SedrisRuma
Quest-Mob
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Moin zusammen,
Ich wollte mal einen kritischen Artikel zum Thema "Onlinerollenspiele, Individuum und Gesellschaft" schreiben. Vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen. Dies ist auf jeden Fall mein düsterer Ausblick auf die zukünftige Welt mit allerhand Selbstbezügen, um dem "Individuum" in der Titel-Überschrift ebenfalls Rechnung zu tragen.
Ich spiele seit über 10 Jahren Online-Rollenspiele. Angefangen hatte es bei mir mit Dark Age of Camelot, dann kamen WoW, Everquest 2 und aktuell jetzt Star Wars: The old Republic. Obwohl mein wöchentlicher Konsum nie über 10 Stunden in der Woche lag, würde ich mich dennoch als süchtig bezeichnen. Bei mir ist es wohl nicht so sehr die Gruppendynamik, die mich in ihren Bann zieht, sondern vielmehr die Atmosphäre an einer persistenten, von Legenden beseelten und sich weiter entwickelten Welt teilzuhaben. Das Ausleben von Konkurrenz- und Machtbedürfnissen, ebenso wie der damit einhergehende soziale Status, der sich in einem hohen Rang oder seltenen Ausrüstungsgegenständen wiederspiegelt, ist jedoch für mein Dafürhalten das am weitesten verbreitete Motiv von Spielern, sich an diese Welten zu verlieren. Dies erscheint mir aber auch nur logisch, weil auch die gesellschaftliche Realität, die wir heute erleben, von unglaublichem Leistungs- und Erfolgsdruck geprägt ist. Eltern wollen, dass ihre Kinder erfolgreich lernen, um sich am Arbeitsmarkt später einmal durchsetzen zu können. Die Angst vor dem Scheitern ist groß, wenn auch häufig unartikuliert, denn zum Starksein, gehört in einer Gesellschaft, in der sich Vieles aufgrund von Zeitmangel auf die Oberfläche reduziert, auch stark zu erscheinen bzw. auszusehen. Und so finden sie in der virtuellen Realität eine Kompensation für das gefürchtete oder bereits erlebte Scheitern in der Realität.
Ein weiterer Zusammenhang spielt hier rein: Die bürgerliche Mitte unserer Gesellschaft bricht aufgrund zunehmender sozialer Ungleichheit (durch Macht- und Kapitalkonzentration nach oben hin) immer mehr weg. Dadurch entsteht meines Erachtens der größte Druck auf unsere Jugend. Ich erinnere mich noch gut, wie es bei mir war. Aber ich sehe es auch bei vielen Anderen. Man wird zum Problemfall, wenn man die Leistung nicht bringt. "Du musst in der Welt da draußen bestehen", ist die primäre Maßgabe im bürgerlich-protestantischen Denken, "oder Du wirst zu einem Verlierer, einem Sozialschmarotzer ohne Perspektive." Diese latente Angst meiner Eltern wurde mir bereits in der ersten Klasse durch ihr Verhalten vermittelt. Bei schlechten Leistungen gab es gleich lange ernste Gespräche und später dann auch Sanktionen. Eigentlich hatte ich gleich von Anfang an Angst vor der Schule. Zu meiner Zeit gab es allerdings noch keine Computerspiele. Ich hatte mich damals in Abenteuer- und Märchenbücher geflüchtet. Dies hatte zur Folge, dass ich verdammt gut in Deutsch wurde. Ich glaube, dass ich bis zum heutigen Tage von dieser Begeisterung zehre, auch wenn später dann der Fernseher und noch etwas später dann die Computerspiele mein Leben erobert haben. Den Fernseher habe ich mittlerweile ganz abgeschafft. Computerspiele betreibe ich noch etwa 5 Stunden die Woche. Warum ich hier schreibe, hat noch einen weiteren Grund: Ich möchte eine Botschaft übermitteln, von der ich glaube, dass sie wahr ist, auch wenn ich nicht über die Mittel verfüge, sie zu beweisen.
