Aus den Augen...

Shandere´lai eilte durch den engen Gang, der von ihrer Kajüte am Schiffsende, den schaukelnden Schiffsrumpf entlang, an Deck führte. An der Reling, stand eine Gruppe Matrosen, deren Aufmerksamkeit von irgendetwas auf See gebannt war. Shandere´lai drückte sich zwischen ihnen hindurch an die Reling um besser sehen zu können. Dort angekommen entdeckte sie sofort den Grund für die Aufregung. Nicht weit entfernt vom Schiff, näherte sich etwas. Es war im Wasser kaum zu sehen, durchstieß nur gelegentlich die Wasseroberfläche. Shan kniff ihre Augen zusammen und strengte sich an mehr zu erkennen. Das Ding kam immer näher. Es bestand kein Zweifel, es hielt direkt auf ihr Schiff zu. Konnte es sein, das die Menschen von Gilneas bereits von ihrer Anwesenheit wusste? War es möglich, dass sie in der kurzen Zeit bereits Gegenmaßnahmen eingeleitet hatten?

Shan konnte sich das, beim besten Willen nicht vorstellen. Bis auf die Murlocs am Strand, konnten höchstens Wanderer oder Bewohner der Küstenregion den Expeditionstrupp welchen Ell´redra führte entdeckt haben, was jedoch kaum in einem Angriff hier auf See resultieren würde.

Das Ding kam immer näher, und nun konnte Shan erkennen was es war. Es sah aus wie eine Seekuh, der massige Leib hing schwer im Wasser, und das Tier hatte Schwierigkeiten seine Nüstern über Wasser zu halten. Rötliche Schlieren zogen sich hinter dem Wesen durch das Blau des Ozeans, Blut.

Shan war sofort klar, dies war keine Seekuh.

„Holt ihn sofort da raus!", fuhr sie ihre Mannschaft an, die sie noch immer gaffend umstand.

Umgehend verfiel der ganze Haufen in rege Aufregung, und jeder eilte davon um etwas von Gebrauch zu besorgen. Einige holten große Netze, Strickleitern wurden am Schiffsrumpf hinab entrollt, während andere direkt in die Fluten hechteten, und auf das verletzte Wesen zu schwammen.

Geleitet und unterstützt von den Helfern, erreichte das Wesen das Schiff. Die Strapazen des langen Schwimmens hatten ihren Tribut gefordert. Das Wesen schwamm auf der Seite, und seine Augen rollten wild in den Höhlen. Shan vermutete, das er ohne die Helfer, schlicht und einfach versunken wäre.

„Schafft ihn an Bord!", brüllte sie ihren Befehl. Dessen hätte es gar nicht bedurft. Alle arbeiteten bereits mit Hochdruck. Dennoch dauerte es fast eine halbe Stunde, bis sie die massige Gestallt an Bord gehievt hatten. Auf dem Deck schien auch die letzte Kraft aus dem Wesen entwichen. Schlaff lag es da, umringt von der Besatzung.

„Warum bleibt er so?", frage Qiqai, ein hoch gewachsener, für einen Elfen recht breitschultriger Matrose.

„Ich nehme an er ist einfach zu entkräftet.", Shandere´lai stand da und blickte auf die Verletzung welche das Wesen an seinem Rücken und an seiner Schwanzflosse erlitten hatte. Während die Flossenverletzung die ausgefransten Ränder einer Bisswunde aufwiesen, war die Verletzung im Rücken Kreisrund, schien wie ausgestanzt.

„Ihr könnt doch sicher etwas für ihn tun.", drängte Qiqai, besorgt blickte er auf die Verletzungen.

„Ich werde sehen was ich tun kann." Bei diesen Worten lies sich Shendere´lai neben dem Kopf des Wesens auf die Knie nieder. Behutsam legte sie ihre feingliedrige Hand auf die breite Stirn des Wesens. In den Augenhöhlen war nur mehr das weiß des Augapfels zu erkennen. Shan, führte ihren Mund nahe neben den massigen Schädel der Kreatur, und flüsterte ihr beruhigende Worte in Ohr. Dann schloss sie die Augen, und begann Formeln zu murmeln. Sie waren seit Generationen weiter gegeben worden. Es waren die uralten Formeln, die seit der Entstehung des Druidenkults dreh und Angelpunkt ihrer Magie bildeten. Es war ein Aufruf, eine Bitte, kein Befehl. In fast allen Magiezweigen die Shandere´lai kennen gelernt hatte, waren die Magiebegabten überzeugt, sie müssten sich die Magie Untertan machen, sie beherrschen. Auf Arkanzauberer und Hexenmeister, die nur mit der Macht ihres Willens und Bannzaubern, Dämonen für ihre Zwecke versklavten mochte dies sogar stimmen. Doch hätte sie es mit einem Befehl, denn einer Bitte versucht, sie wäre schlicht gescheitert. Die Natur war eine großzügige Spenderin, verwährte praktisch nie eine Bitte, mit Herz gesprochen, mit Liebe. Das war eine der ersten Lehren die sie als Nachtelfin gelernt hatte. Auch jene ihres Volkes die nicht den Pfad des Druidentums einschlugen standen in engem Kontakt mit der Natur. Bei Shan war diese Fähigkeit sogar noch etwas stärker ausgeprägt als bei vielen anderen, und so hatte es sich Ell´redra nicht nehmen lassen ihr einige kleine Kniffe beizubringen.

Shan fühlte wie die Natur die sie umgab Kontakt mit ihr aufnahm. Die Energie welche die Uralten Planken des Schiffes durchflossen, schienen durch ihre leichten Seemannshosen zu pulsieren. Der Wind umspielte sie, und umschmeichelte ihre Haut. Mit jeder Böe trug der Wind seine Energie heran, und gab sie Stück für Stück an Shan. Sogar die sie umgebende Mannschaft gab ihr einen Teil ihrer Kraft. Ein Glücksgefühl wuchs in Shans Brust. Wogend durchfloss sie die Energie, und erinnerte sie an die See. Ihre Wangen prickelten, Schauder liefen über ihren Rücken. Eine dünne Schweißschicht überzog ihr Gesicht. Immer mehr und mehr füllten sie die Energien der Natur.

Dann sprach sie das entscheidende Wort, und leitete die Energien in ihre, noch immer auf der Stirn liegenden Hand. Umgehend umgab diese ein grüner Schimmer, der im milden Licht erstrahlte. Die Augenlieder der Kreatur flatterten. Ihr Körper erzitterte als ihre Wunde begannen sie zu schließen. Anfangs langsam, bildete sich das Fleisch schneller und schneller nach. Das Fleisch verband sie an den aufgetrennten Stellen wieder, und der Biss wuchs wieder nach. Sobald das Fleisch wieder hergestellt war, bildete sich sofort eine neue Hautschicht, welche übergangslos mit der alten verwuchs.

Als Shandere´lei schließlich ihre Hand von der Stirn des Wesens nahm, schien es völlig unverletzt. Nichts deutete mehr auf die noch vor kurzem vorhandenen Verletzungen hin.

Behutsam schüttelte Shan, die Kreatur. Der Fleischberg bewegte sich kaum. Doch flatternd öffnete sich eines ihrer Augen. Dankbarkeit lag in dem Blick, den er Shan zuwarf.

„Du bist sicher erschöpft. Aber das schlimmste ist überstanden. Du brauchst nun viel Schlaf. Aber so können wir dich nicht in die Kajüte bringen. Glaubst du deine Kraft reicht aus?", Shan sprach leise und gefühlvoll.

Das Auge des Wesens schloss sich erneut, und für einen Moment glaubte Shan es wäre wieder eingeschlafen. Dann erstrahlte der Körper mit einem Mal von Innen heraus, und begann sich zu verändern.

Die massige Gestallt schrumpfte zusehends. Ihre Körper schnurte zusammen, und der Kopf, zuckte auf dem Hals hin und her, wie eine Boje auf See. Dann schien die Schwanzflosse von unten her aufzureißen. Es war nicht so, das Fleisch zu sehen war, vielmehr teilte sie sich wie von Zauberhand und veränderte sich dann weiter und weiter. Die Flossen rollten sich zusammen, und die zwei Schwanzhälften schrumpften so lange, bis sie proportional zum restlichen Leib passten. Bei genauem hinsehen, war im leuchtenden Widerschein zu erkennen wie sich Füße und Zehen formten. Die Vorderflossen wurden derweil zu Händen, und Armen.

Ein letztes helles Leuchten, und auf Deck lag nicht länger ein Seekuhähnliches Wesen, sondern ein Nachtelf. Nur noch dem, ihn um mehr als das doppelte überragenden Wasserfleck, konnte man entnehmen was hier gerade geschehen war.

„Bring ihn in seine Kajüte. Er braucht jetzt Ruhe!", wies Shandere´lai ihre Mannschaft mit befehlsgewohnter Stimme an.

Da spürte sie unvermittelt etwas nach ihrer Hand greifen. Der Nachtelf, hielt ihre Hand zitternd umfasst. Sein Blick war eindringlich, seine Lippen bewegten sich fast unmerklich.

Shandere´lai beugte sich zu ihm hinab, und nähere ihr Ohr seinem Mund. Sogar für ihre Elfenohren waren seine Wort kaum zu vernehmen. Doch sie waren es.

Es waren wenige Worte, und doch von gewaltiger Tragweite.

„Ell´redra … gefangen … Soldaten … Gilneas …", dann sackte der Kopf des Elfen zurück und er lag still.

