Schwarzes Blut, Kapitel 8: Leid wird vom Chaos getrieben

Valfara

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Valfor hing wie gebannt an seinen Lippen, als Prinz Valanar ihm seinen Aufgabe darlegte. „Ah, der Scharlachrote Kreuzzug. Er wird bald einem neuen Herren dienen - im Tod. Und Ihr werdet dabei das Instrument sein. Sie haben Stellung außerhalb der Todesbresche bezogen und versuchen vergeblich uns zurückzudrängen. Sie hoffen, dass sie dadurch ihre Pferde, Mienen, ihr Holz und ihre Bürger retten können.“ Der Prinz lachte spöttisch auf. „Dies wird Eure erste Lektion in Sachen Geißelkriegsführung sein: SCHRECKEN! Geht an die südliche Front und tötet die Scharlachroten Kreuzfahrer. Lasst ihre Leichen in Ruhe, damit wir sie für unseren Todesfeldzug einsetzen können.“
Er machte eine wegwischende Handbewegung, als ob sie schon Geschichte wären und beugte sich dann verschwörerisch ein wenig zu Valfor hinunter.
„Doch was am wichtigsten ist: tötet die flüchtenden Dorfbewohner. Tote Soldaten nehmen sie in Kauf, doch einfache Bürger? Das erfüllt die Herzen der Menschen mit Furcht.“
Valfor grinste verächtlich. Wie typisch dass sich die Menschen vor so etwas fürchteten. Aber das konnten sie natürlich ausnutzen. Und er würde das mit Freuden tun. Endlich konnte er die Dinge gegen richtige Gegner einsetzen, die er bis jetzt immer nur geübt hatte. Auch wenn die Dorfbewohner vermutlich keine Herausforderung darstellen würden. Aber darum ging es ja auch nicht. Sie waren nur Mittel zum Zweck. Und vielleicht konnte er sich ein wenig mit den Soldaten messen.
In Gedanken malte er sich schon aus, wie er die Sache am besten anpackte und verabschiedete sich mit einem erneuten Salut von Prinz Valanar, um sich dann in Richtung des Dörfchens Havenau aufzumachen.
Doch bevor er auch nur mehr als ein paar Meter gehen konnte, kam von hinten eine herrische Stimme: „Bursche, es wird Zeit, dass du dir deine Sporen verdienst.“ Innerlich zog Valfor eine Grimasse, da er die Stimme nur zu gut kannte. Es war Salanar, auch „Der Reiter“ genannt, da er für die Reittiere der Todesritter zuständig war. Und für den Reitunterricht, der im Grunde daraus bestand, dass er die Initianden auf das Streitross setzte und schaute, wie lange sie es schafften, oben zu bleiben. Was meist nicht sehr lange war.
Trotzdem drehte er sich mit einer höflichen Verbeugung zu ihm um, um zu hören, was er ihm zu sagen hatte. Und sich die Sporen verdienen hörte sich zwar wieder nach einem neuen Test an, aber vielleicht hatte er dann langsam mal was davon.
Die Augen über dem Tuch, dass das restliche Gesicht verdeckte, blickten ihn herablassend an, als ob er seiner Aufmerksamkeit kaum würdig wäre. Valfor knirschte mit den Zähnen, beherrschte sich aber und sagte mit möglichst gleichmütiger Stimme: „Wie kann ich Euch zu Diensten sein?“ Er fügte mit Absicht keine Anrede an, da Salanar sich schließlich auch nicht die Mühe gemacht hatte, ihn mit Namen anzusprechen, obwohl er sicher war, dass er ihn kannte.
Salanar wandte sich in Richtung von Havenau und schien fast ein Selbstgespräch zu führen, als er sagte: „Welch Zufall, dass der Scharlachrote Kreuzzug keinen Steinwurf von hier entfernt eine Weide voller Pferde hat. Sie bewachen ihn zwar hartnäckig, doch ein aufstrebender junger Todesritter“, hier warf er Valfor einen spöttischen Blick zu, „könnte durch ihre Verteidigung brechen und nehmen, was rechtmäßig ihm gehört.“