Während meines Studiums der Geisteswissenschaften, wo die Welt für mich schon lange nicht mehr in Ordnung war, habe ich mich 4 Jahre lang mit der kritischen Theorie und der dialektischen Methode auseinandergesetzt. Ich muss dazu sagen, dass diese Art des Wissens bzw. Denkens keinerlei Qualifikation für den Arbeitsmarkt darstellt. Im Gegenteil: Man betrachtet die gesellschaftlich-historische Entwicklung und die damit einhergehende Entwicklung des menschlichen Bewusstseins aus einer kritischen anstatt aus einer funktionalen Perspektive. Die Letztere wird jedoch heute in den Sozialwissenschaften fast ausschließlich gelehrt, denn nur so kann man Geld verdienen. Die kritische Theorie baut auf dem Denken von Marx und Konsorten auf, geht aber viel weiter und bindet nicht mehr nur die Philosophie und die Ökonomie, sondern auch die Psychologie interdisziplinär in ihre Forschung mit ein. Ich hatte mich mittlerweile weit von meinen Eltern distanziert, weil ich mich in Ihren Augen längst als gescheiterte Existenz ansah. War mir aber zu dem Zeitpunkt eh schnuppe, da ich lieber gestorben wäre, als mich Ihrem Druck oder dem Druck der Leistungsgesellschaft noch länger auszusetzen. Mir war es gleichgültig, ob ich nur noch von der Hand in den Mund lebte oder ob ich eine Freundin hatte oder nicht. Die Art und Weise, wie die Partnersuche heutzutage abläuft, ist ja auch eins zu eins an der Eindimensionalität der Leistungsgesellschaft orientiert: Wer gut verdient, Humor hat und gut aussieht, zeigt Durchsetzungvermögen bzw. Gebährfähigkeit an, und bleibt schicht- bzw. milieuspezifisch verankert, und darf sich auf dementsprechenden Nachwuchs freuen. (Entschuldigt meine kalte Ausdrucksweise, aber ich kann dieser von Hedonismus und Leistungswahn zerfressenen Gesellschaft nicht mehr viel abgewinnen.)
Alles was mich heute noch interessiert, ist die Wahrheit. Die Wahrheit darüber, was wirklich in dieser Gesellschaft abläuft und wer die Fäden zieht. Eines steht für mich heute bereits fest: Die Regierungen der Industriegesellschaften sind weder souverän, noch vertreten sie die Interessen des Volkes. Der Wissenschaftsbetrieb, der die Legitimation für die Herrschaftsverhältnisse liefert, ist ebenfalls nicht wertneutral oder frei in der Forschung. Dies habe ich selbst Dutzende Male nachverfolgen können: Wer die adäquaten Theorien bringt, wer die richtigen Forschungsergebnisse liefert, wird gratifiziert und gefördert, wer vom Kurs abweicht und Aspekte der Wirklichkeit unter anderen Gesichtspunkten abbildet, der verschwindet ungehört in der Versenkung. Die beherrschende Dimension auf die im wissenschaftlichen Diskurs der Geisteswissenschaften heute ideologisch reduziert wird, ist wie oben bereits angemerkt: Der Funktionalismus. Armut ist nicht länger ein tragisches Schicksal, sie reduziert sich in der Wissenschaft auf eine funktionale Größe in der Betrachtung gesellschaftlicher Realität. Wer Mitgefühl hat, soll zu den Sozialarbeitern gehen und hat in der Wissenschaft nichts zu suchen! So ist der Wissenschaftsapparat defacto zu einer emotionslosen sich den ökonomischen Interessen der Mächtigen anbiedernden Maschine geworden. Da können noch so viele gemeinschaftliche Events auf dem Campus veranstaltet, noch so viel für Behinderte getan werden und noch so viel Multikulti betrieben werden, das ist der kalte, harte Stein, der sich hinter dem Scheingefrömmel und dem bunten Anstrich verbirgt. Dieselbe Scheinheiligkeit gilt übrigens in sämtlichen gesellschaftlichen Bereichen, wo es darum geht, den Anschein von Wohltätigkeit und sozialer Anteilnahme zu generieren. Wer genau hinschaut, erkennt die Lüge.
