Eiszeit - Mehr Geschichten eines Hexenmeisters....

Vadarassar

Quest-Mob
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Soo - ganz wie versprochen, kommt hier jetzt auch das komplette Kapitel 1. Mal schaun, ob das System das hier komplett schluckt, oder ob es sich VERschluckt
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Kapitel 1 – Frostige Nachrichten

Unheimlich lag die Stadt nun da. Kalt, leer und still. Lediglich das Tropfen der Madensekrete und vereinzelte Schreie von Schmerz und Pein drangen noch durch die muffigen Gewölbe dessen, was einst Lordaeron war. Finster und lauernd lag der Dunst in den Ecken, bereit, jedem lebenden Wesen, das sich zu dieser Stunde hier hinunter verirrte, Angst und Schrecken zu bereiten.

Niantis fühlte keine Furcht. Viel zu lange war er bereits hier gewandelt, zuerst als einer der letzten Verteidiger des Königs, dann als Wache der Stadt der Verlassenen. Jeder Stein war ihm vertraut, jeder Laut bereits einmal an seine Ohren gedrungen. Nichts neues mehr, nur Routine.

Lediglich einige mutige, vielleicht etwas besserwisserische oder wahnsinnige Menschen wagten sich in die Kanäle der Stadt, blickten angewidert von den giftgrünen Flüssen der Riesenmaden zu den Wachen und damit in gewetzte Waffen. Ihre Besuche waren eine Abwechslung, dauerten jedoch niemals sonderlich lang. Schnell wurden sie, mehr oder minder freundlich, aus der Stadt herauskomplimentiert. Gut für sie, schade für ihn. Denn so blieb nur die triste, abwechslungsarme Aufgabe, durch die Gassen zu wandern.

Es war mittlerweile tiefste Nacht. Zwar sah man die Uhrzeit in Undercity nicht, doch die Tages- und Nachtzeiten machten sich dennoch durch den zunehmenden oder den abnehmenden Betrieb in den Straßen bemerkbar. Tagsüber wagten sich sogar Orcs und Trolle hier herunter, so manche Blutelfe, die unbedingt Sylvanas sehen musste – eine ehemalige Schwester, eine Freundin, eine ferne Cousine, Klassenkameradinnen und –kameraden, Schwipschwager, Edelsteinverkäufer und jede Menge Gelumpe, die Niantis und die übrigen Wachen mehr als einmal überaus gern zurück in einen der Aufzüge geworfen hätten.

Hier stand er nun vor dem Königsviertel. Eine ungewohnte, unheimliche Stille ruhte in diesem Gang. Ungewohnt, denn üblicherweise war Sylvanas, wie die meisten Banshees, von der Schwäche des Schlafs verschont, arbeitete sonst Tag und Nacht, erdachte neue Strategien und diskutierte mit ihren Beratern. Doch nichts von alledem war zu hören.

Das war neu, das war ungewohnt. Eine Abwechslung, der Niantis nur zu gern nachgab.

Sein Schwert und Schild bereithaltend ging er in den Gang hinab, blickte sich stets wachsam um. Eine eisige Kälte umgab ihn, ließ seine morschen Glieder knirschen und alte Wunden schmerzen.

Schmerz – ein Umstand, den er als Krieger leider nicht verloren hatte. Meist lästig, manchmal nützlich, im Moment jedoch eher beunruhigend.

Endlich bog er so weit um die Ecke, das er in die Kammer blicken konnte. Ein bläulicher Schimmer, begleitet von dichtem Dunst waberte in der Luft. Dann sah er Sylvanas und Varimathras, ihren dämonischen Berater. Beide lagen auf dem Boden, umringt von, in einem bizarren Muster liegenden, ebenfalls bewusstlosen Wachen.

Niantis steckte sein Schwert weg und lief auf seine Königin zu, sank neben ihr auf die Knie.

