonst so antrifft. Die Oberflächlichkeit des Auges, weicht dem Schein des Erfolgreichen.
Und zu guter Letzt noch dies: die wahren Könner in Onlinespielen sind zumeist auch in der Realität erfolgreich. Um wirklich gut zu sein, und zu den Besten zu gehören, braucht es Intelligenz, fingerfertigkeit und gewiss auch soziale Stärken, wie Teamgeist, strategisches und taktisches Geschick und Durchbeisserqualitäten.
Meine Umgebung kennt Hartz IV aus den Medien, wenn sie über 40 Jahre alt ist, und wenn sie jünger ist dann kennt sie den Begriff aus den Foren von Onlinespielen. Jene Games haben den Vorteil und Makel, dass sie rund um die Uhr gespielt werden können und den Vorteil haben, dass diese Zeitinvestion sich direkt und auch für die Zukunft spürbar macht. Dadurch erhält die Langzeitmotivation einen extremen Langzeitschub, den weder Molyneux' Populous, Sim City von Maxis und Sid Meier's Civilizations je erreichen konnten. Wenn der Spielspass abflaut, so bringen die Firmen neue Inhalte und das Ganze geht in die nächste Runde. Es ist also ganz klar, dass wer Zeit hat, auch entsprechend erfolgreich ist, denn Zeit ist in MMORPG's das Mass aller Dinge. Farmen (das Finden und Abbauen von Materialen und Rohstoffen), Jagen, Questen, Dungeons erforschen und selbst soziale Kontakte werden besser, je länger und intensiver man spielt. Nun, wer hat hierfür so viel Zeit?
Schüler, Studenten, Arbeitslose - das scheint die berüchtigte Trias der erfolgreichen Onlinezocker zu sein und der Begriff "Hartz IV Empfänger" ist zu einem Schimpfwort in den gängigen Foren geworden. Nun ist das Ganze aber nicht so einfach hinzunehmen. Das Hauptproblem selber, nämlich dass Hartz IV Empfänger vom Staat leben, also von der Arbeit anderer, ist wohl in seltenen Fällen von Spielsucht verursacht. Eher ist es so, dass spielen eines der wenigen Dinge sind, die den Erwerbslosen überhaupt ermöglicht sind mit ihren Budgets. Man kann auch sagen, dass es wohl besser ist, sie spielen ein harmloses Game als dass sie auf schlechtere Ideen kommen. Ein Grossteil meiner Freunde (25-40 Jährig) sind eingefleischte Zocker. Zur Zeit haben alle eine Arbeit, aber dem war nicht immer so. Ich kenne nur einen einzigen, der durchgehend gearbeitet hat oder arbeiten konnte. Jeder andere, inklusive ich selber war irgendeinmal in seinem Leben über kurze oder längere Zeit Arbeitslos. Ich rede hier nicht von Taglöhnerarbeit, sondern von Musikern, Chemikern, Informatikern, Laboranten etc.
Erwerbslos war ich vor 2 Jahren für 7 Monate, wovon ich drei einfach so in Kauf genommen habe, um eine Auszeit zu nehmen und ausgiebig zu spielen. Da war ich 32. bis zu dem Zeitpunkt habe ich 12 Jahre lange ein halbwegs brauchbares Einkommen erwirtschaftet, das zum Leben reichte, gelegentlich auch nicht. Ehrlich gesagt, waren die drei Monate intensiv spielen genau das, was damals im Spiel die meisten Vorteile brachte: Stammgruppe, Gold, Ehre, Ausrüstung und einen gewissen Ruf. Man konnte zu der damaligen Zeit im Raid und PvP-Bereich von WoW einfach nichts reissen ohne sehr intensives Spielen, erst mit Wotlk scheint ein wenig Dynamik aus dem Totalzocken gezogen worden zu sein, wobei ich WoW inzwischen aufgehört habe. Was will ich jedoch damit sagen? Ich finde, dass sehr viele Leute ihr Maul etwas gar weit aufreissen, wenn es um anklagende Worte gegenüber Hartz IV Empfängern geht. Oft sind es Personen, die in Sachen Generierung von Bruttosozialprodukt noch in den Anfängen stecken oder gar von Schülern und Studenten selber, die noch nie den Arm für irgendjemanden biegen mussten.
Es gibt allerdings viele Leute, die sich hinter "Student", "Azubi"oder "Schüler" verstecken. Nein, jemand der auf einen Studienplatz wartet ist kein Student, sondern jemand, der eben darauf wartet einer zu sein. Abendschule muss auch kein Studium sein, sondern eben nur eine Schule für solche, die durch den Tag etwas anderes tun. Dann gibt es noch die Schüler, die eine Ausbildungsstelle suchen oder Arbeitslose, die sich weiterbilden, etc. etc. Oft leugnen die Leute, dass sie normal arbeiten, aber wenn man genau fragt sind es vielleicht Jobs, Teilzeitstellen, Praktika. Gelegentlich merkt man, dass die "Schichtarbeiter" gar keine Schicht machen oder dass irgendjemand dauerkrankgeschrieben ist oder Ähnliches. Wir leben in einer Gesellschaft, die nicht mehr damit rechnen kann bei VW alt zu werden oder bei Bayer. Das nennt man Brüche im Curriculum Vitae, im Lebenslauf. Manchmal hat man einfach Pech, manchmal war zu gutgläubig, liderlich, ängstlich, wurde verlassen. Manchmal hatte man auch einfach Glück, war man erfolgreich, hatte eine tolle Partnerin. Wem heute die Sonne scheint, der kann morgen vielleicht schon baden gehen, so ist die Zeit.
MMORPG's sind Eimer für totgeschlagene Zeit, aber sie können auch sehr befriedigend sein, können Menschen verbinden, gelegentlich bis in eine Beziehung hinein (wie bei mir). Die Onlinegames haben dem Fernsehen die Interaktion voraus, die Möglichkeit selber mitzugestalten, selber Teil des Abenteuers zu sein. Sie können Netzwerke sein, wo auch mal ganz andere Türen aufgehen,als nur die virtuellen Tore einer Instanz. Wenn ich mir von aussen die WoW Community ansehe, dann sehe ich vorallem Leute mit Hang zu virtueller Nähe, Leute die in diesem Spiel Geselligkeit finden. Diese Geselligkeit ist natürlich virtuell, aber dennoch in gewisser Weise real und gelegentlich ehrlicher als die Oberflächlichkeit die man sonst so antrifft. Die Oberflächlichkeit des Auges, weicht dem Schein des Erfolgreichen.
Und zu guter Letzt noch dies: die wahren Könner in Onlinespielen sind zumeist auch in der Realität erfolgreich. Um wirklich gut zu sein, und zu den Besten zu gehören, braucht es Intelligenz, fingerfertigkeit und gewiss auch soziale Stärken, wie Teamgeist, strategisches und taktisches Geschick und Durchbeisserqualitäten.