Das Problem ist, dass die eigentlichen Zusammenhänge so komplex sind, dass man ganze Bücher damit füllen könnte. Im Endeffekt tun sie das ja auch, nur dass sich keiner wirklich dafür interessiert, weil alle damit beschäftigt sind, mehr Geld zu verdienen, um die eigenen Schäfchen und die der Angehörigen ins Trockene zu bringen. Und obwohl es noch soviel zu sagen gäbe, möchte ich nur noch auf einen zentralen Sachverhalt eingehen, der durch das oben Geschriebene gestützt wird und auf die zentrale Thematik zurückverweist:
Für mich gilt es mittlerweile als erwiesen, dass die gesamte zivilisierte Welt von einer globalen, verborgenen Machtelite gesteuert wird, die ökonomisch so mächtig ist, dass sie jegliches von ihrer pyramidalen Herrschaftsordnung abweichendes Element, sofort im Keim eliminieren können. Allerdings glaubt heutzutage niemand an derartige Verschwörungszusammenhänge, denn was der auf Tatsachen konditionierte Mensch des westlichen Kulturverständnisses nicht sehen und anfassen kann, das existiert natürlich auch nicht. Hinzu kommt der schier unüberschaubare Wust an Desinformation. Der gesteuerte Wissenschaftsapparat hat ihnen die Methoden zur Errichtung dieser Ordnung und deren Legitamition geliefert. Nicht die göttliche Ordnung auf Erden rechtfertigt die Tyrannei des Adels mehr, sondern die eindimensionalen Theorien von Darwin, Huxley, Russell, Popper, Smith und Konsorten legitimieren die Art und Weise unseres Wirtschaftens. Klar diese Theorien sind genial, logisch stringent und voller Beweiskraft. Man darf nur nicht vergessen, dass sie alle eben von jener Elite gefördert wurden, die all diese Beweiskraft auch finanziell zu liefern imstande war. All die Fakten, die nicht in ihre Theorien passten, wurden kurzerhand unter den Tisch fallen gelassen. Das Witzige ist, dass all das, was heute von den Leuten als Verschwörungstheorie gebrandmarkt wird, eigentlich in jedem älteren Soziologie-Grundlagenbuch über soziale Ungleichheit ebenfalls nachgelesen werden kann: Da steht schwarz auf weiß, dass sich dieselbe Schicht von Leuten, die zu Zeiten des Feudalismus unglaublich reich und mächtig waren, sich praktisch unverändert in das moderne Zeitalter der Säkularisierung und des gesellschaftlichen Wettbewerbs hinüberbewegt haben, nur mit dem Unterschied, dass diese Leute niemals Teil des Wettbewerbs waren, weil sie aufgrund ihrer Macht und ihres Reichtums vollständig losgelöst davon waren. Hättet Ihr Spaß an einer Partie Monopoly, wo ein Spieler bereits von Anfang, den größten Teil an Hotels und Straßen besitzt? Dass es uns materiell allen gut geht, liegt doch nicht daran, dass wir in einem solch fairen System leben, sondern weil der technologische Fortschritt derartige Effizienzgewinne verbuchen konnte, dass sie uns durch Komfort und Luxus voll auf Ihre Seite ziehen konnten, so wie einst die Indianer vom weißen Mann an den Alkohol herangeführt wurden, womit gleichsam das Sterben ihrer Spiritualität ebenso wie ihrer Kultur begann. Die Paralellen sind frappierend, wenngleich es heutzutage viel, viel komplexer und diffiziler abläuft.
