Die Reise des Kerish-lo-Taan

Puabi

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Diesmal erzähle ich wieder von einem Buch, genauer gesagt sind es vier Bücher, die die Geschichte
DIE SIEBEN ZITADELLEN
erzählen. Geschrieben wurden die Bücher von GERALDINE HARRIS.
Aktuelle Amazon-Preise kann ich leider nicht liefern, es standen einfach keine da. Man kann es auch über Amazon nur noch gebraucht erwerben.
Das Bild, das ich meinem Blog beigefügt habe, ist übrigens ein Bild der Gesamtausgabe, mir lagen die Bücher allerdings einzeln vor. Leider gibt es aber keine Bilder der Einzelausgaben.


Die Autorin: GERALDINE HARRIS
Sie ist eine Autorin sowohl fiktiver als auch nicht fiktiver Literatur und außerdem Ägyptologin. Sie ist Mitglied der "Faculty of Oriental Studies" an der Universität von Oxford. Ihre Arbeit beinhaltet das "Sieben Zitadellen"-Quartett und zahlreiche Sachbücher über Ägyptologie.
Partielle Bibliographie:
# White Cranes Castle, illustrated by Lisa Jensen, Macmillan (London), 1979.
# "Seven Citadels" series
# Prince of the Godborn, Greenwillow (New York City), 1982.
# The Children of the Wind, Greenwillow, 1982.
# The Dead Kingdom, Greenwillow, 1983.
# The Seventh Gate, Greenwillow, 1983.
# Gods and Pharaohs from Egyptian Mythology, illustrated by John Sibbick and David O'Connor, Lowe (London), 1982, Schocken (New York City), 1983, reprinted, P. Bedrick (New York City), 1996.
# The Junior Atlas of Ancient Egypt, Lionheart (London), 1989.
# New Kingdom Votive Offerings to Hathor, Griffith Institute (Oxford), 1989.
# Isis and Osiris, NTC Pub. Group, 1996.
# (Co-Author) Illustrated Encyclopedia of Ancient Egypt, Peter Bedrick Books, 1999.
# Contributor to journals, including Folklore and Orientalia
Ich habe die Bibliographie nicht übersetzt, um diesbezügliche Übersetzungsfehler zu vermeiden. Quelle dieser Bibliographie ist
Wikipedia.

DER PRINZ DER GÖTTER
DIE SIEBEN ZITADELLEN TEIL 1


Worum geht es?
Im Kaiserreich Galkis, welches kurz vor dem Untergang steht, wird die Sage von einem gefangenen Retter erzählt, der allerdings hinter sieben Türen eingesperrt ist. Um diese Türen zu öffnen, müssen die Schlüssel zu den sieben Zitadellen gefunden werden, die wiederum von sieben mächtigen Zauberern bewacht werden. Der Hohe Priester Izeldon prüft während einer Zeremonie im heiligen Tempel des Gottes Zeldin, welchen der zahllosen Kinder des Kaisers würdig ist, diesen Auftrag zu übernehmen. Seine Wahl fällt auf Kerish-lo-Taan, den Lieblingssohn des Kaisers, der von seinem Halbbruder Forollkin begleitet werden soll. Da keiner von diesem geheimen Auftrag erfahren soll, der auch im Einverständnis des Kaisers durchgeführt werden soll, reisen Kerish und sein Halbbruder unter einem Vorwand zur Hafenstadt Ephaan und stechen von dort aus in See. Zwei Schlüssel können sie erringen, die Suche nach dem dritten beginnt.

