Nordrend - Das Abenteuer beginnt

Dryadris

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Was tut ein WOW-Spieler und leidenschaftlicher RPGler in seiner Freizeit? Natürlich Geschichten schreiben ^^

Die Idee zu dieser Geschichte kam mir an einem Abend, als ich gelangweilt in Dalaran saß und nicht wusste, was ich anstellen sollte. In der Geschichte werden im Laufe der Zeit natürlich erlebte Abenteuer auftauchen, gemischt mit erfundenen Situationen und gewürzt mit der einen oder anderen allgemeinen Info.
Bisher ist jetzt nur mal ein Kapitel fertig, aber es wird sicherlich nicht das letzte bleiben und vielleicht gefällt ja dem einen oder anderen die Geschichte.

Ich sage aber gleich im voraus, dass ich ein Vielschreiber bin und man sich auf längere Kapitel gefasst machen muss und dementsprechende Wartezeit, bis das nächste Kapitel fertig gestellt ist.



Kapitel 1 – Eine Reise beginnt

Ich erinnere mich noch genau an den Tag, an welchem ich meinen ersten Schritt auf den neuen Kontinent gesetzt hatte. 'Es wird toll werden', hatten die Einen gesagt. 'Du musst einfach dort hin gehen', die Anderen. Viele Tage lang hatte ich überlegt, ob ich diesen Schritt gehen sollte. Gezweifelt, ob ich wirklich schon bereit war dieses Abenteuer zu wagen. Vertrautes hinter mir zu lassen, alten Weggefährten Lebewohl zu sagen. Doch letztendlich siegte die Neugier. Die Abenteuerlust. Der Drang danach neuen Herausforderungen gegenüber zu stehen.

Es hatte nicht lange gedauert das wenige Hab und Gut welches ich mein Eigen nannte, zusammen zu packen. Mit leichtem Gepäck und ein wenig Gold für Notfälle begab ich mich, wie so viele Abenteurer auch, nach Unterstadt um dort einen der wenigen Plätze auf dem Zeppelin zu ergattern. Ein mulmiges Gefühl beschlich mich als die Leinen gelöst wurden, welche den Zeppelin mit den Landeturm verband und dieser leise seine Fahrt nach Nordrend aufnahm.

Es dauerte einen Moment ehe ich einen ruhigen Platz auf dem Deck fand, umgeben von einem bunten und lauten Stimmengewirr. Sämtliche Völker der Horde waren auf diesem Zeppelin vertreten und ich war mich sicher, dass der Zeppelin mehr Personen beförderte, als er eigentlich hätte dürfen. Zumindest schienen die hektisch herum eilenden, mit Werkzeug und Ersatzteilen beladenen Goblins, ein für sich sprechender Hinweis zu sein. Ich muss zugeben, dass es mir doch ein wenig Sorgen bereitet hatte, einen Goblin fluchend vor einer Maschine stehen zu sehen, aus welcher dunkler Qualm empor stieg und doch recht beunruhigende Geräusche von sich gab. Auch wenn ich nicht verstehen konnte was dieser Goblin fluchte, wusste ich, dass es sich nicht um eine Kleinigkeit handeln konnte. Seine Mimik, seine Gestiken waren deutlicher, als ein Wort es jemals hätte sein können. Aber es lag nicht in der Natur meines Volkes sich etwas anmerken zu lassen. Niemals würde jemand, in dessen Adern das Blut der Blutelfen pochte, einen Fehler eingestehen oder gar eine Schwäche zeigen. Dafür war das Volk der Blutelfen zu stolz.
Ich ließ meinen Blick unauffällig über die Gesichter der Anwesenden gleiten und musste mir ein Lächeln verkneifen, als ich in das Gesicht eines Blutelfen Paladins blickte, welcher vollkommen teilnahmslos auf seinem Platz saß und das Treiben um sich herum scheinbar zu ignorieren schien. Selbst als ein gefährlich wirkender Ork aufsprang und dem Goblin auf die typische Art eines Orks mit der Axt drohte und ihm die wildesten Beschimpfungen an den Kopf war, verzog der Blutelf keine einzige Miene. Es war fast so, als würde er es gar nicht mitbekommen was um ihn herum passierte. Nicht einmal der gnomische Werkzeugschlüssel, der nur knapp an seinem Kopf vorbei flog und eigentlich den aufgebrachten Ork hätte treffen sollen, war fähig den Paladin aus seinem Zustand zu reißen.
Ich war fasziniert von der Ruhe die dieser Blutelf ausstrahlte, dass ich gar nicht mitbekam, wie lange nun schon mein Blick auf ihm verweilte. Er jedoch hatte es sehr wohl bemerkt, denn langsam zeichnete sich ein Lächeln auf seinen Lippen ab, gefolgt von einem Zwinkern in meine Richtung.
Ertappt senkte ich sofort meinen Blick. Es war mir unangenehm erwischt worden zu sein und auch wenn ich versuchte es mir nicht anmerken zu lassen, so konnte ich es doch nicht völlig verhindern, dass eine zarte Röte meine Wangen überzog. Nun gut, vielleicht gab es doch Momente in welchen sogar ein Blutelf Schwäche zeigte. Aber vielleicht hatte ich auch einfach zu wenig Zeit unter Meinesgleichen verbracht. Immerhin habe ich mich doch das eine oder andere Mal erwischt, wie ich fluchend wie ein Ork oder gemächlich wie ein Troll, reagiert hatte. Es hatte seine Vorteile Weggefährten aus anderen Völkern zu haben, jedoch auch seine Nachteile, wie es mir in diesem Moment doch deutlich wurde.
Ich wusste dass ich unangemessen reagiert hatte und es fiel mir schwer der Situation entsprechend zu handeln. Sollte ich mich bei ihm entschuldigen oder es einfach ignorieren und so tun, als wäre nie etwas geschehen. Diese Frage beschäftigte mich so sehr, dass ich nicht einmal mitbekam, wie der Ork den Goblin an seinen langen Ohren packte und hinter sich her nach draußen zog. Ich atmete tief durch und hob meinen Kopf um mich bei dem Blutelfen Paladin für mein Verhalten zu entschuldigen, doch saß dieser nicht mehr an seinem Platz. Mit einer Mischung aus Verwunderung, aber auch Erleichterung nahm ich diese Veränderung zur Kenntnis und wollte mich gerade wieder der Tasche widmen, an welcher ich schon seit Tagen nähte, als sich eine Hand auf meine Schulter legte.

Ich hoffe ich habe euch nicht zu sehr in Verlegenheit gebracht“, hörte ich jemand hinter mir in der Sprache meines Volkes sagen. Ein Teil von mir wollte dass er es war, doch ein anderer Teil hoffte das Gegenteil. Langsam drehte ich meinen Kopf um zu schauen, wer mich da angesprochen hatte und mir wurde klar, dass er hoffende Teil in mir verloren hatte.

Nicht mehr, als ich euch“, antwortete ich ihm und legte meine Näharbeit zurück in meinen Rucksack. Es wäre unhöflich gewesen weiter daran zu arbeiten, wenn man sich in Gesellschaft befand und ich wollte nicht schon wieder einen Fehler begehen.

Kaum hatte ich meine Näharbeit in meinem Rucksack verstaut, hatte der Blutelf Paladin auch schon an meiner Seite Platz genommen.

Nun ich kann nicht behaupten dass mir der Blick dieser Dame“, mit seinem Blick deutete er in die Richtung einer Troll Schamanin, an deren Schild 2 Schrumpfköpfe hingen, „Angenehmer gewesen wären, als der eure.
Und da hatte er es wieder geschafft. Erneut spürte ich, wie mir die Wärme zu Kopf stieg.

Ihr wisst sehr wohl einer Frau zu schmeicheln“, entgegnete ich ihm und ein Lächeln umspielte meine Lippen. Ich konnte mir schon beinahe denken zu welcher Sorte von Abenteurer er gehörte, aber ein Spiel hatte schon so manch Reise angenehmer werden lassen. „Doch nicht jede Frau erliegt einem Wort so schnell wie der Gegner dem Schwerte.“

Leise, aber durchaus angenehm fing der Paladin an zum lachen. Es war selten dass man einen Blutelfen lachen hörte und wenn man ihn hörte, dann kam es selten von Herzen, doch hier schien es nicht so zu sein. Es klang ehrlich.

