Kapitel 33

Evilslyn

Rare-Mob
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Mit widerspenstig knarrenden Speichen, rumpelte der kleine Wagen in das Flüchtlingslager, welches sich in den Schatten des Greymanewalles duckte. Die Ohren der beiden Pferde, welche vor den Karren gespannt waren, zuckten nervös hin und her. Immer wieder wiehrten und schnaubten sie unruhig. Angesichts des sieben Fuß großen Worgen, welcher wie wild an den Stäben seines Käfigs auf der Ladefläche rüttelte, war dieses Verhalten noch ausgesprochen gefasst.

Sie hatten die Pferde Wochen auf diesen Tag vorbereitet. Hatten sie langsam an den Geruch toter Worgen gewöhnt, welcher für sich allein schon ausreichte Pferde in Panik zu versetzen. Es dauerte zwar eine ganze Weile, doch schließlich zeigten sie kaum noch eine Reaktion.

Einen toten Worgen zu riechen, oder ihn Geifer speiend direkt hinter sich zu haben, machte dann aber doch einen gewaltigen Unterschied.
Rewa, der auf dem Kutschbock saß, redete unentwegt auf die beiden ein um sie abzulenken und leitete sie ohne seine Peitsche zum Einsatz zu bringen.
Die Pferde schienen es ihm zu danken.

Etliche Augen verfolgten neugierig den Tross, als er durch das Lager zog. Aufgrund der Tatsache, das Worgenangriffe selten, jedoch nicht unmöglich waren, kam es praktisch nie vor, dass das gesamte Lager schlief.
Zur Nachtwache eingeteilte Männer, saßen in kleinen Gruppen um Lagerfeuer und vertrieben sich die Zeit mit Würfel- oder Kartenspielen.
Durch das knarren der Räder und die laute des Worgen angelockt, blinzelte aus manchem Zelt das ein oder andere verschlafene Augenpaar, welches sich beim Anblick der tobenden Fracht meist erschrocken weitete und schnell wieder im Zelt verschwand.

Tesius, der dicht hinter dem Wagen ritt genoss die verstohlenen Blicke. Stolz trug er den Kopf hoch erhoben, und streckte seine Brust nach vorn. All die alt eingesessenen Soldaten, die ihn jeden Tag aufzogen weil er noch grün hinter den Ohren sei, würden nun eines besseren belehrt. Er war sich sicher, dass viele von ihnen noch nie so nah an einen Worgen herangekommen waren. Sie mussten ja nicht wissen, dass er sich lieber ein Bein abgehackt hätte als solch ein Husarenstück aufzuführen wie es Ellenora getan hatte.
Hätte er die Wahl gehabt, er hätte dieses stinkende Dreckslager schon lange hinter sich zurück gelassen. Sollten doch diese Mistviecher den Wald haben. Auch wenn es dann vielleicht hier und da einen Durchreisenden erwischen würde, der auf ihrem Speiseplan landete; Es wäre ihm gleich, solange er währenddessen im Warmen sitzen und es sich gut gehen lassen konnte.

In der Mitte des Lagers erreichten sie einen freien Platz, der von großen Feuern umgeben war, die ihn hell ausleuchteten. Man erwartete sie bereits. Trotzdem stand manchem Wächter der Unglaube, über das was sie da sahen ins Gesicht geschrieben. Nur die wenigsten waren fähig beziehungsweise feist genug, den Worgen freiwillig im Wald gegenüberzutreten. Sie kannten nur die Leichen die ab und an mitgebracht wurden, um ihre Köpfe am Waldrand als Mahnmal aufzupflanzen.

„Miras, Miras. Ihr habt es also tatsächlich geschafft. Ein Teufelskerl wie er im Buche steht!“, Miras engster Vertrauter Rumgar, hatte die Leitung über die sie erwartenden Wachen. Ein Band der jahrzehntelangen Freundschaft verband die Beiden. Rumgar und Miras hatten schon Schlachten gemeinsam geschlagen als Ellenora noch ein Baby, oder gar nicht einmal geborgen war. Auch all die Wirren des Krieges, welche sie in dieses kleine Lager geführt hatten, vermochte es nicht sie zu trennen.
„Rumgar, mein alter Freund. So gern ich mir diesen Fang auf meine Fahne schreiben würde, die Ehre gebührt nicht mir. Ellenora hat ihn gefangen. Alles was wir beisteuern konnte, war ihr zu helfen ihn in diesen Wagen zu stecken.“, stolz lag in Miras Worten.
„Tja, wie der Stahl so die Klinge. Immerhin hatte sie einen der Besten als Lehrer.“, Rumgar klopfte Miras, der von seinem Rappen gestiegen war freundschaftlich auf die Schulter, und nickte Ellenora respektvoll zu. „Stellt das Vieh einfach hier ab. Meine Männer passen schon auf das er keinen Unsinn macht. Ihr seid sicher müde. Ich habe Medwin aufgetragen einen Eintopf vorzubereiten. Es wäre mir eine Freude, euch vor dem zu Bett gehen, noch an meinem Feuer als Gäste willkommen zu heißen.“
Ellenoras Magen knurrte bei der Erwähnung einer warmen Mahlzeit, und erinnerte sie lautstark daran, seit ihrem Aufbruch am Mittag, nichts mehr an Nahrung bekommen zu haben.
„Die Freude ist ganz unsererseits.“, entgegnete Ellenora und fügte mit einem schelmischen Grinsen hinzu: „Geht ihr zwei schon einmal vor. Ich weis doch das ältere Herren gerne ihre Gelenke, nach einem Ausritt, am Feuer wärmen. Ich sehe hier noch zu das alles richtig vertäut wird, dann komme ich nach.“
Die Männer legten synchron ihre Stirn in Falten, nur um im nächsten Moment in ein gemeinsames Lachen auszubrechen. Auch für Rumgar war Ellenora so etwas wie eine Tochter, und sie wusste genau wie sie die beiden zu nehmen hatte.
Jeder Soldat der es gewagt hätte, solch einen Spruch loszulassen, hätte einige Stockschläge riskiert.
Miras und Rumgar legten sich die Arme über die Schultern, und liefen in Richtung eines der Feuer davon. Miras begann bereits ausschweifend von Ellenoras Jagd zu bereichten, und Rumgar hörte gebannt zu.

Dies war auch das Zeichen für ihr gefolgt sich ihren Schlafstätten zuzuwenden und der Tross löste sich auf. Ellenora schaute den Soldaten zu, die den Käfig gegen das umfallen sicherten, ließ hier ein Seil noch fester ziehen, dort die Verankerung noch etwas tiefer in die Erde treiben und folgte dann Miras und Rumgar, der Geruch nach dampfendem Eintopf leitete ihr den Weg.

…to be continued

Mit freundlichen Grüßen

Eure Evi
 
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