Leseprobe
"Forollkin, es kann sein, daß ich dich sogar in größere Gefahren hinausschicke, als du es wünschst", murmelte der Kaiser. "Weißt du, warum ich dich zum Gefährten für Prinz Kerish-lo-Taan erwählt habe? Es war deiner Fehler wegen. Sie sind der Spiegel der Tugenden deines Bruders, und seine Schwächen werden durch die Mauer deiner Stärken abgefangen. Ich bin froh, wenn ihr streitet, denn dies bestätigt mir eure Verschiedenheit, aber ihr sollt euch nicht trennen. Gemeinsam werdet ihr vielleicht viel erreichen, getrennt sehr wenig. Um Galkis' willen dürft ihr nicht getrennt werden, und du sollst mir schwören, daß du Kerish niemals verlassen wirst, es sei denn, er befiehlt es. Als dein Kaiser könnte ich dir diesen Schwur befehlen. Statt dessen bitte ich dich darum".
Ka-Litraan streckte Forollkin seine Hand entgegen und berührte ihn zum ersten Mal in seinem Leben.
"Majestät, ich -" Der junge Soldat blickte hilflos von Izeldons ruhigem Gesicht zu Kerishs flehenden Augen. "Ich schwöre es", sagte er, da er keinen Ausweg sah. "Ich werde Kerish nicht verlassen."


Wie denke ich über das Buch?
Die insgesamt 11 Kapitel des Buches (219 Seiten) bin ich zugegebenermaßen vorsichtig angegangen, da ich nicht viele Infos über das Buch hatte und auch die Autorin vorher nicht kannte. Die ersten Kapitel gestalteten sich auch etwas schwierig, weil ich mir erstmal einen Überblick über die ganzen Verwandtschaftsverhältnisse des Kaiserreiches schaffen musste. Zu Beginn, so etwa die ersten siebzig Seiten der insgesamt 219 stürzen sehr viele Namen auf einen ein, viele Personen spielen eine in diesem Moment wichtige Rolle und diese haben noch dazu nicht gerade einfache Namen.

Nachdem ich diese, sagen wir mal, Einführung hinter mich gebracht hatte, wurde es aber richtig interessant und stellenweise sogar spannend. Das soll nicht heissen, dass das Buch ansonsten langweilig ist, aber die Autorin hat die Spannung geschickt eingesetzt. Man fiebert mit, wenn Kerish die ersten beiden Zauberer aufsucht, gerade der zweite Zauberer ist besonders interessant, da dieser über gewisse Möglichkeiten verfügt, seinen Besuchern Trugbilder vor zu gaukeln. Zu viel will ich ja auch nicht verraten.

Die einzelnen Charaktere werden gut skizziert, man kennt ihre Stärken und Schwächen, weiss was sie mögen und nicht mögen usw.. Auch das Kaiserreich Galkis und die Stationen der Reise außerhalb von Galkis werden anschaulich, jedoch nicht zu ausschmückend beschrieben. Prinz Kelrish-lo-Taan, der Prinz der Götter, ein Gottgeborener hat ein ganz eigenes Aussehen, mit schneeweißer Haut, schwarzen Haaren, mit silbernen Strähnen durchzogen, seine Augen sind tief violett, mit schwarzem Rand und gold gesprenkelt. Als Gottgeborener darf er niemals in den Spiegel schauen. Solche Eigenheiten werden beschrieben und auch konsequent durchgehalten. Schaut er beispielsweise einmal zu lang ins Wasser, wirft Forollkin einen Stein in dieses, um zu verhindern, dass Kerish sein Spiegelbild sieht. Auch, als Kerish gegen Ende des ersten Bandes mit mehreren Spiegeln konfrontiert wird, schaut er kaum hinein, um nicht dem Wahnsinn zu verfallen.