Ihr seid sehr schlagfertig und ich bin froh euch als Freund und nicht als Feind begegnet zu sein“, sprach der Blutelf und in seinen Augen blitzte es auf. „Ich hatte mir schon Sorgen um euch gemacht, hier so ganz alleine, mitten in einem Haufen unzivilisierter Rabauken. Doch ich denke, diese Sorgen wären unbegründet, denn ihr scheint euch sehr wohl zu wehren wissen.

Es ehrt mich zu hören, dass ihr euch Sorgen gemacht hättet, doch ihr habt recht mit eurer Annahme“, meinte ich ruhig und deutete unauffällig auf den Dolch, welchen ich unter dem Umhang an meinem Gürtel trug. „Ich weiß mich zu wehren, auch wenn ich den Arkanen Künsten den Vorzug gebe.“

Ich glaube, wenn ich euch jetzt erzählen würde, dass meiner Ansicht nach Frauen nicht zu kämpfen haben, würdet ihr wohl dafür sorgen, dass es mir hier ziemlich warm wird“, sprach der Blutelf mit einem leichten Funkeln in den Augen. „Es ist ja nicht so, dass ich dieser Ansicht bin, denn ich habe schon genug Frauen erfolgreich in die Schlacht ziehen sehen, aber alleine die Vorstellung wie ihr dafür sorgt dass es mir heiß wird, wenn auch eine andere Art und Weise mir wesentlich angenehmer wäre und übrigens habe ich euch eigentlich schon gefragt wie das Wetter bei eurer Abreise war?

Ich glaube ich muss den Paladin mit einem doch recht dümmlichen Blick angeschaut haben, während ich versuchte seinen Worten zu folgen, denn ehe ich so recht begriffen hatte, was er mir damit sagen wollte, war er schon in ein herzhaftes Lachen gefallen.

Kann es sein, dass ich mein Mundwerk vielleicht ein klein wenig zügeln sollte?“

Mit einem beinahe herzerweichenden Blick sah der Blutelf mich an, so dass mein Unmut mit einem Schlag verflogen war. Ich wusste selbst nicht warum es so war, aber ich konnte ihm einfach nicht böse sein. Auch wenn ich es nach diesen Worten sicherlich sein sollte. Immerhin gehörte sich ein solches Verhalten gegenüber einer Blutelfin nicht.

Ihr könnt euch glücklich schätzen, dass ich nicht so leicht zu reizen bin wie es in der Natur der Orks liegt, wenn auch leichter als bei den Trollen“, entgegnete ich dem Blutelfen und wollte ihn gerade anlächeln, als ein lauter Knall meine gesamte Aufmerksamkeit für sich beanspruchte. Ich ließ meinen Blick über die Menge der Reisenden wandern, von denen viele nervös umherblickten, als ein weiterer Knall, dieses Mal wesentlich lauter und begleitet von dunklem, schwarzen Rauch, die Stille zerriss. Nicht weit von uns entfernt sprang ein Ork von seinem Platz auf und wenn ich nicht genau wüsste, dass es keine Orkrasse gab, bei welcher eine Rotfärbung der Haut normal wäre, so wäre ich jetzt zum ersten Male verunsichert gewesen. Das Gesicht des Orks war tief rot, so als hätte er das Blut eines Menschens mit Wasser verwechselt. Er war wütend und das nicht gerade wenig. Wild gestikulierend bahnte er sich seinen Weg durch die Reisenden und was er dabei von sich gab, möchte ich an dieser Stelle besser nicht übersetzen. Es gibt Dinge, die lässt man besser unübersetzt. Es war klar dass etwas passiert sein musste, nur was, war mir zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst. Aber es war schwer nicht zu bemerken, dass eine Unruhe die vielen Reisenden erfasst hatte und es war nicht möglich die Lage weiterhin einzuschätzen. Viele hatten die Köpfe zusammengesteckt und ein dumpfes Murmeln erfüllte die von Rauch geschwängerte Luft. Noch verhielten sich alle friedlich, aber es schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis sich die Stimmung ins Gegenteil umkehrte.

Was ist geschehen?

Die Stimme des Blutelfen Paladins riss mich aus meinen Gedanken und ich sah ihn mit einem leichten Schulterzucken an.

Ich bin mir nicht sicher“, kam es zögerlich von mir, denn ich wollte ihn nicht unnötig in Sorge versetzen. „So wie es sich angehört hat, scheint dort hinten etwas in die Luft geflogen zu sein. Was es jedoch genau war, konnte ich leider nicht herausfinden. Dazu hat der Ork schlichtweg zu undeutlich geflucht.

Dann habt ihr immerhin noch mehr verstanden als es mir möglich war. In euch steckt wohl doch mehr als ihr mir versucht glaubend zu machen.

Vielleicht liegt auch genau das in meiner Absicht“, gab ich ihm zur Antwort und erhob mich langsam von meinem Platz.

Was habt ihr vor?

Nun ich werde in Erfahrung bringen was sich dort zugetragen hat“, beantwortete ich ihm seine Frage und klopfte mir dabei den Staub von der Robe. Die Goblins hatten es wirklich nicht mit der Sauberkeit und offensichtlich auch nicht mit der Technik.

Falsch“, sagte der Blutelf und erhob sich neben mir. „Ihr werdet hier schön sitzen bleiben, während ICH in Erfahrung bringe was sich dort zugetragen hat.“

Wollt ihr damit etwa andeuten, dass dies keine Aufgabe für eine Frau ist?

Nein so war das natürlich nicht zu verstehen“, kam es sofort von dem Paladin. „Ich möchte nur nicht, dass ihr euch unnötig in Gefahr begebt. Immerhin lungert dort hinten so manch unangenehmer Zeitgenosse herum.“
Nun da ihr aber nicht so bewandert seid in der orkischen Sprache, wäre es wohl doch eher besser, ich würde mich darum kümmern oder wollt ihr etwa das Risiko eingehen etwas falsch zu verstehen?

Was dachte er sich da eigentlich? Sicherlich war es schön wenn es jemand gab der einen nicht unnötig einem Risiko aussetzen wollte, aber hier war es das garantiert nicht. Wohl eher hatte da jemand Angst um seine Rolle als Mann und darauf konnte ich in dieser Situation keine Rücksicht nehmen. Ich wollte Fakten wissen und keine wagen Vermutungen, hervorgerufen durch mangelnde Sprachkenntnisse.

Aber da ich euch sicherlich nicht davon überzeugen kann mich gehen zu lassen... Was haltet ihr davon, wenn wir einfach gemeinsam nach dem Rechten schauen?“, schlug ich ihm mit einem entwaffnendem Lächeln vor. „So könnt ihr aufpassen, dass kein verlauster Taure mich anfasst und ich sorge dafür, dass es zu keinen Sprachmissverständnisse kommt.“

Zum ersten Male konnte ich dem Paladin ansehen was in ihm vorging, auch wenn nur mir als Kind des gleichen Blutes dieses möglich war. Er schien genau abzuwägen ob er dem Vorschlag zustimmen sollte oder nicht. Einerseits schien es an seinem Stolz zu kratzen auf die Hilfe einer Frau angewiesen zu sein, andererseits wollte er selbst genau wissen, was passiert war.

In Ordnung, aber ich werde vorausgehen!“, stimmte der Blutelf letztendlich zu und ich musste bei seinen Worten innerlich lachen.

Ich werde mich brav hinter euren starken Schultern verstecken“, versprach ich ihm und deutete mit der Hand an, dass er vorausgehen konnte. Manchmal musste man den Leuten einfach das Gefühl geben die Kontrolle zu haben, auch wenn sie diese in Wahrheit gar nicht besaßen. Aber wenn ich ehrlich war, war es doch ein wenig beruhigend ihn an meiner Seite oder besser gesagt vor mir zu haben, denn je weiter wir in das Innere der Gondel kamen, desto unfreundlicher wurden die Gesichter in die ich blickte. Klingen die geschärft wurden, Hauer die beleckt wurden, als wäre ich ein Stück Wild dass es zu erlegen galt. Unbemerkt rückte ich ein wenig mehr zu dem Paladin auf.