Ein eiskalter Hauch traf ihn und ließ den mutigen Krieger erschauern. Ruckartig drehte er den Kopf Richtung Eingang und glaubte in diesem Moment den Verstand zu verlieren. Dort, im Gang und mitten in dem blauen Dunst, durch den er gerade noch gegangen war, schwebten zwei strahlende Augen, halb verdeckt von einer eisblauen Krone. Eine Stimme glitt zu ihm, ließ Raureif auf der Plattenrüstung entstehen. Niantis Augen weiteten sich, traten fast aus ihren Höhlen, wurden nur durch das Helmvisier daran gehindert.

„Endlich sind die Vorbereitungen abgeschlossen. Bald schon werden meine Diener und ich über die ganze Welt herrschen.“ groll die eiskalte Stimme. Die Rüstung schepperte und gab einen langen Widerhall der gerade gesprochenen Worte.

Er brachte kein Wort über seine vertrockneten und nun auch noch blau gefrorenen Lippen, sah nur in die strahlenden Augen, um sich dann aufzurichten und den Blick zu erwidern. Mit aller Kraft und einem Mut, den er bei sich niemals vermutet hätte, erhob er sich gänzlich, zog sein Schwert und deutete auf die Gestalt hin.

„Wir werden niemals wieder versklavt werden, Monster. Du hast keine Macht über uns!“

Ein Funkeln in den Augen vermittelte Belustigung. „Kleiner Untoter. Es wird mir ein Vergnügen sein, dir ein langsames, qualvolles Ende zu bringen. Bald schon. Sehr bald.“

Mit einem letzten, kräftigen Atemzug verschwanden die blauen Augen einfach, lösten sich mit dem Dunst auf und hinterließen nur die ohnmächtig herumliegenden Untoten sowie einen Krieger in ihrer Mitte, der nicht mehr ein noch aus wusste. Eine Gefahr für die Verlassenen, vielleicht sogar für die gesamte Horde. Eine große Gefahr.

Der Lich-König hatte seine Rückkehr angekündigt.


„Wie geht es mit dem Häscher voran?!“ bellte eine der Teufelswachen zwei Ingenieure an. Ihre Metallarme surrten, während sich die Optiken der riesigen, hässlich verunstalteten Dämonen auf die Teufelswache fokussierten.

„Arbeit fast abgeschlossen. Nur noch einen Kern einse…“

Der Dämon unterbrach seine Antwort, wurde mit einem Mal aus der Phase gerissen und hing nun in einer Zwischenwelt fest. Unfähig sich zu bewegen waren es nur seine Augen und Ohren, die er gerade noch benutzen konnte.

Ein Orc, gänzlich in dunkle Stoffe gekleidet und mit einer bläulich schimmernden Maske auf, war offenbar für diesen Frevel verantwortlich. Ohnmächtig stieg die Wut in ihm hoch, wollte den verdammten, kleinen Kerl, der ihn in dieses Gefängnis gesperrt hatte, mit seinem mechanischem Arm zerschneiden und für einige perverse Erfindungen benutzen. So war er zum zusehen verdammt, wie sein Kollege auf den Orc zu stapfte und sogleich von einer Kugel Schattenenergie getroffen wurde.

Das Gesicht des Ingenieurs, vorher durch die künstlichen Optiken, die vielen Qualen und die Arbeit schon geschunden, wurde zu einem Zerrbild, als der Körper von Schattenenergie geflutet und innerlich zerrissen wurde. Schlagartig verschwand die Haut, ließ sich das Innerste des Dämons nach außen kehren. Während noch Teile des Ingenieurs von den Schatten zerfressen wurden, ergossen sich die restlichen als warmer, dampfender Brei auf dem Boden. Nur der mechanische Arm surrte noch, wollte nach dem gewandeten Orc greifen, verfehlte ihn jedoch um einige Zentimeter.