Die Verhältnisse in Galkis, den angrenzenden fünf Königreichen und den anderen Gebieten wird gut beschrieben, man kann sich die Städte, Tempel und Landstriche lebhaft vorstellen. Nicht nur das Glauben an Zeldin, den Kaiser und die Königin wird deutlich, auch die Ränke und Intrigen in der kaiserlichen Familie, der bevorstehende Krieg und die Kulturen der Reiche der Zauberer werden anschaulich dargestellt. Mit ein wenig Phantasie, die man meiner Meinung nach gerade bei Fantasy-Romanen eh haben sollte, fühlt man sich bald so, als ob man sich selber auf die Suche nach den sieben Schlüsseln macht. Ich fieber jedenfalls schon dem zweiten Teil entgegen, den ich wohl gleich zur Hand nehmen werde, um auf Schlüsselsuche zu gehen. Zwei Schlüssel haben Kelrish und Forollkin schon, ihre Reise hat sie bereits in das Land des dritten Zauberers geführt. Wie es weitergeht, erfährt man in:

DIE KINDER DES WINDES
DIE SIEBEN ZITADELLEN TEIL II


Worum geht es?
Das Buch beginnt mit der gefahrvollen Reise durch das Sumpfland von Lan-Pin-Frias. Kerish-lo-Taan, Forollkin und Gidjabolgo reisen an Bord eines Schiffes durch die weitverzweigten Flussläufe. Gidjabolgo kam noch im ersten Band zu ihnen, ein Gefährte, der seine Geheimnisse hat. Unterwegs gesellt sich noch eine Sumpfkatze zu ihnen, die Lilahnee getauft wird. Nach einiger Zeit fliehen die Gefährten vom Schiff des Kaufmanns und setzen ihren Weg alleine fort, sie überqueren den Verbotenen Berg, durchqueren eine kalte Gebirgslandschaft, kommen an einer geheimnisvollen Steinstadt vorbei und geraten nach dem Übertreten der Schneegrenze in einen eisigen Sturm. In höchster Not gelangen sie zu einer silbernen Pforte, die in einen Palast aus Stein und Eis führt, der Zitadelle der dritten Zauberin.
Dort erlangt Kerish-lo-Taan den dritten Schlüssel, allerdings muss er dazu einen schwierigen Eid ablegen, der unmittelbar mit dem vierten Zauberer zu tun hat. Auch über den fünften Zauberer erfährt er einige Dinge und nach einem Abschiedsessen entlässt die Zauberin die Gefährten in die Ebenen von Erandachu. Dort begegnen sie dem Stamm der Erandachi, den Kindern des Windes.
Diese nehmen Kerish und seine Gefährten in ihren Stamm auf, wollen ihn aber auch nicht weiter ziehen lassen, sondern für ihre eigenen Zwecke einspannen. Es kommt zu einem Kampf zwischen den Halbbrüdern, bei dem Kerish-lo-Taan Forollkin schwer verletzt. Nach dessen Genesung gelingt ihnen die Flucht vor den Kindern des Windes, bei dieser Flucht schließt sich ihnen eine neue Reisegefährtin an. Dabei handelt es sich um Gwerath, der Tochter des Häuptlings, die ihnen bei der Flucht geholfen hatte.
Die Gruppe setzt ihren Weg ins Land von Seld fort, wo der vierte Zauberer zu finden ist. Dabei begegnet ihnen die Königin von Seld, an deren Hof sie Rast machen. Kerish-lo-Taan erfährt vom Tod seines Vaters, dem Kaiser, bevor sich die Gefährten endgültig zur vierten Zitadelle auf den Weg machen.

Leseprobe
Wo es Gauza-Orchideen gab, da gab es auch Zzaga - leuchtend schwarz-grüne Insekten, faustgroß und mit tödlichem Stich. Diese Tiere bauten ihre Lehmnester in den Yalgbäumen und gewannen ihren hellen, süßen Honig aus dem Gauza-Blütenstaub. So kostbar der Honig war, nur wenige Händler versuchten überhaupt, ihn zu sammeln; die Zzaga nämlich bewachten ihre Stöcke mit gefährlicher Aufmerksamkeit und flogen häufig in großen, vernichtenden Schwärmen. Ibrogdiss ließ jeden Handbreit Netz genau überprüfen, ehe er die Sklaven an die Ruder befahl.
Als das Schiff sich den schattigen Yalghainen näherte, vermummten sich Ibrogdiss und vier seiner Sklaven dick in grünem Tuch. Nur ihre Augen und Nasenlöcher blieben frei, und als zusätzlichen Schutz zogen sie sich Netze über die Köpfe.
Der Händler und Jäger hatte schon gefragt, ob seine Passagiere Lust hätten, ihn in die Yalghaine zu begleiten. Kerish hätte beinahe ja gesagt, ehe Forollkin mit einer kühlen Bemerkung ablehnen konnte, die an der galkischen Mißbilligung des Gauzahandels keinen Zweifel ließ.