Bringt ihn unter Deck, und informiert mich sofort wenn er wieder ansprechbar ist. Ihr findet mich in meiner Kajüte.

Während sie diese Worte sprach, rauschte sie bereits unter Deck. In ihrer Kajüte schlug sie die Tür hinter sich zu, und lehnte sich mit dem Rücken dagegen, als könne sie all ihre Probleme so aussperren. Ihr Verstand raste. Ell´redra? Gefangen? Wer konnte zu so etwas in der Lage sein!? Und wie würde sie das in Darnassus erklären? Keine Frage, dort würde sie erst wieder erscheinen können, wenn Ell´redra gerettet wäre. Wie es schien, würde ihre Aufgabe wohl doch nicht –wie von Ell´redra beschrieben- daraus bestehen ein wenig zu segeln, und sich auf dem Schiff die Zeit zu vertreiben.





… to be continued



Mit freundlichen Grüßen

Eure Evi
 
schöner neuer teil =) wird ja immer interessanter!
 
Miras stand vor dem kleinen Zelt und schaute sich unbehaglich um. Es schien, als erhoffe er sich, unbehelligt von der Person zu bleiben, deren wüsten Flüche wieder und wieder aus dem Zelt ertönten. Die Derbheit der Ausdrücke, ließen sogar ihn immer wieder die Stirn in Falten legen. Sie wirkten umso extremer, da sie von einer so lieblichen Stimme ausgestoßen wurden. Ellenoras Verhalten in den letzten Tagen, fiel ihm sehr schwer einzuordnen. Einerseits gab sie sich noch härter als bisher, andererseits schien irgendetwas mit ihr geschehen zu sein. Sie hatte nicht direkt mit ihm darüber gesprochen – und für gewöhnlich war er stets ihr erster Anlaufpunkt bei Problemen – aber er war sich sicher in ihrem Blick schon des Öfteren erkannt zu haben, dass sie mit sich rang, eben dieses Schweigen zu brechen. Miras liebte sie wie seine eigene Tochter. Natürlich konnte sie ihm nichts vormachen, doch es wäre ihm auch nie in den Sinn gekommen sie zu drängen, es ihm zu sagen. Er war sich sicher. Wenn sie erst soweit wäre, würde sie von ganz allein zu ihm kommen. Ein weiterer Fluch aus dem Zeltinneren ließ ihn den Kopf einziehen, und machte ihm klar, dass dieser Augenblick wohl noch in weiter ferne lag. Gerade als Miras beschloss einen Blick ins Zeltinnere zu werfen, und sich zu erkundigen, was denn ihren Unmut genau ausgelöst hatte, und ob er helfen könne. Fesselte etwas anderes seine Aufmerksamkeit. Es war etwas, dass man in dieser Gegend nur sehr selten zu Gesicht bekam. Es waren Fremde. „Ell?! Ich glaube es ist an der Zeit, dass du dich beruhigst und mal hier raus kommst. Es gibt hier etwas, das du dir glaube ich ansehen solltest." Ihr mürrisches „Ja!? Glaube kaum!", bekam er schon gar nicht mehr mit –genauso wenig wie den braun gelockten Schopf der sich kurz darauf aus dem Zelt schob, und sich übellaunig umblickte. Er hatte sich bereits in Richtung der Fremden in Bewegung gesetzt hatte.

Langsam, fast scheu, näherten sich die Neuankömmlinge dem Lager. Miras hatte sie zufällig direkt entdeckt, als sie den Waldrand verlassen hatte und lief ihnen entgegen. Es war ein merkwürdiges Gespann, welches da aus dem Tann auf ihn zugestapft kam. Als erstes stach Miras der Hüne ins Auge. An diesem Kerl war einfach alles riesig. Schon von fern wirkte er groß, doch je näher er Miras kam, desto immenser erschienen seine Ausmaße. Sein Kreuz war breit genug, um zwei Männern zu genügen. Sein Haupt überragte das seiner Gefährten um mehr als eine ganze länge.
Die wäre zumindest beim kleineren seiner Begleiter auch keine große Kunst gewesen. Der Mann neben ihm wirkte zwar drahtig, war jedoch auch neben normal gewachsenen Männern eher klein. Unter seinem schwarzen Haare, blitzte jedoch ein gewitztes Feuer in seinen Augen, und seine Hände waren selbst beim herabhängen immer in Bewegung. In ihm arbeitete etwas, und Miras beschloss ihn im Auge zu behalten.
Der dritte im Bunde war ein junger Mann, circa in Ellenoras Alter. Er hatte ein freundliches, wenn auch von Strapazen kündendes Gesicht. Sein hellbraunes Haar, stand struppig von seinem Kopf, nicht verwahrlost, doch auch weit ab von jeder Pflege. Er lächelte freundlich, zumindest versuchte er Miras ein offenes, unbefangenes Lächeln entgegenzuschicken. Miras verfügte über genug Menschenkenntnis, um die Unsicherheit in diesem Lächeln zu erkennen, wunderte sich aber natürlich nicht. Wer konnte schon sagen wo dieser Junge und seine Freunde herkamen. In diesen Teil der Welt verschlug es nur in den seltensten Fällen Wanderer, und wenn, wurden sie meist tot auf Patrouillengängen entdeckt. Zumindest das, was die Worgen übrig gelassen hatten.
Was, so ging es Miras durch den Kopf, wenn sie vielleicht sogar von Gilneas kamen?! Von den Gepflogenheiten und Zuständen hinter der Mauer gab es nur Mutmaßungen, und nach Ellenoras Bereicht, nicht gerade die Besten.
Als die Gruppe von Männern näher kam, wurden mehr und mehr Stimmen im Lager laut, von Menschen die sie ebenfalls entdeckt hatten. Manche standen nur da, und schauten interessiert, andere beachteten sie gar nicht, und manch einer griff zu seiner Waffe, und machte sich auf alles Bereit.

