Worte des Todes

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ophtar

Guest
Liebe buffed-Community, liebe Fanfiction-Freunde,

ob Diablo ein waschechtes Rollenspiel ist, kann man natürlich bestreiten. Unstrittig ist aber, dass die Diablo-Spiele (von Blizzard Entertainment) mit Funktionen wie der Charakterentwicklung, dem Stufenanstieg sowie dem Verbessern von Fertigkeiten und Zaubern wesentliche Rollenspiel-Elemente enthalten. Ein besonderes Augenmerk liegt natürlich auch auf der Hintergrundgeschichte, die der Spieler im Laufe der Zeit erzählt bekommt.

In meiner heutigen Geschichte soll es um den Anfang der Diablo-Reihe gehen. Wie war es damals eigentlich, bevor Diablo das Labyrinth unter der Kirche von Tristram in Besitz nahm? Welche Ereignisse sind seinem Erwachen vorausgegangen? Und wen hat Diablo beeinflusst, um sich wieder in der Welt manifestieren zu können? Sicher ist nur eines: dass die Dinge nicht so einfach liegen, wie man vielleicht glauben mag.

Die "Worte des Todes" zeigen Diablos Versuch, die Seele von König Leoric zu vereinnahmen, der die Ländereien rund um Tristram beherrscht. Diablo will den Geist des Königs seinem Willen unterwerfen, damit Leoric ihm bei seinem Feldzug des Bösen ein Diener und Wegbereiter sein kann. Nach seinem langen Schlaf ist Diablo jedoch noch sehr geschwächt, so dass er den König mit List auf seine Seite zu ziehen versucht. Leoric widersetzt sich dem Dämon – so gut es geht.

Worte des Todes​

„Mein Geist ... er ist so ermüdet. Meine Seele ... sie ist mir so schwer geworden. Es ist nicht Kummer, der mich niederdrückt, auch nicht Trauer oder Wut. Und doch ist da etwas unsagbar Zehrendes in meinem Innern, das mich von Tag zu Tag mehr Kraft kostet. Doch die Ströme dieser fliehenden Kräfte ... sie entweichen nicht, sondern lagern sich wie Fesseln um meinen Verstand. Wo ich auch hinblicke ... es wird mit jedem Tage düsterer um mich herum. Bin ich vergiftet worden? Haben der Hof und seine Lakaien ein Komplott gegen mein Geschlecht geschmiedet? Albrecht ist in Sicherheit, denn Lachdanan – einer meiner Treuesten – wacht mit seinem Leben über meinen Sohn. Doch wer wacht über mich und mein Leiden? Diese innere Düsternis zerfrisst mich mehr und mehr. Vor den Augen meiner Leibwache zerfällt meine Seele in Umnachtung und Wahnsinn. So sicher der Palast auch sein mag, mein Geist hat keinen Frieden mehr.“


„Leoric, mächtiger König, höre meine Worte: Der Frieden, nachdem sich Deine Seele sehnt, ich kann ihn Dir gewähren. Dein Geschlecht ist stark, Leoric. Seit Anbeginn Eurer Herrschaft habe ich Dich und die Deinen beobachtet, wie Ihr dieses Land aufgebaut und zu einem wehrhaften Reich inmitten der Wildnis gemacht habt. Deine Untertanen ehren Dich als weisen und gerechten Herrscher, denn sie wissen, dass Du ihr Wohl immer über Dein eigenes stellen wirst. Du bist eins mit Deinem Land, Leoric. So kraftvoll Dein Arm ist, so demütig ist Dein Wille. Einen Herrscher wie Dich hat es seit langer Zeit nicht mehr gegeben.“


