humanflower
Welt-Boss
- Mitglied seit
- 23.10.2007
- Beiträge
- 1.388
- Reaktionspunkte
- 0
- Kommentare
- 576

(dpa/tmn) - Mehr als 20 über ganz Deutschland verteilte Bildschirme zeigen das gleiche Motiv: einen Drachen, davor eine Gruppe von Gestalten, die sich ihm entgegenzustellen scheint
http://magazine.web....,pd=1,w=400.jpg
Auf Raubzug: Fans von Onlinerollenspielen, die sich vor ihren Rechnern zum "Raid" treffen, sind zur Massenbewegung geworden. (Bild: dpa/tmn)
Doch die Szene bleibt unverändert, die "Helden" haben anderes im Sinn: Die Figuren Gnygnyg und Shavon stehen herum, da die Menschen dahinter die Tastatur verlassen haben, um den Hund auszuführen. Chanay nutzt die Pause, um seine Tochter ins Bett zu bringen. Eine solche Situation ist für immer mehr Menschen normal - denn der "Raid" in Onlinespielen ist dabei, sich zum Volkssport zu entwickeln.
"Raid" heißt übersetzt Überfall oder Raubzug. Ein Entwickler hatte die Idee, die schwierigsten Einsätze in Onlinerollenspielen als Raids zu bezeichnen. Und heute loggen sich mal 12, mal 24, mal mehr als 100 Menschen an ihren Computern in ein Spiel ein, um gemeinschaftlich auf Raubzug zu gehen und virtuelle Gegner zu vermöbeln.
Noch vor wenigen Jahren waren Raids etwas für Hardcore-Spieler. Inzwischen haben auch erwachsene Paare oder Eltern mit jugendlichen Kindern die Ausflüge in dunkle Katakomben als Alternative zum Fernsehabend entdeckt. "Raid-Abende sind mittlerweile im privaten Umfeld als Freizeitaktivität oft ebenso akzeptiert wie einst die Doppelkopf-Runde", sagt Olaf Wolters vom Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (biu) in Berlin.
"Mann kann tatsächlich behaupten, dass sich das Raiden zu einer Art Volkssport entwickelt", sagt Hendrik Weins von der Zeitschrift "Gamestar". Denn ein Raid hat mehr Facetten als den Gemeinschafts-Kampf gegen scheinbar übermächtige Gegner. Ein Reiz der meist mehrere Stunden dauernden Aktionen besteht für viele Spieler in der Kommunikation. "Es gehört heute zum Standard, dass man dabei Kopfhörer aufsetzt und sich miteinander unterhält."
Die Sprachkommunikation hatte ursprünglich praktische Gründe: Die starken Gegner werden von den Entwicklern meist so ausgelegt, dass einzelne Spieler zu einem bestimmten Zeitpunkt bestimmte Handlungen ausführen müssen. Und der "Raid-Leiter" kann mit Worten leichter und schneller ansagen, was gerade von wem verlangt wird.
Gerade das Kommunizieren mit Worten hat mitgeholfen, das Raiden breitentauglich zu machen. Denn zumindest in ruhigeren Momenten kann gequatscht werden wie beim Spieleabend daheim auch. Entscheidender Unterschied dabei: Die Menschen sehen sich nicht, sondern hören sich nur. "Wenn man aber online mit Menschen zusammenspielt, die man auch privat kennt, ist das natürlich noch angenehmer", sagt Weins.
Auch Frauen nehmen in vergleichsweise großer Zahl an Raids teil. "Für mich steht der soziale Aspekt im Vordergrund, das Zusammenspiel mit anderen Menschen", sagt Spielerin "Lora". Sie ist wie ihr Ehemann und ihr volljähriger Sohn seit mehreren Jahren in unterschiedlichen Spielen aktiv. Zu diesem sozialen Aspekt gehört für sie eben auch, dass zwischendurch Babygeschrei durch die Katakomben schallt.
Durch das Raiden entstehen oft auch virtuelle Freundschaften. Denn meist trifft man sich mehrmals in der Woche. "Viele Gilden und Raid-Gemeinschaften treffen sich auch in der echten Welt", sagt Wolters. Dabei kommt es verständlicherweise immer wieder zu Überraschungen. Schließlich sieht der Mensch hinter dem muskelbepackten Paladin aus der Spielwelt im echten Leben nur selten ähnlich prächtig aus.
Quelle: Web.de