[RP] Reue und Sühne - 1. Kapitel

Melian

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1. Kapitel – Ein Gang durch Silbermond

Prolog

Die Hallen der Priester


„Yoran“, rief ihn eine Stimme. „Der Bote vom Auktionshaus ist gerade gekommen. Deine Auktionen waren erfolgreich.“
„In Ordnung“, rief Yoran zurück, „Danke Finis.“ Yoran schlug das Buch zu, welches auf seinem Schoss gelegen hatte, und rappelte sich hoch. Vorsichtig legte er das Buch auf einen der Tische in der grossen, runden Bibliothek der Priester, wo er meistens seine Zeit verbrachte
In der Mitte des Raumes stand die Statue einer Elfe, die Hände segnend in die Höhe erhoben. Von der Decke kam ein leichter Lichtschein herab, der sie beleuchtete und neben ein paar schwach flackernden Kerzen die einzige Lichtquelle im Raum darstellte.

Er nickte Finis zu, die gerade den Raum betreten hatte und fuhr sich durch die Haare. Dann verliess er den runden Raum und wandte sich nach rechts, um den Sonnenzornturm zu verlassen. Hinter sich hörte er, wie der Lordregent Lor´themar Theron gerade energisch zu seinen Beratern sprach, aber verstehen konnte Yoran nichts. Schnell eilte er die lange Anhöhe zum Sonnenhof herunter, wobei er versuchte, den zwei Reihen Wachen, die die Anhöhe bewachten, nicht in die Augen zu schauen. Sie waren sehr pflichtbewusstund sehr misstrauisch.

Vor sich befand sich der plätschernde Brunnen des Sonnenhofs. Yoran nahm den Weg, der links um den Brunnen herumführte, und eilte schnell in die Mördergasse. Normalerweise waren die Höfe und Gassen von Silbermond von hohen Gebäuden umgeben, die in Rot und Gold leuchteten. Trotz der enormen Höhe schien immer noch sehr viel Sonnenlicht in die gut bemessenen Strassen, so dass Silbermond allgemein einen hellen und freundlichen Eindruck machte, wenn man die teuflisch grün leuchtenden Kristalle ausser Acht liess, die überall aufgestellt waren.
Doch die Mördergasse war anders. Diesen Übernamen hatte sie erhalten, weil sich dort nur seltsame Gestalten herumtrieben. Die Mördergasse war die Domäne der Schattenläufer, der Meuchelmörder, der Diebe. Ein ganzes Handwerk trieb sich dort herum und wurde stillschweigend geduldet.

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Die Seltsamkeit ihrer Bewohner spiegelte sich in der Strasse selber wieder. Die Häuser wirkten düsterer, die Farben schienen das Licht aufzusaugen, anstatt es zurückzuwerfen. Die Gebäude schienen näher beieinander und weniger Sonnenlicht drang auf den Grund der Strasse. Der Sonnenzornturm warf seinen Schatten direkt in die Gasse und zusätzlich waren breite Bahnen dicken Tuchs zwischen den Häusern gespannt. Es machte den Anschein, als ob die Gasse absichtlich verdunkelt würde, damit das Treiben, das auf ihr stattfand, möglichst unentdeckt bliebe.
Hier waren auch Dinge möglich, die ansonsten hart bestraft wurden. Manchmal hörte man das leise Kichern einer Sukkubus oder die hohle Stimme eines Leerwandlers aus irgendeinem Kellerfenster, manchmal sah man einen Moment lang einen Elfen, der sogleich wieder verschwand, und oft lag vor der Taverne jemand betrunken da, der es nicht mehr nach Hause geschafft hatte.

Yoran schüttelte den Kopf und eilte schnell durch die torähnliche Vorrichtung, die die Stadteile miteinander verband. Der Weg wurde plötzlich von einer massiven Wand versperrt, in deren Mitte eine Statue einer Elfe thronte, und man konnte nur ins andere Stadtteil gelangen, wenn man einen der zwei Wege nahm, die um die Wand herum führten, um sich auf der anderen Seite wieder zu einem Weg zusammenzuschliessen. Es gab in Silbermond mehrere Tore dieser Art, das grösste davon befand sich beim Stadtausgang.

Er lief an der kleinen Wiese mit den drei Zelten und an der Druidin vorbei, die hier ihren Wohnsitz genommen hatte, um ihre Lehren zu verbreiten und durchquerte das nächste Tor, das nur wenige Schritte gleich gegenüber dem ersten lag, das er passiert hatte. Es führte ihn auf den Basar. Yoran verlangsamte seine Schritte und steuerte auf die runde Halle der Auktionare zu, welche im oberen Teil des grossen, langgezogenen Platzes stand. Im unteren Teil war an der gleichen Stelle ein weiterer Springbrunnen mit einer kleinen Grünfläche, ein paar Bäumen und einigen Bänken errichtet worden.
„Anu belore Aryn. Ich hörte, meine Auktionen waren ergiebig?“, fragte er einen der Auktionare. Der nickte nur kurz. „Ja, Yoran. Hier.. Die getrockneten Blüten sind besonders erfolgreich. Schau doch, ob du noch mehr davon besorgen kannst. Kann ich dir gewinnbringend verkaufen.“ Er reichte Yoran einige Goldmünzen. „Ich werde es Yara ausrichten, aber du weisst ja, die meisten Kräuter braucht sie für ihre Tränke.“ „Ach, auch die verkaufen sich gut. Hier. Für die Heiltränke und die fiebersenkende Medizin hat mir eine Trollin sagenhafte 7 Goldmünzen und 30 Silberstücke gezahlt.“ Auch dieses Geld wanderte in Yorans Geldbeutel.

„Danke Aryn. Ich komme vorbei, wenn ich Neues habe.“ Yoran wandte sich zum Gehen. Er verliess die Halle Richtung Süden und lief auf den Brunnen zu. Kurz vor dem Brunnen wandte er sich nach rechts zum Briefkasten, der zwischen der Taverne „Wanderers Ruh“ und der Bank stand. Er zog einige Briefe aus seiner Tasche und warf sie ein.

Er wollte sich gerade zum Gehen wenden, als er plötzlich laute Schreie hörte. Er horchte auf. Er war nicht der einzige. Zwei Elfen, die sich unterhalten hatten, blickten ebenfalls hoch, zückten ihre Waffen und eilten in das Gasthaus. Yoran wusste nicht recht, was er tun sollte. „Alarm“, hörte er da plötzlich die Stimme einer Wache rufen, die rasch an ihm vorbeieilte und ebenfalls im Gasthaus verschwand. „Alarm, eine Kal´dorei wurde vor Silbermond gesehen, Alarm!“
Er frage sich in Gedanken, ob er hingehen sollte. „Natürlich.. Ein bisschen Neugier kann dir nicht schaden. Mir ist sowieso langweilig von den vielen Büchern, die du liest“. Der Namenlose antwortete ihm sofort, und so beschloss Yoran, den beiden Elfen zu folgen, die das Gasthaus durchquert hatten, um schnell zum Stadttor zu kommen.

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Das erste Kapitel. Viel Spass.
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