Die Geschichte von Ninva Schattenschreiter 2

Tayury

NPC
Mitglied seit
22.04.2007
Beiträge
8
Reaktionspunkte
0
Kommentare
3
Buffs erhalten
5
Düstere Gedanken...wie treu und ausdauernd sie doch sein können. Ein Schatten liegt auf Ninvas Gesicht während sie gedankenverloren in den grauen Himmel über sich blickt.
Der neue Tag bricht bereits heran, die vor wenigen Stunden noch so funkelnden Sterne sind längst verblasst und haben ihren trostspendenden Schimmer mitgenommen.
Wie gerne würde Ninva ihnen Nacht für Nacht dorthin folgen...mit ihnen gehen wo immer dort auch sein mag.

Ein leises Seufzen entfährt ihr, der Tonfall schwer vor Wehmut und Kummer.
Abseits von sich hört sie die wachsende Unruhe unter den Kriegern in Form von hektischem Flüstern, aufgeregtem Gemurmel und nervösem Waffen polieren.
Der eiligst zusammen gerufene Kriegsrat hat das Lager nervös gemacht, Gerüchte verbreiten sich rasant wie eine eigene Art von Seuche. Für Ninva jedoch sind sie ohne Belangen...wie so vieles andere auch. So vieles hat seine Bedeutung verloren...so unendlich viel...vermutlich zu viel...

Das kaum wahrnehmbare Geräusch weicher, schleichender Schritte lässt die Schurkin den Kopf drehen.
Die grasgrünen Augen eines mächtigen, gehörnten Löwenkopfes treffen auf die ihrigen, sehen sie mit unendlicher Güte und Ruhe an.
Ninva zwingt ein Lächeln auf ihr Gesicht während sie sich aufsetzt.
"Ich grüße euch, Meister Anoralph..."
Die riesige Katze senkt wie zur Antwort das gewaltige Haupt, ein Schauer geht durch den muskulösen, sandfarbenen Körper ehe selbiger mit einem seidigen Geräusch zu zerfließen beginnt, an Größe zunimmt und sich schließlich in seiner wahren Gestalt vor der Schurken zu erkennen gibt.
Ninva legt den Kopf in den Nacken, sieht ruhigen Blickes zu dem riesigen Tauren empor der nun vor ihr steht und mit einem leisen Schnauben sein aus Natur bestehendes Gewand zurecht zupft.
"Ihr werdet alt, Meister Anoralph.", meint die Schurkin mit einem Hauch von Schalk in der Stimme. "Früher konntet ihr eure Gestalt wesentlich schneller wechseln."
"Das Altern verschont niemanden, mein Kind...", schnauft der taurische Druide leicht pikiert während er sich neben die, im Verhältnis zu ihm, kleine Schurkin ins karge Gras setzt. "Niemand bleibt davon verschont, selbst die Hainwächter nicht."
"Es sei denn man hat damit abgeschlossen...", flüstere Ninva mit dunkler Stimme.
Der Taure blinzelt langsam, sieht die Schurkin unter seiner Kapuze nachdenklich an.
"Was bedrückt dich, mein Kind?", fragt Anoralph dann sanft. "Seit unzähligen Monden sehe ich wie du dich quälst ohne Möglichkeit zu helfen."
Ninva senkt den Blick, schweigt eine Weile. Der Taure drängt sie nicht, sieht gleichsam schweigend in den grauen Himmel bis die Schurken von selbst wieder das Wort ergreift.
"Ich fühle die Leere, Meister Anoralph..."
"Was für eine Leere, Ninva...?"
Die Schurkin atmet zittrig aus, fröstelt.
"Diese...große...hungrige Leere, Meister Anoralph...die, die mich zu verschlingen droht wenn ich nicht Acht gebe..."
"Ninva...ist es der Lichkönig?", fragt der Druide nach kurzem Schweigen dunkel. "Versucht er wieder deinen Geist an sich zu reißen?"
Ninva schüttelt langsam den Kopf.
"Nein...es ist nicht der Lich...es ist...eine andere Leere die ich fürchte..."
"Welche? Sag es mir, Ninva!"
Die Untote hebt den Kopf, will dem Druiden antworten und damit endlich ihren Kummer offenbaren doch das plötzliche Dröhnen eines orkischen Kriegshornes zerstört den kleinen Moment aus Offenheit.