Wie denke ich über das Buch?
Ich habe die 12 Kapitel (224 Seiten) in recht kurzer Zeit gelesen, so fasziniert war ich von der Geschichte. Positiv fand ich, dass zu Beginn des Buches ein Abschnitt zu finden ist "Was bisher geschah". Gut, ich brauchte ihn nicht, aber man muss ja bedenken, dass die Bücher zu ihrer Zeit nicht unmittelbar nacheinander erschienen und so ein guter Rückblick gegeben wird. Relativ schnell findet man sich wieder in die Suche nach den sieben Schlüsseln ein und verfolgt die Suche weiter.

Der Schreibstil ist genauso wie im ersten Band des Quartetts. Alles wird anschaulich und interessant beschrieben und mehr als einmal habe ich förmlich die Luft angehalten, ob nun auf der Flucht vom Kaufmannsboot, als das Grüppchen gefährlichen Tieren ausweichen musste, oder auch auf der Flucht vor den Kindern des Windes. Jeden Schauplatz konnte ich mir gut vor meinem inneren Auge vorstellen, seien es die Sümpfe, das karge Bergland, die weiten Ebenen oder auch den Nimmerda-Wald.

Langeweile kommt eigentlich nie auf, immer passiert etwas oder man grübelt aufgrund der vereinzelt gestreuten Informationen über dies und jenes nach, z.B. über die Rolle des geheimniisvollen Forgiten Gidjabolgo. Durch einen Schwur dem ersten Zauberer gegenüber sind Kerish und Forollkin verpflichtet, diesen auf ihrer Reise mitzunehmen. Wieso er mitkommt und welche eigenen Pläne er vielleicht verfolgt, erfährt man nicht. Er ist ein ziemlich hässlicher Kerl, der in seiner Heimat ein Sklave war, er macht bitterböse und teils zynische Bemerkungen zu allem und jeden und zählt nicht gerade zu den dankbarsten Personen.

Gerade in Erandachu erfährt man viel über die Herkunft von Kerish-lo-Taan, dessen Mutter aus dieser Region stammte. Ich war gefesselt von den Erzählungen alter Sagen und Legenden, die sich mit Kerishs Geschichte vermischen und vieles aufdecken, was noch im Verborgenen lag. Man lernt Kerishs Onkel kennen und seine Base und teilweise kann man auch verstehen, warum ihn die Kinder des Windes nicht mehr ziehen lassen wollen. Andererseits wartet man auf den Aufbruch, um zu den anderen Schlüsseln zu gelangen. Dabei fand ich den Aufenthalt in den Ebenen aber nie langweilig, gerade durch die ganzen Erzählungen alter Sagen, die Stammeskämpfe und die Bestrebungen der verschiedenen Götter, das ein oder andere Unterfangen zu verhindern oder zu begünstigen.

Ich werde mich nun dem dritten Buch zuwenden, dem vierten und vielleicht weiteren Schlüsseln, eventuellen neuen Gefährten und neuen Abenteuern. Die Geschichte der sieben Zitadellen wird fortgeführt, der wartende Teil heißt:DAS KÖNIGREICH DER SCHATTEN
DIE SIEBEN ZITADELLEN TEIL III


Worum geht es?
Die Gefährten durchqueren die Rote Wüste und erreichen die Zitadelle des Zauberers. Lilahnee stirbt im Kampf mit Steinwächtern. Ein gefährlicher Irrgarten muss durchquert werden, Kerish und Gidjabolgo trennen sich von Forollkin und Gwerath, finden aber den vierten Zauberer.