Die technologische Entwicklung, die uns zu Kollaborateuren der Machtelite gemacht hat, erfährt mit der Erfindung des Computers und des Internets ganz neue Qualitäten. Während der Großteil der Menschen heute noch überwiegend vor der Glotze hängt, shoppen geht oder im Internet surft, ist für unsere Jugend ein ganz neuer Käfig vorbereitet worden. Es ist dabei wichtig zu verstehen, dass der kulturindustrielle Apparat (Hollywood, die Spielindustrie, die Propagandapresse) ganz eng mit dem Wissenschaftssystem verbandelt ist. Wusstet Ihr, dass zur Entwicklung von Onlinerollenspielen mittlerweile Tests an Ratten durchgeführt werden, um herauszufinden, inwiefern Belohnungsmechanismen noch hochfrequentierter und ekstatischer erlebt werden können? Es ist doch ganz einfach: Wer nicht nur die Angst, sondern auch das Glück der Menschen kontrolliert, der hat die Gesellschaft voll im Griff. Das alte Prinzip "Zuckerbrot und Peitsche" durch die Wissenschaft ins Vielfache gesteigert. Klar, die stabileren Persönlichkeiten unserer Jugend, kriegen Leistung und Sucht unter einen Hut. Immerhin zerstört uns diese Art von Abhängigkeit nicht körperlich, wenn wir ansonsten normal leben. Ich beobachte es doch seit Jahren an mir selbst und meinen Freunden: Ich bin mittlerweile Mitte 30 und beobachte seit über 10 Jahren, die Auswirkung dieser Droge auf meine Psyche. Und obwohl ich nicht viel spiele, bin ich wie einer, der jeden Abend sein Glas Wein trinkt, ein Süchtiger. Und ich bin davon überzeugt, dass wir alle, egal ob wir unser Leben im Griff haben oder nicht, einer Suchtdynamik unterliegen, die uns an dieses System ketten möchte.
Wie gesagt, ich kann es nicht beweisen, aber meine Perspektive für diese Gesellschaft ist düster. Die Entwicklung dieser Spiele steckt noch ganz in den Kinderschuhen. Extrem viel Grind, langweiliger Zeitstrecker-Content vermiesen einem den Spielspaß, die Möglichkeiten, sich in seinem Charakter auszuleben sind heutzutage noch relativ gering. Das alles wird sich in den nächsten Jahren ändern. Hinzu kommt der Mobile Markt, die Browsergames und Virtual Reality. Das alles hat unheimlich großes Entwicklungspotential. Es werden immer neue Zielgruppen angesprochen. Mittlerweile ist Computerspielen salonfähig geworden. Ich wette mit Euch, wenn ich in 30 Jahren in Rente gehe, werden sich 80% der zivilisierten Welt nach der Arbeit in virtuelle Welten einklinken. Die wirtschaftlich ausgebeutete zweite und dritte Welt wird durch Kriege und Seuchen dahingerafft werden, während sich die ökonomische Machtelite dahin aufmacht, durch lebensverlängernde Technologien zu Göttern dieser Welt zu werden. Hört sich das nach Science Fiction an? Waren dies nicht auch die schriftstellerischen Ideen von fliegenden Maschinen, lange bevor es Flugzeuge gab. Aldous Huxley, der Bruder des Biologen und Nobelpreisträger beschrieb in seinem Roman "Brave New World", wie eine solche Wissenschaftsdiktatur aussehen könnte. Ich glaube, wir befinden uns nicht mehr weit davon entfernt.
Ich engagiere mich mittlerweile in einem Untergrund Think Tank, um gemeinsam mit anderen der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Wer ebenfalls Interesse daran hat, hinter die Kulissen des vor unseren Augen abgezogenen Schauspiels der Weltpolitik zu schauen, der kann sich gerne bei mir melden. Allen, die Interesse an weiterführender Literatur haben, möchte ich folgende Bücher ans Herz legen:
1. Erich Fromm: Haben und Sein
2. Adorno & Horkheimer: Dialektik der Aufklärung (sehr kompliziert geschrieben, aber erfasst das Bewusstseins-Problem der heutigen Gesellschaft am Wesentlichsten)
3. Theodor W. Adorno: Posivismusstreit (ebenfalls sehr kompliziert geschrieben, aber entlarvt das Werturteilsfreiheitspostulat der Wissenschaften als Illusion)
4. Aldous Huxley: Schöne, neue Welt
5. Herbert Marcuse: Der eindimensionale Mensch
Ich wollte mal einen kritischen Artikel zum Thema "Onlinerollenspiele, Individuum und Gesellschaft" schreiben. Vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen. Dies ist auf jeden Fall mein düsterer Ausblick auf die zukünftige Welt mit allerhand Selbstbezügen, um dem "Individuum" in der Titel-Überschrift ebenfalls Rechnung zu tragen.
