Kapitel 45

Evilslyn

Rare-Mob
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Als Arled zu Hespas Haus zurück kehrte, fand er es leer vor.
Er hielt es für durchaus möglich, dass in einem der vielen Räume noch ein Diener oder eine Magd an der Arbeit war, doch weder im Kaminzimmer, noch auf dem Weg zu seinem Zimmer, traf er auf jemanden.
Als er den kleinen Raum betrat, fielen ihm sogleich ein Teller mit Brot und Wurst, sowie ein kleiner Flakon ins Auge. Er stand auf dem kleinen Tisch neben seinem Bett, und eine Nachricht war unter ihm eingeklemmt.
Arled entfaltete sie und laß:

Lieber Arled,

leider wurde ich zu einem Freund im Dorf gerufen, da sie meine Hilfe in medizinischen Dingen benötigen. Wahrscheinlich werde ich erst spät zurück sein.
Wir sollten weitere Gespräche also auf Morgen verschieben.
Ich habe dir etwas zu Essen bereit stellen lassen, da du sicher Hungrig bist.
Im Flakon findest du einen Heiltrank, der dir helfen wird besser zu schlafen.
Trinke die Flasche einfach nach dem Essen aus, keine Angst, es ist einer der Wohlschmeckenden Sorte.

Liebe Grüße und angenehme Träume
Hespa

Der Text war in ordentlicher, gleichmäßiger Schrift verfasst, was Arled freute, denn der Arzt der ab und an auf ihre Farm kam, hatte eine schreckliche Sauklaue.
Beim Anblick der Wurst und des Brotes knurrte sein Magen laut auf.
Er hatte einen Bärenhunger.
Zwar hatte Hespa im Kaminzimmer eine Kleinigkeit auftischen lassen, doch unter ihren bohrenden Fragen war ihm der Appetit vergangen.
Er setzte sich aufs Bett und vertilgte die gesamte Portion in Rekordzeit.
Dann nahm er den Flakon vom Bett, wo er ihn neben sich platziert hatte, und drehte ihn unschlüssig in seinen Händen.
Die Flüssigkeit in seinem Innern, war von einem Tannengrün. Er packte den Deckel, und drehte den kleinen Korken vorsichtig heraus. Mit einem leisen Plopp löste er sich, und dem Falkon entstiegen angenehme Kräuterdüfte.
Arled kam zu dem Schluss, dass hätte Hespa ihm etwas tun wollen, dies bereits hätte tun können, als er bewusstlos war. Er setzte das Fläschchen an die Lippen und trank.
Hespa hatte nicht gelogen, der Trank lief seine Kehle hinunter und hinterließ einen angenehmen Geschmack nach dutzenden Kräutern.
Kaum hatte der Trank seinen Magen erreicht, breitete sich eine wohlige Trägheit in ihm aus.
Er gähnte herzhaft.
Er beschloss sich auszuziehen und dann…
Sein Blick fiel aufs Kopfkissen. Es sah so verlockend aus.
Seine Augenlieder flatterten.
Er ließ sich zur Seite gleiten, und als seine Backe das Kissen berührte übermannte ihn ein tiefer traumloser Schlaf.

Langsam kam Ellenora zu sich.
Ihre Beine schmerzten und auch ihr Schädel hatte wohl etwas abbekommen.
Doch sie lebte.
Immerhin.
Dann spürte sie etwas in ihrem Gesicht.
Bilder von Worgen schossen an ihrem inneren Auge vorbei und die Tatsache, dass sie sich noch immer bei Lohenscheit befinden musste, wurde ihr schlagartig bewusst.
Abwehrend schlug sie nach den Klauen, und riss die Augen auf. Wenn sie schon sterben würde, dann würde sie es Kämpfend tun.
Ihr Blick fiel auf das Gesicht eines Mädchens welche circa in ihrem Alter war.
Sie lächelte ihr milde entgegen, und drückte mit einer Hand Ellenoras Hand wieder nach unter, bevor sie vorfuhr mit dem Tuch, welches sie in der anderen Hand hielt, Ellenoras Gesicht abzutupfen.
„Seid unbesorgt. Ihr seid in Sicherheit. Euer Pferd brachte euch zurück.“ Ihre Stimme war sanft und tönte angenehm in Ellenoras Ohren.
Bruchstückhafte Erinnerungen durchzuckten ihren Geist.
Lohenscheit – ein Baum – eine Wand aus Nadeln, Holz und Erde – dann ein junger Mann – Karl? Marl? – die Mähne Framiers, an der vorbei sie den Waldboden sehen konnte … die Erinnerungen waren verschwommen, und ihr erschöpfter Körper wollte sie einfach nicht festhalten können.
„Miras?“, fragte sie, doch ihre Stimme war schwach.
„Ihm geht es gut. Er war lange Zeit hier bei euch, doch durch den Zwischenfall gibt es jede Menge zu tun. Immerzu kommt jemand und fragt um Hilfe an.“
Miras war also in Ordnung. Was war nur geschehen?
Das Bild der Wand aus Nadeln, Ästen und Erde tauchte wieder vor Ellenoras innerem Auge auf. Wer oder Was konnte nur für einen derartigen Energieausbruch verantwortlich sein.
Auch wenn sie nur zu bereit gewesen wäre, es mit auf die Liste der Gräueltaten der Worgen zu setzen, traute sie ihnen eine so große Macht doch nicht zu.
Zum anderen war wohl Lohenscheit auch nicht verschont worden.
Dann hatte die Sache also doch wenigstens etwas Gutes.
Mit diesem Gedanken gestattete Ellenora ihren schweren Augenliedern wieder herab zu sinken, und schlief fast Augenblicklich wieder ein.
Jedoch nicht, bevor sie sich fragte, wie es sein konnte, dass sie einerseits die Erinnerung hatte, auf dem Boden zu liegen, wenn sie nicht alles täuschte sogar eingeklemmt, und andererseits lag sie hier, und Framier hatte sie hergebracht.
Das Rätsel, wie sie bewusstlos auf ihr Pferd gekommen war, war definitiv zu kompliziert und verwirrend um jetzt darüber nachzudenken.
Dann war sie auch schon eingeschlafen.


