Eine lange, lange Reise

Velgren

NPC
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23.08.2013
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Jeder der sich einmal mit dem „RPG Maker“ und ähnlichen Programmen beschäftigt hat kennt es: das Bedürfnis selbst ein Spiel zu entwickeln. So schwer kann das ja nicht werden – oder doch?

Vor nunmehr über zwei Jahren habe auch ich diesen Gedanken wieder einmal in mir aufblühen lassen. Und was soll ich sagen, ich bin tatsächlich dran geblieben und arbeite seitdem zusammen mit einem Kumpel an einem Spiel. Wenn dies auch zunächst ein sehr langwieriges Unterfangen ist, so haben wir in dieser Zeit doch schon einiges erreicht und nähern uns langsam, aber sicher, dem Ende. Doch gehen wir noch einmal zurück und schauen uns die Hindernisse auf diesem Weg an.
Begonnen hat es natürlich bei einer grundsätzlichen Idee. Was für eine Art Spiel soll es werden (na klar, ein RPG – es heißt ja nicht umsonst RPG Maker) und wie soll das Ganze von der Thematik her verlaufen. Eine sehr wichtige Frage die zunächst einmal geklärt werden sollte, aber auch gleichzeitig eine Frage, an dessen Antwort nicht bedingungslos festgehalten werden sollte. Denn sind wir einmal ehrlich passieren die besten Sachen doch immer recht spontan. So ist es uns auch ergangen, häufig haben wir geplante Ereignisse umgeworfen und uns dann doch für spontane Einfälle entschieden. Ein Gerüst, an dem man sich langhangeln kann, schadet jedoch nicht um sein Ziel im Auge zu behalten.

Angefangen mit dieser Idee stürzen wir uns in das Projekt und fangen an erste Spielinhalte zu erstellen. Ich muss zugeben, dass das Meiste sich im Verlauf dieser zwei Jahre geändert hat und vom ursprünglichen Anfang des Spiels nicht mehr viel übrig geblieben ist. Und das ist auch gut so, denn letztendlich wird man nach all dieser Zeit auch deutlich routinierter im Umgang mit der Software und spannendere, neuere Ideen lassen sich besser umsetzen. Man sollte aber trotzdem nicht zu kritisch sein, denn sonst verwirft man eventuell noch das komplette Konzept – und das wäre ganz schön frustrierend. Also nicht aufgeben und immer mal kleinere Änderungen vornehmen, anstatt gleich alles perfekt haben zu wollen.

Zurück zum Spiel kommt jeder Entwickler dann früher oder später an diesen einen Punkt sein Spiel endlich jemandem präsentieren zu können. Angefangen bei nur zwei Personen, die das Projekt begonnen haben, kommen nun noch weitere Personen, die ebenfalls ihren Senf dazugeben. Auf Lob, aber auch auf Kritik, sollte man sich von nun an einstellen. Und ganz besonders die Frage: „ Warum macht ihr das nicht anders?“, sollte uns noch einige Zeit beschäftigen. Es ist genauso, wie auch bei dem Trainerstab einer Fußballmannschaft, die Zuschaue – oder in unserem Fall die Tester/Spieler – wissen alles, ALLES, besser! Zugegeben, häufig kommt wenn man einmal genauer darüber nachdenkt wirklich ein besseres Ergebnis dabei heraus, sofern man sich ernsthaft auch auf Kommentare von außen einlässt.

Wie nun schon mehrfach gesagt passiert dies alles aber nicht in wenigen Stunden oder Wochen, nein es ist wirklich ein langer Prozess, bei dem sich immer etwas verändern wird. Vor allem auch du selbst, wie du dort hinter dem Bildschirm sitzt und das Spiel entwickelst. Auch du veränderst dich in dieser Zeit, deine Ansprüche, deine Ansichten, deine Erfahrungen und auch dein Gemütszustand wirken sich jederzeit auf die Entwicklung des Spiels aus. Und das unabhängig davon was für ein Spiel du programmierst, ob Jump ’N‘ Run, Rollenspiel, Rätselspiel, oder, oder, oder.
Doch das wirklich spannende ist, das alle diese Faktoren für den Spieler am Ende gar nicht mehr ins Gewicht fallen, denn er hat diesen Prozess nicht miterlebt. Er weiß nicht, wie ihr euch gefühlt habt, als ihr eine spannende oder traurige Szene erstellt habt. Er weiß nicht welche Probleme ihr hatte euch unzählige Texte auszudenken. Er weiß nicht wie viele Hindernisse euch in den Weg gelegt wurden. Und er weiß auch nicht wieviel Arbeit wirklich hinter diesem Spiel steckt.

In unserem Fall haben wir es bisher auf eine Spielzeit von gut 17 Stunden gebracht und noch ein paar weitere werden folgen. Bis dahin warten aber noch viele Tests, in denen nach Fehler gesucht wird. Trotzdem werden wir nicht alle finden und unsere Tester werden sich wieder mit Spielabstürzen auseinandersetzen müssen.
Doch wozu überhaupt der ganze Aufwand?

Ganz einfach: Einmal ein Spiel selber machen, mit (fast) allem, was dazu gehört – und außerdem ist es inzwischen zu einem großartigen Hobby geworden.
 
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