Ich spiele seit über 10 Jahren Online-Rollenspiele. Angefangen hatte es bei mir mit Dark Age of Camelot, dann kamen WoW, Everquest 2 und aktuell jetzt Star Wars: The old Republic. Obwohl mein wöchentlicher Konsum nie über 10 Stunden in der Woche lag, würde ich mich dennoch als süchtig bezeichnen. Bei mir ist es wohl nicht so sehr die Gruppendynamik, die mich in ihren Bann zieht, sondern vielmehr die Atmosphäre an einer persistenten, von Legenden beseelten und sich weiter entwickelten Welt teilzuhaben. Das Ausleben von Konkurrenz- und Machtbedürfnissen, ebenso wie der damit einhergehende soziale Status, der sich in einem hohen Rang oder seltenen Ausrüstungsgegenständen wiederspiegelt, ist jedoch für mein Dafürhalten das am weitesten verbreitete Motiv von Spielern, sich an diese Welten zu verlieren. Dies erscheint mir aber auch nur logisch, weil auch die gesellschaftliche Realität, die wir heute erleben, von unglaublichem Leistungs- und Erfolgsdruck geprägt ist. Eltern wollen, dass ihre Kinder erfolgreich lernen, um sich am Arbeitsmarkt später einmal durchsetzen zu können. Die Angst vor dem Scheitern ist groß, wenn auch häufig unartikuliert, denn zum Starksein, gehört in einer Gesellschaft, in der sich Vieles aufgrund von Zeitmangel auf die Oberfläche reduziert, auch stark zu erscheinen bzw. auszusehen. Und so finden sie in der virtuellen Realität eine Kompensation für das gefürchtete oder bereits erlebte Scheitern in der Realität.
Ein weiterer Zusammenhang spielt hier rein: Die bürgerliche Mitte unserer Gesellschaft bricht aufgrund zunehmender sozialer Ungleichheit (durch Macht- und Kapitalkonzentration nach oben hin) immer mehr weg. Dadurch entsteht meines Erachtens der größte Druck auf unsere Jugend. Ich erinnere mich noch gut, wie es bei mir war. Aber ich sehe es auch bei vielen Anderen. Man wird zum Problemfall, wenn man die Leistung nicht bringt. "Du musst in der Welt da draußen bestehen", ist die primäre Maßgabe im bürgerlich-protestantischen Denken, "oder Du wirst zu einem Verlierer, einem Sozialschmarotzer ohne Perspektive." Diese latente Angst meiner Eltern wurde mir bereits in der ersten Klasse durch ihr Verhalten vermittelt. Bei schlechten Leistungen gab es gleich lange ernste Gespräche und später dann auch Sanktionen. Eigentlich hatte ich gleich von Anfang an Angst vor der Schule. Zu meiner Zeit gab es allerdings noch keine Computerspiele. Ich hatte mich damals in Abenteuer- und Märchenbücher geflüchtet. Dies hatte zur Folge, dass ich verdammt gut in Deutsch wurde. Ich glaube, dass ich bis zum heutigen Tage von dieser Begeisterung zehre, auch wenn später dann der Fernseher und noch etwas später dann die Computerspiele mein Leben erobert haben. Den Fernseher habe ich mittlerweile ganz abgeschafft. Computerspiele betreibe ich noch etwa 5 Stunden die Woche. Warum ich hier schreibe, hat noch einen weiteren Grund: Ich möchte eine Botschaft übermitteln, von der ich glaube, dass sie wahr ist, auch wenn ich nicht über die Mittel verfüge, sie zu beweisen.
