Mit 'de Schübbe uff'n Kopp

Khanor

Dungeon-Boss
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Bei uns sieht es langsam genauso aus. Zwar nicht von Anfang an, wie ich bei Yvonne schon lange das Gefühl habe, aber jetzt ein wenig.

Folgendes: im Bauingenieurstudium quält man sich durch vier Semester im großen Mix aus konstruktiven Fächern, dem Wasser- und Verkehrswesen sowie dem baubetrieblichen (also ein wenig wirtschaftlichem) Bereich. Ab dem fünften Semester gehts dann in einem dieser Bereiche (frei wählbar) ans Eingemachte.

Ich habe "K" für mich gewählt und ganz traditionell sind die Konstruktivvertiefer in der absoluten Minderheit. In unserem Jahrgang hatten wir rund 240 Immatrikulationen, natürlich sind davon einige längst nicht mehr da oder haben noch mit zu vielen Altlasten zu kämpfen um für die Vertiefungsrichtungen zugelassen zu werden, aber als "Konstruktive" sind gerademal ~15 - 20 Leute über geblieben. Das ist etwa das 1,5-fache der vergangenen Jahre, allerdings war unser Jahrgang auch mehr als 1,5 mal so groß wie in den Jahren zuvor.

Man sollte nun denken, dass es in so einem nahezu familiären Bereich recht kuschelig ist, man sich versteht und miteinander arbeitet, aber nein, scheinbar nicht.

Gestern stand die Klausur in Spannbeton auf dem Plan. Niemand der Teilnehmer wusste jedoch, was man wirklich lernen sollte bzw. was überhaupt lohnenswert wäre zu lernen. In den Vorlesungen hatte er gelegentlich einmal Sätze fallen lassen wie "na ein paar Querschnittswerte berechnen können Sie ja wohl" oder "wenn ich Sie dann nach der Verankerungslänge frage müssten Sie das bestimmt hinbekommen", kleinere weitere Hinweischen wurden natürlich auch von uns aufgesogen. Aber dennoch: 30 Minuten Fragenteil (was uns schon völlig schleierhaft war, weil das Fach nichts hergibt außer fast logischem Standardwissen - welches auch abgefragt wurde) und 60 Minuten Rechnungen, die man allerdings nicht üben konnte, weil es nirgendwo brauchbare Beispiele gab, keine alten Klausuren oder ähnliches, nur die mitgeschriebenen (und dementsprechend bereits gelösten) Beispiele aus der Vorlesung, die für eine Klausur schlicht zu umfangreich wären.

Alle standen vor diesem Problem, ausnahmslos. Sogar die Masterstudenten, von denen sich vier Stück zu uns gesellt hatten waren einfach nur ratlos.

Eine Komillitonin fragte ich noch 20 Minuten vor der Klausur wie vorbereitet sie sich fühle, was sie noch gelernt habe etc., aber nein, nichts. Sie tat ganz schockiert, dass ich bis zwei Uhr nachts noch gelernt hatte, sie selbst wäre um 15 Uhr nach hause gefahren und habe sich nur noch um andere Fächer gekümmert. Meine Mail, in der ich ihr noch eine Frage zum Thema beantwortet hatte, habe sie auch erst kurz vor dem Schlafengehen um halb elf gelesen, wäre aber zu müde gewesen noch darauf zu reagieren.

Einige Minuten später verplapperte sich allerdings "ihr persönlicher Assistent", dass er von der Uni Kassel eine Klausur unseres Profs habe (der vorher dort gelehrt hatte), gelöst und wenigstens als Anhaltspunkt, da der Herr Professor einmal sagte er gäbe keine alten Klausuren heraus, weil er nur zwei Stück habe, die er jahresweise durchwechseln würde.

Diese Kassel-Klausur sei am Vortag gegen 16 Uhr durch unseren Statiktutor aufgetaucht - und bei besagter Komillitonin angeschwemmt worden.

Die Lösung trug auch ihre Handschrift.

Jetzt frage ich mich rein rechnerisch, wie sie das gemacht hat, wenn sie ab 15 Uhr nichts mehr für das Fach getan hat... Aber Rechnen war ja scheinbar noch nie meine Stärke.