Seid ihr also doch froh dass ich mitgekommen bin“, sprach der Blutelf in der Sprache der Sin'dorei und ich sah das Lächeln auf seinen Lippen bildlich vor mir.

Freut euch besser nicht zu früh“, meinte ich ruhig und nahm wieder ein wenig Abstand. Nicht dass er noch auf die Idee kam, er wäre wirklich nützlich in dieser Angelegenheit. Nun gut er war es wirklich, aber ihn spüren lassen wollte ich es dann doch auch wieder nicht. Stolz war eben doch ein zweischneidiges Schwert.

Mühsam bahnten wir uns weiter unseren Weg. Es war eng und es war stickig und Licht war auch nicht wirklich vorhanden. Man schien an allen Ecken und Enden gespart zu haben, nur um so viele Reisende wie nur möglich transportieren zu können. Sicherlich drohte Azeroth von Nordrend aus eine große Gefahr und es war absolut notwendig so viele Kämpfer wie nur möglich zu entsenden um zu verhindern was es zu verhindern gab, aber ob es das Risiko wert war, hunderte von Kämpfern auf dem Weg nach Nordrend zu verlieren gerade weil man so schnell wie möglich sein wollte, stand auf einem anderen Stück Pergament geschrieben. Ein dumpfes Brummen ertönte bedrohlich neben mir und ich konnte gerade noch verhindern, meinen Fuß auf einen Taurenschwanz zu setzen, was mir garantiert nicht wohl bekommen wäre.

Ich könnte euch natürlich auch tragen“, kam es von dem Blutelf, der wohl genau mitbekommen hatte, was mir gerade beinahe passiert wäre.

Der Mann von dem ich mich tragen lasse, muss erst noch geboren werden“, entgegnete ich ihm und so langsam wurde er selbst für meinen Geschmack etwas zu frech.

Schade und ich habe mich schon so darauf gefreut.“

Doch bevor ich ihm etwas passendes darauf antworten konnte lenkte mich ein bedrohliches Knacken aus einer der Maschinen in direkter Nähe von uns ab. Ich verharrte mitten in meiner Bewegung und starrte auf die Maschine, so als wolle ich sie beschwören, jetzt ja keinen Unsinn zu machen. Aber so wie es aussah, schien es tatsächlich zu funktionieren, denn sie gab keinen Muckser mehr von sich, außer denen, sie sie von sich geben sollte. Ich wischte mir mit dem Handgelenk über die Stirn, denn es war eindeutig viel zu warm hier drin. Der Paladin war währenddessen weiter gegangen und nun ein paar Schritte vor mir. So also sah für ihn beschützen aus, dachte ich mir und schüttelte kaum merklich den Kopf. Was wäre, wenn genau jetzt einer der Trolle aufspringen würde? Bis der Paladin bei mir wäre, hätte ich wohl schon längst Bekanntschaft mit dem harten Holzboden gemacht. Einen meiner beliebten Feuerzauber würde ich hier auch nicht anwenden können, denn das Risiko den gesamten Zeppelin zum Absturz zu bringen, wäre zu groß. Auch einer der Frostzauber würde nicht sinnvoll sein, dann damit gab es große Chancen, andere in den Kampf mit hinein zu ziehen und am Ende würde ich wohl nicht nur einem Gegner gegenüber stehen, sondern mehrere. Am Ende würde mir wohl nur der Dolch über bleiben, auch wenn ich so geübt mit dessen Umgang nicht war. Ich hatte das Training in den letzten Monaten einfach zu sehr vernachlässigt. Es war so selten gewesen, dass ich gezwungen gewesen war, diesen zu benutzen, dass ich es einfach vergessen hatte. Ich würde in Nordrend unbedingt den Mangel beheben, man konnte ja nie wissen, wann ich wieder in eine solche Situation kommen würde.
Ein lautes Knacken, gefolgt von einem Zischen riss mich unsanft aus meinen Überlegungen und noch ehe ich so richtig lokalisieren konnte, woher das Knacken jetzt gekommen war, gab es einen ohrenbetäubenden Knall. Ich spürte ein heißes Brennen an meiner Schulter, ehe ich von einer unsichtbaren Hand nach hinten geschleudert wurde. Um mich herum sprangen einer nach dem anderen von seinem Platz und auch wenn sich ihre Lippen bewegten, so hörte ich sie nur ganz leise. Ich blinzelte ein paar Mal, als das Bild vor meinen Augen unscharf wurde, aber so wirklich helfen tat es das nicht. Ich versuchte mich vom Boden auf zu rappeln, doch im gleichen Moment geriet die Gondel des Zeppelins in Schräglage und ein aus dem Gleichgewicht geratener Untoter verhinderte mein Vorhaben, indem er meinte, mir seinen knöchrigen Ellenbogen in die Rippen zu bohren. Es kostete mich einige Mühen den Untoten wieder von mir runter zu bekommen und als wenn die Schulter nicht schon genug schmerzte, so gesellten sich jetzt die Rippen mit hinzu. Ich startete einen weiteren Versuch mich vom Boden zu erheben, doch eine Hand drückte mich sanft, aber bestimmt genau auf diesen wieder zurück.

Was....?

Ich weiß ihr lasst euch nicht gerne etwas sagen, doch dieses mal wird euch nichts anderes übrig bleiben“, hörte ich jemand mit beruhigender Stimme sagen und es dauerte einen Moment bis ich begriff, dass es die Stimme des Blutelfen Paladins war.

Versteht ihr etwa das unter beschützen?

Auch wenn ich Schmerzen hatte, konnte ich es mir nicht verkneifen ihm seine eigenen Worte unter die Nase zu reiben. Fragend sah ich ihn an, doch zum ersten Mal kam von ihm keine Antwort. Es schien ihn nicht einmal zu interessieren dass ich etwas gesagt hatte, vielmehr schien ihn etwas ganz anderes wesentlich mehr zu interessieren. Vorsichtig strich er mit seinen Händen über meine Schulter und mit kritischem Blick verfolgte ich jeder seiner Bewegung. Was bitteschön hatte er vor? War er vielleicht so drauf, dass er jetzt die Gunst der Chance sah und vorhatte diese zu nutzen? Nein, so sah er nicht aus, aber täuschte nicht oft genug der erste Anschein? Unbemerkt glitt meine Hand in Richtung Dolch, jederzeit bereit diesen zu benutzen, sollte es die Situation von mir erfordern.

Das wird nicht nötig sein“, sprach der Paladin auf einmal und deutete mit seinem Blick auf meine Hand, deren Fingerspitzen den Dolch bereits erreicht hatten. „Außer natürlich es ist euch lieber, wenn ich gehe und euch stattdessen der wütenden Meute hier überlasse.“

Erst jetzt nahm ich den Tumult um mich herum war und auch die Stimmen waren wieder lauter geworden. Beinahe schon wieder zu laut für meinen Kopf, dem das gerade gar nicht passen wollte. Es war so ein lautes Stimmengewirr, dass nur Wortfetzen meine Ohren erreichten und es ziemlich lange dauerte bis mir klar wurde, was passiert war. Einer der Seitenmotoren war explodiert und jeder machte den anderen für diesen Unfall verantwortlich. Die Orks warfen den Trollen einen Verrat vor, diesen wiederum den Untoten während diesen so etwas natürlich nur den Blutelfen zutrauen würden. Einzig und alleine die Tauren schienen bei den ganzen Beschuldigungen außen vor zu sein.

Ihr werdet es überleben“, meinte der Blutelf mit einem freundlichen Lächeln. „Aber ihr müsst wohl mit dem Glück gut Freund sein, wenn es euch auch in so einer Situation nicht verlässt.

Wie meint ihr das?“, fragte ich ihn, denn ich verstand jetzt nicht, was er mir damit sagen wollte. Welches Glück und welche Situation?

Dreht euren Kopf und dann seht ihr, was euch nur gestreift, aber nicht voll getroffen hat.

