2. Auf der Scherbe (1)

Dencarion

Rare-Mob
Mitglied seit
12.06.2006
Beiträge
104
Reaktionspunkte
0
Kommentare
13
Das also war Shat’Alor. Eine weite, orangerote Steppenlandschaft, unterbrochen von zahlreichen Wäldchen und Wäldern. Irgendwie erinnerte es mich an Durotar, und doch war es ganz anders. Besonders der Himmel. Zu jeder Tages- und Nachtzeit war er dunkelblau, so daß man immer die Sterne sehen konnte – fremde Sterne, kein Sternenbild, das ich von Zuhause kannte. Und Wolken schien es auch nicht zu geben. Statt dessen zogen immer wieder giftig grüne Schlieren und Wirbel über den Himmel.
Es gab hier einiges an Wild, das man gut jagen und essen konnte. Da gab es einen kleinen Hirsch, gerade Mal so groß wie ein Hund bei uns, mit nur einem Horn auf der Stirn anstatt eines Geweihs, aber das Fleisch war zart, und schmeckte köstlich. Auch das Leder, das man aus diesem Tier gewinnen konnte, war von guter Qualität. Wir haben sie Sinars getauft.
Ein weiteres, sehr verwunderliches Tier nannten wir Romba. Es hatte kurze, aber sehr stämmige Beine, die nicht in Hufen, sondern in einem runden Fuß, mit kurzen Zehen auslief. Die wenige sichtbare Haut, war von dunklem Ocker, und sehr dick. Aber fast sein gesamter Körper, wurde von dicken, knöchernen Platten bedeckt, die jeweils von einem Wulst auf dem Rücken ausgingen, und nach unten hingen. So war der gesamte Rücken, von diesen Platten bedeckt. Sein langer Schwanz, fast genauso lange wie das gesamte Tier selbst, war auch von diesen Platten bedeckt, und lief in einer kurzen, dicken Knochenkugel aus. Und der Romba konnte so seinen Schwanz wie eine Keule zu seiner Verteidigung schwingen. Der massige Kopf selbst, war ebenfalls von zahlreichen Knochenplatten geschützt, und aus seinen Augenbrauen, die die kleinen, bedrohlich rot glühenden Augen überdeckten, wuchsen zwei breite, stumpfe Hörner hervor. Der Romba sah, alleine schon wegen seiner Masse, recht bedrohlich aus, und wenn er sich bedroht fühlte, ging er auch sofort in den Angriff über, und attackierte seine Gegner mit einem wahnsinnigen Sturmangriff, und trampelte einen innerhalb von Augenblicken einfach in den Boden. Aber eigentlich war er ein friedlicher Pflanzenfresser, der träge durch die Savanne stapfte. Die Rombas lieferten unheimlich viel Fleisch, und das dicke Leder war wirklich von formidabler Qualität. Einige der Alchemisten hatten entdeckt, daß sich aus den gemahlenen Knochenplatten, sehr gute Zutaten für ihre Tränke herstellen ließen. Am Himmel zogen zahlreiche Vogelarten ihre Kreise, von denen die meisten eßbar waren, und deren Federn wohl magische Eigenschaften hatten. Auch zahlreiche Raubkatzen trieben sich hier herum, doch Elvenshrek hatte keinerlei Interesse für sie, und beachtete sie überhaupt nicht.
Nachdem wir hier gelandet waren, hatten wir uns erst einmal ein kleines Lager errichtet, und uns etwas vom vorausgegangenen Kampf ausgeruht. Wir Jäger haben die Gegend erkundet, und zahlreiche Tiere erlegt, um so der Kampfgruppe das Abendessen zu sichern. Aus einigen gefällten Bäumen hatten wir einen kleinen Palisadenzaun errichtet, und vor dem Portal einige Wachen abgestellt.
Nun hatten wir gegessen, und saßen noch eine Weile vor den Lagerfeuern und genossen die Ruhe, bevor wir am nächsten Tag weiterziehen wollten.
„Boah, bin ich satt, Maan!“
Ich lehnte mich zurück, gegen den Rucksack, den ich hinter mich gestellt hatte, damit ich eine gute Lehne hatte, und rieb meinen gespannten Bauch. Ich hatten gerade Unmengen an Nachtschnappersuppe und scharf gebratenem Rombasteak verschlungen. Ich kramte in meiner Tasche nach der Pfeife und dem Trollkraut.
„Jo.“
Ràgnàrók schien noch einmal zu schlucken, dann ließ er einen gewaltigen Rülpser ertönen, der durch das gesamte Lager röhrte, und schreckte Vögel aus den benachbarten Bäumen, die mit aufgeregtem Geschrei in die Nacht davon flatterten. Der Rülpser wurde mit lautem Gelächter aus zahlreichen Kehlen im ganzen Lager quittiert.