Kerish kann den Schwur, den er im 2. Band gegeben hatte, erfüllen und bekommt den vierten Schlüssel. Er erfährt vom fünften und sechsten Schlüssel, verlässt die Zitadelle zusammen mit seinen Gefährten und dem Zauberer und setzt seine Reise fort.
Bei ihrem Aufenthalt in der Hauptstadt von Seld wird ein Anschlag auf sie verübt, es passiert ihnen aber nichts. Die Verantwortlichen werden gefasst und auf Befehl der Königin von Seld hingerichtet. Kerish und seine Mitreisenden machen sich bereit für den Aufbruch zum fünften Schlüssel..

Ihre Reise führt sie nach Gannoth, dort spürt Kerish den Tod des Hohen Priesters Izeldon. Nach einem mehrwöchigen Aufenthalt beim Prinzen von Gannoth, der mit dem Bau eines speziellen Bootes beauftragt wird, segeln Kerish, Forollkin, Gidjabolgo und Gwerath zum Toten Königreich (dem Königreich der Schatten). Dort gelangen sie zur Stadt Roac, in der sie den fünften Zauberer und seinen Schlüssel zu finden hoffen. Nach einem gespenstischen Marsch durch die Stadt und einem besonderen Kampf kommt Kerish in den Besitz des fünften Schlüssels, allerdings wird er dabei an der linken Hand verletzt.

Nach einer weiteren Seereise erreichen die Wanderer die Insel des sechsten Zauberers, deren Zugang gut verborgen ist. Nach einiger Suche finden sie den Zauberer. Lange halten die Freunde sich in seiner Zitadelle auf, werden wie Gäste behandelt und sind doch irgendwie gefangen. Forollkin und Gwerath gestehen sich ihre Liebe zueinander. Kerish erlangt auch den sechsten Schlüssel und die Reise geht weiter. Sie soll enden, wo sie begonnen hat, denn der siebte und letzte Schlüssel befindet sich in Galkis.

Leseprobe
Mit einem wütenden Knurren sprang Lilahnee dem Ungeheuer an die Kehle. Die weißen Arme schlossen sich um die Sumpfkatze, die Krallen schlugen sich tief in ihr grünes Fell. Forollkin hieb immer wieder auf die Schwingen des Wächters ein, doch er ließ Lilahnee nicht los. Die Sumpfkatze senkte ihre Zähne in den Hals des Ungeheuers. Mit einem gurgelnden Schrei schnellte sich dieses in die Lüfte empor und trug Lilahnee fest an seine Brust gedrückt mit sich.
Kerish sah, wie das Untier die grüne Sumpfkatze mit den Krallen bearbeitete. Dann schüttelte er sie mit einem triumphiernden Kreischen von sich ab. Lilahnee stürzte zur Erde, zuckte noch einmal und lag still. Kerish wollte zu ihr hinlaufen, doch Forollkin packte ihn am Arm und schrie:"Rücken an Rücken aufstellen!"
Zwei weitere Schatten schwangen sich von den Mauern herab. Die drei Männer drängten sich Rücken an Rücken aneinander und erwarteten den nächsten Angriff, während die Untiere sie umkreisten.
"Versucht, sie am Hals zu fassen!" befahl Forollkin.
Kreischende Mäuler und wild schlagende Schwingen schienen sie von allen Seiten zu umgeben. Planlos schlug Gidjabolgo um sich, und eines der Geschöpfe bekam seinen Umhang mit den Zähnen zu fassen, zerrte ihn vorwärts. Kerish hackte auf die bleichen Arme ein, bis das Untier den Umhang losließ und wieder in die Höhe stieg. Forollkin dankte Zeldis für den dicken Mantel, der um seinen Arm gewickelt war, als eines der Wächtertiere unter seinem Schwerthieb hinwegtauchte und mit der Klauenhand nach seiner linken Seite schlug.