Da ich natürlich neugierig war, drehte ich meinen Kopf leicht beiseite und sah hinter mir ein großes Stück Metall in einem der Holzbretter stecken. Es sah scharf aus und wenn es mich getroffen hätte, dann hätte ich Nordrend wohl nicht lebend gesehen. War mir zu Beginn der Reise noch das Blut ins Gesicht gestiegen, so nahm es jetzt genau den anderen Weg.

Sobald wir zurück an unserem Platz sind werde ich mich um eure Verletzung kümmern. Hier ist es zu dunkel“, meinte der Blutelf und warf mir einen besorgten Blick zu, als er bemerkte, dass ich bleich geworden war.

Platz ist gut, immerhin müssen wir bald in Nordrend ankommen“, murmelte ich und versuchte mich wie schon einmal vom Boden zu erheben. Aber wie sollte es anders sein, man machte mir wieder einen Strich durch die Rechnung. Bevor ich auch nur ansatzweise protestieren konnte, hatte der Blutelf mich schon hoch gehoben.

So wie es aussieht ist der Mann der euch auf seinen Händen tragen darf doch schon geboren“, lachte er leise und machte sich, meine Proteste vollkommen ignorierend, auf den Rückweg.

Es herrschte ein ziemliches Gedränge und da ich das Risiko nicht eingehen wollte plötzlich herunter zu fallen, geschweige denn vertraute ich ihm, entschloss ich mich dazu, ihm meinen Arm um den Hals zu legen. Leicht bewegten sich die Augenbrauen des Blutelfen Paladins in die Höhe und ein schelmisches Funkeln trat in seine Augen.

Dafür dass ihr dieser Vorstellung, auf Händen getragen zu werden, vorher noch so abneigend gegenüber gestanden seid, macht ihr es euch nun doch sehr bequem“, sprach der Paladin und in der Art und Weise wie er die Worte aussprach merkte man, dass ihn die ganze Situation sehr zu amüsieren schien.

Bildet euch nur nicht ein, dass mir diese Situation auch nur im entferntesten Sinne, auf jegliche Art und Weise, gefallen würde“, entgegnete ich ruhig und sah ihm dabei in die Augen. „Ich tue dies nur um mich nicht plötzlich unter den Hufen eines Tauren wieder zu finden.“

Vertraut ihr mir denn so wenig?“, fragte der Blutelf lachend, während er sich geschickt zwischen den Reisenden hin und her bewegte.

Ich vertraue euch nicht mehr und nicht weniger als jedem mir fremden.“
Dann sollten wir das bei Gelegenheit vielleicht ändern.“

In jeder anderen Situation hätte ich mir ein entsprechendes Kommentar wohl nicht verkneifen können, doch hier war es wohl angebrachter den Mund zu halten. Auch wenn es nur wenige Meter waren hatte ich das Gefühl, als hätte es eine Ewigkeit gedauert, bis wir wieder an unserem Platz angelangt waren. Vermutlich kam es daher, dass ich den Weg nicht auf meinen 2 Beinen zurückgelegt hatte, sondern auf den Armen eines Blutelfen Paladins. Es war ja nicht so, dass es unbequem gewesen wäre und es war ja auch eine nette Geste gewesen, wenn da nur nicht der Stolz gewesen wäre. Ich hatte schon so vielen Gegnern in die Augen geblickt, so viele Schlachten geschlagen und nun befand ich mich hilflos auf den Armen eines Blutelfens, der sich dabei wunder was zu denken schien. Vielleicht dachte er sich auch gar nichts dabei, hegte keinerlei Hintergedanken, was aber schwer war zu glauben, wenn man seine Worte vernahm.

Langsam ging der Paladin in die Knie und setzte mich vorsichtig auf dem Boden ab, darauf achtend, dass mir auch niemand zu nahe kam.
So und jetzt werde ich mich erstmal um eure Verletzungen kümmern.
Danke, aber das schaffe ich alleine. Ihr sagtet ja selbst dass es nicht schlimm wäre.
Meint ihr, ihr könntet eure Sturheit nur für einen winzigen Moment sein lassen und mir einfach, auch wenn ihr es nicht wollt, zu vertrauen?

Ich weiß nicht was es jetzt genau war, aber etwas in seiner Stimme ließ jeglichen Wiederspruch sofort im Keim ersticken. Sein Blick war ernst und eine leise Stimme im Kopf riet mir, ihn nicht weiter zu provozieren, sondern ihn einfach machen zu lassen. Ja vermutlich war das die einfachste Methode um die Sache schnell hinter mich zu bringen. Je länger das alles dauerte, desto peinlicher und unangenehmer wurde es mir.

In Ordnung dann tut was ihr vorhabt zu tun“, sagte zu ihm und wandte meinen Kopf ein wenig zur Seite, ehe ich ihn wieder direkt ansah. „Doch ich warne euch. Tut ihr etwas, das ihr besser nicht tun solltet, dann werdet ihr die Konsequenzen für euer Handeln tragen müssen und diese könnten durchaus schmerzhaft werden.

Nehmt euren Umhang ab, weil wenn ich es tue dann unterstellt ihr mir sicherlich wieder etwas, so wie ich euch einschätze“, kam es von dem Blutelfen ohne dass er auf meine vorherigen Worte eingegangen wäre.

Ich fühlte mich von ihm ertappt, denn wenn ich ehrlich war, so hatte ich ihm schon so einiges in Gedanken unterstellt ohne ihn wirklich zu kennen. Eigentlich war es nicht meine Art mit Vorurteilen auf Andere zu zu gehen, aber hier hatte ich genau das Gegenteil gemacht. Schon vom ersten Moment an hatte ich eine bestimmte Person in ihm gesehen. Nicht weil es Hinweise gegeben hatte, sondern nur, weil ich es so wollte. Mir wurde klar, dass ich ihm die ganze Zeit wohl Unrecht getan hatte und nun wusste ich nicht, wie ich mich aus dieser misslichen Lage wieder befreien konnte. Entschuldigen konnte ich mich nicht bei ihm, denn das würde bedeuten, ich würde einen Fehler eingestehen. Einen Fehler den ich zwar gemacht hatte, aber dazu stehen war dann doch wieder etwas anderes. Es reichte doch wenn ich wusste dass ich einen begangen habe, also musste ich ihm doch nicht auch genau dieses beweisen, indem ich ihn um Verzeihung bat. Stattdessen war es wohl besser einfach so zu tun, als wäre das alles niemals passiert. Mit etwas zittrigen Fingern öffnete ich die silberne Schnalle die den Umhang verschloss und legte ihn neben mich. Ich vermied es den Blutelfen anzuschauen, denn sonst würde sich wohl nur mein schlechtes Gewissen melden und ich würde mich doch noch bei ihm entschuldigen.
Der Paladin kniete ruhig neben mir und wartete bis ich soweit war, ehe er seine Hände leicht über meine Verletzung an der Schulter legte. Ich schielte leicht zu ihm hin, denn ich wollte natürlich genau mitbekommen was er tat. Immerhin war ich es die da vor ihm saß. Ich sah wie sich seine Lippen langsam bewegten, aber ich hörte ihn nichts sagen. Es waren lautlose Worte die er sprach oder aber es waren Worte, welche nur er hören konnte. Die Luft um seine Hände herum begann sich zu bewegen. Man hätte es wohl nicht bemerkt, doch der Rauch der sich noch immer in der Luft befand, ließ es sichtbar werden. Immer schneller schien die Luft zu vibrieren bevor sie still zu stehen schien und ein leichtes, kaum sichtbares goldenes Schimmern seine Hände umhüllte. Der Paladin heilt seine Augen leicht geschlossen und noch immer bewegten sich seine Lippen. Das Leuchten um seine Hände wurde heller und ein Ziehen durchzog meine Schulter. Aber es war nicht schmerzhaft, es war... Ich kann schlecht in Worte fassen wie es sich anfühlte. Es hatte etwas warmes, etwas geborgenes an sich. Wie eine schwache Erinnerung an glückliche Kindertage. Wie eine Erinnerung an einen lauen Sommerabend. Ich schloss leicht meine Augen und wollte mich dem Gefühl einfach nur hingeben, doch so schnell wie es gekommen war, so war es auch schon wieder vorbei.