Lilium hob ihre Augenbraue, schnalzte kurz mit der Zunge und sagte dann:
„Hey, das war ja ganz nett, aber bitte – bevor das hier jetzt wieder in den üblichen Rülps- und Furzwettbewerb ausartet – schieb’ lieber mal den Fusel rüber, und erzähl’ uns ’ne gute Geschichte.“
Zustimmendes Gemurmel erhob sich. Mittlerweile hatten sich auch Smokefist, Bulljin und Ikari ihre Pfeifen mit Trollkraut gestopft und pafften munter vor sich hin.
Fusion, der neben Ràgnàrók saß, stieß ihm in die Rippen und forderte ihn nochmals auf:
„Los Ragna, ein Schwank aus Deinem Leben.“
Ràgnàrók schaute noch einmal in die Runde, nahm einen kräftigen Schluck aus dem Krug mit Rumsey-Rum, und schaute dann zu mir herüber.
„Also gut, aber nur wenn Denc danach noch mal seine Silithus-Story erzählt.“
Mir wurde glühend heiß und ich lief rot an, als ich an dieses kleine „Abenteuer“ dachte, und Bulljin und Nivil, die die Geschichte ja schon kannten, kicherten vergnügt vor sich hin.
„Au ja! Die will ich auch hören!“
Ich gab mich geschlagen, und nickte, schickte aber wütende Blicke zu Ràgnàrók, der breit grinste und dann begann.
„Aaalso, ich war damals noch ein ziemlich junger und ungestümer Taure…“
„Haha, als ob Du heute denken würdes’ bevor Du suschlägs’.“
Dieser Zwischenruf, kam von Sajuuk, der genüßlich an Ikari’s Trollpfeife zog - Untote vertragen unser Trollkraut aber nicht so gut.
Ràgnàrók schüttelte kurz die Mähne und fuhr dann fort:
„Naja, wie auch immer, auf jeden Fall verließ ich damals zum ersten Mal Mulgore und betrat Durotar. Mein Lehrer hatte mich nach Crossroads geschickt, um dort einige Aufträge zu erledigen. Ich war ganz erstaunt von der Gegend, statt grün wie bei uns Zuhause, war hier alles orange, und eigenartige Tiere rannten dort herum.“
Er schaute noch mal in die Runde, und nahm einen weiteren großen Schluck.
„Zuerst kam ich nach Camp Taurajo. Das sah für mich komisch aus. Irgendwie wie Zuhause, und irgendwie anders. Orkisch halt. Die Wachen zeigten mir den Weg, und ich ging nach Norden, in Richtung Crossroads. Die Tiere die ich dort sah waren auch ganz anders als bei uns. Die meisten rannten davon, aber diese großen Sturmschnauzen hatten keine Angst, und wollten eher was auf die Schnauze als mir Platz zu machen.“
Ich mußte kichern, als ich mir vorstellte wie Ràgnàrók mitten auf der Strasse stand und mit einer Sturmschnauze diskutierte wem wohl die Strasse gehört.
„Hmm, also nachdem das geklärt war, ging ich weiter. Die Gegend war furchtbar staubig, und ich bekam mächtig Durst.“
Und wieder nahm er einen kräftigen Schluck – unterdrückte aber den Rülpser, als er Liliums Blick auffing.
„Ja, und dann sah ich plötzlich so ein kleines Männchen auf der Strasse marschieren. Es hatte rosa Haare, die in alle Richtungen abstanden. Beine sah man keine, da es eine lange, blaue Kutte trug. Auf dem Rücken hatte es einen Stab. Für das Männchen war der bestimmt groß, für mich nur ein Zahnstocher, auch wenn er lustig vor sich hin schimmerte und von Flammen umgeben war.“
Er nickte erklärend in die Runde.
„Als das Männchen näher kam, und ich sein winziges, runzliges Gesicht sah, mit dem großen rosa Schnurrbart, und die kleinen rosa Händchen, da mußte ich einfach lachen. So was Lächerliches hatt’ ich ja noch nie gesehen. DAS war also ein Gnom – richtig niedlich. Jetzt wusst ich also mit was Gnomenfussball gespielt wurde. Das Kerlchen schien ziemlich verärgert, als ich lachte, und es hat irgendwas gebrummt was ich nicht …. hicks … verstanden hab’, und wollt’ dann an mir vorbei.“
Wieder unterbrach sich Ràgnàrók um einen Schluck Rum zu sich zu nehmen.
„Macht verdammt durstig die Erzählerei. Also, wo war ich?“
Er runzelte die Stirn.