„Wer bist Du, dass Du es wagst, in meinen Geist zu dringen? Du bist wie ein Flüstern meiner selbst, doch es sind nicht meine Worte, die Du sprichst. Wer hat Dir erlaubt, Deinen König zu stören? Du gibst vor, mein Geschlecht schon seit alter Zeit zu kennen. Doch sage mir, wieviele Menschenalter würde ein Mann wohl brauchen, um die Werke meiner Vorväter auch nur erahnen zu können? Es ist wahr, das Volk achtet und liebt uns, weil wir mit dem Herzen immer bei unseren Untertanen sind, wenn es gilt, das Land zu schützen und den Frieden zu erhalten. Doch auch dem Gerechtesten entflieht das Leben mit den Jahren, und so folgt ein Herrscher dem anderen. Nur die Barden bewahren unsere Taten in ihren Liedern, und nur die Erzählungen vergangener Tage lassen uns erkennen, wer wir sind. Du aber kennst Dinge, die selbst den Ältesten verborgen sind. Welche Macht ist es, die Deine Kräfte speist? Offenbare Dich mir, ich fühle Unheil in Deiner Gegenwart aufziehen.“


„Einst war ich ein Herrscher wie Ihr, Leoric. Gemeinsam mit meinen Brüdern regierte ich ein eigenes Reich und unsere Macht war so groß, dass niemand es wagte, unsere Herrschaft anzufechten oder auch nur in Frage zu stellen. Einander achtend, so hielten wir Rat, kämpften für unsere Sache und hielten das Reich zusammen. Doch eines Tages begannen die Grundfesten unserer Welt zu beben, und die mächtigen Welten-Tore, die meine Brüder und ich geöffnet hatten, spien unzählige feindliche Wesen aus. Mit ihren Waffen des Lichts und des Feuers fielen sie in unser Reich ein, vernichteten unsere Streitmacht und schleiften die Mauern unserer geheiligten Zitadelle. Sie nannten dies später den "Krieg der Sünde". Doch ich sage Dir Leoric, es war ein Feldzug der Verheerung, das Werk von Frevlern.

Wir kämpften gegen die Heerscharen dieser widerwärtigen Lichtwesen, doch unsere Kräfte schwanden mit der Zeit, so dass wir schließlich besiegt wurden. Um uns nach unserer Niederlage noch weiter zu schwächen und zu demütigen, wurden meine Brüder und ich getrennt und jeder von uns in einen anderen Teil dieser Welt verbannt, die Ihr Sanktuario nennt. Als Unsterbliche, die wir sind, nahmen sie uns unsere Macht und unsere Mitstreiter. Sogar unsere Körper wurden uns geraubt, nur unser Geist blieb erhalten. Ganze Zeitalter hindurch waren wir gefangen. Doch nun rückt der Tag näher, da wir endlich wieder frei sein werden. Leoric, mit Eurer Hilfe werde ich mir einen Weg in diese Welt bahnen und Euch im Gegenzug von dem Leiden befreien, das Euren Geist befallen hat. Steht mir bei, und Ihr werdet mächtiger sein als jemals zuvor.“



„Wer Du auch sein magst, wie ein König erscheinst Du mir nicht. Der Klang Deiner Stimme, er ist wie ein schmeichelndes Säuseln, das mit seinem Flüstern heimlich einen Teil meiner Seele verbrennt. Unsichtbar trittst Du an mich heran, und doch weiß ich, dass es Dich gibt und dass Du mir nahe bist. Es mag stimmen, Deine Kraft ist nicht von dieser Welt, und schon in Deiner jetzigen Form dringst Du heftig auf mich ein. Bist Du es nicht am Ende selbst, der mir diese Qualen bereitet, um mich zu knechten? Sind die Unruhen meines Geistes nicht vielmehr Vorboten Deiner Präsenz? Wie werde ich wohl erst zu leiden haben, wenn Du an Stärke gewinnst? Von Dir geht Unheil aus, das spüre ich.“


