Al Fifino
Rare-Mob
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Ich bin für qualitativ gute und ernst gemeinte Kritik immer zu haben. Also nur raus mit der Sprache.
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Prolog
~ Man kann kein Held werden. Man wird zum Helden gemacht. ~
Gehetzt sah ich mich um.
In der Dunkelheit hätte ich es genauso gut lassen können. Jede der Gassen sah aus wie die andere. Ich brauchte mich nur ein einziges Mal im Kreis drehen, und schon wusste ich nicht einmal mehr, aus welcher der kleinen Straßen ich gekommen war.
Dafür hörte ich das Geschrei und Gezeter der Wachen umso besser. Was mir nicht eben half, den richtigen Weg zu finden, um auch diesmal aus dieser brenzligen Situation heil heraus zu kommen. Wenn mich meine Ohren nicht täuschten, und das taten sie fast nie, dann war jede Straße von den Gerüsteten besetzt. Und sie alle eilten mir entgegen.
Leise vor mich hin fluchend blickte ich noch einmal in die Finsternis einer jeden Gasse und rannte dann blindlings in die nächstbeste hinein. Meine Hoffnung hatte bereits ihren Tiefstpunkt erreicht. Ich hatte mein ganzes Leben schon zu viel Glück gehabt, um auch diesmal ungeschoren davon zu kommen.
Zumindest glaubte ich das. Als Sohn eines Bauern war es mir nicht eben gut ergangen, doch eindeutig besser als vielen anderen. Ich wurde nicht geschlagen, hatte jeden Abend mein Essen vor mir stehen und brauchte mir auch nicht allzu viele Sorgen um Haus und Hof zu machen. Mein Vater war ein altgedienter Knecht, und bis er zu seinen Ahnen wanderte, sollten noch ein paar Jahre ins Land ziehen.
Das dachte ich damals. Doch nur kurz darauf musste ich erkennen, dass sich einiges ändern würde. Mein Vater starb an einer Krankheit, die uns nicht bekannt war. Meine Mutter folgte ihm nur wenige Tage später. Noch heute weiß ich nicht, ob auch sie sich angesteckt oder das gebrochene Herz ihren Untergang herbeigeführt hatte. Dann kamen Banditen, verschleppten das Vieh, räumten unseren Kornspeicher leer.
Und mich nahmen sie auch mit.
Lautes Scheppern, ein stechender Schmerz im Knie sowie ein nicht gerade anmutiger Sturz rissen mich aus meinen Gedanken. Die Maske, welche ein ausdrucksloses Gesicht darstellte und die ich trug, rutschte mir über den Kopf.
Sofort rückte ich sie wieder zurecht. Als ich aufblickte, sah ich einen Mann in voller Rüstung vor mir liegen. Anscheinend war er aus der Seitengasse gekommen und mit mir zusammen gestoßen. Das Visier des stählernen Helmes war zugeklappt, seine Stimme klang nur gedämpft darunter hervor. Beinahe hätte ich gelacht, wäre ich nicht so erschrocken gewesen. Seine Pike hielt der Wächter noch immer in der Hand. Fluchend machte er sich daran, wieder auf die Beine zu kommen. Doch bis er sich mit seinem glänzenden und schweren Brustharnisch aufgerichtet hatte, war ich schon längst weiter gerannt.
Noch einmal mehr Glück als Verstand gehabt. Mein Atem ging pfeifend, die Brust hob und senkte sich schnell. Lange würde ich nicht mehr das Tempo halten können. Und noch immer vernahm ich das Geräusch, wenn Metall auf den harten Boden stieß. Die Wächter ließen nicht locker, ihre stählernen Schuhe knallten gegen das Pflaster. Und irgendwo konnte ich es ihnen nicht verübeln. In Stormwind war ich sicherlich nicht der einzigste Gauner, wohl aber einer der schlimmsten. Ich brach auch schon mal bei den reichen Schnöseln der Stadt ein, beklaute genauso die Armen. Heilig war mir nichts. Das mussten selbst die Priester erkennen, als ich in die Heiligtümer der Kathedrale eindrang und einige goldene Gegenstände mitgehen ließ. Da mir auch die Kleidung knapp wurde, bat ich einen der Kahlköpfe mit höflicher Stimme und vorgehaltenem Kurzschwert, mir seine ach so wunderschöne und warme Toga zu überlassen. Nackt, wie er ohne sie war, scheuchte ich ihn daraufhin unter Wehklagen und peinlichem Gejammer durch das gewaltige Portal hinaus und verschwand, so schnell es nur ging, in der Dunkelheit der Stadt.
