Sqou
Quest-Mob
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Ich würde Euch gerne folgenden Artikel zeigen, den ich eben für unsere Schülerzeitung verfasst habe, da ich denke, dass dieser ebenso gut hierher passt:
Gefährliches Halbwissen
So ziemlich alles, was in diesen Tagen über Ego-Shooter publiziert wird, liest sich unverhältnismäßig populistisch. Politiker, Journalisten und Medien versuchen mit schlecht recherchierten und falschen Berichterstattungen Kapital aus den momentanen Diskussionen zu schlagen.
Man spürt förmlich die gegenseitige Angepisstheit zwischen den beiden Parteien - der Gamercommunity und den desinformierten grauen Köpfen, die mit ihrem unqualifizierten "Experten-Gelaber" quasi die Patentlösung schlechthin aus ihrem Ärmel ziehen, um Amokläufe verhindern zu wollen.
Im Grunde hat Arno Frank ja recht mit dem, was er heute im Artikel World Of Bullshit der taz beschreibt, wenn er nur nicht so übertreiben würde, beziehungsweise Vergleiche einbringt, die teilweise stark hinken.
So ist das Suchtpotenzial von World of Warcraft durchaus nicht gerade unbeachtlich. Als ich damals mit 15 Jahren damit anfing, bekam ich das ganz deutlich zu spüren. Freunde wurden vernachlässigt, Beziehungen gerieten in Mitleidenschaft und Tage endeten in unermüdlichen Zock-Orgien, die locker mal bis zu 12 Stunden, komplett ohne Pause, andauern konnten. Besonders Jüngere sind dabei gefährdet, die ein solches Suchtverhalten unrealistischer einschätzen, beziehungsweise gar nicht erkennen, was nichtsdestotrotz die Ausnahme bleibt und nicht die Regel ist.
Da sind vor allem Eltern gefragt, die ihren Kindern Grenzen setzen und viel wichtiger noch Aufklärung betreiben müssen genau wie in den Bereichen Verhütung, Alkohol und Drogen müssen auch die Gefahren, die vom Internet ausgehen, aufgezeigt werden. Das Problem ist nur: Die Eltern haben keine Ahnung von der Materie, mit der sich ihr Kind beschäftigt.
Aufklärung mal umgekehrt: moderne Eltern sollten sich dafür interessieren, womit ihr Kind täglich stundenlang die Zeit totschlägt. Stattdessen überlässt man diese essentielle Aufgabe den Medien und Politikern, die wie so oft, Expertenrunden einberufen und ungeniert über Dinge reden, von denen sie keinen blassen Schimmer haben. Denn World of Warcraft mag zwar durchaus Suchtpotenzial enthalten, kann aber keinesfalls als Killerspiel klassifiziert werden.
World of Warcraft ist ein MMORPG (Massively Multyplayer Online Role-Playing Game), das in einer virtuellen Fantasy-Welt spielt und dessen vordergründige Spielphilosophie die Entwicklung des eigens erstellten Charakters ist. So werden in einer lebhaften Welt unter Gleichgesinnten Aufgaben jeglicher Art bestritten. Das Spiel ist von der USK ab zwölf Jahren freigegeben und kann beispielsweise wie oben gezeigt aussehen.
Falsch informiert wird auch bei Sündenbock Nummer eins: Counter-Strike. Völlig überdramatisiert wird momentan dargestellt, wie Jugendliche ab 16 Jahren in den Genuss von schier grenzenloser Brutalität kommen, wo einem das Blut geradezu entgegen spritzt. Die in Deutschland zugelassene, indizierte Version ist allerdings gerade deswegen ab 16 Jahren freigegeben, da hier kein Blut zu sehen ist. Auch, dass es sich bei Counter-Strike vor allem um einen Taktik-Shooter handelt, also einem Killerspiel, bei dem es eben nicht vordergründig ums Killen", sondern vielmehr um den strategischen Aspekt des Geiselrettens und Bombenentschärfens geht, wird einfach außer Acht gelassen. Das Töten ist hier allenfalls Mittel zum Zweck, nicht mehr und nicht weniger.
Das viel Wichtigere allerdings, vor dem sich scheinbar die ganze Welt zu verschließen scheint, ist die Frage, wie um alles in der Welt ein Jugendlicher so mühelos Zugang zu einer Schusswaffe bekommen kann. Aber mit der Schießsportlobby will man es sich nicht verscherzen, schließlich ist man ja auch Stolz auf die Olympiamedaillen unserer Sportschützen.
Was mich aber am allermeisten bestürzt, ist die Herangehensweise der Medien bei ihrer Berichterstattung. Tagelang wird rund um die Uhr gefilmt, berichtet und publiziert. Ist es denn nicht die größte Gefahr, Trittbrettfahrer getreu dem Werther-Effekt zu provozieren? In Jugendlichen, die sich mit einem Amokläufer identifizieren könnten, das latente Bedürfnis zu wecken, selbst zur Waffe zu greifen? Selbst das Video, wo sich Tim K. selbst richtet wird im Vorabendprogramm gezeigt - durchgehend und überall.
Diese kollektive Unwissenheit und das gegenseitige Unverständnis sind nichts weiter als Indikatoren unendlicher Hilflosigkeit, die sich nach jedem Massaker aufs Neue breit machen und in pseudokompetenten Nonsens enden. Denn Ursachenbekämpfung sieht anders aus, meine Damen und Herren, als salopp Gesetze verschärfen zu wollen.