Als die drei fremden von etwa einen Steinwurf entfernt waren, erhob Miras seine Stimme:
„Hooo! Seid mir gegrüßt! Wer seid ihr?", seine Befehlsgewohnte Stimme hatte keinerlei Mühe wohlverständlich die Strecke zu überbrücken.
Anders als von Miras erwartet, antwortete nicht der Hüne, sondern der kleinste der Drei, machte noch einen Schritt näher, und antwortete Stellvertretend für die ganze Gruppe. „Seid gegrüßt.", ertönte eine überraschend angenehme Stimme, "Wir sind Reisende, auf der Suche nach einem Nachtquartier. Wäre es wohl möglich, eure Gastfreundschaft heute Abend in Anspruch zu nehmen?" „Nicht so schnell", gab Miras zurück, „Gastfreundschaft ist wichtig, und wird von uns auch hoch geschätzt. Doch wüsste ich gerne mit wem ich es zu tun habe, bevor ich jemanden ins Herzen unseres Lagers lasse. Es sind harte Zeiten wie ihr sicher selbst nur zu gut wisst." „Oh, entschuldigt meine Unhöflichkeit." Wahre Betroffenheit schwang in den Worten des Kleinen. „Mein Name ist Fredrik. Dies sind meine Begleiter, Alstramm und Arled." Bei der Erwähnung seines Namens machte er eine tiefe Verbeugung, und anschließend eine, seine Gefährten umschließende Bewegung. „Wir sind auf der Durchreise."
„Eine ziemlich ungewöhnliche Route für eine Durchreise", entgegnete Miras skeptisch. „Wo wollt ihr hin? Und woher kommt ihr?"
„Nun, dass ist eine längere Geschichte. Vielleicht wollt ihr uns ja in euer Lager, und auf ein Glas, oder etwas zu trinken einladen. Dann will ich euch gern mehr berichten." Mit diesen Worten, begann sich Fredrik wieder in Bewegung zu setzen. „Bleibt wo ihr seid.", raunte Miras, was den kleinen Mann in seiner Bewegung innehalten ließ. „Irgendetwas an euch, gefällt mir nicht. Wo sagtet ihr kommt ihr her?"
Just in diesem Moment rauschte Ellenora um die Ecke eines Zeltes hinter ihm. „Miras, was sollte das? Du hast mich einfach stehen lassen!" Während des Laufens, nestelte sie an den Knöpfen ihrer hastig übergeworfenen Leinenbluse herum. Als Miras nicht Antwortete, schaute sie unter krausen Brauen zu ihm auf. „Hallo?" drängte sie. Dann folge sie Miras Blick, und entdeckte die Fremden. Überrascht vergaß sie alles Vorherige. „Wo kommen die denn her?", war alles was sie verdutzt hervorbrachte. „Das ist nicht so wichtig. Die Herren wollten gerade wieder gehen.", entgegnete Miras so laut, das ihn die drei wohl hören konnten.
„Das kann doch nicht dein Ernst sein.", platzte es aus Ellenora hervor. „Woher kommen sie denn? Und warum schickst du sie zurück in den Wald? Das sind doch die ersten Flüchtlinge seit … seit … ja ich glaube selbst du kannst dich nicht mehr erinnern, wann das letzte Mal Flüchtlinge hier auftauchten. Und nun willst du sie einfach wieder dort raus schicken?" „Das ist schon Ok, My Lady. Wir wollen ihnen nicht zur Last fallen. Wir fühlten uns geehrt unseren Abend in so reizender Gesellschaft wie der euren zu verbringen, doch wie es schein sind wir hier nicht willkommen. Seis drum. Wir wollen euch den netten Abend nicht verleiden. Die Erde wird uns – wie schon so oft – ein Bett bereit stellen, und der Wald uns eine Dach stellen." Ellenora packte Miras, der den Blick nicht von dem kleinen Fredrik wandte, am Arm und drehte ihn zu sich um. „Was ist denn los?", zischte sie ihm zu, darauf bedacht leiste zu sprechen. „Wieso heißt du sie nicht willkommen? Sind wir denn auch schon zu Tieren geworden?"
„Ellenora, du weist genau dass ich nicht grundlos so handle. Ich kann mir nicht helfen, aber dieser Kleine. Mit dem stimmt etwas nicht. Er ist mir zu glatt. Und wo kommen diese Typen überhaupt her? Tauchen hier einfach so auf. Und das gerade jetzt." „Es ist doch völlig egal wo sie herkommen. Sie brauchen Hilfe, und sind Menschen wie du und ich. Wir können sie doch nicht einfach den Worgen zum Fraß vorwerfen.", Ellenoras Stimme, schnitt förmlich in Miras Ohren. Doch sein Entschluss stand fest.
„Wenn du meinst sie sollen bleiben, dann kümmerst du dich um sie. Es ist deine Verantwortung. Aber sie werden nicht im Lager schlafen. Meinetwegen sollen sie ihr Lager am Waldrand aufschlagen. Aber auf der Lohenscheit abgewandten Seite.", während seines Zugeständnisses warf er immer wieder unbehagliche Blicke auf die drei Männer.
„Danke! Du bist der Größte.", ein Lächeln erhellte Ell´s Gesicht, und machte allen Ärger vergessen. Dann drückte sie sich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Du wirst es nicht bereuen."
Dann wandte sie sich den Neuankömmlingen zu. „Hört zu. Ihr könnt bleiben, müsst euer Lager allerdings dort hinten aufbauen.", sie fuchtelte in der Luft herum und deutete auf einen Platz, der von enger zusammenstehenden Tannen umrahmt war. Während sie sprach hatte sie bereits die Hälfte der Strecke zu den dreien zurück gelegt. Miras schaute ihr nach, und ein mildes Lächeln huschte über sein Gesicht. Die Güte und das Mitgefühl, welche noch immer einen Platz in Ellenoras Herzen hatten, trotz der Schrecken die sie bereits in so jungen Jahren erfuhr, erfreuten ihn immer wieder. Und machten ihn stolz.
Ellenora schritt auf die drei Fremden zu, und das leicht unwohle Gefühl, dessen sie sich nicht zu erwehren vermocht hatte, als Miras so ablehnend reagierte, verflog zusehends Schritt für Schritt. Die drei Neuankömmlinge waren dreckig, und erschöpft, aber wer wäre das nach einer Reise in diesen Zeiten nicht gewesen. Der Riese, derjenige der drei, der sie auf Distanz definitiv am meisten geängstigt hatte, wirkte von nahem völlig anders. Sein Blick war der einen Lamms. Man sah, dass wenngleich nicht das hellste, doch ein warmes Feuer hinter diesen Augen brannte. Die Augen des kleinen sprachen da eine ganz andere Sprache. Nicht nur, dass er Ellenoras Körper von Kopf bis Fuß musterte, huschten seine Augen unstet herum, und schienen alles zu überprüfen. Fast als wolle er immer auf einen Angriff vorbereitet sein. Aber auch er schien ein netter Kerl zu sein. Der Dritte im Bunde gab ihr die meisten Rätsel auf. Er schien ihrem Blick stets auszuweichen. Immer wenn sie versuchte Sichtkontakt herzustellen, interessierte er sich plötzlich unheimlich für irgendetwas auf einem Baum, am Himmel, oder zwischen dem Gras das seine Füße umwucherte. Mehr als seinen Namen, und einem knappen, wenn auch nicht unfreundlichen „Hallo.", brachte sie nicht aus ihm heraus. Während sie ihnen ihren Platz zeigte, versuchte sie noch etwas über die Herkunft der Drei heraus zu finden. Kam jedoch nur mit Fredrik ins Gespräch, und fand schon bald heraus, dass seine Geschichte über die Umstände die sie hierher geführt haben, nicht wirklich nachvollziehbar klang. Zumindest wenn man Ortskundig war. Zu oft erwähnte der kleine Orte, die Ellenora nicht kannte, und die, da sie da Gebiet kannte wie ihre Westentasche, auch nicht existierten. Sei es drum, immerhin konnte ihn keiner Zwingen die Wahrheit zu sagen. Und warum auch immer er log, Hauptsache die Drei stellten keine Bedrohung für das Lager da. Und dessen war sich Ellenora sicher.
Sollten sie ruhig hier ihre Nacht verbringen, und etwas Ruhe finden, bald schon würden sie weiter ziehen.



…to be continued



Mit freundlichen Grüßen

Eure Evi
 
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Sehr schön - ich liebe die Teile in denen es um Arled und / oder Elleonore geht
chacka.gif
 
Obwohl er sich bemühte, äußerlich völlig ruhig zu wirken, glaubte Arled man müsse ihm seine Anspannung in jedem Schritt ansehen. Die Haut in seinem Gesicht begann zu kribbeln wann immer ihn ein Blick aus diesen neugierigen, lebhaften Augen traf. Den Augen, die ihrer neuen Gastgeberin gehörten, und die er zuvor schon einmal gesehen hatte. Damals waren die Augen matt, der Blick entrückt gewesen. Weniger denn ein Schatten dessen was diese Augen jetzt versprühten. Sie wanderten stets umher. Schienen alles in sich aufsaugen zu wollen, und jedes falsche Spiel sofort zu durchschauen. Es bestand kein Zweifel daran, dass Ellenora die Skepsis ihres Vaters wenn auch nicht zur Gänze, teilte. Dennoch wollte sie drei Fremde nicht den Unbill der Wälder aussetzen, was für ihren guten Kern sprach.

Arled fragte sich unentwegt, an wie viel ihres vorangegangenen Treffs sich Ellenora noch erinnern mochte. Sie war dem Tot näher gewesen denn dem Leben. Da war sich Arled sicher. Die Erfahrung, als er sie heilte, steckte ihm noch immer in den Knochen. Während der Verschluss von Wunden, einem Hochgefühl gleich kam, so war es bei ihrer Heilung auf ein so starkes Maß angewachsen, dass die Grenze zwischen Erfüllung und Verzehr zu verschwimmen begonnen hatte. Für einen Moment hatte er geglaubt er könne ihr nicht mehr helfen. Geglaubt er erführe zum ersten Mal die Grenzen, in denen sich seine Fähigkeiten bewegten. Der Gedanke daran, jagte ihm einen Schauder über den Rücken. Überhaupt heraus zu finden, über diese Gabe zu verfügen hatte ihn überrascht, doch da es sich um etwas durchweg gutes zu handeln schien, hatte er sich damit anfreunden können. Umso erschreckender die Tatsache, sich der Einschränkungen der Fähigkeiten bewusst zu werden.

Was ihn jedoch die ganze Zeit über beschäftigte, während er unentwegt versuchte, Hun – äh, Alstramm (er fragte sich wie lange es wohl dauern würde bis er sich da verplapperte), zwischen sich und Ellenora zu halten, um ihr nicht zu ermöglichen ihn näher in Augenschein zu nehmen. Wahrscheinlich erinnerte sie sich nicht. Aber was war wenn? Woran würde sie sich erinnern? An ein angenehmes Gefühl? Nur daran aufgewacht zu sein, unverletzt? Oder erinnerte sie sich eventuell sogar daran geheilt worden zu sein? Arled wusste, das seine Patienten eine Verbindung mit ihm eingingen wenn er sie heilte. Und er wusste ebenfalls, dass sich viele daran erinnerten ihn „gesehen“ zu haben. Oder etwas. Seine Erinnerung, oder sein Selbst. Er hatte für sich auch noch keine Bezeichnung für diesen Platz … „dazwischen“ – ja das bezeichnete es wohl am besten, gefunden. Doch was wenn sie sich an noch mehr erinnerte? Was wenn sie sich nicht an ihn, sondern an sein Worgenselbst erinnern konnte? Der Dolch im Kopf der Leiche die er bei ihr gefunden hatte, legte berede Zeugnis ab, was sie von Worgen zu halten schien. Wie dem auch sei, er würde sich jedenfalls bemühen ihr nicht mehr denn nötig zu begegnen.

Er fragte sich wie Ragi es nur schaffte, so völlig normal zu wirken, wusste er doch, das Fredrik, wie er sich nannte, genauso beäugt wurde wie er und Hu… Alstramm. Er gab sich höflich, machte Bemerkungen zu Ellenoras Ausführungen, und erzählte ihr frei von der Leber weg, alles was sie wissen wollte. Er beantwortete alle Fragen. Wo sie herkamen, wohin so wollten, was der Grund ihrer Reise sei, und warum sie ausgerechnet diese Route genommen hatten. Das verrückte daran war, dass es sogar in Arleds Ohren logisch klang, obwohl alles gelogen war. Es war, als lege Ragi –Fredrik ein Netz um sie, das sie unsichtbar machte. Er war es nicht nur gewesen der auf die Idee der Decknamen gekommen war. Er erfüllte sie nun mit Leben. Und obwohl seine Geschichte frei erfunden war, schaffte er es doch sie so nah an der Wahrheit zu halten, dass kaum die Gefahr bestand, Hun oder er könnten sich versehentlich verplappern. Arled konnte sich einer Gewissen Faszination für den kleinen Mann nicht erwehren.