Wie denke ich über das Buch?
Als ich mir den Rückentext des Buches durchlas war ich zuerst etwas unschlüssig. Immerhin erhält Kerish in diesem Band drei Schlüssel und das in nur neun Kapiteln (220 Seiten). Aber da ich ja wissen wollte, wie die Sache nun weitergeht, fing ich an zu lesen. Im ersten Drittel des Buches bekam ich dann erstmal einen dicken Kloß im Hals, nämlich an dem Zeitpunkt, an dem Lilahnee starb (siehe die Leseprobe). Ich hatte mich so an die Sumpfkatze gewöhnt, die den Helden ja schon recht lange begleitete, dass ich richtig traurig war. An manchen Stellen des Buches vermisse ich sie immer noch.

Kurz nach der Stelle war ich wieder so gespannt, dass ich mehrmals die Luft anhielt. Das ist mir in diesem Band auch noch des öfteren passiert, teils aus Spannung, teils aber auch aus Rührung. Manche Stellen sind so lebendig und absolut realitätsnah beschrieben, dass man wirklich das Gefühl hat, neben den vier Freunden zu stehen und ihre Gefühle, Ängste und Hoffnungen zu teilen. In keinster Weise hat man das Gefühl, als ob irgendetwas gekürzt oder abgehackt beschrieben wird, auch wenn drei Schlüssel in diesem Band gefunden bzw. erbeutet werden.

Kennt ihr das Gefühl, dass euch die Seitenzahl eines Buches viel größer oder mehr vorkommt, als sie eigentlich ist? Dieses Gefühl hatte ich jedenfalls, denn jedes wichtige Detail war erwähnt, jeder königliche Empfang beschrieben usw.. Neben der Schlüsselsuche und der damit verbundenen Spannung zieht sich das Element der Liebe durch das Buch, die so zart und hart erkämpft erscheint. Ich habe mich anfangs immer gefragt, für wen Gwerath sich entscheidet. Forollkin oder Kerish, im Nachhinein zeichnete sich dies aber schon im letzten Band ab. Gidjabolgo hat immer noch seine Geheimnnisse, ich finde, er regt sehr zum Nachdenken an, sei es wegen seines Äußeren oder seiner Bemerkungen, die nicht immer feinfühlig und oft in Rätseln gesprochen sind.

Zum Schreibstil kann ich nichts neues berichten, sonst würde ich doch immer nur das wiederholen, was ich bei den vorherigen Bänden geschrieben habe. Es sei noch angemerkt, dass auch dieser Band zu Anfang den Abschnitt "Was bisher geschah" bietet, der nicht nur Auskunft über den vorhergehenden Band bietet, sondern die Geschichte beider Bände (des ersten und zweiten) schildert. Wieder einmal erfährt man viel über die Geschichte Zindars und seiner einzelnen Länder, man bekommt Informationen zu den Freunden, den Zauberern und den Schlüsseln. Einzig und allein der Retter, der befreit werden soll, bleibt im Dunkeln. Kerish bekommt zwar Zugang zum "Buch der Geheimnisse", in dem die Geschichte des Retters beschrieben wird, aber er liest es nicht, weil es den Gottgeborenen verboten ist.

Und so lag nur noch der letzte Band neben mir und wartete darauf gelesen zu werden. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge widmete ich mich der Lektüre. Dieser letzte Band heißt:

DAS TOR DES ERLÖSERS
DIE SIEBEN ZITADELLEN TEIL IV


Worum geht es?
Kerish und seine Freunde werden von Piraten gefangen genommen. Forollkin, Gidjabolgo und Gwerath werden an einem Khan der Fünf Königreiche verkauft, Kerish muss erstmaql bei den Piraten bleiben. Er soll einer Göttin zum Gemahl gemacht werden, jedoch gelingt es dem Khan, ihn auszulösen und mitzunehmen.