Der Höhlenboden, welcher vom Widerschein der Magma orangerot leuchtete, war an einigen Stellen, mit einer zähen grünen Flüssigkeit überzogen, welche einen Geruch verströmte, der sogar in der Schwefelhaltigen Luft, noch wahrzunehmen war.
Die Flüssigkeit war nicht geringeres als Blut.
Doch war es nicht das Blut des gewaltigen Leviathans, unter dessen Schwanz und Klauen es hervorsickerte, sondern von jenen aberhunderten Goblins, die das Pech hatten, gerade als der Drache sich bewegte an der falschen Stelle zu stehen.
Die Jahre des ruhigen Schlafs des Drachens, hatten sie unvorsichtig werden lassen, doch in letzter Zeit bewegte er sich wieder häufig.
Der Drache selbst bekam es gar nicht mit, wenn er sie teilweise gleich zu dutzenden zerquetschte. Hörte nicht ihre Schreie, das Knacken ihrer Knochen.
Und hätte er es eher öfter getan, den seltener.
Auch Großdrachen wollen ihren Spaß.
In seinem Traum, durchlebte er wieder und wieder die Schmach seiner Niederlage.
KEINER hatte es mit IHM aufnehmen können. KEINER!
Und dann hatten es diese Emporkömmlinge gewagt, sich gegen IHN zu verbünden.
Ein Bund aus geflügelten WÜRMERN und nackten AFFEN!
Die Wut die bei diesen Gedanken durch seinen Verstand raste, bereitete ihm förmlich körperliche Schmerzen.
Und brachte wieder einigen dutzenden Goblins den Tod, als er seinen Schwanz hob und mit ihm wütend auf den Boden einschlug.
Die Wucht seiner Schläge, hinterließen Mulden im Gestein.
Bald wäre es soweit.
Die Zeit seiner Rache würde kommen.
Er hatte lange gewartet.
Doch jene Macht, die sich an ihn gewendet hatte, als er schon glaubte am Ende zu sein.
Jene Macht, die ihm Trost spendete, und ihn bestätigte in seinen Ansichten.
Jene Macht, rief ihn. Kündete von besseren Zeiten.
Jene Macht, die weit dort draußen, tief unter der schäumenden See lauerte.
Die auf ihn wartete.
Doch die Zeit des Wartens war fast vorüber.
Bald schon würde er aus diesem Erdloch hervor kriechen.
Bald schon würde er sich wieder auf seinen feurigen Schwingen über Azeroth erheben.
Würde die Lüfte zurückfordern, sein Territorium aus Geburtsrecht.
Und der Schatten, den er beim fliegen auf diese verfluchte Welt werfen würde, wäre gleichbedeutend mit Tod.

Bei diesen Gedanken geschah etwas, dass nicht mehr stattgefunden hatte, seit er seine Versteck bezogen hatte, vor all den Jahren.
Todesschwinge, einst unter dem Namen Neltharion der Erdwächter bekannt, größter unter den Großdrachen, und erster unter gleichen, breitete seine Schwingen aus.
Sie reichten von einer Seite der Höhle bis zu anderen, und kratzen geräuschvoll über das Gestein. Die ledrige Haut war durchzogen von Adern, die schimmerten wie flüssiges Magma.
Felsen lösten sich und stürzten in die brodelnden Magmaseen.
Es war ein gewaltiger Anblick.
Wunderschön, und gleichzeitig schrecklich.
Doch die einzigen Augen, die es hätten sehen können, waren die der Goblins, welche viel zu beschäftigt waren, um ihr Leben zu rennen.

…to be continued

Eure Evi
 
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