Während meines Studiums der Geisteswissenschaften, wo die Welt für mich schon lange nicht mehr in Ordnung war, habe ich mich 4 Jahre lang mit der kritischen Theorie und der dialektischen Methode auseinandergesetzt. Ich muss dazu sagen, dass diese Art des Wissens bzw. Denkens keinerlei Qualifikation für den Arbeitsmarkt darstellt. Im Gegenteil: Man betrachtet die gesellschaftlich-historische Entwicklung und die damit einhergehende Entwicklung des menschlichen Bewusstseins aus einer kritischen anstatt aus einer funktionalen Perspektive. Die Letztere wird jedoch heute in den Sozialwissenschaften fast ausschließlich gelehrt, denn nur so kann man Geld verdienen. Die kritische Theorie baut auf dem Denken von Marx und Konsorten auf, geht aber viel weiter und bindet nicht mehr nur die Philosophie und die Ökonomie, sondern auch die Psychologie interdisziplinär in ihre Forschung mit ein. Ich hatte mich mittlerweile weit von meinen Eltern distanziert, weil ich mich in Ihren Augen längst als gescheiterte Existenz ansah. War mir aber zu dem Zeitpunkt eh schnuppe, da ich lieber gestorben wäre, als mich Ihrem Druck oder dem Druck der Leistungsgesellschaft noch länger auszusetzen. Mir war es gleichgültig, ob ich nur noch von der Hand in den Mund lebte oder ob ich eine Freundin hatte oder nicht. Die Art und Weise, wie die Partnersuche heutzutage abläuft, ist ja auch eins zu eins an der Eindimensionalität der Leistungsgesellschaft orientiert: Wer gut verdient, Humor hat und gut aussieht, zeigt Durchsetzungvermögen bzw. Gebährfähigkeit an, und bleibt schicht- bzw. milieuspezifisch verankert, und darf sich auf dementsprechenden Nachwuchs freuen. (Entschuldigt meine kalte Ausdrucksweise, aber ich kann dieser von Hedonismus und Leistungswahn zerfressenen Gesellschaft nicht mehr viel abgewinnen.)
Alles was mich heute noch interessiert, ist die Wahrheit. Die Wahrheit darüber, was wirklich in dieser Gesellschaft abläuft und wer die Fäden zieht. Eines steht für mich heute bereits fest: Die Regierungen der Industriegesellschaften sind weder souverän, noch vertreten sie die Interessen des Volkes. Der Wissenschaftsbetrieb, der die Legitimation für die Herrschaftsverhältnisse liefert, ist ebenfalls nicht wertneutral oder frei in der Forschung. Dies habe ich selbst Dutzende Male nachverfolgen können: Wer die adäquaten Theorien bringt, wer die richtigen Forschungsergebnisse liefert, wird gratifiziert und gefördert, wer vom Kurs abweicht und Aspekte der Wirklichkeit unter anderen Gesichtspunkten abbildet, der verschwindet ungehört in der Versenkung. Die beherrschende Dimension auf die im wissenschaftlichen Diskurs der Geisteswissenschaften heute ideologisch reduziert wird, ist wie oben bereits angemerkt: Der Funktionalismus. Armut ist nicht länger ein tragisches Schicksal, sie reduziert sich in der Wissenschaft auf eine funktionale Größe in der Betrachtung gesellschaftlicher Realität. Wer Mitgefühl hat, soll zu den Sozialarbeitern gehen und hat in der Wissenschaft nichts zu suchen! So ist der Wissenschaftsapparat defacto zu einer emotionslosen sich den ökonomischen Interessen der Mächtigen anbiedernden Maschine geworden. Da können noch so viele gemeinschaftliche Events auf dem Campus veranstaltet, noch so viel für Behinderte getan werden und noch so viel Multikulti betrieben werden, das ist der kalte, harte Stein, der sich hinter dem Scheingefrömmel und dem bunten Anstrich verbirgt. Dieselbe Scheinheiligkeit gilt übrigens in sämtlichen gesellschaftlichen Bereichen, wo es darum geht, den Anschein von Wohltätigkeit und sozialer Anteilnahme zu generieren. Wer genau hinschaut, erkennt die Lüge.