Ich denke das sollte reichen“, hörte ich die Stimme des Paladins neben mir, der sich langsam vom Boden erhob. „Jedoch rate ich, euch nicht sofort mit dem nächsten Feind, welcher euch über den Weg läuft, anzulegen.“

Ich werde mir Mühe geben“, antwortete ich ihm und ein dankbares Lächeln stahl sich auf meine Lippen. „Man hat nicht immer das Glück einen solch begabten Heiler an seiner Seite zu haben.

Ich war schon vielen Heilern begegnet. Priestern, Schamanen und ja auch Paladinen, doch bisher hatte keiner dies bewirkt, was dieser Paladin bewirkt hatte. Sicherlich haben auch die anderen Heiler mir das Leben gerettet, mir meine Wunden versorgt, aber es war einfach anders gewesen. Ihr kennt es sicherlich... Ein Gefühl zu haben, was sich nicht erklären lässt. Ein kleiner, aber doch vorhandener Unterschied, der nur euch bewusst ist, aber sonst niemand. So auch war es hier.

Ein lautes Bimmeln, gefolgt von der quietschigen Stimme eines Goblins, welcher die nahende Ankunft bekannt gab, durchdrang das Stimmenwirrwarr. Bald also hatte ich Nordrend erreicht. Das Land in dem es noch Abenteuer zu bestehen gab. Einen Feind zu bekämpfen gab. Alles wovon ein Held nur träumen konnte. Ruhm und Ehre, die nur wenigen zu Teil werden würde.

Es gibt nicht viel, was ich mit auf die Reise genommen habe“, sprach ich zu dem Paladin, während ich mit den Händen in meiner Tasche kramte. Ich wollte mich bei ihm für seine Hilfe erkenntlich zeigen. Das war das mindeste, was ich tun konnte. Erst vor wenigen Tagen war es mir gelungen, eine besonders mächtige Figur aus einem seltenen Edelstein zu schleifen. Es war das erste Mal, dass mir so etwas gelungen war und ich fand es nur angemessen für das, was er mir geholfen hatte. Gerade als ich die Figur mit den Fingerspitzen berührt hatte, ging ein Ruck durch das Schiff. Es hatte angelegt. „Es ist nicht besonders viel“, sprach ich weiter und versuchte erneut das kostbare Juwel mit den Fingern zu fassen zu bekommen. „Aber ich hoffe dennoch, dass es euch nützlich sein wird.“
Endlich hatte ich die Figur zu fassen bekommen und aus der Tasche gezogen. Ich drehte mich in die Richtung des Paladins, doch dieser war verschwunden. Ich ließ meinen Blick durch das Schiff gleiten, doch nirgendwo konnte ich ihn entdecken. Das einzige was ich sehen konnte war, dass die Reisenden zum Ausgang eilten um so schnell wie möglich den Zeppelin zu verlassen. Bei den einen war es wohl die Neugier, bei den anderen die Furcht davor, dass der Zeppelin abstürzen könnte und bei den anderen wohl die Sucht nach schnellem Ruhm.
Ein wenig enttäuscht über sein plötzliches Verschwinden verstaute ich die Figur wieder in meiner Tasche, als ich etwas silbernes neben mir liegen sah. Vorsichtig nahm ich es in die Hand und stellte fest, dass es ein Medaillon war. Feine Linien durchzogen das Silber und ich stellte schnell fest, dass es ein Meisterwerk der Schmuckkunst darstellte. Noch nie hatte ich ein solch wundervolles Stück gesehen und es musste sicherlich sehr viel wert sein. Ich versuchte es zu öffnen, doch so oft ich das Schmuckstück in meinen Fingern drehte, ich fand keinen Mechanismus mit dem ich es hätte öffnen können. Wieder ließ ich meinen Blick durch den Raum wandern, doch es schien nicht so, als würde jemand dieses kostbare Stück vermissen. Für einen Moment fragte ich mich, ob es wohl dem Blutelfen Paladin gehören könnte, denn er war es, der sich als letztes direkt neben mir befunden hatte. Für einen winzigen Augenblick hoffte ich sogar dass es ihm gehörte, denn wenn es wirklich so kostbar war, wie ich vermutete, würde er bestimmt zurückkehren um es zu suchen.
Ich blieb an meinem Platz sitzen und wartete, doch er kam nicht zurück. Stattdessen hörte ich die Durchsage, dass der Zeppelin in wenigen Minuten wieder seine Fahrt zurück in die Östlichen Königreiche aufnehmen würde. Schnell packte ich meine Sachen zusammen und verließ als eine der Letzten den Zeppelin. Ein kühler Wind erfasste meinen Umhang und ließ ihn flattern. Dichter Nebel lag über der Landschaft und für einen Moment wünschte ich mich zurück in das warme Nagrand. Aber ich war nicht hier um faul in der Sonne zu liegen und die Wolken am Himmel zu zählen. Nein ich war hier um dem Lichkönig Arthas zu zeigen, dass wir uns ihm nicht kampflos unterwerfen würden.
Den Umhang fester um meinen Körper schlingend stieg ich die schmale Treppe des Turmes nach unten. Treppen die aussahen, als hätten sie schnell gebaut werden müssen. Überall knirschte und knackte es und ich war froh, als ich sie hinter mich gebracht hatte.
Erneut sah ich mich um. Irgendwo musste er doch sein. Man konnte doch nicht spurlos verschwinden! Aber meine Suche war vergeblich. Egal wohin ich auch blickte, nirgendwo konnte ich den Blutelfen Paladin entdecken. Vielleicht hatte er auch den Verlust noch gar nicht bemerkt und hielt sich aus diesem Grund nicht mehr im Hafen der Vergeltung auf. War schon dabei die ersten Abenteuer zu bestehen. Einerseits reizte es mich, es ihm gleich zu tun. Mich auf den Rücken meines getreuen Skelettschlachtrosses zu schwingen und hinaus in die feindliche Wildnis zu reiten. Andererseits jedoch fühlte ich mich verpflichtet hier zu bleiben und auf seine Rückkehr zu warten, wenn er den Verlust des Medaillon feststellte. Sicherlich würde er dann hier her zurückkehren. Dort wo er es zum letzten Male in seinem Besitz wusste.
Mit meiner Tasche auf dem Rücken machte ich mich auf die Suche nach einem Gasthaus in der Hoffnung, dort meinen knurrenden Magen befriedigen zu können.
 
Hey Dryadris,

WoW-Spieler und leidenschaftliche RPGlerin? Da sollte ja vom Inhalt her schon mal nichts schief gehen... und bisher konnte ich auch keine störenden Fehler oder etwas dergleichen finden. Zugegebenermaßen habe ich noch nicht alles gelesen, weil mir schlichtweg die Zeit fehlt, aber das hole ich hoffentlich heute Nachmittag noch nach.

Der Anfang ist gut in Szene gesetzt - er beginnt nicht allzu abrupt, aber auch nicht langweilig und dösig - und gibt ein nettes Flashback auf die gemischten Gefühle der Protagonistin wieder. Was ich allerdings ankreiden will, ist die Tatsache, dass Du bei den Halbsätzen stets nur Punkte statt Kommata verwendet hast, die hier wahrscheinlich besser gepasst hätten, einfach weil sie den Satz nur unterbrechen und nicht beenden. Und ein beendeter Satz, der grammatikalisch falsch ist, hört sich nicht unbedingt toll an.

Ich rate Dir auch, auf Wortwiederholungen zu achten. Mir sind schon ein paar aufgefallen, etwa hier:
[...] nach Unterstadt um dort einen der wenigen Plätze auf dem Zeppelin zu ergattern. Ein mulmiges Gefühl beschlich mich als die Leinen gelöst wurden, welche den Zeppelin mit den Landeturm verband und dieser leise seine Fahrt nach Nordrend aufnahm.
Irgendein Synonym für "Zeppelin" zu finden, dürfte ja nicht so schwer werden. "Luftschiff" wäre eine Möglichkeit.