Der Platz den ihnen Ellenora zeigte, war einen windgeschützter Ort in der Nähe der Baumgrenze. Die dicht stehenden Bäume bildeten eine Art Windschutz. Der Boden war hauptsächlich mit Moosen bewachsen, und das spärliche Gras, welches es dazwischen schaffte der Sonne entgegen zu streben, würde sie nicht behindern. Die Sonne würde den Platz wohl bis zu ihrem Untergang bescheinen, und so würde es auch nicht zu früh kalt werden. Es war durchaus ein Notbehelf mit dem man zufrieden sein konnte.

„Wieso, wenn ich fragen darf, quartiert ihr Gäste hier so abseits, wenn ich fragen darf? Ist an euren Feuern kein Platz für Fremde?“, Ragis Stimme drückte mehr Neugierde, als Empörung aus.

„Oh, das. Ihr müsst entschuldigen. Aber in der letzten Zeit ist einfach sehr viel passiert. Wie es auch ihr Zwangsweise mitbekommen habt, wurde auch bei uns das Land von irgendetwas verwüstet. Keiner weis was man davon halten soll. Wir haben viele Kranke und Verletzte zu versorgen, was bei unseren doch sehr eingeschränkten Reserven mehr als schwierig ist. Und zu allem Übel kommt noch hinzu das wir feststellen musste das der Greymanewall geborsten ist.“ „Nicht möglich!“, platze Fredrik hervor. Seine vor erstaunen weit aufgerissenen Augen, die wie unbewusst vor den Mund geführte Hand, Arled konnte kaum fassen wie tief Ragi in seine Rolle versank.

„Ja,“ Ellenora blickte betroffen, „es ist wahr. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Der Wall ist nur noch ein Trümmerhaufen. Teile stehen noch, doch das meiste liegt danieder.“ Sie machte eine kurze Pause. „Nunja, vielleicht bewegen sich dann endlich mal ein paar dieser Feiglinge aus Gilneas die Allianz zu unterstützen.“, ereiferte sich Fredrik.

„Ja“, entgegnete Ellenora mit einem Seufzen, „im Moment sind wir uns nicht einmal sicher, ob von dort überhaupt irgendeine Art von Hilfe zu erwarten ist.“

„Wieso?“, dröhnte Alstramm, der ebenso wie Ragi perfekt mit seiner Rolle verschmolzen schien. „Die haben doch eine stolze Armee.“

„Nunja, zum einen hat es König Graumähne schon immer wenig gekümmert, was aus uns hier vor dem Wall würde, und zum anderen haben wir Grund zu der Annahme, dass von hinter dem Wall eventuell ebenfalls Gefahr lauert.“, man merkte Ellenora an, das sie versuchte Abzuwägen wie viel sie preis geben sollte, und was sie besser für sich behielt.

„Was für Gefahr soll denn von dort ausgehen?“, fragte Ragi, im Anschein völliger Aufrichtigkeit.

„Nun, am Tag als wir den Durchbruch entdeckten, entdeckten wir auch Spuren.“, Ellenora begann nur zögerlich, und wurde von Alstramm unterbrochen. „Spuren? Was denn für Spuren?“

Ellenora stieß ein bitteres Lachen aus: „Sicher habt ihr auf euren Reisen schon von den Geschichten gehört, die sich um Lohenscheit und die Burg Schattenfang ranken.“



…to be continued



Mit freundlichen Grüßen

Evi
 
Fängt hier vielleicht eine kleine Liebesgeschichte an ? *zwinker*
 
Wieder wie immer wundervoll zu lesen. Vorallen da jetzt die Geschichte anscheinend zusammengefürt wird.^^

Weiter so.......
 
Wie immer sehr gut geschrieben und langsam trifft sich alles.

ich hab erst nach dem letzten satz gecheckt das die geschichte VOR und nicht HINTER dem Wall spielt.
 
Arled, Hun und Ragi saßen um ein kleines prasselndes Feuer, und jeder war in seine eigenen Gedanken versunken. Ellenora war wieder ins Lager zurück gekehrt, hatte jedoch versprochen, später noch einmal mit etwa zu Essen zurück zu kehren. Arled dachte noch immer über ihr Schicksal nach. Zwar hatte sie nur in Kurzform über die Ereignisse gesprochen, die dazu geführt hatten, dass sie ihr Leben in diesem behelfsmäßigen Lager verbringen musste, doch seine Erinnerungen an jene Dinge, die er gesehen hatte als er sie heilte, ergänzten das Bild. Es bedrückte ihn, welch schlimme Schicksalsschläge sie hatte erleiden müssen. Was jedoch viel problematischer war, war ihre Haltung gegenüber Worgen. Es bestand keine Zweifel, dass sollte sich auch nur einer von ihnen in einen Worgen verwandeln, ihr Schicksal fest stünde. Arled machte sich diesbezüglich weniger Sorgen um sich selbst. Er verwandelte sich in der Regel nur an Vollmondnächten, und hatte es bisher erst ganz wenige Mal geschafft, willkürlich seine Verwandlung herbeizuführen. Was ihm zu schaffen machte war, was er damals bei Huns Heilung in dessen Erinnerung gesehen hatte. Er würde mit den beiden darüber sprechen müssen. Und das möglichst bald. Die Sonne hatte bereits ihren Abstieg begonnen.

Ellenora saß im Schneidersitz auf einem Sitzkissen in ihrem Zelt und dachte nach. Die drei Fremden, welche das Lager so unvermittelt erreicht hatten, warfen Fragen über Fragen auf. Wieso kamen sie gerade jetzt? Warum verirrten sich die Drei ausgerechnet hier her? Mitten in einen Wald, dessen Ruf ihm doch Vorauseilen musste. Als sie damals die Extraelfenseile bestellte, hatte es gar einen Aufpreis gekostet, um überhaupt eine Lieferung in den Wald um Lohenscheit zu erwirken. Und nun kamen diese drei, weitestgehend unbewaffnet und ohne Pferde, und taten so, als sei gar nichts dabei. Im Grunde hatte nur Fredrik gesprochen. Der kleine Mann hatte es vorzüglich verstanden, mit tausend Worten nichts zu sagen. Und die wenigen Anhaltspunkte die er gab, waren zwar Nachvollziehbar, doch hatte Ellenora das Gefühl, dass er nicht mit offenen Karten spielte. Der Riese den er mitgebracht hatte, mochte sich gegen Schlägerbanden bewehren oder einfache Strauchdiebe, doch was wäre, wenn er einem Worgen Auge in Auge gegenüber stände? Ellenora geriet innerlich in Aufruhr wenn sie nur daran dachte, wie überheblich der kleine Mann ihre Befürchtungen wegen der Worgen abgetan hatte. „Übertreibungen" hatte er sie genannt, „Spukgestalten", „Dinge mit denen man Kindern in der Nacht Angst machte", Ellenoras Kiefermuskeln spannten sich unwillkürlich bei der Erinnerung an die Arroganz des kleinen Mannes. Er würde schon sehen was ihm sein Hochmut brächte, stände er erst vor einem echten Worgen. Dieser Schnösel hatte einfach keine Ahnung. Aber wie sollte er auch. Wer sein Leben hinter dicken Schreibtischen friste, und statt dem Herzen eine Geldbörse trug, konnte kaum wissen wie es hier draußen zu ging. Derjenige aus dem Ellenora am wenigsten schlau wurde, war der Dritte im Bunde. Dieser, wie hatte er sich genannt, Arled. Dieser Junge schien ja völlig verschüchtert zu sein. Sie hatte gleich bemerkt, dass unter der dreckigen Schale ein gar nicht mal hässlicher junger Mann zu stecken schien, der sogar in etwa ihrem Alter entsprach. Allerdings war dieser Kerl offenbar eine Ausgeburt der Schüchternheit. Wann immer sie Blickkontakt zu ihm suchte, schlug er die Augen nieder. Wenn sie ihn ansprach, nuschelte er nur eine schnelle Antwort, und gab sich mit irgendetwas anderem beschäftigt. Ihr anfängliches Interesse an dem Verschlossenen, was sie gar veranlasst hatte einen besonders umgänglichen und freundlichen Ton anzuschlagen, war schnell in Frust umgeschlagen. Fein, sollte er sein eigenes Ding machen. Sie hatte ohnehin nicht die Möglichkeit, mehr Zeit mit den Neuankömmlingen zu verbringen. Sie hatte ihnen einen Schlafplatz zugesichert, mehr konnte sie nicht tun. Überhaupt hatte sie keine Lust mehr über diesen störrischen introvertierten Esel nachzudenken. Ellenora schwang sich von ihrem Sitzplatz und stapfte aus dem Zelt. Sie würde Miras suchen und fragen wie sie ihm zu Hand gehen könne. Wo steckte Miras überhaupt.

