Spaß an Kreativität / Kunst und was nun???

Falcoron

Rare-Mob
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Bin eigentlich weniger die Person, die sich gleich bei jedem Anzeichen von Katastrophen beschwert, ABER leider muss ich die Gesellschaft in diesem Falle scharf kritisieren. Es mag auch der heutige Zeitgeist sein oder vielmehr die Ungelassenheit der Mitteleuropäer, welches keiner mehr Zeit hat und einfach nur noch mit dem Stress durchs leben geht. Es bleibt daher keine Zeit sich mal zu verinnerlichen wie viel Kultur und Kunst in jedem von uns steckt. Was sehe ich heute in heimischen Wohnzimmern? - gedruckte !Scheiße! - sry für dieses Wort. Nichts einmaliges - gedruckt, billig gerahmt einfach nur 0815 Schnickschnack - sprichwörtlich die Massenware die selten zur Person passt.
Wen wundert es? Was den Leuten noch dazu zum Stress verleitet ist die chronische Geldarmut und der ewige Wille zu sparen. Machen wir uns nichts vor.... die absolute Sicherheit gibt es nicht mehr; von heute auf morgen kann das gesparte weniger oder nichts mehr wert sein. Ich finde es schon sehr erstaunlich, dass man heute nicht mehr den Wert eines Originales schätzen weiß. Letztens noch ein Gespräch gehabt mit einem Interessierten: Ein Gemälde in den Maßen 100x80 cm in Acryl, drei Jahre alt und signiert, kann man nicht einfach für 30 EURO anbieten. Dies war kein Angebot, sondern eine Beleidigung. Lächelnd gab ich dem Interessenten zu verstehen, dass dieses Bild das 10fache wert sei, wenn man einigermaßen die Arbeitszeit und Materialaufwand berücksichtigen würde. Reaktion: GROßE Augen und verständnisloses Kopfschütteln. Tja eben Handarbeit und ein Unikat - was sich abheben würde vom 0815 Mist, den jeder Trottel an der Wand hängen hat.
die-geburt-des-knigs2.jpg




Ok - sein wir mal fair - ich habe eben keinen berühmten Namen, wie Warhol, Rauschenberg, Picasso, van Gogh, Spitzweg oder eben Munch; daher das mangelnde Interesse daran einen Künstler zu unterstützen - es muss ja nicht gleich ein Kauf sein, aber eben bissl mehr als nur ein Kopfschütteln. Solange die Zeiten so bleiben wird wohl für Kultur wenig übrig bleiben. Von 20.000 Kunststudenten kommen im Jahr gerade mal 3 oder weniger an einen Galleristen dran. Chancen sind verschwindend gering - aber all dies Jammern nützt nichts.... man muss neue Wege finden, die mehr gefallen finden mögen.
auf-zu-neuen-welten16.jpg


Kann man sich irgendwo bewerben? Wer kann Zeichner / Maler gebrauchen? Ist dies wirklich alles brotlos? Magazine vielleicht? Zeitungen - für die Cartoonseite?
k.A.

naja versuche ich mal weiter mein Glück.....

Falcoron
 
Vor Monaten mal auf Tumblr gelesen und selten so zugestimmt:

People who can't draw: Drawing is fucking hard
People who don't try at all: Drawing is fucking hard
Teachers: Drawing is fucking hard
Beginning artists: Drawing is fucking hard
Pro artists: Drawing is fucking hard
Famous artists: Drawing is fucking hard
Extremely famous artists: Drawing is fucking hard
Long gone, passed away artists who went down in history: Drawing is fucking hard
People who are upset an artist won't draw for them for free: Drawing is easy!


Die meisten Leute wissen einfach nicht, wieviel Zeit, Materialkosten etc. in einem Bild stecken und haben keinen blassen Schimmer, wie lange es dauert, seine handwerklichen Fähigkeiten auf ein einigermaßen passables Niveau zu bringen.

Aber ist ähnlich bei Musikern/Schriftstellern etc. Niemand will heutzutage für Kultur bezahlen. Der Grund dafür ist wohl, dass viele Leute ihren Job hassen und sich denken "oh, jemand der Kunst mag und Bilder malt, der macht ja etwas, was ihm Spaß macht, warum sollte ICH ihm dann auch noch Geld geben".
 
Ja genau da sprichst Du was an, welches wohl der Kern des Problems ist.
Deswegen kann ich auch Raubkopierer gar nicht leiden, vorallem diese, die es dann noch weiter verbreiten und die angegebenen Künstler davon keinen Cent sehen, weil ja alle meinen "oh der macht was ihm Spaß bereitet, warum dafür noch zahlen?... wenn ich es brennen kann und weitergeben kann...?"

Zusatz: Habe eine Zeit lang zwischen 100 und 180 bzw. 200 EURO pro Bild verdient. (natürlich so nebenbei, neben meinem Job) Das Problem ist eben, dass es mal einen Monat gibt da verkauft man gleich 3-5 Bilder und dann mal einen Monat kein einziges - ergo kann ich es momentan nicht beruflich machen, da es einfach zu unsicher ist bzw. es läuft nicht kontinuierlich.
Siehe erstes Foto (die Geburt des Königs) - mehrere Tage Arbeit. In Stunden würde ich sagen.... ca. 20. Würde ich jetzt einen "minilohn" von ca. 6 EUR pro Stunde nehmen kämen wir auf 120 EUR. Dann das Material: Leinwand, Pinselverschleiß, Farben, Bleistifte, Kreiden etc. 30 EUR, Stromkosten ca. 5 EUR. Wir kömen auf einen Preis für dieses Bild auf locker 155 EUR - dies wäre aber ein Freundschaftspreis. Je nachdem wie die Zeit aufgewendet wird kann es teurer werden.
 