„Leoric, lasst Euch nicht täuschen. Was Euch befallen hat, ist ein Fluch aus alter Zeit. Ein Fluch, wie ihn auch meine Bezwinger nutzten, um mich zu unterwerfen. Doch ich sage Euch: Lasst uns gemeinsam gegen diese Magie ankämpfen. Nur mit vereinten Kräften können wir die Fesseln unserer Peiniger überwinden. Eure Qual ist auch mein Leiden. Fühlt Ihr es nicht? Ich bin es, der in Euren dunklen Stunden bei Euch ist, nicht um Euch Ungemach zu bereiten, sondern um Euer Leiden zu lindern. Ich wollte es eigentlich vor Euch verborgen halten, doch nun lüfte ich auch dieses Geheimnis: Es ist wahr, ich wirke mit meinen Kräften auf Euch ein, doch nicht um Euch zu schwächen, sondern um Euch vor den alten Fluchzaubern der Horadrim-Priester zu schützen. Ihr wisst nicht, wozu diese Bestien fähig sind. Lasst mich Euch helfen, mächtiger König. Öffnet mir Euren Geist, auf dass ich Eurer Seele Trost spenden kann. Wehrt Euch nicht länger.“


„Ich traue Dir nicht. Wie eine Schlange sprichst du mit gespaltener Zunge, das eine sagend, das andere meinend. Du kommst aus dem Nichts und dringst in das Innere meines Geistes. Kein Mensch, wer er auch sein mag, ist dazu in der Lage. Du magst die Wahrheit sprechen, doch ich sehe, wie du insgeheim Anderes im Schilde führst. Mit dem Wissen der Vorfahren willst du mich beeindrucken und mit Deinen Schmeichelreden mein Vertrauen gewinnen. Doch auf Deine Worte ist kein Verlass, das erkenne ich. Geh jetzt, verlasse meinen Geist und meinen Palast. Diese Welt ist nicht für Dich bestimmt. Ich habe zwar keine Wache, die ich Dir hier entgegenstellen könnte, aber wisse, dass mein Geschlecht bisher noch jeden Feind besiegt hat, der vorwitzig genug war, unsere Macht herauszufordern. Du bist eine Heimsuchung und kein Gast, erst recht kein Freund oder Verbündeter. Deine Gegenwart – und sei sie auch noch so schwach – peinigt meine Seele schon jetzt unsäglich. Suche andere Welten und andere Herrscher heim, in meinem Reich bist Du nicht willkommen. Hinfort mit Dir, Du Qual meines Geistes! Biete anderen Deine bitteren Gaben, hier wird sie niemand annehmen.“


„Ich habe es im Guten versucht, Leoric. Doch der Starrsinn Deines Geschlechts lässt Dich die Dinge nicht erkennen. Mit Deinen Worten hast Du Dich der Verdammnis geweiht. An meiner Seite hättest Du mächtig sein können, doch nun werde ich Dich so verderben, dass von Deinem Körper nichts weiter als Knochen und von Deinem Geist nicht vielmehr als ein paar Fetzen alter Erinnerungen übrigbleiben werden. Dir selbst zur Qual sollst Du in den Tiefen meines Reiches Dein Dasein fristen, bevor ich alles auslösche, was Dir jemals etwas bedeutet hat. Ich werde Dich auf ewig zu meinem Diener und Herrscher über die verfallenen Toten machen.

Meine Gaben wird niemand annehmen in Deinem Reich? Dass ich nicht lache. Der Erzbischof ist bereits mein, und noch während ich zu Dir spreche, schmiedet Lazarus bereits Pläne, um Deinen geliebten Sohn Albrecht zu mir zu führen. Du weißt nicht, mit wem Du es zu tun hast, Leoric. Ein Wink von mir, und Eure Welt wird für ganze Zeitalter zertrümmert sein. Es war Teil meiner Güte, dass ich Dich als Überlebenden des kommenden Untergangs ausersehen hatte. Doch wie es scheint, stoße ich bei Dir nur auf taube Ohren. Deinen Sohn kannst Du nicht mehr retten. Lazarus wird sich um ihn kümmern, und schon bald wird er mir das sein, was Du hättest werden können: meine Verkörperung in Eurer Welt. Ich habe ganze Geschlechter für diese Ehre kämpfen sehen.