Das Sonnenlicht strahlte gülden, und hüllte damit Arleds kleines Lager in einen warmen Glanz. Das kleine Feuer prasselte noch immer, und wurde von Hun geflissentlich mit Holznachschub versorgt. Ragi saß da und blickte hinüber zum Lager, aus dem gedämpft der Klang von Stimmen und allerlei Tätigkeiten herüberschallte. „Nimm es ihnen nicht übel. Es sind schwere Zeiten, immerhin haben sie uns hier einen Lagerplatz überlassen.", brach Hun das Schweigen. Seine Worte richteten sich an Ragi, dessen schweigsames Verhalten er wohl als Verstimmung deutete, nicht bei den anderen im Lager zu sein. „Ach, mach dich nicht lächerlich Hun.", blaffte Ragi ihn an. "Dir sollte doch klar sein, dass es für mich ohnehin nicht in Frage kommt dort zu schlafen. Was glaubst du würden sie tun, wenn ich eben noch lachend mit ihnen am Feuer säße, und im nächsten Moment würde ich mich in einen Worgen verwandeln? Für dich gilt doch das Gleiche! Wenn überhaupt bestünde nur für Arled die Möglichkeit sich unter sie zu begeben, doch wie das Schicksal spielt, würde er sich wohl just an diesem Abend, auch in einen Worgen verwandeln. Nein Hun, hier ist es anders als in Dämmerungszuflucht. Hier müssen wir uns wieder erinnern wie es war, bevor wir von Gleichgesinnten umgeben waren." „Entschuldige.", war alles was Hun erwiderte. Doch sein Gesicht sprach Bände. Arled verstand Ragis Ungehaltenheit, trotzdem tat ihm Hun leid. „Warum musst du ihn immer so angehen?", Ragi blickte ihn verdutzt an. „Das mein Kleiner, lass mal meine Sache sein. Ich kenne den alten Hun schon lange genug, um zu wissen wie ich mit ihm umzugehen habe." Dabei knuffte er freundschaftlich Huns Schulter. Arled entging nicht, dass Hun, bei dem während des Knuffens ausgetauschtem Blick unmerklich den Kopf einzog. „Ja, da bin ich mir sicher. Aber ich muss deine Methoden ja nicht gutheißen. Wer weis, vielleicht bis zu ja bereit noch weiter zu gehen als ihn nur anzublaffen.", Arled war sich bewusst welches Wagnis er nun einging. Aber auf eine bessere Gelegenheit zu hoffen konnte er sich schlichtweg nicht erlauben. „Meinst du das ernst?", entgegnete Ragi mit einem lachen in der Stimme. „Was sollte ich den meinem Dickerchen „antun"? Das ist doch absurd.", dabei stand er auf und stellte sich hinter Hun, dem er nun betont lässig die breite Schulterpartie massierte.
„Hör schon auf Ragi.", die Augen des kleinen Mannes verengten sich ob Arleds Worten. „Ich weis, dass du mir etwas verheimlichst. Ich weis nicht genau was es ist. Aber es hat alles in der Nacht begonnen, als Hun mit seinem verletzten Bein zurück kehrte."
„Nein Arled, da war gar nichts. Wirklich.", versicherte Hun mit großen runden Augen.
„Hör auf damit Hun.", unterbrach ihn Arled, ohne dabei den Blickkontakt mit Ragi zu brechen. Die Augen Ragis, zeigten klar das die Gedanken hinter seiner Stirn rasten.
„Ich habe euch doch erzählt, dass wenn ich jemanden heile, ich Teile seiner Erinnerung sehen kann."
„Ich hatte es gleich geahnt. Warum kommst du erst jetzt damit?", Ragis Schultern sackten herab.
„Weil ich mir nicht sicher war - und um ehrlich zu sein, ich bin es noch nicht - wie ich das Gesehene deuten soll. Was ich weis, ist das deine Verletzung von Ragi verursacht wurde. Ist es nicht so Hun?" Das niedersinken von Huns Kopf, reichte ihm als Antwort. „Aber warum? Ihr seid doch Freunde. Wir sind Freunde, dachte ich. Was ist in dieser Nacht passiert?"
„Ach, das war nur weil Ragi mir helfen wollte, und dabei ist ein Unfall passiert, und dann…", Huns Wortschwall ebbte immer mehr ab, ihm fehlte einfach das Vorstellungsvermögen, schnell genug eine Geschichte zu konstruieren. „Schon gut mein Dicker.", übernahm Hun für ihn, und tätschelte die breiten Schultern seines Freundes. „Es ist wohl an der Zeit, die Karten offen zu legen." Er machte eine Pause, wie um die richtigen Worte zu finden, und Arleds Neugierde Wuchs mit jeder Sekunde. „Wie soll ich anfangen…, Hmm, vielleicht am besten mit einer Frage. Was war deiner Meinung nach der Unterschied zwischen den Worgen in Dämmerungszuflucht, und den Worgen, von denen dir die Kleine vorhin berichtete."



… to be continued



Mit freundlichen Grüßen

Eure Evi
 
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es kam hier schon so lange nichts mehr oO need more =)
 
Arled versuchte all seine Wissenfetzen zukombinieren, doch er konnte sich einfach keinen Reim auf all das machen. Von ihren Beschreibungen her, hatte die Worgen Lohenscheits nichts von seiner eigenen, oder der Hun oder Ragis unterschieden. Außnahmslos, schien die Verwandlung in einen Worgen in einem Zuwachs an Größe und Agilität zu münden.

Sein verwirrter Blick, führte bei Hun offenbar zu dem Gefühl helfen zu müssen.

„Komm schon Arled, komm ich dir denn so vor, wie einer dieser von Ellenora beschriebenen Worgen?", weiter kam er nicht bevor ihm eine Blick Ragis das Wort abschnitt. „Lass den Jungen mit seinem eigenen Kopf nachdenken. Es gibt schon viel zu viele Menschen die den ihren nur zum tragen eines Huts zu benutzen scheinen.", und mit einem Nicken zu Arled meinte er, „Na komm schon kleiner. Ich weis dass du die Bruchstücke zusammensetzen kannst. Ich wusste es schon seit dem Tag, an dem du mir diesen Blick zuwarfst, nachdem du unseren Hühnen hier geheilt hattest." Dabei knuffte er freundschaftlich Huns Schulter.

Arled Kopf kribbelte. All die Denkansätze die in ihm aufgestiegen waren während ihrer Reisen, und von wichtigeren Problemen in den Hintergrund gedrückt wurden, brachen sich wieder Bahn. Da waren die Erinnerungen an Dämmerungszuflucht. Diesem Örtchen in dem er nach dem großen Zwischenfall erwacht war. Rege erinnerte er sich an die Nacht, in der er auf seine Medizin verzichtet, und die wahre Natur seiner Gastgeber entdeckt hatte. Die Erinnerungen schienen von einer lang zurück liegenden Zeit zu stammen. So viel war seither passiert. Die Nacht in der Kirche, seine Flucht, Ragis und Huns eingreifen. Das Zusammentreffen mit Vodan, kurz schweiften Arleds Gedanken zu dem Tauren ab, welcher sich zur Zeit wohl irgendwo in den Wälder nahe des Flüchtlingslagers versteckt hielt. Nach der Entdeckung des Lagers hatten sie beschlossen sich den Fremden lieber als Dreimanngesellschaft zu offenbaren. Obwohl Arled den dicken Halbbullen mittlerweile ins Herz geschlossen hatten, kannten die meisten Menschen Tauren nur als Anhänger der Horde. Man erzählte sich, ihr Kampfschrei bringe Ohren zum Bluten, und ihre Totems konnten Knochen zerbersten wie Mühlsteine das Korn. Wenn Vodan, Arled auch stets freundlich begegnet war, so ahnte Arled das auch in ihm das Wesen eines wilden Kriegers vergraben lag, und so machte er sich keine Sorgen um Vodan.

„Vodan der Wilde" huschte es durch Arled Verstand, und sorgen für ein Grinsen um seine Mundwinkel. „Vodan der wilde Tauren", er versucht sich Vodan bildlich vorzustellen wie er wutschnaubend inmitten einer Horde von Angreifern stand, und sie mit Feuer in den Augen anstarrte. Schaum stand vor seinem Flotzmaul. Die Tasche mit seinen Wertvollen Büchern über die Schulter geschwungen, würde er kämpfen. Die Schriftstücke schützen, bis zum Sieg oder seinem letzten Atemzug. Ja dachte sich Arled. Wenn Vodan je so kämpfen würde, dann nur für zwei Dinge. Seine Bücher, oder sein Bier.

Doch er schweifte ab.

Was war anders an den Worgen? Er versuchte das Bild Vodans zu verdrängen, welcher noch immer wild brüllend, eine halben Baum - einer Keule gleich schwingend, seine Angreifer auf Abstand haltend, durch seine Synapsen geisterte. Da geschah es. Statt Vodan auszublenden, morphte sich der Tauren plötzlich. Seine Ohren wurden lang und Spitz. Seine Nase schmal und lang. Seine Hufe bildeten sich zu Klauen aus. Während Arled da stand, und in seiner Vorstellung Vodan immer weniger Vodan, und immer mehr zum Abbild eines namenlosen Worgen wurde, begann er zu begreifen. Das lag nicht an der Art der Verwandlung, auch nicht im Aussehen des Worgen. Nein, es war der Wahnsinn, der in seinen Augen brannte. Was bei Vodan noch wie edle Entschlossenheit gewirkt hatte, wirkte an dem Worgen hasserfüllt und verschlagen. Statt weißem Schaum, stand ihm der Schaum rötlich vor dem Maul. Aus seinen Lefzen lief der Speichel, den Blutreste rot färbten. Entsetzt stellte Arled fest, dass sich auch die Baumstammkeule gewandelt hatte. Statt der Holzkeule, hielt der Worgen ein Handgelenk umfasst, und schwenkte den daran hängenden Arm über seinem Kopf.