„Ach ja. Also dieses kleine Kerlchen versucht an mir vorbei zu gehen. Könnt ihr Euch das vorstell'n? Der Kleine geht einfach an mir vorbei! Heh, das konnt’ ich mir ja nich’ gefall’n lass’n, also hab’ ich mal kurz meinen Hammer gezogen … hicks … und meine Hand nach ihm ausgestreckt. Ich wollt ihm ja nix böses, nur mal genauer angucken, wiss' ihr?“
Er schaute in die Runde, und ich konnte feststellen, daß seine Augen schon ziemlich rot und glasig waren.
„Ja, und als ich so hinlang', krieg ich plötzlich eine verpaßt, daß mir die Luft wegbleibt. Ich sag’ euch, DAS hat gebrannt! Jetzt’ wurde’ ich aber sauer! Also hab’ ich mit meinem Hammer ausgeholt und ihm richtig eine reingedonnert. Also normalerweise hätte’ der ja voll wegfliegen müssen. Aber der grinst mich nur an, und dann … hicks … streckt der seine Hand aus und spreizt die Fingerchen ab. Ich wollt’ schon wieder ... hicks ... lachen, da schießt so ein blauer Blitz raus, und trifft mich voll. Pämm!“
Zur Untermahlung schlug er sich mit der Faust in die Handfläche, was ein sehr lautes Klatschen erzeugte.
„Jo, und was soll ich sagen, schon war ich in Crossroads …. beim Geisterheiler.“
Wir brachen alle in schallendes Gelächter aus.
„Isch wusse ja nich’ daß die mit Alter … hicks … un’ Erfahrung nich’ mehr wachsn … hicks … naja, seither sag’ ich imma: Größe is’ nich’ alles.“
Mosharu, die neben Ràgnàrók auf dem Boden saß, krümmte sich vor Lachen, und kullerte fast in Myrr. Fusion, der gerade seinen Rumkrug am Mund hatte, prustete los, und spuckte einen Großteil seines Rums aus. Dummerweise direkt in Richtung Lagerfeuer, was eine gewaltige Stichflamme auslöste. Nun gab’ es kein Halten mehr, und wir kugelten uns alle vor Lachen auf dem Boden, selbst die sonst so kühle Lilium kicherte vergnügt vor sich hin.

***

Argamil konnte es nicht glauben. Erschöpft und erleichtert ließ er sich auf den Rücken sinken. Seine Arme und sein Gesicht waren vollkommen zerkratzt vom Gestrüpp. Seine Robe war an vielen Stellen gerissen und starrte vor Schmutz. Vor Erleichterung begann er keuchend zu lachen. Er konnte gar nicht mehr aufhören, und er steigerte sich in ein irres Kichern. Nur seine Angst entdeckt zu werden zwang ihn schließlich zur Ruhe, und tief atmend rollte er sich auf den Bauch, stützte sich auf seine Unterarme und spähte in die Nacht.
Ungläubig schüttelte er den Kopf, als er daran dachte, wie er, irgendwie und unerkannt, in die Bastion geschlüpft war. Das Schließen der beiden Torflügel hatte unheimlich in seinem Kopf gedröhnt, und er hatte sich in die Schatten des Durchgangs gedrängt. Doch dort war es so eng, daß er ständig von der Masse an Leibern weiter geschoben wurde. Argamil konnte sich überhaupt nicht vorstellen, warum ihn keiner der gegnerischen Kämpfer erkannte, aber er bleib vollkommen unentdeckt in der Menge. Dann wurde das Portal aktiviert, und alle drängten nach vorne. Grobe Hände, breite Schultern schoben und stießen ihn nach vorne, und bevor er sich versah, wurde er durch das Portal gesaugt.
Zum Glück war das Portal auf der anderen Seite von zahlreichen, dichten Büschen umgeben, und es gelang ihm, sich ungesehen dorthin zu verkriechen. Dort verharrte er mehrere Stunden im Gebüsch. Gequält wurde er die ganze Zeit von kleinen roten Käfern, die in seine Kleidung krochen, und sein Blut saugten. Die Bisse juckten höllisch, doch Argamil traute sich nicht sich zu bewegen, um die Käfer zu verscheuchen, oder nur um sich zu kratzen. Jedes Mal wenn einiger der gegnerischen Kämpfer in der Nähe seines Verstecks vorbei lief, hielt er voller Angst die Luft an.
Die ganze Zeit beobachtete er wie, wie es sich die Hordler gemütlich machten, Bäume fällten und einen Palisadenzaun errichteten. Wie die Jäger mit ihren Begleitern den Lagerplatz verließen, und einige Zeit später reich mit Beute beladen zurückkamen. Er sah wie Zelte in Reih und Glied aufgebaut wurden, Feuerholz gesammelt wurde, und schließlich wie das Essen zubereitet wurde. Es duftete köstlich, und Argamil, der seit dem Morgen nichts mehr gegessen hatte, knurrte der Magen. Er hatte leise vor sich hingeflucht, da er Angst hatte man könnte ihn und seinen knurrenden Magen hören.