40 Minuten später nach dem Fragenteil der Klausur erhielt ich dann den uns betreffenden Rechenteil und siehe da: der Herr hat tatsächlich nicht viele Dinge zur Auswahl parat, die Klausur war haargenau die gleiche. Nicht einmal mit anderen Zahlenwerten. Das Schlimme daran war, dass nichts von den dort erforderlichen Rechnungen Hauptbestandteil unserer Beispiele gewesen war und auch mit seinen Tipps nichts zu tun gehabt hat.

Einfach rein gar nichts.

Im Grunde genommen hätte ich mir die letzten beiden Nachtschichten für dieses Fach sparen können, da ich nur Dinge gelernt habe, die vollkommen unnütz waren. "Ein paar Querschnittswerte kriegen Sie ja wohl hin", jaja... Dann sollte man diese Querschnittswerte auch mal abfragen! Aber nein, 'es darf vereinfacht mit den Bruttoquerschnittswerten gerechnet werden', also Breite x Höhe = Fläche, fertig. Hui, wie wahnsinnig witzig. Und ich Idiot mache mir noch Vordrucke für die Querschnittswertberechnung... Um auf die "wirklichen" Werte zu kommen hätte man mal gute 20 bis 30 Minuten gebraucht und das hätte dann auch mit dem zu tun gehabt, was wir gemacht haben.

Aber der Fisch ist gelutscht, mir war es eigentlich annähernd egal, mich ärgert nun nur die wirklich wirklich wirklich verschwendete Zeit für das Fach.

Für alle bleibt nur noch die Frage übrig, warum die Dame - oder vielleicht auch ihr Schoßhund - nicht gewillt waren uns auch die Chance zu geben uns vorzubereiten. Von mindestens zwei Personen hätte sie die eMail-Adresse gehabt um die Aufgaben rumzuschicken. Und sie wusste, dass diese Personen genauso aufgeschmissen waren wie sie, wahrscheinlich sogar noch mehr.

Was ist daran so schwer mal ein wenig mitzudenken, mitzufühlen o.ä.? Der Arbeitsmarkt in Deutschland ist auch für Bauingenieure noch wahnsinnig groß, da muss man sich nicht unbedingt mit den Ellenbogen durchprügeln und andere Ausstechen.

Im Berufsleben zählen doch auch social skills, oder nicht?

Ich meine, es ist ganz klar, dass man auch mal Arschloch sein muss und manchmal die letzte Sau rauskehren sollte um nicht lächerlich zu wirken oder überhaupt die Authorität zu bewahren. Aber das hier ist schlicht unlauterer Wettbewerb, wie mir scheint.

Na gut, nicht direkt. Aber es gehört sich doch einfach nicht. Zumal, wenn man auch noch gefragt wird.

Gut sein will jeder, klar. Und jeder freut sich doch darüber, wenn er irgendwo der Beste sein kann. Aber wenn jemand schon so oft die 1,x in seinem Notendurchschnitt stehen hat kann man doch auch mal helfen Chancengleichheit herzustellen, nicht nur den niedrigeren Semestern als Tutorin und über sein Web-Portal für das Ego passend Hilfe zu verabreichen.

Die Sache nervt mich tierisch. Gestern kam noch eine Mail bezüglich einer Vorlesung, die sie (wie auch andere K-Vertiefer) gerne hören würde, die aber überhaupt nicht mit unserem Stundenplan kompatibel war. Nun möchte sie Interessenten sammeln und den Prof fragen, ob er sie kommendes Semester ausnahmsweise noch einmal anbietet.

Zauberei... kaum geht es um ihre eigenen Interessen kennt sie die eMail-Adressen wieder, oder was?
 
Hm... gerade schon bei Yvonne kommentiert, aber jetzt muss ich einfach noch mal.

Ich mein irgendwie ist das doch schon "witzig"
In deinem Fall studierst du ja sehr berufsorientiert, aber ebenso gibt es ja auch genug Studienfächer, die einem unterm Strich nicht mehr bringen als, man hat mal ein Studium absolviert und die dann Tore in die Wirtschaft öffnen.

Ich dachte mir ne Weile, was ist das bitte für ein Quatsch? Wieso sind Alumni besonders geeignet für diverse Jobs, in die sie nicht mehr mitbringen als: "HEEEEY, ich hab X Jahre studiert"
Vielleicht muss ich da aber umdenken, weil man ja anscheinend doch was lernt, was vor allem für die freie Wirtschaft wichtig ist, nämlich das sich jeder der Nächste ist.
 
Bitter... aber scheinbar wahr.
 
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