Hektisch sah ich mich um. Ich war an eine der vielen Kreuzungen gelangt, die es in der riesigen Hauptstadt kam. Vor mir ragte die Mauer einiger aneinander gebauten Häuser auf, zu beiden Seiten bildeten eben solche Gebäude einen weiten und in der Finsternis liegenden Gang. Von hinten wurde das Keuchen und Scheppern immer lauter.
Meine Augen erblickten ein winzig kleines Fenster in der gegenüberliegenden Wand. Voller Verzweiflung und auch Hoffnung überbrückte ich die kurze Distanz mit drei Schritten und stand nur einen Augenblick später vor der möglichen Rettung. Mein Herz klopfte mir im Hals, als ich sachte gegen das Glas drückte.
Stoßartig entwich mein Atem, als das Fenster nach innen aufschwang. So schnell ich nur konnte, kletterte ich hinein.
Und fiel unangenehm auf eine Kommode, die direkt unter dem Sims stand. Eine tönerne Vase, die am Rand stand, wackelte unheilvoll, beschrieb einen Kreis, kippte schließlich um, flog dem Boden entgegen –
Und wurde von meiner Hand aufgefangen.
Das Scheppern, welches immer lauter geworden war, verstumme abrupt. Eine harsche Männerstimme ertönte beinahe sofort. »Tristan, Formar, ihr geht nach rechts! Der Rest folgt mir! Los, los! Den elenden Sohn einer Hündin holen wir uns!«
Zustimmendes Gegröle ertönte, dann hörte ich, wie sich die Schritte wieder entfernten. Mein gesamter Körper, der sich vor Anspannung verkrampft hatte, entspannte sich wieder. Das Herz, welches bereits in die Hose gerutscht war, wanderte an seine vorgesehene Stelle. Ein kurzes Lächeln huschte über mein Gesicht.
»Wer bist du?«
Die Vase fiel doch noch zu Boden und zerbrach unter lautem Geklirr. Mein Herz blieb stehen, nur um dann mit voller Wucht gegen meine Rippen zu hämmern. Ich wirbelte herum, wollte sofort einen Fluchtweg ausfindig machen.
Bis mir bewusst wurde, dass ich nach wie vor auf der Kommode saß. Einen Moment später fand ich mich nach einem lautstarkem Sturz und mit schmerzenden Rücken auf dem hölzernen Untergrund wieder und sah in das von dunklen Haaren umrahmte Gesicht eines vielleicht zehn Sommer alten Mädchens, welches direkt vor mir stand. Ihr Kleidchen raschelte leise, als es die Hände vor dem Bauch aufeinander legte. Mein Atem stockte, ich blieb regungslos liegen. Wartete auf das, was kommen mochte.
Und wartete eine ganze Weile. Das Kind legte erst den Kopf schief, dann grinste es mich breit an. Mit einer weichen und hellen Stimme frage es: »Was machst Du denn da?«
Zuerst wusste ich nicht so recht, was ich von dieser Frage halten sollte. Entweder hatte das Mädchen einfach keine Angst vor mir, oder es war ein kleiner Teufel, der mich vor meiner Verhaftung noch ein wenig ärgern und piesacken wollte.
Nach kurzem Lauschen vernahm ich keine weiteren Geräusche. Anscheinend war das Zerbrechen der Vase und meine Landung tatsächlich unbemerkt geblieben. Mit leiser Stimme flüsterte ich zurück: »Ich... ich spiele Verstecken!«
Sie sah mich aus großen Augen an, dann fing ihr Gesicht geradezu an zu glühen. »Darf ich mitspielen?!«
Sofort legte ich ihr einen Finger auf den Mund. »Psst! Du darfst doch deine Eltern nicht aufwecken! Sonst verbieten sie es sonst noch!«
Das kleine Ding nickte begeistert. »Gut! Du bist mit Suchen dran!« Kichernd drehte es sich um und tauchte in die Dunkelheit ein, aus der es gekommen war.
Bei allen verwünschten Dingen dieser Welt... Vorsichtig stand ich auf, schmiss die Maske, die mich schon seit langem störte, einfach weg und steckte den Kopf zum Fenster heraus. Nachdem ich einen Blick in beide Richtungen geworfen hatte, sprang ich auf die nun menschenleere Straße und lief, so schnell ich nur konnte, weg.