Er wandte sich wieder Valfor zu und sprach ihn direkt an, wobei sein Blick Bände sprach für wie wahrscheinlich er das folgende Szenario hielt. „Falls du es schaffen solltets, ein Pferd von den Weiden von Havenau zu besorgen, musst du es zu mir bringen, und ich werde sehen, ob es sich in ein ordentliches Todesstreitross umwandeln lässt oder nicht.“
Er wandte sich zum gehen und warf noch über die Schulter zurück: „Merk dir, Valfor: Es ist nur Diebstahl, wenn man sich dabei erwischen lässt. Achja, und nimm dich vor dem verrückten Stallmeister Kitrik in Acht.“
Valfor verdrehte hinter seinem Rücken die Augen. Das waren ja tolle Aussichten. Und als ob er Gedanken lesen könnte, drehte sich Salanar noch mal um. Doch anstatt etwas dazu zu sagen, wies er nur an den Rand der Todesbresche. „Bevor du aufbrichst, solltest du vielleicht mal bei den Bogenschützen vorbeischauen.“
Mit dieser kryptischen Bemerkung zog er dann endgültig von dannen.
Valfor sah ihm missmutig nach, bevor er sich seufzend in Richtung der Bogenschützen wandte. Es mochte zwar wie ein Vorschlag formuliert gewesen sein, aber er erkannte einen Befehl, wenn er ihn hörte.
Die Bogenschützen, deren offizieller Name „Die Himmelsverdunkler“ lautete, nach ihrem Kommandanten, Orithos, der Himmelsverdunkler, war ein Elitekader von Skelettbogenschützen. Das mochte jetzt nicht wirklich passend wirken, aber man brauchte ja keine große Intelligenz um ein Ziel zu treffen. Die Ausnahme war Orithos, der zwar gerne manchmal den Tölpel spielte, aber Valfor war noch nie drauf reingefallen. Weshalb er sich mit ihm eigentlich ganz gut verstand. Es passte ihm nur nicht in den Kram, von Salanar wie ein Botenjunge hingeschickt zu werden.
Trotzdem bemühte er sich, Orithos höflich zu begrüßen, er konnte ja schließlich nichts dafür. Wie gewohnt kam dieser auch gleich auf den Punkt. „Die Himmelsverdunkler sind hirnlose Konstrukte, die nur ein Ziel kennen: Töten! Sie haben es ganz besonders darauf abgesehen, jeden zu töten, der aus Havenau flieht, um sich in Neu-Avalon in Sicherheit zu bringen.“
Valfor musste grinsen. Als ob sie da so viel sicherer währen. Aber je weniger die scheinbar schützenden Stadtmauern erreichten, desto zermürbender war es für sie.
„Gewiss können wir diese Feiglinge nicht entwischen lassen, nur damit sie später die Waffen gegen uns erheben werden!“ Orithos klang entrüstet, als ob er das als persönlichen Angriff wertete. Valfor wurde wieder ernst und nickte zustimmend. Auch wenn er insgeheim bezweifelte, dass Leute, die ängstlich flüchteten, auch in Neu-Avalon etwas anderes tun würden, als sich unter einer Decke zu verkriechen.
„Es gibt jedoch ein kleines Problem“, fuhr Orithos fort. „Sie verwenden Saronitpfeile, um ihre Reichweite zu erhöhen und den größtmöglichsten Schaden anzurichten. Saronit ist allerdings ein Metall, dass nur in Nordend vorkommt, weshalb unsere Vorräte begrenzt sind. Beschafft mir die Pfeile wieder und ich werde euch reich belohnen.“
Valfor lächelte. Das war auch etwas, was ihm an Orithos gefiel: Er verlangte keine Leistung ohne auch etwas dafür zu bieten. Und er hielt sein Wort.
Mit einer Verbeugung versprach Valfor die Augen offen zu halten und sein möglichstes zu tun. Da sie mit den Pfeilen auf die flüchtenden Dorfbewohner schossen, die er sowieso noch aufhalten sollte, konnte er dort zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Noch ein Pferd „geliehen“ und schon würde alles erledigt sein.
 
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