Flo | 13fs1
Unsere Schülerzeitung erreicht Ihr hier.
Gefährliches Halbwissen
So ziemlich alles, was in diesen Tagen über Ego-Shooter publiziert wird, liest sich unverhältnismäßig populistisch. Politiker, Journalisten und Medien versuchen mit schlecht recherchierten und falschen Berichterstattungen Kapital aus den momentanen Diskussionen zu schlagen.
Man spürt förmlich die gegenseitige Angepisstheit zwischen den beiden Parteien - der Gamercommunity und den desinformierten grauen Köpfen, die mit ihrem unqualifizierten "Experten-Gelaber" quasi die Patentlösung schlechthin aus ihrem Ärmel ziehen, um Amokläufe verhindern zu wollen.
Im Grunde hat Arno Frank ja recht mit dem, was er heute im Artikel World Of Bullshit der taz beschreibt, wenn er nur nicht so übertreiben würde, beziehungsweise Vergleiche einbringt, die teilweise stark hinken.
So ist das Suchtpotenzial von World of Warcraft durchaus nicht gerade unbeachtlich. Als ich damals mit 15 Jahren damit anfing, bekam ich das ganz deutlich zu spüren. Freunde wurden vernachlässigt, Beziehungen gerieten in Mitleidenschaft und Tage endeten in unermüdlichen Zock-Orgien, die locker mal bis zu 12 Stunden, komplett ohne Pause, andauern konnten. Besonders Jüngere sind dabei gefährdet, die ein solches Suchtverhalten unrealistischer einschätzen, beziehungsweise gar nicht erkennen, was nichtsdestotrotz die Ausnahme bleibt und nicht die Regel ist.
Da sind vor allem Eltern gefragt, die ihren Kindern Grenzen setzen und viel wichtiger noch Aufklärung betreiben müssen genau wie in den Bereichen Verhütung, Alkohol und Drogen müssen auch die Gefahren, die vom Internet ausgehen, aufgezeigt werden. Das Problem ist nur: Die Eltern haben keine Ahnung von der Materie, mit der sich ihr Kind beschäftigt.
Aufklärung mal umgekehrt: moderne Eltern sollten sich dafür interessieren, womit ihr Kind täglich stundenlang die Zeit totschlägt. Stattdessen überlässt man diese essentielle Aufgabe den Medien und Politikern, die wie so oft, Expertenrunden einberufen und ungeniert über Dinge reden, von denen sie keinen blassen Schimmer haben. Denn World of Warcraft mag zwar durchaus Suchtpotenzial enthalten, kann aber keinesfalls als Killerspiel klassifiziert werden.
World of Warcraft ist ein MMORPG (Massively Multyplayer Online Role-Playing Game), das in einer virtuellen Fantasy-Welt spielt und dessen vordergründige Spielphilosophie die Entwicklung des eigens erstellten Charakters ist. So werden in einer lebhaften Welt unter Gleichgesinnten Aufgaben jeglicher Art bestritten. Das Spiel ist von der USK ab zwölf Jahren freigegeben und kann beispielsweise wie oben gezeigt aussehen.
Falsch informiert wird auch bei Sündenbock Nummer eins: Counter-Strike. Völlig überdramatisiert wird momentan dargestellt, wie Jugendliche ab 16 Jahren in den Genuss von schier grenzenloser Brutalität kommen, wo einem das Blut geradezu entgegen spritzt. Die in Deutschland zugelassene, indizierte Version ist allerdings gerade deswegen ab 16 Jahren freigegeben, da hier kein Blut zu sehen ist. Auch, dass es sich bei Counter-Strike vor allem um einen Taktik-Shooter handelt, also einem Killerspiel, bei dem es eben nicht vordergründig ums Killen", sondern vielmehr um den strategischen Aspekt des Geiselrettens und Bombenentschärfens geht, wird einfach außer Acht gelassen. Das Töten ist hier allenfalls Mittel zum Zweck, nicht mehr und nicht weniger.
Das viel Wichtigere allerdings, vor dem sich scheinbar die ganze Welt zu verschließen scheint, ist die Frage, wie um alles in der Welt ein Jugendlicher so mühelos Zugang zu einer Schusswaffe bekommen kann. Aber mit der Schießsportlobby will man es sich nicht verscherzen, schließlich ist man ja auch Stolz auf die Olympiamedaillen unserer Sportschützen.
Was mich aber am allermeisten bestürzt, ist die Herangehensweise der Medien bei ihrer Berichterstattung. Tagelang wird rund um die Uhr gefilmt, berichtet und publiziert. Ist es denn nicht die größte Gefahr, Trittbrettfahrer getreu dem Werther-Effekt zu provozieren? In Jugendlichen, die sich mit einem Amokläufer identifizieren könnten, das latente Bedürfnis zu wecken, selbst zur Waffe zu greifen? Selbst das Video, wo sich Tim K. selbst richtet wird im Vorabendprogramm gezeigt - durchgehend und überall.
Diese kollektive Unwissenheit und das gegenseitige Unverständnis sind nichts weiter als Indikatoren unendlicher Hilflosigkeit, die sich nach jedem Massaker aufs Neue breit machen und in pseudokompetenten Nonsens enden. Denn Ursachenbekämpfung sieht anders aus, meine Damen und Herren, als salopp Gesetze verschärfen zu wollen.
Flo | 13fs1
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