Weil sie mir gerade in die Augen springt, eine weitere Wortwiederholung:
Ich musste zugeben, dass es mir doch ein wenig Sorgen bereitet hatte, einen Goblin fluchend vor einer Maschine stehen zu sehen, aus welcher dunkler Qualm empor stieg und die doch recht beunruhigende Geräusche von sich gab.
Ich möchte fast behaupten, dass das zweimalige "doch" sogar noch schlimmer ist als der Zeppelin vorher, einfach aus dem Grund, da es die beiden Teilsätze von der Gewichtigkeit her gleichstellt. Allerdings sollte angemerkt sein, dass die Protagonistin wohl lieber ihre eigene Haut retten würde, als sich über die Geräusche der Maschine Gedanken zu machen.
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Ein weiterer Satz, der mir ein wenig eigentümlich vorkommt, ist folgender:
Aber es lag nicht in der Natur meines Volkes sich etwas anmerken zu lassen. Niemals würde jemand, in dessen Adern das Blut der Blutelfen pochte, einen Fehler eingestehen oder gar eine Schwäche zeigen. Dafür war das Volk der Blutelfen zu stolz.
Die Protagonistin gesteht hier also ein, dass sie und ihr Volk "zu stolz" sind... würde das nicht mit dem Eingestehen einer Schwäche einher gehen?
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Bisher bin ich nur bis zum Anfang des Gesprächs der beiden Blutelfen gekommen, und ich finde ihre Ausdrucksweise, gelinde gesagt... belustigend. Ich habe weder BC noch WotL gezockt und kann so nicht sagen, wie sich das mit den Blutelfen ingame verhält, aber der hier angeschlagene Ton hört sich recht geschwollen an, und vor allem von der Protagonistin hatte ich mir einen laxeren Sprachstil erhofft, nachdem sie ja bereits erwähnte, auch mit Orks und Trollen unterwegs gewesen zu sein. Andererseits zeigt es natürlich auch eindeutig, woher sie kommt, insofern kann man es nicht wirklich als Fehler anführen. Es war halt nur ein Gedanke meinerseits.

Was sehr angenehm auffällt, ist die Tatsache, dass Du versuchst, die Umgebung mit Leben zu erfüllen und auch kleinere Dinge mit einführst, die so nicht unbedingt notwendig wären, wie etwa der Kampf zwischen Ork und Goblin. Sie geben der Atmosphäre mehr Lebendigkeit und einen eigenen Flair, den ich bisher gut leiden mag. Was mir noch fehlt, sind ein paar Beschreibungen der Protagonisten oder der Umgebung selbst, nicht nur ihrer Handlungen. Wie etwa sieht der Paladin genau aus? Trägt er gerade eine Rüstung und, falls ja, nur ein einfaches Kettenhemd oder einen funkelnden Brustpanzer, der ihn eindeutig als Paladin ausweißt? Vielleicht hat ja auch der Zeppelin ein paar morsche Bretter, die schon jetzt bei der Masse an Leuten beängstigend ächzen und knarzen...

Tja, wie ich schon sagte, habe ich die Geschichte noch nicht komplett gelesen. Aber was ich bisher lesen durfte, hat meine Neugier gewiss geweckt - Dein Schreibstil ist vor allem durch die Ich-Perspektive interessant - und das erste lustige Vorkommnis mit dem Goblin und dem Ork tut sein Übriges, um mich hier noch ein Weilchen zu beschäftigen.

Greets
 
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@Al Fifino

Das mit den Wortwiederholungen sollte ich nochmal überarbeiten, da gebe ich dir recht. Wenn man es selbst liest, fällt einem so etwas meist nicht sofort auf oder man übersieht es schlichtweg. Daher danke für den Hinweis darauf. Man sieht ja oft genug den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr
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Mit dem Zeppelin hab ich mir ehrlich gesagt etwas schwer getan, denn mir hat das Wort auch nicht so besonders gut gefallen, aber im nächtlichen Halbschlaf auch spontan keine Alternative gefunden. Ich schreib ja gerne recht spät (sieht man ja auch am Erstellungsdatum) und da ist der Kopf manchmal nicht mehr so kreativ und bevor er da lange nach einem anderen Wort sucht, nimmt man das bekannte und vergißt mit der Zeit, dass man da ja etwas anderes nehmen wollte.


Wie du selbst bemerkt hast, soll die Ausdrucksweise zeigen, woher sie kommt, was aber nicht bedeutet, dass sie auch ganz anders kann. Entscheidend darüber, wie sie spricht ist, wer ihr gegenüber sitzt. Mit einem Ork hätte sie sich sicherlich so nicht unterhalten. Da sie sich aber mit einem Blutelf unterhält versucht sie eben sich dementsprechend zu artikulieren. Sie als Frau möchte halt nicht dass man ihr sofort anhört mit wem sie sonst unterwegs war, weil ich denke nicht, dass es für einen Mann so besonders reizvoll wäre, wenn er im Gespräch das Gefühl bekommt vor sich keine Frau sitzen zu haben, sondern einen männlichen Ork.

Das nähere drauf eingehen auf die Protagonistin wird jetzt im nächsten Kapitel folgen. Im ersten Kapitel sollte sie im Endeffekt vorgestellt werden ohne besonders großartig ins Detail zu gehen, weil ich finde dass zu viele Informationen auf einmal schwer zu verdauen sind. Auch auf den Paladin wird im nächsten Kapitel noch einmal eingegangen.
 
Das folgende Kapitel ist gerade in einer nächtlichen Kreativphase entstanden und ich gebe trotz Rechtschreibüberprüfung keine Garantie auf Fehlerfreiheit
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Es ist nicht lang, aber da es im weiteren Verlauf um etwas vollkommen anderes gehen wird, habe ich beschlossen hier einen Break zu machen.
Über Feedback jeglicher Art würde ich mich natürlich auch weiterhin freuen.

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Kapitel 2


Es war der Morgen des zweiten Tages in Nordrend, als ich unsanft aus dem Schlaf gerissen wurde. Nur wenige Stunde hatte ich im Land der Träume verbracht, auch wenn ich bereits früh zu Bett gegangen war. Die ganze Nacht über hatte man die Kanonenschläge dumpf in dem spartanisch eingerichteten Zimmer hören können und es war schwer gewesen, überhaupt zur Ruhe zu kommen. Ich hatte schon an vielen Schlachten teilgenommen und war wahrlich niemand, der einen besonderen Komfort benötigte, doch das was ich hier vorgefunden hatte, hatte alles bisherige in den Schatten gestellt. Das Bett war nicht mehr als ein aus morschem Holz zusammen gezimmertes Gestell, bei dem man bei jeder Bewegung das Gefühl hatte, es könnte jeden Moment zusammenbrechen. Auf dem Gestell lag ein mit Stroh gefülltes Stück grobes Leinen, von dem man vermuten konnte, dass es ursprünglich einmal dazu gedient hatte Kartoffeln oder ähnliches auf zu bewahren. Das Stroh stach durch das Leinen hindurch und roch, als hätte man es noch feucht in das Leinen eingenäht. Auch die Decke müffelte und ich wollte lieber nicht daran denken, auf wie viel Pferderücken sie wohl schon gelegen war. Alles hier im Hafen der Vergeltung schrie danach schnell errichtet worden zu sein. Zweckmäßigkeit hatte hier wohl die höchste Priorität erhalten, denn wie hätte man auch sonst diesen enormen Ansturm von Kämpfern bewältigen sollen? Jeden Tag kamen neue Kämpfer in Nordrend an, bereit ihr Leben für den Kampf gegen Arthas zu geben. Die meisten Kämpfer ritten noch am gleichen Tag weiter nach Nordrend hinein, während andere maximal für einen Tag hier im Hafen der Vergeltung blieben. Sie alle brauchten kein bequemes Bett oder gar eine ausgebaute Möglichkeit um der Hygiene nach zu gehen. Der Regen reichte den meisten als Körperpflege vollkommen aus.