„Der Blutrausch…", stieß er hervor. Ihm fiel keine bessere Bezeichnung ein.

„Siehst du Hun", nickte Ragi zufrieden, „ich sagte doch der Kleine findet es alleine heraus."

„Naja, ist das als Erklärung nicht etwas dünn? Ich meine, offenbar sind die Worgen Arugals Anhänger eines kriegerischen Stammes, wahrscheinlich die wildesten die sie zu bieten hatten. Immerhin erklärten sie sich bereit gegen Untote in die Schlacht zuziehen. Ich denke dieses Verhalten lässt sich kaum mit Worgen vergleichen die in einer geregelten Gemeinschaft in einem Dorf zusammenleben." Arled verzog abwägend den Mund.

„Das mag auf den ersten Blick stimmen.", nickte Ragi bevor er zögerlich fortfuhr. „Aber wie du dir sicher denken kannst, Dämmerungszuflucht war nicht immer ein Worgendorf. Viel mehr, wurde der Ort seinem Namen erst über die Zeit gerecht, eine Zuflucht zu sein. Im Grunde reagierten die ersten Bewohner genauso wie es wohl jeder andere Bewohner Azeroths getan hätten, wenn er einem Worgen begegnet wären." Was sein Schweigen nach diesem Satz andeutete, wurde von Huns gemurmeltem „Armer Ganwald" noch unterstrichen.

„Ja, Ganwald." Fuhr Ragi nun fort. „Ich erinnere mich noch gut an ihn. Er ein lebensfroher junger Kerl. Überall beliebt, besonders bei den Mädchen des Dorfes. Er hatte stets ein freundliches Lächeln für jeden übrig gehabt. Bis zu dem Tag als er von einem seiner Ausritte mit einer tiefen Verletzung zurück kehrte. Obwohl er sofort in heilkundinge Hände übergeben wurde, galt sein Überleben als ungewiss. Obwohl er sich nach wenigen Tagen wieder zu erholen schien, war etwas mit ihm geschehen. Er war nicht mehr der Ganwald, den man kannte. Sein Lächeln war von einem nachdenklich, fast bitteren Zug um seine Mundwinkel ersetzt worden. Er zog sich mehr und mehr zurück, wirkte stets angespannt. Es war nicht so als hätten wir das alles nicht bemerkt, doch ein jeder redete sich ein es sei das Trauma mit dem er zu kämpfen habe. Das die Zeit seine Wunden erst heilen müssen, bevor er zu seinem Alltag zurück kehren könne." In Arleds ergänzte sich Ragis, und seine eigene Geschichte, zu einem Mosaik, was ihm klarer und klarer vor Augen führte was sich in Dämmerungszuflucht ereignet haben musste. Er wollte sich gar nicht ausmahlen, was geschehen wäre hätte er nicht Flugur gehabt, der ihn bei der Hand nahm, und ihm half mit dieser Veränderung die ihn völlig überrollt hatte, klarzukommen. Hätte seine erste Verwandlung direkt in seinem Zimmer stattgefunden, er hätte nicht gewusst was in dieser Nacht geschehen wäre, hielt es jedoch nicht für unwahrscheinlich, dass er als Waise erwacht wäre.

Ragi hatte weiter gesprochen, war auf die Veränderungen eingegangen, welche den Bewohnern Dämmerungszufluchts zwar an Ganwald aufgefallen waren, die sie jedoch nicht zu deuten gewusst hatten. Arled konnte es ihnen nicht verübeln, er hatte selbst langen nicht begriffen was mit ihm selbst vorgegangen war.

Die sich nun entspinnenden Vorgänge faste Ragi kurz zusammen. Menschen verschwanden, und Sichtungen wolfähnlicher Wesen häuften sich. Das wahre Ausmaß der sich verbreitenden Seuche, erkannte man erst wenn man selbst infiziert war. Ragi berichtete begleitet von heftigem, bestätigendem Nicken Huns, von dem Tag als er zum Worgen geworden war. Wie ihn die Verwandlung vollkommen überraschte. Er hatte geglaubt zu sterben, so Ragi weiter. Doch dann war etwas anderes Geschehen. Er hatte sich verwandelt. Er konnte sich nur noch schemenhaft an das Erinnern was danach noch in dieser Nacht geschehen war, doch eine Erinnerung hatte er immer noch präsent. Und das war was er gerochen hatte. Sein erster Atemzug als Worgen. Diese fülle an Gerüchen. Es hatte ihn überwältigt. Doch am meisten hatten ihn die Duftmarken von hunderten anderen Worgen geschockt, die das Dorf offenbar umstreiften. Es dauerte nicht mehr lange, und auch der letzte Bewohner Dämmerungszufluchts war infiziert. Dadurch ergaben sich etliche Probleme. Die Nahrungsversorgung wurde knapp. Keiner kümmerte sich mehr um die Vorgänge die zuvor Alltag waren. Boten, oder Händler fielen in der Regel „Raubtierangriffen" zum Opfer statt wie gewohnt Handel zu treiben. Herrschte unter den Worgen selbst, zu Anfang noch eine Art Waffenstillstand, kam es immer häufiger zu ernsthaften Auseinandersetzungen auch unterhalb der Worgen. Durch diese entstand mit der Zeit eine Art Hackordnung, was kurzfristig für Ruhe sorgte. Dann wurden die Verhaltensweisen jedoch immer roher und roher. Waren die Menschen am nächsten Morgen auch schockiert von ihren Taten, in Worgenform kannten sie keine Schranken mehr. Es war nur eine Frage der Zeit, bis das verschwinden der Reisenden, die Pfotenspuren in den umliegenden Wäldern, oder die Kadaver gerissenen Wildes irgendjemanden hätten aufmerken lassen und die Armee auf den Plan gerufen hätte. „Das dies das Ende Dämmerungszufluchts zu bedeuten gehabt hätte, muss ich wohl nicht extra erwähnen.", raunte Ragi. „Machen wir uns nichts vor, es liegt in unserer Natur die Dinge erst zu töten bevor wir sie untersuchen. Sicherlich hätte König Graumähne sich nicht die Mühe Gemacht eine Wagenladung Dompteure in unser kleines Kaff zu schicken. Und dessen hätte es wirklich bedurft. Wir waren meiner Meinung nach vom Mensch sein, soweit entfernt wie es nur möglich war, bedachte man das wir bei Sonnenaufgang immer in unsere menschliche Form zurück kehrten." Ragi machte eine Pause und schaute Arled offen an, als versuche er ab zu wegen ob Arled ihm alles bisher glauben konnte. Doch dieser nickte ihm nur ermunternd zu, bitte fortzufahren.

„Nun ja, das dann etwas geschah was die Lage änderte ist wohl offensichtlich. Hätte sich nichts Grundlegendes ereignet, denke ich wir würden hier nicht zusammen sitzen, und wer weis, vielleicht wäre unser Geist mittlerweile komplett auf den eines Worgen zurück gegangen. Hun wie sieht es aus, magst du den Rest erzählen? Ich habe einen tierischen Brand.", bei diesen Worten griff sich Ragi eine kleine Flasche die neben ihm stand, öffnete sie und trank in langen Zügen.

Hun der offenbar Erinnerungen nachhängend ins Feuer gestarrt hatte, blinzelte als sei er gerade erst erwacht. „Ich, äh ja klar. Tja, da bleibt für mich wohl nur der Teil an dem der Tod nach Dämmerungszuflucht kam."

Arled fragte sich was er damit wohl meinen konnte. Aus seiner Erinnerung stiegen Fetzen nach oben, und es formten sich Bilder eines kleinen Kellerfensters, in einer kleinen dunklen Gasse Dämmerungszufluchts. Aber natürlich … der Untote. Alred hatte soviel um die Ohren gehabt seit dem, es kam ihm wie eine Ewigkeit vor. Und seit damals hatte er mit niemandem gesprochen. War es den möglich, dass dieser wandelnde Leichnam etwas mit den Vorgängen in dem kleinen Ort zu schaffen hatte? Alred blickte Hun erwartungsvoll an, dessen tief gefurchte Stirn offen zu Schau stellte, dass er noch dabei war, sich einen groben Storyverlauf zurechtzulegen. Als er begann, war offensichtlich das er versuchte Ragis eloquenten Erzählstiel zu kopieren, was bei ihm unweigerlich unbeholfen wirkte.

„Wie ich schon sagte:", Hun räusperte sich bedacht „es war der Tag gewesen, als der Tod in die Stadt kam." Ein zufriedenes Lächeln, das sich umgehend über seine ganzes Gesicht ausbreitete, zeigte wie zufrieden er mit seiner Eröffnung war.

Er wartete kurz, und fuhr dann, als die scheinbar von ihm erwarteten „Uhhh!´s" und „Ohhh!´s" aufblieben, fort. Er begann von dem Verwesungsgeruch zu berichten, der die Luft um Dämmerungszuflucht immer mehr bestimmt hatte. Und dass keiner sich dabei etwas dachte, da ja die halb gefressenen Kuhkadaver, auf den Kuhweiden verwesten. Und wegen den Lebensmitteln um die sich keiner kümmerte, die waren dann auch am verwesen gewesen – an der Stelle machte er wieder eine Pause um die anderen Breit anzugrinsen – als keiner reagierte wiederholte er „verwesen, gewesen…". Da auch nun keiner auf seine exorbitantes Wortspiel einging wollte er ansetzen weiterzureden, und wahrscheinlich hätte Arled so jede Position gelistet bekommen, wo genau auch nur ein Apfel verfault war, hätte Ragi Hun nicht das Wort abgeschnitten. „Ja, ja, ja, wir habe es verstanden! Es hat zum Himmel gestunken! Und daher haben wir die Ankunft unseres neuen Gastes erst gar nicht bemerkt. Komm endlich zum Punkt. Die Sonne wird nicht mehr lang am Himmel stehen. Die Zeit läuft uns davon!"