@Centerman: Kunst ist Geschmackssache und mir ist schon klar, dass es eine Menge Leute gibt, denen meine Bilder nicht gefallen - da mache ich mir keine Illusion und ich nehme es auch keinen "krum" wenn er es mir sagt, dass meine Bilder ihn nicht ansprechen.
Ungerecht halte ich allerdings die Erfahrungen die man gemacht hat und wo ein wahres Interesse für das Produkt bestand, dafür aber nicht bezahlt werden will.
Ich werfe Menschen keineswegs vor, kein Geld für Kunst zu bezahlen, wenn ihnen diese Kunst nicht gefällt - siehe meinen Beitrag. Es geht lediglich um Interessenten, also Menschen denen es gefällt aber diese trotz dessen nichts für bezahlen wollen. ;) Tut mir leid wenn es falsch rübergekommen ist.
 
Wenn ich ehrlich bin, wäre ich auch erstmal verdutzt wenn man mir sagen würde, dass das Bild 300€ wert ist. Das liegt bei mir daran, dass ich sowas preislich gar nicht einordnen kann. Wenn mir jemand ein Objekt zeigt, dann KANN (im Sinne, dass die Fähigkeit nicht vorhanden ist) ich den Preis nicht abschätzen. Ich weiß ja nicht einmal wie lange es gedauert hat ein solches Gemälde zu malen.

Und 300€ sind halt doch ne ordentliche Hausnummer. Damit will ich nicht sagen, dass es das nicht wert ist, nur sitzt das Geld halt nicht so locker, dass ich mir das leisten könnte.

Zum Thema arbeiten: Es gibt viele Künstler, die als Freelancer arbeiten. Es besteht immer wieder mal der Bedarf für ein solches Talent. Sei es ein Auftrag für ein Gemälde, einen Cartoon, Artworks für die eigene Website oder als Assets für ein Videospiel. Und einen Maler fest anzustellen rentiert sich oftmals nicht, wenn man nur für einzelne Projekte jemanden braucht.
 
Schrottinator: Ok der Preis ist wahrscheinlich nicht immer das was manche sich darunter vorstellen zahlen zu können. Ich denke auch das es zig tausende gibt, die gerne mal ihr Brot durch solche Arbeiten verdienen wollen und auch können.
Auf Fotos lassen sich solche Bilder eh nicht einschätzen - ich denke in der Kunst ist es wie bei Autoren (welche auch Künstler sind) - ein Debüt ist immer das schwerste ;)

Ich suche eben halt irgendwas, um vielleicht ein Hobby zum Beruf zu machen...^^ ok klingt abgedroschen und eben leichter gesagt als getan - das Leben ist eben kein Ponyhof.

Beste Grüße
 
Wie schon gesagt: Ich würde mich mal schlau machen wie das so ausschaut als Freelancer, wenn man Künstler ist.
 
Kunst aus der Sicht des Künstlers ist leider nicht immer Kunst für das Auge des Betrachters.
Nur weil 20.000 Kunststudenten jährlich die Uni abschliessen, heisst das nicht, dass auch 20.000 Künstler geboren werden.


Kunst ist ein hartes Geschäft, weil es eben nicht nur um Talent und bunte BIlder geht, sondern die Gemälde geschickt vermarktet werden müssen, um begehrt zu sein.
Zuletzt müssen gekaufte Werke auch zu den Räumlichkeiten der Kunden passen. Und die Vorstellungen von gutbetuchten Käufern, die sich Kunst leisten können und Laien, die sich gern ein schönes Bild aufhängen wollen, gehen weit auseinander. Blödes, aber anschauliches Beispiel: Der Student, der sich "Die Geburt des Königs" über seinen Monitor hängen will, hat keine 300 ? dafür. Der Kunstliebhaber mit der dicken Geldbörse findet an diesem Motiv nichts Interessantes. Was also tun?


Aus Kunst kann man keine objektive wirtschaftliche Berechnung machen.
Bleibt also die Frage, ob man Kunst nicht erst unter Wert verkaufen muss, um den Wert der Kunst zu schaffen.
Als Schreiberling kosten mich selbst schlechte Skripte glücklicherweise nur ein wenig Strom und (unterhaltsame) Zeit.

Deine Erkenntnis: Geiz ist in kreativen Bereichen absolut geil, stimmt allerdings.

Dagegen hilft nur fette PR und ein wenig Glück.

Viel Erfolg :)
 
Danke für die aufschlussreichen Kommentare. @Xarran: Sicherlich ein normal verdienender Bürger wird sich sicherlich kein Bild für 300 EUR kaufen - ein gut betuchter Bürger sicherlich schon, sofern man dessen Geschmack trifft.
Da haben wir als Künstler aber auch einen Zwiespalt. Male ich nun um anderen zu gefallen oder male ich, um meine Selbst besser zum Ausdruck zu bringen? Ist gefällige Kunst leerer als die Ausdruckskunst?
Xarran - was schreibst Du? und könnte man was von dir lesen? würde mich mal interessieren.



@Ogil: Ich möchte einfach einen kreativen Job nachgehen - mir kommt es weniger drauf an berühmt zu werden - ich mache eben Kunst um Kunst zu machen... ;)
Doch Ideale und Schöpfungsdrang können eine Pizza im Ofen und ein kaltes Getränk im Kühlschrank tagtäglich nicht herbeizaubern ;)
 
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