Shaolin und fernöstliche Kampfkunst, eine Kritik

C0ronos

Quest-Mob
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Als ich letztens den Fernseher anschaltete und ein bischen durch die Gegend zappte, erwischte ich eine Reportage über 3 Shaolin Schüler auf Besichtigungstour in China. Der Beitrag war gut gemacht und schaltete immer zwischen den 3 China-Reisenden und einem 17 Jährigen deutschen Schüler, welcher in ein Shaolin Kloster aufgenommen werden wollte, hin und her.
Alles in allem sehr schön und verständlich aufbereitet und auch der Kommentar eines der Schüler passte, als ein anderer zum Zeichen innerer Stärke einen Stahlbarren an seinem Kopf zerschmetterte.

„Würd ich nie machen. Da gehen garantiert ein paar Gehirnzellen verloren.“

Was mich aber dennoch nicht daran hindert, jetzt ein bischen über die Kampfkunst zu schimpfen. Ich betreibe selber eine Kampfsportart, welche euch garantiert überhaupt nichts sagen wird (Systema) und aus Russland kommt. Hier wird einem dann doch ein bischen komisch, wenn man die Shaolinanforderungen sieht.
Hart wie Stahl müssen die Muskeln sein. Aha. Jeder der einmal in einer Prügelei mit einem Menschen war, der zumindest ein bischen Ahnung vom Kämpfen hat, wird sich über seine großen starken Muskeln ärgern. Denn ein großer, harter Muskel ist vor allem eins: eine Einladung zum draufschlagen. Man kann sich, wenn man keinen Kampfsport betreibt, nur schwer vorstellen, welche Wucht ein menschlicher Faustschlag entwickeln kann. Da kann der Muskel noch so hart sein, er wird zum wunderschönen Pferdekuss, wenn der Schlag richtig kommt.
Deswegen wundere ich mich auch immer über das allgemeine Gehampel in den Kampfkunstarten der Chinesen. Sicherlich ist ein dreifacher Radschlag spektakulär und richtig ausgeführt kann er auch jemanden töten. Gar keine Frage. Nur gibt es dabei ein kleines Problem -> Es passt nicht mehr in unsere Zeit.
Es gibt keine Schwertkämpfe mehr auf offenen Feldern mehr, wo man genug Platz hatte diese Techniken einzusetzen. Heutzutage sind Kampfhandlungen vor allem auf Partys, angetrunken, in der Nacht vorzufinden.
Meistens sind auch mehrere Leute involviert, womit das ganze besonders gefährlich wird und man dies mit irgendwelche überschlägen, wie in Filmen oft gezeigt, nur verschlimmert, bzw. seine Stellung von schlecht zu beschissen verändert. Wenn ich mehr als einen Gegner habe, habe ich nicht die Zeit, irgendwelchen Blödsinn zu machen. Da müssen kurze, schnelle Techniken her und zwar ohne lange zu Fackeln.

Bevor jetzt hier jemand sich beschwert, natürlich habe ich Respekt vor JEDEM der irgendeine Form von Kampfsport/Kampfkunst (hier bitte den Unterschied beachten) betreibt. Denn dazu gehört ein großes Maß an Disziplin und Selbstbeherrschung. Auch als Lebensphilosophie ist Shaolin durchaus geeignet, genau wie Taek-wan-do, Karate etc.
Allerdings versucht jede dieser Kampfkunstarten, dem Kampf eine besondere Note zu geben oder irgendwie zu beeindrucken, Marke:

„Das sind 3 Punkte an denen ich dich sofort bewegungsunfähig mache. Wenn der Gegner das macht, machst du das etc.“

Es gibt KEINEN Gegner der das macht, was man erwartet. Dies ist einfach eine Tatsache, die unumstößlich ist. Es gibt gewisse Schlag- und Trittarten, aber kein Kampf ist gleich und somit ist der Versuch, dem Kampf ein Muster zu geben, ein Versuch der zum Scheitern verurteilt ist.

Gruß,
Coro
 
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