„Du wagst es?! Verdammter Narr! Niemand wird das Konstruktionslager der Legion überfallen. Nicht so lange ICH hier Wache halte!“ groll die Teufelswache, zog ihre mächtigen Waffen und stürmte auf den Orc los.

Ein Schlag gegen die Waden brachte sie ins Taumeln, ließ sie zu Boden stürzen. Die Beine brannten mit einem Mal…und dann spürte er einen heißen Atem im Nacken, viele kleine Nadelstiche, die sich durch die teufelseiserne Rüstung schnitten und in sein verdorbenes Fleisch drückten.

„Niemand greift meinen Freund an. Nur das dir DAS klar ist.“ fauchte eine Stimme hinter ihm. Er war nicht mehr fähig, den Ursprung genau festzustellen, denn nur Augenblicke später bohrte sich ein Gebiß in seinen Nacken, ließ seinen beginnen Schmerzenschrei in einem Gurgeln verstummen. Ein scharfes Knacken und der Kopf glitt vom Rumpf, während eine katzenhafte Gestalt vom zusammen sinkenden Körper der Teufelswache sprang, auf den Orc hinzu glitt und bei der Landung die Gestalt einer braunen Taurin angenommen hatte, die sich über das Gesicht wischte.

„Du hast Biß, das muss ich wirklich sagen.“ nickte der Orc der Taurin zu, die ein kleines Gerät in ihren Händen hielt.

Sie lächelte, verpasste dem Orc einen leichten Knuff in die Seite.
„Jetzt muss nur noch dieses Gerät von Tebo funktionieren.“ sagte sie leise, blickte erneut auf das kleine Gerät in ihrer Hand.

Ein Haufen Kabel schaute aus den kleinen Schlitzen an den Seiten heraus, es knirschte und gab ein regelmäßiges Knacken von sich. Für den Augenblick wussten sie nicht, was gefährlicher war: Die restlichen Dämonen der Brennenden Legion hier überall oder dieses selbstgebastelte Instrument des Verderbens von diesem durchgedrehten Trollbastler.

Nach einigen Momenten des Zögerns drückte sie schließlich auf den großen roten Knopf in der Mitte des Geräts.

Nichts geschah. Wie üblich bei Goblinbasteleien. Jener Technik, der sich dieser Troll gerne widmete.

„Ich glaube nicht, dass es wirklich funktioniert. Es scheint als wenn….“ begann sie, stockte dann jedoch sofort wieder.

Ein helles Glimmen umgab sie, dicht gefolgt von einem Rauschen. Zuerst verstanden sie nicht, dann wurde es ihnen schlagartig klar.

Panisch suchten sie die Pfeifen ihrer Netherdrachen, wollten diesen Ort so schnell es nur ging verlassen. Doch ehe sie die Pfeifen gefunden hatten, geschah es schon. Aus dem Rauschen und Glimmen erwuchs mit einem Male eine gewaltige Explosion, die alle Bauwerke der Legion umriß, den unfertigen Teufelshäscher verschlang und die Dämonen panisch flüchten ließ, ehe sie von der herannahenden Flammenwelle überrollt wurden. Eine weitere Explosion zerriß die Luft und die Flammenwelle, schleuderte Erdbrocken umher, wühlte das Land auf. Die dritte Explosion schließlich ließ den Boden wegsacken und in die tiefe Unendlichkeit des Nichts stürzen.

Der Orc indes hing an den Beinen eines übergroßen Vogels, der sichtlich Mühe hatte, an Höhe zu gewinnen.

„Erinner mich dran, keine Basteleien von Tebo mehr anzunehmen Brauni.“ grummelte der Orc, sich mit beiden Händen an die Beine des Vogels klammernd. Keine leichte Aufgabe für ihn, der er in etwa so sehr auf seine Fitness bedacht war wie ein Oger auf Bildung.

„Ich werde es versuchen….sobald wir das hier überlebt haben….“ antwortete der Vogel krächzend.
 
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