Die Freunde finden wieder zueinander, bleiben aber Gefangene des Khans. Dieser macht Kerish ein Angebot bezüglich Galkis und verlangt quasi von Kerish, sein Land zu verraten. Der Khan segelt mit seinen Gefangenen Richtung Galkis. Er will das Land angreifen und unterjochen, mit oder ohne Kerishs Hilfe. Da Kerish seine Hilfe verweigert, werden Forollkin und er zum Tode verurteilt. Gidjabolgo und Gwerath steht es frei zu gehen. Doch Kerish hat einen Fluchtplan, in dem auch die Frau des Khans eine wichtige Rolle spielt.

Den Gefährten gelingt die Flucht nach Galkis, allerdings stirbt dabei einer von ihnen. Wer stirbt und ob es den restlichen Freunden gelingt, den siebten Schlüssel und den Retter zu finden, werde ich nicht verraten, umso grösser ist der Anreiz, den Zyklus selber zu lesen.

Leseprobe
Forollkin, Gidjabolgo und Gwerath wurden auf O'graks Schiff hinübergebracht, und Kerish wurde nach unten geschickt. Ehe sie die Anker lichteten, sandte der Khan einige Gegenstände aus seiner eigenen Kabine auf das Brigantenschiff, um es dem Prinzen in dem kahlen Laderaum etwas behaglicher zu machen. Die Männer brachten Sitzkissen aus scharlachrotem Leder, eine leichte Decke, eine Bronzelampe, eine Karaffe Wein und Schalen mit gedörrten Früchten und Konfekt.
Kerish war der hilflosen Mißgunst in den Augen seiner Mitgefangenen gewahr. Valorkis mühte sich, seine Gefühle zu verbergen, die Jorganer aber zeigten ihren Neid so unverhohlen, dass es erbarmungswürdig war. Sobald die Männer von Oraz gegangen waren und ihre gleichgültigen Wächter ihnen den Rücken gekehrt hatten, bot Kerish einem der Jorgonen die Karaffe. Sie wurde ihm förmlich aus der Hand gerissen. Er versuchte, seinen Gefährten zu etwas mehr Bequemlichkeit zu verhelfen, indem er ihnen die Kissen unter die verkrampften Körper schob und die Schalen mit den Speisen in ihre Reichweite stellte.
"Behaltet etwas für euch selber, Herr", sagte Valorkis, als gierige Hände die Schale mit dem Konfekt umstießen.


Wie denke ich über das Buch?
Ich habe geweint, als ich das Ende des Buches (12 Kapitel, 281 Seiten) erreichte. Die Tränen liefen mir wie Sturzbäche die Wangen herab, einfach nur, weil das Ende so schön war. Irgendwie unverhergesehen, irgendwie doch vorausgeahnt. Man hat sich so mit den Personen identifiziert, sie so genau kennengelernt, dass man an ihrem Schicksal teilnimmt, ob man will oder nicht. Hmm, das gehört eigentlich schon zur Gesamtmeinung, aber gerade in letztem Band wird diese Tatsache einem so deutlich.

Am Anfang des Buches hat man wieder den schon bekannten Abschnitt "Was bisher geschah", in dem einen die bisherige Geschichte nähergebracht wird. Sehr ausführlich und alles wichtige wird erwähnt. Der Schreibstil des vierten Bandes ist genauso wie in den drei vorhergegangenen, die Spannung bleibt erhalten und fällt nicht abrupt ab, wie man vielleicht vermuten könnte. Das fand ich sehr positiv. Zwar haben sich in den vierten Band einige Rechtschreibfehler eingeschlichen, aber erstens kann man diese an einer Hand abzählen und zweitens liegt dies ja nicht in der Schuld der Autorin, sondern ist eher die Schuld des Lektoren.

Viel mehr kann und will ich auch gar nicht zum letzten Band schreiben, aus Angst, doch zuviel von der Geschichte zu verraten und den zukünftigen Lesern des Zyklus die Freude zu nehmen, selber die Länder Zindars zu erkunden und die Charaktere kennenzulernen. Und was ist schlimmer, als schon das Ende eines Buches zu kennen, bevor man überhaupt angefangen hat, es zu lesen?