Das Problem ist, dass die eigentlichen Zusammenhänge so komplex sind, dass man ganze Bücher damit füllen könnte. Im Endeffekt tun sie das ja auch, nur dass sich keiner wirklich dafür interessiert, weil alle damit beschäftigt sind, mehr Geld zu verdienen, um die eigenen Schäfchen und die der Angehörigen ins Trockene zu bringen. Und obwohl es noch soviel zu sagen gäbe, möchte ich nur noch auf einen zentralen Sachverhalt eingehen, der durch das oben Geschriebene gestützt wird und auf die zentrale Thematik zurückverweist:
Für mich gilt es mittlerweile als erwiesen, dass die gesamte zivilisierte Welt von einer globalen, verborgenen Machtelite gesteuert wird, die ökonomisch so mächtig ist, dass sie jegliches von ihrer pyramidalen Herrschaftsordnung abweichendes Element, sofort im Keim eliminieren können. Allerdings glaubt heutzutage niemand an derartige Verschwörungszusammenhänge, denn was der auf Tatsachen konditionierte Mensch des westlichen Kulturverständnisses nicht sehen und anfassen kann, das existiert natürlich auch nicht. Hinzu kommt der schier unüberschaubare Wust an Desinformation. Der gesteuerte Wissenschaftsapparat hat ihnen die Methoden zur Errichtung dieser Ordnung und deren Legitamition geliefert. Nicht die göttliche Ordnung auf Erden rechtfertigt die Tyrannei des Adels mehr, sondern die eindimensionalen Theorien von Darwin, Huxley, Russell, Popper, Smith und Konsorten legitimieren die Art und Weise unseres Wirtschaftens. Klar diese Theorien sind genial, logisch stringent und voller Beweiskraft. Man darf nur nicht vergessen, dass sie alle eben von jener Elite gefördert wurden, die all diese Beweiskraft auch finanziell zu liefern imstande war. All die Fakten, die nicht in ihre Theorien passten, wurden kurzerhand unter den Tisch fallen gelassen. Das Witzige ist, dass all das, was heute von den Leuten als Verschwörungstheorie gebrandmarkt wird, eigentlich in jedem älteren Soziologie-Grundlagenbuch über soziale Ungleichheit ebenfalls nachgelesen werden kann: Da steht schwarz auf weiß, dass sich dieselbe Schicht von Leuten, die zu Zeiten des Feudalismus unglaublich reich und mächtig waren, sich praktisch unverändert in das moderne Zeitalter der Säkularisierung und des gesellschaftlichen Wettbewerbs hinüberbewegt haben, nur mit dem Unterschied, dass diese Leute niemals Teil des Wettbewerbs waren, weil sie aufgrund ihrer Macht und ihres Reichtums vollständig losgelöst davon waren. Hättet Ihr Spaß an einer Partie Monopoly, wo ein Spieler bereits von Anfang, den größten Teil an Hotels und Straßen besitzt? Dass es uns materiell allen gut geht, liegt doch nicht daran, dass wir in einem solch fairen System leben, sondern weil der technologische Fortschritt derartige Effizienzgewinne verbuchen konnte, dass sie uns durch Komfort und Luxus voll auf Ihre Seite ziehen konnten, so wie einst die Indianer vom weißen Mann an den Alkohol herangeführt wurden, womit gleichsam das Sterben ihrer Spiritualität ebenso wie ihrer Kultur begann. Die Paralellen sind frappierend, wenngleich es heutzutage viel, viel komplexer und diffiziler abläuft.