Huns Mundwinkel sanken nach unten. Es hatte ihm so Spaß gemacht, dass einmal alle an seinen Lippen hingen – wann kam so etwas schon mal vor – und dann so was.

„Ja, unseren Gast. Erschreckt jetzt nicht, aber seid ihr schon einmal einem lebenden Toten begegnet.", fragte Hun und machte große Augen um die Schaurigkeit die er in seine Worte legte noch zu unterstreichen.

„Ihr meint sicher diesen … wie hieß er doch gleich? Knaak?", versucht Arled sich zuerinnern.

„Fast" stutzte Hun, „woher kennst du den Knacker?"



…to be continued



Mit freundlichen Grüßen

Eure Endule
 
ah wie schön es geht weiter =) super teil bin gespanndt was der untote jetzt gemacht hat^^
 
schade das es bis jetzt nicht weiter geht zumindest schaut es so aus -.-
 
jo finds auch schade das so lange nix mehr kam hier...
 
Arled fasste in kurzen Worten die Vorgänge zusammen, die ihn in jener Nacht in die Seitenstraße getrieben hatten. Er berichtete wie er durch den Rauch auf das Kellerfenster aufmerksam geworden war, und von seiner überstürzten Flucht, als ihm bewusst wurde wen, oder was er da vor sich hatte. Später hatte er dann in einem Gespräch das er belauschte, den Namen aufgeschnappt und es schien plausibel, dass Name und Untoter zusammengehörten. Mehr wusste er nicht, und bat Hun – dessen Mundwinkel zwischen Enttäuschung über das ihm entglittene Gespräch und Verwunderung über Arleds Wissen, hin und herzuckten – nun bitte fortzufahren. Augenblicklich war Huns Freude wieder hergestellt.

„Naja, wie du dir denken kannst waren wir alle äußerst irritiert, plötzlich einen Untoten vor uns zu haben. Hätt ihn fast erschlagen.“ Bei diesem Satz zog er den Kopf ein und warf einen Seitenblick auf Ragi, der nur die Augen verdrehte und den Kopf schüttelte. „Aber hab ich nicht. Und das war gut. Denn der Knacker - weist du - der war nicht nur aus Zufall da, der hatte was.“ An dieser Stelle hielt er kurz inne, schaute Ragi um Erlaubnis heischend an. Als Ragi nickte, fuhr er fort.

„Also wie du dir sicher denken kannst, waren wir erst mal echt von den Socken. Ich mein… immerhin befanden wir uns mitten in Gilneas. Jedes Kind wusste, dass die Geißel durch den Greymanewall abgeschnitten war. Aber da stand er. Wenn man es nicht gerochen hätte, hätte man ihn fast noch für lebendig halten können. Erst bei genauerem hinsehen erkannte man, dass hier und da die Knochen aus seiner Haut ragten.“, Hun schüttelte sich beim Gedanken daran. „Und dann dieser Rabe. Immer hat er dieses Vieh bei sich. Starrt einen aus seinen schwarzen Augen an… kann sogar sprechen das Vieh.“

„Ja, ja. Und Fliegen und Krächzen und Scheißen.“, unterbrach ihn Ragi. „komm endlich zum Punkt oder willst du über jeden Käfer berichten der hier und da aus seinem Hemdskragen gekrabbelt kommt!?“

Hun schluckte und sammelte sich kurz, dann fuhr er fort. „Also dieser Knacker stand da, und wir wussten erst mal nicht so recht was wir tun sollten, doch recht schnell machte er uns klar, dass er nicht mit bösen Absichten zu uns gekommen sei. Naja, zumindest schnell, wenn man bedachte, dass für einen Untoten die Zeit wohl eh unbedeutend sein sollte. Vorerst steckten wir ihn selbstredend in einen Käfig. Dort verbrachte er knapp eine Woche, und wurde so jede Nacht aufs Neue Zeuge unserer Verwandlung. Am siebten Tag, es war kurz vor Vollmond, bat er darum mit unserer Heilerin sprechen zu dürfen. Wie es schien hatte er gleich erkannt, das diese eine bessere Kontaktperson darstellen würde, als der Bürgermeister.“

„Der alte Hitzkopf wollte ihn ja auch am ersten Tag direkt in Einzelteilen im Wald verstreuen.“, streute Ragi trocken ein.

„Na jedenfalls hat sich Hespa bereit erklärt mit ihm zu sprechen. Und so konnte uns Knacker seine ganze Geschichte offenbaren; Er kam tatsächlich aus der Gegend von jenseits des Walls, müsst ihr wissen. Meinte, eine mit ihm befreundete Magierin habe ihn nach Gilneas gebracht. Und warum das Alles? Tja, wie es schien wusste er bereits von der Seuche die sich unter uns ausbreitete. Sein wissen war beachtlich. Obwohl er uns erst eine Woche beobachtet hatte, wusste er um den Verlauf der Seuche. Unseren Zorn, die Wildheit die mit jeder Verwandlung heißer lodernd in unseren Herzen brannte.“ Hun rieb sich bei diesen Worten unbewusst die Stelle, an welcher ihm Ragi, offensichtlich in Rage eine klaffende Wunde zugefügt hatte. „Und wie lehrte er euch, den Zorn im Bann zu halten?“, hakte Arled interessiert nach. „Wieso gelehrt? Gebraut meinst du wohl eher.“, antworte Ragi für Hun. „Hat uns beauftragt alle möglichen Kräuter in den umliegenden Wäldern zu sammeln. Meinte, wenn wir ihn frei ließen, und mit allem versorgten was er benötige, würde er im Gegenzug dafür sorgen das uns die Wildheit nichts mehr anhaben könne.“ „Aber das konnte er nicht?“, harkte Arled nach der den missmutigen Zug um Ragis Mund bemerkt hatte. „Naja, doch. Er brauchte eine Woche, dann war sein Gebräu fertig gestellt. Nun brauchte er jemanden der bereit war es zu testen.“ Arled kam zwar vom Dorf, doch selbst an ihm waren Geschichten über Alchemie versuche nicht vorbei gegangen. Er war äußerst gespannte, was wohl mit dem armen Versuchskaninchen geschehen war. Vermutlich hatten sie es an einer Kuh, oder einem armen Köter ausprobiert.

„Unsere Wahl fiel, aus wohl nachvollziehbaren Gründen, auf unseren guten Hun hier.“, fuhr Ragi fort. Hun verzog sein Gesicht als ihm die Erinnerung an jenen Tag einen Schauder über den Rücken trieb. „Er war einer derer, die am meisten mit ihrer Wildheit zu kämpfen hatte. Zum anderen war er für uns alle, aufgrund seiner Größe, am schwersten zu kontrollieren. Und nicht zuletzt waren wir überzeugt, dass seine Rossnatur am besten mit dem Gebräu zu Rande kommen würde.“ Dabei klopfte er Ragi auf seine breite Schulter.

„Ja, und sein langsame Art über Dinge nachzudenken kam auch wohl auch gelegen.“, dachte ich Arled, sagte es jedoch nicht. Stattdessen wand er sich direkt an Hun, „Und? Was ist geschehen.“