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Prolog
~ Man kann kein Held werden. Man wird zum Helden gemacht. ~
Gehetzt sah ich mich um.
In der Dunkelheit hätte ich es genauso gut lassen können. Jede der Gassen sah aus wie die andere. Ich brauchte mich nur ein einziges Mal im Kreis drehen, und schon wusste ich nicht einmal mehr, aus welcher der kleinen Straßen ich gekommen war.
Dafür hörte ich das Geschrei und Gezeter der Wachen umso besser. Was mir nicht eben half, den richtigen Weg zu finden, um auch diesmal aus dieser brenzligen Situation heil heraus zu kommen. Wenn mich meine Ohren nicht täuschten, und das taten sie fast nie, dann war jede Straße von den Gerüsteten besetzt. Und sie alle eilten mir entgegen.
Leise vor mich hin fluchend blickte ich noch einmal in die Finsternis einer jeden Gasse und rannte dann blindlings in die nächstbeste hinein. Meine Hoffnung hatte bereits ihren Tiefstpunkt erreicht. Ich hatte mein ganzes Leben schon zu viel Glück gehabt, um auch diesmal ungeschoren davon zu kommen.
Zumindest glaubte ich das. Als Sohn eines Bauern war es mir nicht eben gut ergangen, doch eindeutig besser als vielen anderen. Ich wurde nicht geschlagen, hatte jeden Abend mein Essen vor mir stehen und brauchte mir auch nicht allzu viele Sorgen um Haus und Hof zu machen. Mein Vater war ein altgedienter Knecht, und bis er zu seinen Ahnen wanderte, sollten noch ein paar Jahre ins Land ziehen.
Das dachte ich damals. Doch nur kurz darauf musste ich erkennen, dass sich einiges ändern würde. Mein Vater starb an einer Krankheit, die uns nicht bekannt war. Meine Mutter folgte ihm nur wenige Tage später. Noch heute weiß ich nicht, ob auch sie sich angesteckt oder das gebrochene Herz ihren Untergang herbeigeführt hatte. Dann kamen Banditen, verschleppten das Vieh, räumten unseren Kornspeicher leer.
Und mich nahmen sie auch mit.
Lautes Scheppern, ein stechender Schmerz im Knie sowie ein nicht gerade anmutiger Sturz rissen mich aus meinen Gedanken. Die Maske, welche ein ausdrucksloses Gesicht darstellte und die ich trug, rutschte mir über den Kopf.
Sofort rückte ich sie wieder zurecht. Als ich aufblickte, sah ich einen Mann in voller Rüstung vor mir liegen. Anscheinend war er aus der Seitengasse gekommen und mit mir zusammen gestoßen. Das Visier des stählernen Helmes war zugeklappt, seine Stimme klang nur gedämpft darunter hervor. Beinahe hätte ich gelacht, wäre ich nicht so erschrocken gewesen. Seine Pike hielt der Wächter noch immer in der Hand. Fluchend machte er sich daran, wieder auf die Beine zu kommen. Doch bis er sich mit seinem glänzenden und schweren Brustharnisch aufgerichtet hatte, war ich schon längst weiter gerannt.
Noch einmal mehr Glück als Verstand gehabt. Mein Atem ging pfeifend, die Brust hob und senkte sich schnell. Lange würde ich nicht mehr das Tempo halten können. Und noch immer vernahm ich das Geräusch, wenn Metall auf den harten Boden stieß. Die Wächter ließen nicht locker, ihre stählernen Schuhe knallten gegen das Pflaster. Und irgendwo konnte ich es ihnen nicht verübeln. In Stormwind war ich sicherlich nicht der einzigste Gauner, wohl aber einer der schlimmsten. Ich brach auch schon mal bei den reichen Schnöseln der Stadt ein, beklaute genauso die Armen. Heilig war mir nichts. Das mussten selbst die Priester erkennen, als ich in die Heiligtümer der Kathedrale eindrang und einige goldene Gegenstände mitgehen ließ. Da mir auch die Kleidung knapp wurde, bat ich einen der Kahlköpfe mit höflicher Stimme und vorgehaltenem Kurzschwert, mir seine ach so wunderschöne und warme Toga zu überlassen. Nackt, wie er ohne sie war, scheuchte ich ihn daraufhin unter Wehklagen und peinlichem Gejammer durch das gewaltige Portal hinaus und verschwand, so schnell es nur ging, in der Dunkelheit der Stadt.