Die technologische Entwicklung, die uns zu Kollaborateuren der Machtelite gemacht hat, erfährt mit der Erfindung des Computers und des Internets ganz neue Qualitäten. Während der Großteil der Menschen heute noch überwiegend vor der Glotze hängt, shoppen geht oder im Internet surft, ist für unsere Jugend ein ganz neuer Käfig vorbereitet worden. Es ist dabei wichtig zu verstehen, dass der kulturindustrielle Apparat (Hollywood, die Spielindustrie, die Propagandapresse) ganz eng mit dem Wissenschaftssystem verbandelt ist. Wusstet Ihr, dass zur Entwicklung von Onlinerollenspielen mittlerweile Tests an Ratten durchgeführt werden, um herauszufinden, inwiefern Belohnungsmechanismen noch hochfrequentierter und ekstatischer erlebt werden können? Es ist doch ganz einfach: Wer nicht nur die Angst, sondern auch das Glück der Menschen kontrolliert, der hat die Gesellschaft voll im Griff. Das alte Prinzip "Zuckerbrot und Peitsche" durch die Wissenschaft ins Vielfache gesteigert. Klar, die stabileren Persönlichkeiten unserer Jugend, kriegen Leistung und Sucht unter einen Hut. Immerhin zerstört uns diese Art von Abhängigkeit nicht körperlich, wenn wir ansonsten normal leben. Ich beobachte es doch seit Jahren an mir selbst und meinen Freunden: Ich bin mittlerweile Mitte 30 und beobachte seit über 10 Jahren, die Auswirkung dieser Droge auf meine Psyche. Und obwohl ich nicht viel spiele, bin ich wie einer, der jeden Abend sein Glas Wein trinkt, ein Süchtiger. Und ich bin davon überzeugt, dass wir alle, egal ob wir unser Leben im Griff haben oder nicht, einer Suchtdynamik unterliegen, die uns an dieses System ketten möchte.
Wie gesagt, ich kann es nicht beweisen, aber meine Perspektive für diese Gesellschaft ist düster. Die Entwicklung dieser Spiele steckt noch ganz in den Kinderschuhen. Extrem viel Grind, langweiliger Zeitstrecker-Content vermiesen einem den Spielspaß, die Möglichkeiten, sich in seinem Charakter auszuleben sind heutzutage noch relativ gering. Das alles wird sich in den nächsten Jahren ändern. Hinzu kommt der Mobile Markt, die Browsergames und Virtual Reality. Das alles hat unheimlich großes Entwicklungspotential. Es werden immer neue Zielgruppen angesprochen. Mittlerweile ist Computerspielen salonfähig geworden. Ich wette mit Euch, wenn ich in 30 Jahren in Rente gehe, werden sich 80% der zivilisierten Welt nach der Arbeit in virtuelle Welten einklinken. Die wirtschaftlich ausgebeutete zweite und dritte Welt wird durch Kriege und Seuchen dahingerafft werden, während sich die ökonomische Machtelite dahin aufmacht, durch lebensverlängernde Technologien zu Göttern dieser Welt zu werden. Hört sich das nach Science Fiction an? Waren dies nicht auch die schriftstellerischen Ideen von fliegenden Maschinen, lange bevor es Flugzeuge gab. Aldous Huxley, der Bruder des Biologen und Nobelpreisträger beschrieb in seinem Roman "Brave New World", wie eine solche Wissenschaftsdiktatur aussehen könnte. Ich glaube, wir befinden uns nicht mehr weit davon entfernt.
Ich engagiere mich mittlerweile in einem Untergrund Think Tank, um gemeinsam mit anderen der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Wer ebenfalls Interesse daran hat, hinter die Kulissen des vor unseren Augen abgezogenen Schauspiels der Weltpolitik zu schauen, der kann sich gerne bei mir melden. Allen, die Interesse an weiterführender Literatur haben, möchte ich folgende Bücher ans Herz legen:
1. Erich Fromm: Haben und Sein
2. Adorno & Horkheimer: Dialektik der Aufklärung (sehr kompliziert geschrieben, aber erfasst das Bewusstseins-Problem der heutigen Gesellschaft am Wesentlichsten)
3. Theodor W. Adorno: Posivismusstreit (ebenfalls sehr kompliziert geschrieben, aber entlarvt das Werturteilsfreiheitspostulat der Wissenschaften als Illusion)
4. Aldous Huxley: Schöne, neue Welt
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