Inteligent Living 2.0

Brudertak

Rare-Mob
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Und da sitze ich. Ich bin müde, meine Augen schmerzen, hinter meiner Stirn pocht ein unerträglicher Schmerz. Es fällt mir schwer mich zu konzentrieren. Was mache ich hier?

Es ist früh am Morgen. Die Straßen sind noch wie leergefegt. Die Natur hat die Luft gewechselt, der Tag wartet darauf zu erwachen. Ein kalter Wind zerrt an meiner Jacke. Der leichte Nieselregen sammelt sich in meinen Haaren, um dann in kleinen Rinnsalen mir in den Nacken zu laufen.
Ich ziehe meine Beine an den Körper, schlage den Kragen höher blase meinen warmen Atem in das Jackeninnere. Was hatte der Servicetechniker gesagt? „Es kann noch zu einigen kleineren Fehlern kommen, aber es ist ein Release Candidate.“ Sollte ich einen Fehler bemerken, dann bin ich laut AGB dazu verpflichtet, diesen über die integrierte Feedbackfunktion an das Callcenter senden. Dort würde man den Fehler dann in eine Datenbank, welche nach einem Dino benannt war – Bugzilla … glaube ich – eingetragen und vom dafür zuständigen Quality Manager an die Softwareabteilung zu Bearbeitung weitergereicht werden. Als mein zuständiger Technical Operator würde er dann eine Nachricht auf sein Messagebord bekommen und käme dann vorbei, um das Servicepatch aufzuspielen. Er faselte noch etwas von Update Assurance und das ich selbst bei Release einer neuen Version sofort Anrecht darauf hätte.
Ehrlich gesagt hatte ich bis dato nicht daran gedacht, dass ich jemals auf dieses Technikgefasel angewiesen wäre.

Ich schloss die Augen und dachte an den gestrigen Morgen. Es war ein so schöner Morgen. Die Sonne stand hell und warm am blauen Himmel und kitzelte mich an meiner Nase. Ich war wieder einmal eine halbe Stunde vor dem Wecker wach geworden. Aber das störte nicht. Ich
Ich war guter Dinge. Die Nacht hatte mir einen erholsamen Schlaf gebracht und ich fühlte mich frisch.

Ich drehte mich auf den Rücken und sah aus dem Dachpanoramafenster den Wolken bei ihrem entspannten Flug über mein Haus zu. Wie viele Kalorien so eine Wolke wohl haben mag? Bestimmt 0,1% wie alle tollen Produkte aus dem Supermarkt, welche in der Werbung immer so angepriesen werden und gegen die ein Burger immer wie plumper Frass aus der Steinzeit wirkt? Aber wahrscheinlich haben die Wölkchen sogar weniger Kalorien. Ich stellte mir vor, wie ich von so einer Wolke einen richtig großen Happen abbeiße, kaue und den Rest auf ein Buttercroissant streiche. Hm … Wolken-Buttercroissant. Ich bekam Lust auf Frühstück.

Ich schlug die Decke zurück, sprang aus dem Bett und landete sicher auf dem weichen Bettvorleger. Im Hintergrund war ein leises Piepen zu hören, Musik sprang an und eine angenehme Frauenstimme raunte über die Musikanlage:

„Guten Morgen Christian. Ich hoffe Du hast gut geschlafen? Die Außentemperatur beträgt 20,4 °C. Es weht ein leichter SW Wind. Die absolute Luftfeuchtigkeit beträgt 10,8 g/m³“.

Ach ja, das hatte ich vergessen. Mein Name ist Christian Norvig und ich bin Leaddesigner in einer renommierten Computerfirma. Die Stimme im Hintergrund ist Katrin v 1.80c. Sie stellt das „Human Kommunication Interface“ zwischen mir und meinem Haus dar. So hatte sich jedenfalls der Techniker ausgedrückt. Mittlerweile weiß ich, dass sie Regentage hasst und Sonne mag. Sie defragmentiert ihren Systemspeicher am liebsten zu den Klangen von Rob Costlow oder „Die Moldau“ von Smetana. Leider mag sie keine Katzen. Aus diesem Grund musste ich meinen kleinen Garfield leider abgeben. Sie behauptete ihre Luftfilter würden von den Katzenhaaren verstopfen. Schon erstaunlich wie emotional die reagieren kann. Norbert, mein Technical Operator, erzählte etwas von revolutionärer Schaltkreistechnologie und Emotionsforschung. Der kleine Chip heißt wohl „E-Motion Xtrem“, hat über 23 Millionen Transistoren und sorgt dafür, dass Katrin fast menschlich wirkt. Seit dem letzten Patch ist mir aufgefallen, dass sie ab und an ein wenig flunkert. So hatte sie mir neulich vormachen wollen, dass ich keinen Termin mehr habe und mich ruhig ein wenig im Wellness-Bereich entspannen könne, obwohl ich genau wusste, dass da noch ein Date mit Anne in meinem Notizbuch stand. Aus meinem Online-Terminplaner hatte sie ihn vorsorglich herausgelöscht. Als ich sie auf den Fehler hinwies, tat sie so, als müsse da ein Systemfehler vorliegen und schaltete in den Selbstdiagnose-Modus. Nun frag ich mich wie weit die ganze Sache mit dem „E-Motion Xtrem“ wohl geht. Wer möchte schon ein eifersüchtiges Haus? Natürlich habe ich das dem Callcenter gemeldet. Aber da erzählte man mir etwas von einem unbekannten Fehler, welchen man erst verifizieren müsse und vertröstete mich auf das nächste Patch. Nun, ich werde die Sache im Auge behalten.

Mein Haus ist eines der ersten Prototypen einer Versuchsreihe zum Thema „Intelligent Living 2.0“. Es soll die Bauindustrie, speziell den Wohnungsbau, revolutionieren. Man spricht nicht mehr von Techniken und Funktionen, sondern vom Nutzen für den oder die Bewohner. Das Haus als Butler der Menschen. Als ich das erste Mal von diesem Projekt las war mir schlagartig klar, dass ich das wollte. Also habe ich mich angemeldet und über Verbindungen dann die Erlaubnis erhalten, die einer der Anlagen in mein neu gebautes Haus zu integrieren.
Der eigentliche Einbau ging dann erstaunlich schnell. Ich musste mich nur eine Woche vom Grundstück fern halten und danach war das Haus bezugsfertig.

Fortsetzung folgt …
 
Das Thema kommt mir sehr bekannt vor. Das hatte ich in der Vergangenheit schon einmal. Bin ja mal gespannt wie du mit Anne und Katrin klar kommst ;)
 
zwei frauen? paß bloß auf... gefährlich... *zwinker*
 
Nicht schlecht Herr Specht ^^
Wer kann mir sagen, wo ein ähnlicher Servicekomplex mit der Stimme von Pierce Brosnan vorkommt? ;)
 
O . O Du schreibst irgendwie ganz anders.....Verliebt?
:-)))....
*Kicher* Wölckchen auf Buttercroissant ^^...neee....das wäre mir zu schade...ich bewundere lieber da oben am Hiommel verschiedene Formen die die annehmen....
 
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