Doch für Dich ist es nun zu spät. Deine Seele wird mir gehören, nachdem ich Deinen Geist vernichtet habe. Wie Unzählige vor Dir wirst du dem Wahnsinn verfallen und Chaos und Zerstörung über diese Welt bringen. Niemand kann Dich und Dein Geschlecht retten, Leoric. Deine Familie und Dein Land werden mir dienen. Und wenn ich erst wieder zu Kräften gekommen bin, werde ich mit meinen Brüdern ein neues Zeitalter in dieser Welt einläuten. Alles, was bisher gewesen ist, wird ein Ende finden. Und aus den Überresten Eures Reiches werde ich eine Macht erschaffen, die selbst der Himmel nicht aufhalten kann. Ein letztes Mal grüße ich Dich, Leoric. Mögest Du mir in Deiner Umnachtung gute Dienste leisten. Du hattest die Wahl.“
 
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Die Geschichte hört sich doch ganz gut an. Von der Form her gibt´s nichts großartiges zu meckern, es sei denn, man kann solche mittelalterliche Gespräche nicht leiden. In meinem Fall ist es eher das Gegenteil, insofern...
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Was mich insgesamt ein wenig überrascht, ist die Tatsache, dass sich die langen Absätze insgesamt gut ineinander einfügen. Es gibt, glaube ich, nur eine einzige Satzwiederholung, und die musste sein, um einen Sinn im weitergehenden Text zu ergeben. Auch vom Inhalt her gefällt die Story - die Frage ist nur noch, ob es sich so um die "Wahrheit" handelt oder aus deiner Fantasie entsprungen ist.

Allerdings hätten die vielen "..." in dem ersten Absatz nicht unbedingt sein müssen. Im späteren Verlauf der Geschichte ist der König ja schließlich genauso geschwächt wie am Anfang, allerdings kommt er kein einziges Mal ins Zaudern und ist nie um ein Wort verlegen - das ergibt nicht wirklich einen Sinn, zumal er später ja mit Diablo höchstpersönlich spricht. Zudem stören sie auch ein wenig die Atmosphäre des mittelalterlichen Textes. Ich weiß nicht viel darüber, aber ich weiß sicherlich, dass es so gut wie nie drei Punkte hintereinander gab.
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Alles in allem eine nette Kurzgeschichte, die aber leider viel zu schnell wieder zu Ende ist.
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Greets
 
Hey Al Fifino,

danke für die Blumen :-)

Bei der Textformatierung probiere ich immer mal wieder verschiedene Einstellungen aus. Der
Gesamttext sieht ja in der Vorschau (leider) etwas anders aus als im Endergebnis – insofern:
'trial and error'.

Die drei Auslassungspunkte "..." im Auftakt hatte ich anfangs noch durch Kommata ausgedrückt;
allerdings brachte das nach meiner Meinung den geschwächten Zustand des Königs nicht so gut
zum Ausdruck. Aber ungewöhnlich sieht es schon aus. So wie ich mir den Ablauf der Ereignisse
vorstelle, soll es ein Gedanken-Dialog sein, bei dem Diablo aus seinem schwächer werdenden
Gefängnis heraus versucht, den Geist des Königs für sich einzunehmen – vom Stil her vielleicht
so ähnlich wie bei Goethes 'Erlkönig': "Und bist Du nicht willig, so brauch' ich Gewalt."

Die Anführungszeichen habe ich – nach einigem Herumprobieren – gesetzt, um die Rede-Teile
der beiden Figuren besser voneinander abzugrenzen. Was ich beim nächsten Dialog-Text – auch
auf Deine Anregungen hin – ausprobieren werde, ist eine mittige Formatierung des Rede-Textes
ohne Anführungszeichen (mit etwas weniger Text pro Zeile).

Das mit dem Mittelalterlichen war eigentlich nicht beabsichtigt, lässt sich aber bei diesem Setting
und dem Sprachgebrauch des Königs wohl nur schwer vermeiden. Mit der Text-Länge bin ich – wie
Du ja vielleicht weißt ;-) – noch etwas unsicher, aber da soll dann auch mehr kommen.

Vielen Dank für Deine Rückmeldung – wieder was gelernt
 
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