Halb voll oder halb leer?

Felôre

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08.11.2006
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‘Mit meinen Erwartungen kann ich wenigstens nichtmehr enttäuscht werden’, sagt der Pessimist - ‘Wenn ich schon glaube, dass ich scheitere, dann scheitere ich auch’, erwidert der Optimist und der Realist springt fröhlich lachend zwischen den beiden herum und prophezeit glücklich wie ein Kind dem man gerade Schokolade geschenkt hat, dass es ohnehin kommt wie es kommt. Würzt man das ganze Bild dann auch noch mit Puristen, Gläubigen, Gefühlstoten denen ohnehin alles egal ist und den tausend anderen Lebenseinstellungen, so ergibt sich ein bunter Zirkus in dessen Menagerie ein jeder Mensch herumstolpert.

Früher - respektive in der Zeit, die hier laienhaft ‘Mittelalter’ genannt werden soll - war das ganze einfach: In der mitte der Menagerie stand der grosse Zirkusdirektor mit einem Kreuz auf der bunt geschmückten Robe und ließ die Peitsche der Inquisition auf alle niederfahren, die nicht nach seinen Anweisungen tanzten. Heute ist das ganze doch ein wenig komplizierter, denn die Meinungsfreiheit wirft einfache, lange erfolgreiche Konzepte arglos über den Haufen. Schlimmer noch - sie zwingt scheinbar jedem Menschen auf, sich eine Meinung zu bilden und diese geistig oftmals unglaublich hoch angelegten Lebensweisheiten im Stile von “Trinke stets dein Bier voll aus sonst kommst’ nicht aus der Kneipe raus” an jeden Mitmenschen weiterzugeben, der ihnen begegnet. Solche Gespräche laufen oftmals nach folgendem Schema ab:

“Hey, was machst Du denn hier im Supermarkt?”
“Ach, morgen ist Sonntag und wir brauchen noch ein Abendessen”
“Achso, ja, wie ich immer zu sagen pflege: Trinke stets …”

Ihr wisst schon, ihr wisst schon. Häufig kann man in Kneipen einer Gruppe von Männern bei ihrer Diskussion über Sinn, Ziel und Unsinn des Lebens diskutieren hören, während sie in ihrer Hand das Glas drehen, das mit ihrem siebzehnten Bier für diesen Abend gefüllt ist. Zeitschriften, Kurse, Religionen, Stammtische - scheinbar jeder scheint sich plötzlich dafür zu interessieren, das Leben bis in das kleinste Detail zu ergründen oder andere zumindest glauben zu machen, das ihnen das bereits gelungen wäre. Wieso sollte das Leben auch mehr sein als “Wenn Du jeden Tag lächelnd beginnst, wirst Du ein glücklicher Mensch sein!”?

Bei all dem gerede über den Sinn des Lebens ist mir offen gesagt der Sinn dieses Beitrages abhanden gekommen - Achja, ich wollte eigentlich über Lebenseinstellungen und ähnliches philosophieren. Meine persönliche ist da relativ einfach gehalten und hilft mir dennoch dabei, jeden Tag in vollen ZÜgen zu geniessen (Merkt ihrs? Ich habe den ‘was machst Du denn hier im Supermarkt?’-Part einfach übersprungen!), denn sie enthält im grossen und ganzen alles was man braucht um Glücklich zu sein. Nunja - um offen zu sein ist meine Lebensphilosophie im grossen und ganzen lediglich glücklich zu sein. Hätte ich mein ganzes Leben damit verbracht, mich Tag um Tag im Selbstmitleid über das zu suhlen, was mir geschehen ist, dann würde ich heute vermutlich garnichtmehr Leben - so aber kann ich jeden Tag zufrieden beginnen, die Sonne geniessen die auch ohne menschliches zutun aufgeht und sehen, was das Leben für mich bereit hält.

Ist das nicht positiv? Zumindest hoffe ich, das es euch ein wenig glücklicher stimmt, denn gerade bei der aktuellen Sonnen- und Hitzewelle über Deutschland sollte man anderes zu tun haben als mit umwölkter Stirn in seinem Heim zu sitzen sondern die Türe aufreissen, hinausgehen und dem Leben guten Tag sagen - man kann nie wissen, wann die Kälte wieder zuschlägt und uns zurück in die Häuser drängt

Für heute entlasse ich euch also mit sonnigen und lieben Grüßen,
Felôho
 
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