Ich erhob mich von meinem Lager, welches ich heute zum letzten Mal gesehen hatte und fuhr mir mit den Händen über das Gesicht. Ich brauchte keinen Spiegel um zu wissen dass ich müde aussah, ich wusste es auch so. Mit den Fingern strich ich mir meine rötlichen Haare glatt, denn bei meinem Aufbruch hatte ich an alles gedacht, nur nicht an einen Kamm. Nicht dass ein solcher lebensnotwendig war, er war lediglich praktisch. Ja wir befanden uns im Krieg, aber deswegen musste man noch lange nicht einer Vogelscheuche auf dem Kornfeld Konkurrenz machen. Ich ging zu dem Stuhl über welchen ich am Abend zuvor meine Robe gelegt hatte. Viele Schlachten habe ich dafür schlagen müssen, ehe ich endlich in den Besitz dieses kostbaren Stückes gekommen war. Matt golden schimmerte der feine Stoff im schwachen Sonnenlicht, das durch die schmutzigen Fenster herein schien. Silberne Stickereien durchbrachen das Gold und wechselten sich mit violetten Stickereien ab. Es war eine Meisterleistung des Schneiderhandwerks und es musste Tage gedauert haben, ehe sie fertiggestellt gewesen war. Leicht strich ich mit den Fingerspitzen über den kühlen Stoff und Erinnerungsfetzen glitten vor meinem geistigen Auge vorbei. Erinnerungen an früher, an ein Leben von dem man gedacht hatte es in Frieden verbringen zu können. Die schweren Schlachten hinter sich lassen und einfach wieder das Leben in all seinen Facetten genießen zu können. Für wenige Wochen war es so gewesen, so wie man es sich immer erträumt hatte, doch dann holte einen die harte Realität wieder zurück auf den Boden der Tatsachen. Für jeden Feind den man besiegte, tauchte ein stärkerer, noch gefährlicherer Feind auf. Man hatte keine Chance einfach mal durch zu atmen, aber vielleicht wollte man auch nicht dass man das tat. Beinahe so, als wolle man jeden Kämpfer für seine Entscheidung, den Weg des Krieges zu gehen, bestrafen. Ihm frühesten dann Frieden gönnen, wenn er seinen letzten Atemzug getan hatte.

Nur mühsam konnte ich mich von den alten Erinnerungen losreißen. Das weiße, schlichte Leinenhemd, welches ich zu Bett getragen hatte, zog ich aus und schlüpfte in die Robe. Kaum hatte ich die Robe an meinem Körper waren sämtliche Erinnerungen, sämtliche Gedanken, mit einem Schlag weggewischt. Ich war wieder die Blutelfin die sich nicht scheute auch die schwerste Schlacht zu schlagen und die nicht aufgab, selbst wenn sie dem Feinde alleine in die Augen blicken musste, weil alle Kampfgefährten am Boden lagen.

Schnell waren die Stiefel geschnürt und die Taschen gepackt. Es war auch nicht schwer gewesen, denn ich hatte sie noch nicht einmal ausgepackt. Den Umhang über den Arm legend ging ich auf die Zimmertüre zu und öffnete sie einen Spalt. Ich warf noch einen Blick über die Schulter und schaute nach, ob ich nicht etwas hatte liegen lassen das ich vielleicht vermissen könnte. Aber dem schien nicht so zu sein. Der Dolch hing wie gewohnt an meinem Gürtel und das Medaillon welches ich gefunden hatte, baumelte um meinen Hals. Alles befand sich dort, wo es sein sollte. Kurz verharrte mein Blick auf dem Leinenhemd, welches ich achtlos auf den Boden hatte fallen lassen. Doch dann drehte ich mich wieder zu der Türe, verließ das Zimmer und schloss die Türe hinter mir. Das Leinenhemd ließ ich in dem Zimmer zurück, so wie ich mein altes Leben hinter mir gelassen hatte. Nein ich wollte jetzt nicht mehr zurück denken, auch wenn es schöne Zeiten gegeben hatte, so hatten die schlechten am Ende überwiegt. Was passiert war, war passiert und nun galt es nach vorne zu schauen, alles belastende hinter sich zu lassen und mit neuem Mut, in einem neuen Land vielleicht das zu finden, nach was ich immer gesucht hatte.

Von unten drang ein buntes Stimmengewirr die Treppe hinauf und vorbei war die Hoffnung auf einen ruhigen Tagesanfang. Es war so früh am morgen, dass ich nicht damit gerechnet hätte, schon so viele Abenteurer auf den Beinen zu sehen. Aber wenn es um Ruhm und Ehre ging, da wurde sogar der gemütliche Troll fit. Ich schlängelte mich an einem Taure vorbei der roch, als würde er aus Prinzip allem was nach Wasser aussah aus dem Weg gehen. Seine Lederrüstung war schäbig und wurde wohl nur noch von einer angetrockneten Lehmschicht an seinem massigen Körper gehalten.

„Ey hast wohl nie 'nen Druide geseh'n so wie du gucken tust“, kam es von jemanden, der von der breiten Statur des Tauren verdeckt wurde. Aber man musste nicht wirklich sehen um zu wissen was es sein könnte, man hörte es.

„Doch maaan“, meinte ich und winkte leicht mit der Hand ab. „Aber ey der sieht aus wie eener der meinte Schlammlinge mit der Hand fangen zu müssen. Da is' nix mit gleich Druide erkennen.“

Plötzlich drehte sich der Taure zu mir um und in seinen Augen funkelte es bedrohlich. Vielleicht hätte ich doch besser nichts gesagt und einfach meinen Mund gehalten.

„Nichts für ungut Großer“, sagte ich zu dem Tauren und setzte mein freundlichstes Lächeln auf, welches mir zu so früher Stunde möglich war. „Nechi ich towateke ki hale chi. Pawene ichnee pawene.(*)“

Ich hoffte nur, die wenigen Worte in Taur-ahe würden sein Gemüt besänftigen und noch mehr hoffte ich, er würde jetzt nicht anfangen in der Sprache seiner Vorfahren zu reden. Ich sprach gerade einmal ein paar Worte, kannte ein paar Floskeln, aber das war es dann auch schon wieder. So sehr ich mich auch bemüht hatte die Sprache zu lernen, so richtig klappen hatte es nie wollen.
Ich hatte die Luft angehalten und als der Taure anfing zu lachen, atmete ich erst einmal tief ein. Doch der freundschaftliche Schlag den der Taure mir versetzte, brauchte mich beinahe aus dem Gleichgewicht.

„Ich hätte niemals erwartet diese Worte aus dem Munde einer Blutelfe zu hören“, sagte der Taure mit seiner tiefen Stimme und kratzte sich dabei am Hinterteil. „Da fühlt man sich doch gleich an das gute alte Mulgore erinnert. Lass dich zu einem Humpen Donnerbräu einladen.“

„Nehm es mir nicht übel wenn ich deine Einladung ablehne, aber Bier am frühen Morgen überlasse ich lieber den starken Männern“, meinte ich lachend und rieb mir leicht über die Stelle, an welcher mich der freundliche Klaps getroffen hatte. Manchmal vergaßen Tauren wohl wie viel Kraft sie doch hatten.

„Wie du meinst“, antwortete der Taure, zuckte mit den Schultern und widmete sich wieder dem Troll. Es dauerte gerade mal wenige Sekunden, da bemerkte er mich nicht einmal mehr. Froh über diesen Sinneswandel schaute ich, dass ich schnell aus seinem Sichtfeld verschwand. Nicht dass er es sich doch noch einmal anders überlegte. Ich wusste genau warum ich die Einladung abgelehnt hatte, denn es wäre garantiert nicht bei einem Humpen geblieben und ehe ich mich versehen hätte, wäre es wohl später Abend gewesen. Aber ich wollte nicht noch eine Nacht in diesem Loch hier verbringen, sondern endlich meine Nase in den kühlen Nordwind strecken und mich den ersten Herausforderungen stellen. Doch nichts davon würde ich ohne ein kleines Frühstück tun. Außer natürlich ich hatte vor meine Gegner mit einem knurrenden Magen in die Flucht schlagen zu wollen, was aber wiederum nicht sehr effektiv sein würde.
Ich suchte mir einen freien Platz an einem der Tische und winkte den Gastwirt herbei.

