Entzugserscheinungen

win3ermute

Welt-Boss
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Ich hab meine Transe zur Überholung abgegeben.

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Hört sich merkwürdig an, ist es auch. Die "Transe" ist zwar kein auf Mädel geschminkter Kerl, sondern nur ein "Musikwiedergabegerät". Sowas mit Arm, Nadel und per Motor gehetzter schwarzer Scheibe auf ausladendem Teller, denen dieses Luder die absolut orgiastischsten Geräusche aus der Rille kratzt. Eben ein im herkömmlichen Gebrauch schnöde als "Plattenspieler" bezeichnetes Gerät.

Es wäre nicht fair, zu betonen, daß dieses Ding bereits zwei längere "zwischenmenschliche Beziehungen" meinerseits überlebt und währenddessen für absolut göttliche Klänge in allerlei Richtung gesorgt hat - und ich meine "allerlei": Von den "Dead Kennedys" über "Comeback Kid" und "Keith Jarret" und "Tschaikowsky" feierte die "Transe" alles ab, was eine Nadel hergeben kann.

Sie ist derzeit nur zur Überholung; nix ernstes; im Grunde nix, was ich nicht auch selbst machen könnte. Ans Lager gehe ich der Kleinen dennoch nicht; das dürfen Fachleute überprüfen.

Wie immer, wenn die kleine "Transe" Ausfallerscheinungen zeigt (was äußerst selten vorkommt), tröste ich mich mit einem sog. "High-End-Onkyo"-Gerät über die transenlosen Stunden hinweg. Das Ding lässt jegliche Eleganz vermissen, die die kleine "Transe" sonst mit Leichtigkeit im Betrieb hinter sich bringt. Das HO-MC bringt die Plastiktugenden des Gerätes schnell zu Tage, auch wenn der Klang abseits der stillen Stellen einer Platte durchaus gar nicht übel ist.

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Und wie auch sonst immer braucht es gar nicht viel, um ordentlich Musik zu machen - und die Klänge sind tatsächlich beeindruckend, die das eigentlich museumsreife und sehr seltene AT-System da aus der Platte ritzt (ich weiß, das es eigentlich ein Sakrileg ist, diese Nadel den Wirren einer Pressung auszusetzen - aber durch Einlagerung wird eines der wenigen HO-MC-Systeme mit _auswechselbarer_ Nadel nicht besser; das Gummi in der Nadelhalterung ist eben nicht der Zeit gefeit).
Die Optik und die absolute Lautlosigkeit eines Massespielers fehlt dennoch; der Onkyo wabbelt trotz Wandbefestigung bei jeder Erschütterung vor sich hin und vermeldet das dank Plasteübertragung auch deutlich.

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Es sind Nuancen, die die "Transe" und den spröden Onkyo im Klang unterscheiden - und Welten in der Bedienbarkeit, Haptik und Optik! "High End" hin oder her - ich bevorzuge die spartanische Ausstattung der "Transe", die ohne Automatik, Endabschaltung und sonstigem Schnickschnack daherkommt. Die pure Wucht ihres Laufwerkes stellt alle Nebengeräusche ab, weil alleine der Plattenteller fast soviel wiegt wie der Onkyo.
Die verdammte Diva von einem verdammten Tonarm macht zwar die Auswahl von passenden Systemen verdammt schwer, aber wenn die verdammte Diva dann "singt", dann wird es auch aufgrund der Optik schwer, sich für etwas anderes zu entscheiden - und es gibt ästhetisch nun mal nix schöneres als einen SME3009 imp.! Nirgendwo! Das ist das Nirvana in Sachen Tonarm; besser geht's nicht!

Andere testen über Jahrzehnte verschiedenste Laufwerke, Arme und Systeme aus, um für sich den perfekten Klang zu finden - da bin ich vor mehr als 10 Jahren angekommen. Ich habe noch nie ein ruhigeres, stabileres und schöneres Laufwerk als die "Transe" erlebt. All die Bastelkisten davor waren vergessen: Das ist der Spieler, mit dem ich alt werde! Keine Mucken, keine Ausreisser, keine Nebengeräusche; nur pure Musik!

Mit einem VM Silver bekommt man übrigens auch die "Diva" erstaunlich gut in den Griff (wie fast jeden leichten bis mittelschweren Tonarm - es gibt derzeit keine Alternative zu den VMs). Sie ist halt eine "Modeerscheinung": Designt, um möglichst leichte Systeme zu tragen, ohne für die nötige Dämpfung zu sorgen.

Ich vermisse meine kleine "Transe". Und ich wette, sie hat mit den neidischen Blicken sonstiger Kunden sowie der kritischen Aufmerksamkeit des Technikers eine großartige Zeit. Wäre nicht das erste Mal, daß jemand mir das Ding während eines Werkstattaufenthaltes abkaufen wollte. Niemals! Aus meinen toten Händen!

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Übrigens: Wer vom Preis des VM Silver abgeschreckt ist: Dieses System gibt es ausschließlich in Deutschland - und es ist mindestens 50 Euro teurer als die internationale Version! Das Äquivalent (angeblich etwas weniger höhenbetont - aber wer glaubt so einen Scheiss?!) lautet Ortofon 540 und ist statt ab 230,- bereits ab 160,- Euro zu haben!
Auch der Rest der VM-Serie lässt sich ähnlich aufschlüsseln. Ein VM Blue ist ein 530; ein VM Red ein 520. Und selbstverständlich ist der Standard VM White ein 510. Der Nadelkorpus passt übrigens in alle Systeme - und ob sich abseits des Nadelschliffes (ich bevorzuge das "Fine Line" des Silvers) tatsächlich auch der Korpus unterscheidet, weiß kein Mensch (Ortofon gibt widersprechende Werte an). Immerhin ist die Nadel fast genauso teuer wie ein neues VM-System!
Ob die VMs besser sind als die 5xx? Es gibt nur ein Land der Welt, in dem VMs überhaupt verkauft werden (und zwar teuer). Noch Fragen? Hätte ich nicht ein VM Silver für denselben Preis wie ein 540 bekommen, hätte ich nicht überlegt, wozu ich greifen sollte....

Und ich vermisse immer noch meine "Transe"!
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PS: Getippselt, während ich dieser kleinen Schönheit lausche:

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Drecksau in der Wartung (alles ekeltronisch); verdammt schwer zu justieren und angeblich sogar völlig fehldesignt, was den Tonarm betrifft - aber nach Einbau des Original-Systems mit NOS-Nadel klingt das Luder gut!

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