Kapitel 43

Evilslyn

Rare-Mob
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Miras war in Aufruhr.
Unentwegt eilte er von einem Zelt zum nächsten. Verteilte Aufgaben, packte selbst mit an, organisierte. Das Gesamte Flüchtlingslager war auf den Beinen.
Er versuchte ein Gefühl der Gefasstheit zu vermitteln und der Zuversicht.
Doch es fiel ihm nicht leicht.
Auch er war bis in die Grundfesten seiner selbst erschüttert.
Was war nur geschehen?
Die Welle, eine bessere Bezeichnung fiel ihm beim besten Willen nicht ein, war völlig unerwartet über das Lager herein gebrochen.
Keiner, selbst die ältesten Bewohner des Lagers, konnten sich nicht erinnern, je etwas Vergleichbares erlebt zu haben.
So schnell sie erschienen war, so schnell war auch alles wieder vorbei gewesen.
Und doch hatte die Welle alles verändert.
Die Glut der Feuerstellen war empor geschleudert worden und hatte Zeltplanen ebenso wie Decken oder Kleidung in Brand gesteckt. Menschen waren herumgeworfen worden. Waren gegeneinander geprallt, auf Steine oder Kisten.
Nur die Wenigsten wiesen nicht mindestens Prellungen, Abschürfungen oder Hämatome auf.
Die Luft war erfüllt von klagenden Stimmen und Stöhnen.

Miras selbst hatte Glück gehabt.
Er hatte sich lediglich seine Seite an einer Vorratskiste gestoßen.
Wenn auch das Gefühl in seiner Rippe die Vermutung nahe legte, dass sie angebrochen sei, war dies doch keine Verletzung die ihn so einschränke, dass er sich nicht um seine Gefolgschaft hätte kümmern können.
Hinzu kam noch, das Ellenora zur Zeit des Zwischenfalls nicht im Lager verweilt hatte, und sein Verstand immer wieder zu ihr abschweifte, und dem was wohl mit ihr geschehen sei.

Gerade als er wieder einmal innehielt und den Waldrand nach einem Zeichen von ihr absuchte, stieß Rumgar zu ihm.
Die Haare seines Freundes klebten nass an seiner Stirn, und sein Gesicht zeugte von Erschöpfung. Sein Bein war mit einer provisorischen Schiene versehen. Seine Hände waren dreckig, und seine Ärmelaufschläge wiesen Blutspuren auf.
Auf Miras fragenden Blick hin, meinte er nur: „Keine Angst, das ist nicht von mir. Hab so ´nem armen Teufel geholfen der unter eine Zeltstange des Versorgungszelts geraten ist. Hat ihm fast das Bein abgequetscht. Aber die Ärzte kümmern sich bereits um ihn.“ Mit einer Kopfbewegung wies er in die Richtung aus der er gekommen war.
„Was ist mit Ellenora? Schon was gehört von der Kleinen?“ Rumgar kannte Ellenora schon genauso lange wie Miras, und obwohl eine Frau aus ihr geworden war, nannte er sie meistens noch immer nur „Kleine“. Wahrscheinlich würde das so bleiben bis sie eine alte Vettel geworden war.
„Nein“, entgegnete Miras, und suchte erneut mit seinen Blicken den Wald ab. „ich hoffe nur sie ist bereits auf dem Rückweg von Lohenscheit gewesen, als dieses … Was-auch-immer über sie herein brach.“
„Mach dir nicht allzu große Sorgen, sie kann schon auf sich aufpassen.“, versuchte Rumgar ihm Mut zu machen, doch Miras kannte ihn gut genug um die Sorge in seiner Stimme zu erkennen.
„Wenn es diese Bastarde wagen sollten ihr etwas anzutun, dann werde ich…“, Miras lies den Satz unvollendet.
Rumgar verstand ihn nur zu gut. Auch für ihn war Ellenora wie eine Tochter, und er hätte auch nicht gewusst was er alles mit diesem Lohenscheitgezücht getan hätte, wenn ihr etwas zustieße.
„Soll ich sie für dich suchen gehen?“, fragte er. „Ich kann hier eh nicht viel bewirken. Mein Bein bringt mich noch um wenn ich es nicht bald entlaste, und bevor ich auf einem Hocker setze und euch zusehe, kann ich mich auch auf einen Pferderücken bequemen, und etwas Nützliches tun.“
Miras Antwort bedurfte keiner Worte.
Dankbarkeit lag in seinem Blick.
Er reichte Rumgar seine Hand, nickte ihm kurz zu, und schon machte sich Rumgar auf, um sein Pferd zu satteln.
Miras blickte ihm nach bis er hinter einem Zelt aus seiner Sicht verschwand.
„Bring mir mein Mädchen heil wieder.“, sagte er leise, mehr zu sich selbst.
Dann kümmerte er sich wieder um die Probleme, die direkt um ihn herum anfielen, und davon gab es nicht zu wenige.


Rumgar war noch keine fünf Minuten in den Wald geritten, Lestitus als Unterstützung an seiner Seite, als dieser auf etwas zeigte.
Etwas, das sich als Pferd herausstellte.
Über seinem Hals zusammengesunken, lag eine Reiterin. Eine Reiterin mit langem, braun gelocktem Haar.
„Ellenora!“, entfuhr es Rumgar, als er begriff wen er vor sich hatte.
Framier, der ebenfalls Spuren aufwies, welche eindeutig von dem Zwischenfall herrührten, trottete behutsam auf sie zu, als wolle er sichergehen, dass seine Reiterin keinen Schaden nehme.
„Brrrr. Gut gemacht mein Großer.“, beruhigte Rumgar das Tier, als er nach den lose herab hängenden Zügeln griff.
Framier blähte seine Nüstern, und wieherte Leise.
Es schien als wolle er seine Erleichterung und Freude zum Ausdruck bringen.

Rumgar packte Ellenoras Schulter, und schüttelte sie leicht.
„Kleines….“ - Nichts. „Ellen?“ - Nichts.
Als Ellenora auch auf stärkeres Schütteln nicht reagierte, zog Rumgar sie vorsichtig zu sich auf den Rücken seines eigenen Pferdes.
Lestitus, welcher mit großen Augen die Umgebung gemustert hatte, übergab er die Zügel von Framier, und sie machten sich in Richtung Lager auf den Weg.
Bis auf eine Schramme an ihrer Schläfe hatte Rumgar keine weiteren Verletzungen feststellen können. Aber man konnte nie wissen ob nicht noch innere Verletzungen vorlagen.
Im Lager würde man sich um sie Kümmern, und dann würde schon alles wieder gut werden.
So hoffte Rumgar zumindest.



...to be continued

MfG
eure Evi
 
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