„Was gibt’s?“, fragte er unfreundlich, aber etwas anderes hätte mich bei einem Untoten jetzt auch verwundert.
„Einen Honigminztee und zwei Speerspießerkringel... Bitte.“
„Sonst noch was?“
„Nein“, sagte ich zu ihm und schaute ihm kurz hinterher, als er etwas vor sich hin brummelnd zurück zu seiner Theke ging. Ja ich war wirklich froh endlich von hier fort zu kommen, auch wenn ich ja freiwillig so lange hier geblieben war. Ich hatte wirklich gehofft der Paladin wäre der Besitzer des Medaillon gewesen und zurückgekommen um es wieder in seinen Händen halten zu können. Aber er war nicht erschienen und niemand schien dieses kostbare Schmuckstück zu vermissen. Etwas das ich nicht verstehen konnte. Diese fein eingravierten Schriftzeichen, die winzig kleinen Juwelensplitter die in das Silber eingefasst waren. Es musste Wochen gedauert haben bis dieses Medaillon fertig gewesen war und derjenige der es hatte anfertigen lassen, hatte sicherlich einen hohen Preis bezahlt. Den Verlust von so etwas Teurem musste man doch einfach bemerken.

„Da“, kam es von dem Gastwirt, als er mir den Teller und die Tasse mit Tee vor die Nase stellte. Er tat es so voller Freude, dass der Tee über den Rand der Tasse zu schwappen drohte und sich sein Finger, oder das was davon übrig war, beinahe in einen der Kringel gebohrt hätte.

Ich nickte einfach nur mit dem Kopf und war froh, als er auch gleich wieder verschwand. Kurz nippte ich an dem Tee und hätte mir beinahe die Zunge verbrannt. Er war so heiß, dass er ungenießbar war. Zumindest zu diesem Zeitpunkt. Also schob ich die Tasse ein Stückchen von mir weg und probierte einen der Kringel. Besonders schmackhaft war er zwar nicht, aber er war zumindest essbar. Für einen Moment fragte ich mich, was jetzt wohl der Blutelf Paladin gerade essen würde. Ob er sich an einer saftigen Hirschlende labte oder ob er sich mit einer Hand voll Nüsse begnügen musste. War er alleine oder hatte er Weggefährten bei sich. Befand er sich noch irgendwo im Heulenden Fjord oder war er bereits weiter gezogen. Aber am ehesten fragte ich mich, ob es ihm wohl gut ging. Allein die Tatsache, dass ich mich so etwas fragte, verwunderte mich selbst. Ich hatte lediglich auf der Reise mit ihm ein paar Worte gewechselt, mich unterhalten und gut er hatte sich um meine Verletzungen gekümmert. Aber das hatten viele vor ihm auch schon und da hatte ich mir solche Fragen nie gestellt. Es waren einfach nur Heiler gewesen die ihrer Bestimmung nachgekommen waren und so wie sie aufgetaucht sind, so sind sie auch wieder verschwunden. Nichts worüber man sich danach noch Gedanken gemacht hätte. Aber hier, hier war es irgendwie anders.

Meine Finger hatten sich um die warme Tasse gelegt und bewegten sie leicht hin und her, während ich mir seine Erscheinung zurück vor mein geistiges Auge holte. Nichts an ihm hätte mich je darauf schließen lassen, dass er überhaupt Erfahrung im Kampf hatte. Seine Rüstung war so gepflegt gewesen, dass man sich beinahe im dem Metall hatte spiegeln können. Keine Beulen oder Kratzer hatten seinen Brustschutz beeinträchtigt, so wie man es sonst von Paladinen in der Schlacht gewohnt war. Den Rüstungen der Paladine denen ich bisher begegnet war, hatte man schon weitem die vielen Schlachten angesehen. Sie waren verkratzt, verbeult und stumpf. Aber nicht diese Rüstung. Das silberne Metall hatte geglänzt, als wäre es stundenlang poliert worden. Das Schwert das er bei sich trug sah aus, als wäre es zum ersten Male aus seiner schützenden Hülle genommen worden. Nein es hatte wirklich nichts an ihm darauf hingedeutet, als hätte er jemals an einer Schlacht teilgenommen. Doch es gab eine Sache an ihm, die mir das Gegenteil bewiesen hatte. Die mich davon überzeugt hatte, dass seine äußerliche Erscheinung nicht dem entsprach, was er wirklich war. Es war seine Art wie er heilte. Es wirkte gekonnt, es wirkte erfahren, es wirkte, als hätte er nie in seinem Leben etwas anderes gemacht als das. Aber jemand der nur in einer Stadt als Heiler tätig war, würde niemals auf eine solche Art und Weise heilen können. Niemals die Erfahrung erhalten wie jemand, der seine Fähigkeit jeden Tag aufs Neue auf dem Schlachtfeld anwenden musste. Seine glänzende Rüstung, sein ungenutztes Schwert mochten vielleicht im ersten Moment das Auge täuschen, doch seine Art zu Heilen würde ihn immer verraten.

Ich fragte mich, warum er versuchte die Leute um ihn herum zu täuschen. Warum er vorgab jemand zu sein, der er eigentlich gar nicht war. Ich hatte bisher nur Leute getroffen die Andere glauben machen wollten große und starke Kämpfer zu sein, obwohl sie es gar nicht waren. Aber noch nie war mir jemand unter gekommen, der sein Können versuchte zu verheimlichen. Der lieber als unerfahrener Kämpfer gesehen werden wollte. Es lag auf der Hand dass er seine Gründe für sein Verhalten haben musste, aber es interessierte mich, welche das wohl sein könnten. Wollte er vorgeben jemand anderes zu sein, weil er einen schlechten Ruf hatte und jetzt versuchte hier in Nordrend neu anzufangen in der Hoffnung so seine Spuren zu verwischen? Oder war er eine Berühmtheit und wollte nicht als solche sofort erkannt werden und verkleidete sich deshalb? Es gab so viele Gründe und alle waren auf ihre Art und Weise logisch, dass ich es nach einer Weile aufgab weiter darüber nachzudenken. Vielleicht würde ich ihn ja irgendwann einmal wieder sehen und dann würde ich ihn nach seinen Beweggründen fragen.

Wieder hob ich die Tasse an meine Lippen und verzog auch jetzt wieder das Gesicht. Nicht weil der Tee noch immer heiß war, sondern dieses mal wegen dem Gegenteil. Ich schien wohl so lange überlegt zu haben, dass er mittlerweile eiskalt geworden war. Es mochte sicherlich Leute geben, die kalten Tee bevorzugten, doch ich gehörte keinesfalls dazu. Die Tasse von mir weg schiebend erhob ich mich von meinem Platz.

„War dir wohl nicht gut genug“, hörte ich die Stimme des Gastwirtes hinter mir, der mich mit einem abschätzigen Blick ansah. Zuerst wollte ich ihm etwas darauf erwidern, ihm erklären dass es daran nicht lag, aber würde so oder so denken was er wollte. Da konnte ich sagen was ich auch wollte, also machte ich mir die Mühe erst gar nicht. Ich kramte in dem kleinen Lederbeutel an meinem Gürtel nach 3 Goldstücken die ich ihm zuwarf und er fing sie mit seinen knöchrigen Fingern.

„Das sollte reichen“, meinte ich zu ihm, schnappte meine Sachen und verließ das Gasthaus. Noch immer wehte ein kühler Wind über das Land und ich entschied mich dazu, meinen Umhang doch wieder anzulegen. Aber der heutige Tag sah wesentlich freundlicher aus, als die vergangenen Tage. Der Nebel hatte sich gelichtet und zum ersten Male konnte ich die hohen Klippen erkennen die sich scheinbar endlos senkrecht in die Höhe streckten. Hinter ihnen lag Nordrend, die Herausforderungen und die Abenteuer. An der einen Ecke wartete der Ruhm, an der anderen der Tod. So viele Wege lagen vor einem die man gehen konnte, doch das Ziel war überall das Gleiche - Der Sieg über Arthas Menethil.



(*) Nechi ich towateke ki hale chi. Pawene ichnee pawene = Peace and patience be with you. Remain strong as always
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich finde die Geschichte total super.
Hat mich total dran erinnert als ich zum ersten Mal auf den Zeppelin bin.
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Du musst unbedingt weiterschreiben =)
 
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