Alarmiert springen die beiden Hordler auf, das Scheppern von eiligst angelegten Rüstungen und Waffen beginnt die Luft zu erfüllen, begleitet von Flüchen und gebrüllten Befehlen.
Ein Gepard sprintet an den beiden vorbei, bremst ab als er sie sieht, wechselt in der Bewegung die Gestalt um zu einem weiteren Taurendruiden zu werden.
"Loktor, was ist los, ein Angriff?!", ruft Anoralph ihm zu.
"Janos hat den Befehl zum Aufbruch gegeben!", antwortet der junge Druide hektisch, die Augen weit aufgerissen, das Fell steil gesträubt. "Ein gewaltiges Heer aus Allianz und Kreuzzug ist auf dem Weg hierher!"
"Wir fliehen?!"
"Nein, Janos hat einen Hinterhalt geplant, das gesamte Lager wird evakuiert und von unseren Ingenieuren vermint! Wir haben nicht mehr viel Zeit, unsere Späher haben den Feind nur knapp 2 Stunden von hier entfernt gesichtet!"
Anoralph schnaubt tief, nickt dem Druiden zähneknirschend zu hierauf dieser herumwirbelt und weiter hetzt, im zweiten Schritt bereits wieder als sehniger Gepard.

"Sie wollten uns also noch im Halbschlaf hinterrück niedermetzeln...", knurrt Anoralph, die Stimme schwer vor Wut und Zorn. "Wir dürfen keine Zeit verlieren, steig auf, Ninva!"
Noch im Satz wird der Druide wieder zum Löwen, seine Stimme geht in einem grollenden Brüllen unter.
Ninva zögert keinen Augenblick um sich auf den Rücke der gehörnten Katze zu schwingen welche, sowie sie Halt in der zotteligen Mähne gefunden hat, auch schon los sprintet.

Das Lager durch das sie einen Moment später hetzen gleicht einem Ameisenhaufen. Helle Aufregung wie auch grimmige Vorfreude auf den bevorstehenden Kampf ist in den Gesichtern der hordischen Krieger abzulesen.
In höchster Eile werden Zelte präpariert, Minen versteckt, Bombenzünder platziert, Attrappen ausgelegt. Goblinische Sprengkunst...wer hätte gedacht, dass sie in diesem Krieg einmal so eine Bedeutung erlangen würde...
Dort vorne ist Janos. Unübersehbar auf seinem untoten Schlachtross. Eine seltsame Art von Trost erfüllt die Schurkin bei seinem Anblick...als wäre er eine kleine, rettende Insel in einem weiten, dunklen Meer...

Ninva springt von Anoralphs Rücken, will zu ihrem Herrn laufen um seine Befehle zu erwarten
Azaet fängt sie jedoch ab, zerrt sie zu den anderen Schleichern deren Dolchklingen bereits vor sorgfältig aufgetragenen Gift blutdurstig schimmern.
"Die Schleicher vor, säubert den Weg!", brüllt Janos ihnen zu.
Ein freudvolles Raunen geht durch die kleine, aber umso tödlichere Truppe als diese das Lager flinken Schrittes verlässt um das Waldstück, in dem das Heer sich auf die Lauer legen wird, von störenden Tieren und etwaigen Spähern zu befreien.
Ninva zögert den anderen zu folgen, sieht noch einmal zurück um einen letzten, trostsuchenden blick von Janos oder Anoralph zu erhaschen. Doch der Feldheer sieht nicht in ihre Richtung und der Druide ist längst im Getümmel verschwunden. Auf einmal hat die Schurkin das Gefühl völlig alleine auf diesem Feld zu stehen.

"Komm, die Zeit wird knapp!", raunt Azaet ihr rau zu.
Ninva nickt mechanisch, folgt Azaet dann raschen Schrittes in den Wald.
Eine seltsame Art von kaltem Zorn, hat ihr begonnen aufzusteigen. Zorn dessen Ursache sie nicht ergründen kann und dem innerhalb kürzester Zeit fünf menschengroße Spinnen und ein räudiger, tollwütiger Wolf zum Opfer fallen.
Zorn der sie erschreckt und gleichzeitig etwas Wunderbares an sich hat...seine Unkompliziertheit.
Schlichter, einfacher Zorn...so...verlockend.
Ein Lächeln liegt auf Ninvas Lippen als sie wenig später ihre Dolchklingen von Wolfs- und Spinnenblut reinigt.
Es ist ein düsteres, böses Lächeln das Azaet die Stirn runzeln lässt. Er kennt dieses Lächeln. Und es gehört definitiv nicht zu Ninva. Er sollte sie wohl danach fragen, sie darauf ansprechen...er sollte ihr seine Hilfe anbieten wie er es immer getan hat.
Diesmal tut er es nicht...er wird es noch bereuen...
 
Zurück