„Naja,“ entgegnete Hun, „im Grund nichts. Außer das es WIDERLICH schmeckte. Ein weiterer Schauder durchfuhr ihn. „Die beste Medizin ist nun mal bitter, mein Dicker.“, tröstete in Ragi, mit viel Mitgefühl in seiner Stimme und einem weiteren freundschaftlichen Schulterklopfen, warf dabei jedoch Arled ein belustigtes Lächeln zu. „Ja, unser Hun, er ist einfach eine gute Seele, hat sich einfach diese Plörre in den Hals geleert. Hätte ja sonst was passieren können.“ „DAS, klang damals aber anders. Du hast gesagt da passiert schon ni…“, brach es aus Hun hervor, wurde jedoch von Ragi direkt abgeschnitten, der unbeirrt weiter sprach. „Ich glaube aber der Geschmack war das schlimmste. Nachdem er kräftig mit Ale nachgespült hatte, um selbigen zu vertreiben, passiert dann erst mal nichts. Ich sehe es noch vor mir. Wir standen um unser Dickerchen herum und betrachteten ihn, als müssen ihm jeden Moment Hörner wachsen, oder Beulen, aber nicht dergleichen geschah. Dann kam die Nacht.“ „Und, habt ihr einen Unterschied bemerkt?“ Ragi ließ nur ein Wölfisches Grinsen seine Lippen verziehen. „Wie stellst du dir das vor? Wir hatten ja gar nichts getrunken. Ich erinnere mich zu dieser Zeit des Öfteren am Morgen erwacht zu sein, ohne irgendeine Erinnerung an die Vorgänge der Nacht. Es war als würde mein menschliches Begreifen mehr und mehr in den Hintergrund verbannt, je dominanter der Wolf in mir wurde. Erst am nächsten Morgen dann bemerkten wir die Wirkung.“ Ragi warf Hun einen Seitenblick zu, „Soll ich es erzählen oder magst du lieber selbst?“, fragte er den Hünen. „Nur zu, ich weis doch wie gern du diese Story erzählst. Musstest es ja sogar immer und immer wieder im Dorf breit treten, obwohl es dort ohnehin jeder schon wusste.“, grollte Hun. Ragi schüttelte ein Kicheranfall als er die gegrollte Verstimmung Huns hörte. „Drei mal dürft ihr Raten wo wir ihn fangen…“, es war Ragi deutlich anzusehen das er mit sich Rang nicht loszuprusten. „Ach da kommt ihr eh nicht drauf. IN EINEM SCHRANK!“, könnt ihr euch diesen Riesen vorstellen, wie er in einen Schrank gezwängt dasitzt? Zusammengekauert, umhängt mit Kleidern, und mit Bettwäsche auf dem Kopf. „Musst du das immer so breittreten.“, zischte Hun, der offensichtlich gerne im Boden versunken wäre. „Arled, du machst dir ja keine Vorstellungen wie es zu dieser Zeit in Dämmerungszuflucht zuging! Sie waren wie Tiere! Ich versuchte mit Ragi zu sprechen nachdem wir uns verwandelt hatten, doch hinter dem goldenen Feuer seiner Augen war nichts mehr das ich kannte. Es war … Wahnsinn der in ihm tobte. Manche fielen übereinander her, und trieben es mitten auf der Straße. Andere verschwanden im Dunkel, und kurze Zeit später erklangen aus der Dunkelheit Schreie. Es waren die Schreie von Tieren, und man hörte förmlich ihr Leiden während ihnen bei lebendigem Leib das Fleisch von den Knochen gerissen wurde. Es war …“ „Schlimm. Ja ich glaube das hat Arled auch so schon kapiert. Jedenfalls hatte sich unser, „Ich-halte-eine-Zweihandaxt-mit-einer-Hand-und-zerdrücke-rohe-Kartoffeln-zwischen-meinen-Zehen-Hun hier, in ein Empfindelchen gewandelt, und sich aus Angst vor uns rohen Wilden in einen Schrank verkroch.“ – „Hun, kannst du den Schrei noch nachmachen den du losgelassen hast als wir die Schranktür öffneten?“ Huns Erwiderung bestand nur aus einem tödlichen Blick.

„Also hat das Mittel offenbar gewirkt.“, löste Arled die angespannte Situation. „Ja kann man so sagen. Ich weis nicht, vielleicht war es etwas stark dosiert, aber generell war der Test ein Erfolg. Danach richteten wir Knacker jenes Labor ein, dass du ja bereits gesehen hast, und machten ihn zu unserem Stadtapotheker. Jeder im Dorf bekam eine genau auf ihn abgestimmte Ration an Gegenmittel, und so wurde es uns möglich ein Leben zu führen, so wie früher. Nur das wir eben unsere Gestallt wandelten. Das hörte nicht auf.“

„Und das heißt, seit ihr Dämmerungszuflucht verlassen habt, fehlt euch der Nachschub.“, schlussfolgerte Arled, der längst ahnte worauf die Geschichte hinauslaufen würde.

„Genau, gut kombiniert. Im Grunde ist das-„ Ragi griff in seine Tasche und förderte eine kleine Phiole zu Tage, in der eine rötliche Flüssigkeit umher schwappte. Die Phiole war bereits über die Hälfte geleert. “, das Letzte was uns geblieben ist.“ „Wisst ihr denn, wie ihr euch selbst etwas davon herstellen könntet?“, wollte Arled wissen während er die kleine Phiole, welche ihm Ragi zur näheren Betrachtung übergeben hatte, nachdenklich beäugte. „Nein, keine Ahnung.“, seufzte Hun resignierend. „Aus dem Grund haben wir uns ja auch des Nachts meist von euch getrennt. Einerseits konnten wir das Gebräu nicht verschwenderisch Nutzen, und andererseits konnten wir es nicht wagen euch in Gefahr zu bringen.“ „Also seid ihr ohne Das hier“ Arled schüttelte die Phiole während er sie gegen das schwindende Sonnenlicht hielt, „seid ihr nicht Herr eurer Sinne, könnt euch nicht beherrschen? Nach all der Zeit?“ „Ich glaube nicht, dass es mit Beherrschung zu tun hat, Arled. Es scheint fast, dass ohne das Mittel, der Worg in uns zur Zeit unserer Verwandlung die Kontrolle übernimmt. Meist kann ich mich gar nicht, oder nur bruchstückhaft an Dinge erinnern die zu dieser Zeit vorkamen. Teilweise kommen die Erinnerungen oft erst Tage später wieder, und dann driften sie ins Bewusstsein, wie eine Erinnerung an einen Traum.“ „Am Besten würde ich sagen, probierst du es einfach aus. Ich denke heute Abend sollten wir uns ohnehin alle ein Schlückchen genehmigen. Diese Menschen hier befinden sich in ständiger Alarmbereitschaft. Ich glaube kaum, dass wir große Chancen bekämen uns zu erklären, sollte einer von uns sich heute Nacht in einen Worgen verwandeln.“, bei diesen Worten nickte Ragi in Richtung der aufgepflanzten Worgenschädel, die sie aus leere Höhlen anzustarren schienen. Hun folgte seiner Kopfbewegung und grunzte beim Anblick der Schädel angewidert auf, bevor er den Blick wieder auf das kleine Lagerfeuer richtete. Arled, der noch immer die Phiole in Händen hielt, packte den kleinen Korkdeckel, drehte und zog. Mit einem leisen „Plopp“ löste sich der Korken. Unverzüglich quoll rosafarbener Rauch aus der kleinen Öffnung. Zögerlich näherte Arled seine Nase dem Dampf und schnüffelte. Der Geruch war überraschend angenehm. Nicht annähernd so beißend wie Arled es aufgrund des Qualms und der roten Farbe erwartet hätte. Allerdings verblieb ein seltsamer Nachgeschmack im Hals, nachdem der erste Duft schon längst verflogen war. „Wie viel braucht man von diesem Zeug, damit es richtig wirkt?“

„Das hängt von verschiedenen Faktoren ab“, Ragi zeigt auf Hun, „unser Dickerchen hier braucht etwas mehr als wir, doch es macht nicht viel aus. Recht harter Tobak dieses Gebräu.“ Bei diesen Worten nahm er Arled das Fläschchen ab und griff in den Ausschnitt seines Hemds. An einer Kette um seinen Hals, trug er ein kleines Amulett, das sich Arled schon gesehen, jedoch nie näher betrachtet hatte. Es hatte die Form eines kleinen Kelchs, war aus einem silbrig glänzenden Metall gefertigt, und offenbarte bei näherem Hinsehen eine erhebliche Detailverliebtheit, war er doch über und über mit winzigen eingravierten Verzierungen bedeckt. Das Fassungsvermögen des Minikelchs betrug nicht viel mehr als einige Tropfen, doch nach seinem Schluck reichte Ragi den Kelch direkt an Hun weiter, welcher sich den Becher zweimal füllte, bevor er ihn an Arled reichte. Arled zögerte kurz, seine Verwandlungen fanden nicht annähernd so regelmäßig statt wie jene von Hun und Ragi. Vielleicht würde ohnehin nichts passieren diese Nacht. Doch konnte er das riskieren? Sein Blick schweifte hinüber zu dem Flüchtlingslager, wo überall geschäftige Hände das Lager für die Nacht vorbereiteten. Wachen bezogen ihre Posten, Barrikaden wurden überprüft, Zeltleinen noch einmal nachgespannt. Überall blitzte Stahl in den Strahlen der untergehenden Sonne. Ja, Ragi und Hun hatten wohl Recht. Sollte er sich ausgerechnet heute Verwandeln, würde es mit Sicherheit zu ernsten Konsequenzen kommen. Das durfte er nicht riskieren. Er füllte den Becher, und trank. Die Flüssigkeit, schien kaum in seinem Mund schon in ihn einzusickern. Schien den Umweg über den Magen zu umgehen, und direkt durch seine Schleimhäute in sein Blut zu sickern. Ein Schaudern überlief ihn, und dann war es auch schon vorbei. Er fühlte sich kein bisschen anders. „An den Nachgeschmack gewöhnt man sich mit der Zeit.“, kommentierte Ragi seinen wenig begeisterten Gesichtsausdruck und klopfte ihm auf die Schulter. Kommt, lasst es uns bequem machen, die Nacht ist nah, und morgen gibt es viel zu tun.“

Wenige Minuten später lag Arled in eine Decke gehüllt neben dem Feuer und blickte in den Himmel, an dem die ersten Sterne erschienen. Seine Gedanken schweiften zu Vodan, der gerade irgendwo im Wald sein Nachtlager aufgeschlagen hatte. Er hoffte Vodan würde eine ruhige Nacht erleben, ohne auf unliebsame Geschöpfe der Nacht zu treffen. Nun ja, der Taure würde sich schon zu helfen wissen. Dann Gähnte Arled herzhaft, streckte sich, rollte dann auf die Seite und versuche Schlaf zu finden. Das leise prasselnde Lagerfeuer säuselte ihm eine Schlafmelodie.



… to be continued



Eure Endule
 
JUHU entlich geht es weiter^^ mehr brauch ich dazu nicht zu sagen *grins*
 
Mann, mann, mann .....das hat aber gedauert ...Schön das es weiter geht ^^
victory.gif
 
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