Meine Meinung über den gesamten Zyklus/Fazit
Insgesamt lässt sich sagen, dass ich für meinen Teil heilfroh bin, dass ich mir den Zyklus zugelegt habe. Da ich die Autorin nicht kannte, habe ich mich vorher im Netz schlau gemacht. Bei Amazon las ich demzufolge eine Kundenrezension über die Geschichte, in der es hieß, dass es sich hier ja nicht um Fantasy handeln würde und das es zwar interessant, aber wenig spannend wäre. Da kann ich nur entschieden widersprechen. Ich war gefesselt von der Geschichte, ihren Charakteren und Schauplätzen und habe auch mehrmals vor Spannung die Luft angehalten. Ich habe mich mit den einzelnen Personen identifiziert, jeder für sich eine interessante, aber auch geheimnisvolle und dadurch spannende Persönlichkeit.

Gewiss hat jeder seine eigene Definition von Fantasy und es wird gewiss nicht jeden so fesseln und auch emotional anrühren wie mich, aber empfehlenswert ist es für jeden Fan solcher Literatur. Den perfekten Fantasy-Roman gibt es eh nicht und jeder hat seine eigenen Vorstellungen davon, wie ein Fantasy-Roman für ihn aussehen muss. Für mich war es Fantasy, Phantasie, Denkanstoss und der Grund dafür, die Bände geradezu zu verschlingen und ganze Nächte durchzulesen.

Zum Schreibstil habe ich glaube ich bei den einzelnen Bänden schon genug gesagt, jedes Wort an dieser Stelle wäre nur reine Wiederholung. Daher belasse ich es bei dem bis jetzt geschriebenen und hoffe, der Bericht hat Gefallen gefunden. Von mir gibt es vier Sterne und eine von Herzen kommende Kaufempfehlung. Begleitet Kerish-lo-Taam auf seiner Reise!

Info-Ecke
Quelle: Amazon.de
Der Prinz der Götter. Die sieben Zitadellen I. (Broschiert)
von Geraldine Harris
# Verlag: Goldmann Wilhelm GmbH (Januar 1987)
# ISBN-10: 3442238528
# ISBN-13: 978-3442238521

Die Kinder des Windes. Die sieben Zitadellen II. (Broschiert)
von Geraldine Harris
# Verlag: Goldmann Wilhelm GmbH (Januar 1987)
# ISBN-10: 3442238536
# ISBN-13: 978-3442238538

Das Königreich der Schatten. Die sieben Zitadellen III. (Broschiert)
von Geraldine Harris
# Verlag: Goldmann Wilhelm GmbH (Januar 1987)
# ISBN-10: 3442238544
# ISBN-13: 978-3442238545

Das Tor des Erlösers. Die sieben Zitadellen IV. (Broschiert)
von Geraldine Harris
# Verlag: Goldmann Wilhelm GmbH (Juli 1986)
# ISBN-10: 3442238552
# ISBN-13: 978-3442238552

Die sieben Zitadellen. Der berühmte Zyklus in einem Band. ( Fantasy- Roman). (Broschiert)
von Geraldine Harris
# Verlag: Goldmann Wilhelm GmbH (1987)
# ISBN-10: 3442100860
# ISBN-13: 978-3442100866


Hmm, ist ja doch wieder ein ellenlanger Blog geworden, ich befürchte jetzt schon, dass sich den eh keiner bis zum Ende durchliest. Aber der Platz war nötig, um den Zyklus gebührend zu huldigen.
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Ich hoffe, ich habe euer Interesse an den Büchern geweckt, einen schönen Samstag wünsche ich euch auch!
Eure Dani


Dieser Blog war in ähnlicher Form bereits auf Ciao.de zu finden, Nickname: Knusperratte
 
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