Hektisch sah ich mich um. Ich war an eine der vielen Kreuzungen gelangt, die es in der riesigen Hauptstadt kam. Vor mir ragte die Mauer einiger aneinander gebauten Häuser auf, zu beiden Seiten bildeten eben solche Gebäude einen weiten und in der Finsternis liegenden Gang. Von hinten wurde das Keuchen und Scheppern immer lauter.
Meine Augen erblickten ein winzig kleines Fenster in der gegenüberliegenden Wand. Voller Verzweiflung und auch Hoffnung überbrückte ich die kurze Distanz mit drei Schritten und stand nur einen Augenblick später vor der möglichen Rettung. Mein Herz klopfte mir im Hals, als ich sachte gegen das Glas drückte.
Stoßartig entwich mein Atem, als das Fenster nach innen aufschwang. So schnell ich nur konnte, kletterte ich hinein.
Und fiel unangenehm auf eine Kommode, die direkt unter dem Sims stand. Eine tönerne Vase, die am Rand stand, wackelte unheilvoll, beschrieb einen Kreis, kippte schließlich um, flog dem Boden entgegen –
Und wurde von meiner Hand aufgefangen.
Das Scheppern, welches immer lauter geworden war, verstumme abrupt. Eine harsche Männerstimme ertönte beinahe sofort. »Tristan, Formar, ihr geht nach rechts! Der Rest folgt mir! Los, los! Den elenden Sohn einer Hündin holen wir uns!«
Zustimmendes Gegröle ertönte, dann hörte ich, wie sich die Schritte wieder entfernten. Mein gesamter Körper, der sich vor Anspannung verkrampft hatte, entspannte sich wieder. Das Herz, welches bereits in die Hose gerutscht war, wanderte an seine vorgesehene Stelle. Ein kurzes Lächeln huschte über mein Gesicht.
»Wer bist du?«
Die Vase fiel doch noch zu Boden und zerbrach unter lautem Geklirr. Mein Herz blieb stehen, nur um dann mit voller Wucht gegen meine Rippen zu hämmern. Ich wirbelte herum, wollte sofort einen Fluchtweg ausfindig machen.
Bis mir bewusst wurde, dass ich nach wie vor auf der Kommode saß. Einen Moment später fand ich mich nach einem lautstarkem Sturz und mit schmerzenden Rücken auf dem hölzernen Untergrund wieder und sah in das von dunklen Haaren umrahmte Gesicht eines vielleicht zehn Sommer alten Mädchens, welches direkt vor mir stand. Ihr Kleidchen raschelte leise, als es die Hände vor dem Bauch aufeinander legte. Mein Atem stockte, ich blieb regungslos liegen. Wartete auf das, was kommen mochte.
Und wartete eine ganze Weile. Das Kind legte erst den Kopf schief, dann grinste es mich breit an. Mit einer weichen und hellen Stimme frage es: »Was machst Du denn da?«
Zuerst wusste ich nicht so recht, was ich von dieser Frage halten sollte. Entweder hatte das Mädchen einfach keine Angst vor mir, oder es war ein kleiner Teufel, der mich vor meiner Verhaftung noch ein wenig ärgern und piesacken wollte.
Nach kurzem Lauschen vernahm ich keine weiteren Geräusche. Anscheinend war das Zerbrechen der Vase und meine Landung tatsächlich unbemerkt geblieben. Mit leiser Stimme flüsterte ich zurück: »Ich... ich spiele Verstecken!«
Sie sah mich aus großen Augen an, dann fing ihr Gesicht geradezu an zu glühen. »Darf ich mitspielen?!«
Sofort legte ich ihr einen Finger auf den Mund. »Psst! Du darfst doch deine Eltern nicht aufwecken! Sonst verbieten sie es sonst noch!«
Das kleine Ding nickte begeistert. »Gut! Du bist mit Suchen dran!« Kichernd drehte es sich um und tauchte in die Dunkelheit ein, aus der es gekommen war.
Bei allen verwünschten Dingen dieser Welt... Vorsichtig stand ich auf, schmiss die Maske, die mich schon seit langem störte, einfach weg und steckte den Kopf zum Fenster heraus. Nachdem ich einen Blick in beide Richtungen geworfen hatte, sprang ich auf die nun menschenleere Straße und lief, so schnell ich nur konnte, weg.
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