Schließlich wurde es dunkel, und seine Feinde begannen es sich an den großen Lagerfeuern gemütlich zu machen. Meist saßen sie in Gruppen von zehn oder zwölf um die Feuer, und es dauerte nicht lange, da nahm er den vertrauten Duft von Trollkraut wahr. Da Argamils Gegner nun mit sich, ihren Pfeifen und den alkoholischen Getränken beschäftigt waren, begann er sich langsam rückwärts weg zu kriechen. Während das Lachen und Grölen der Horde immer lauter wurde, entfernte sich Argamil immer weiter, bis er sich endlich sicher genug fühlte um aufzustehen, und so schnell er nur konnte weg zu rennen. Zunächst noch durch die offene Savanne, bis er dann auf einen kleinen Wald traf. Er lief immer tiefer in den Wald, bis er erschöpft stehen blieb und sich auf den Rücken sinken ließ.
Zwischen den Bäumen war es sehr dunkel und er konnte kaum etwas erkennen. Draußen in der offenen Savanne, hatte ihm das fahle Licht des Mondes genug Licht gespendet, doch hier zwischen die Bäume fiel kein Licht. Argamil spähte in die Schatten. Als er sich weit genug beruhigt hatte, und sich sicher war, daß ihm niemand gefolgt war überlegte er wie er weiter vorgehen sollte.
„Jetzt bin ich also auf Shat’Alor. Aber alleine, mit einer ganzen Horde von Orks, Untoten, Trollen und Tauren.“
Er horchte auf die unvertrauten Geräusche der Nacht.
„Und was weiß ich, was für Kreaturen hier sonst noch leben.“
Ein Rascheln in den Büschen schreckte ihn auf, und gebannt hielt er den Atem an. Sein Herz pochte laut in seinen Ohren, und der Schweiß perlte ihm auf der Stirn. Als kein weiteres Geräusch folgte, entspannte er sich, und stieß die Luft wieder aus. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn.
„Wenn ich nur nicht alleine hier wäre….“
Er hielt kurz inne, Gedanken jagten sich in seinem Kopf, und schließlich grinste er breit.
„Ich werde erst einmal versuchen meine Kameraden zu erreichen, und die holen mich dann hier runter.“
Er klatschte sich mit der flachen Hand auf die Stirn.
„Daß ich da nicht vorher daran gedacht habe.“
Argamil überlegte kurz wen er wohl als erstes kontaktieren sollte.
„Noxx? Nee, der bestimmt nicht! Dieser Schurke steht bestimmt wieder hinter irgendeinem Baum und versucht den Weibern unter die Röcke zu schauen.“
Schließlich konzentrierte er sich.
*Aldrassil? Aldrassil, kannst Du mich hören?*
Es dauerte einen Moment, und dann konnte er die Persönlichkeit des Priesters spüren.
*Agramil? Wo bist Du? Wir suchen Dich schon die ganze Zeit!*
Er mußte grinsen als er die Erleichterung im Gedankenruf seines Kameraden spürte.
*Du wirst es nicht glaube, aber ich bin auf der Scherbe.*
Ein kurzer Moment der Stille, dann:
*WAAS?!? Das gibt’s doch nicht! Wie hast Du das gemacht?*
Mit kurzen Sätzen erzählte Agramil von seinem unfreiwilligen Abenteuer, wie er auf der Scherbe gelandet war, und schließlich wie er sich hier im Wald versteckt hatte. Während seiner Schilderung hatte er die Präsenz von mehreren anderen Persönlichkeiten spüren können, und plötzlich vernahm er:
*Ich bin auch hier*
Eine weibliche Stimme, aber er konnte sich kein Bild der Person machen. Zu schemenhaft und verwischt war der Eindruck.
*Ich auch, aber ich kann mich nicht bewegen.*
Eine weitere weibliche Stimme. Argamil hatte Angst. Wer sollte außer ihm sollte noch auf die Scherbe gekommen sein, ohne daß er selbst es bemerkt hatte. Konnten etwa die Mitglieder der Horde in ihre Gedankenrede eindringen?
*Wer seid ihr?*
Er spürte das belustigte, arrogante Heben der Augenbraue, dann antwortete eine Nachtelfe:
*Darkchucky*
Im selben Moment bemerkte er eine Bewegung neben sich, und die Schurkin ging neben ihm in die Knie, einen Zeigefinger an ihre Lippen haltend.
„Schhhhhhht. Es ist zwar niemand in der Nähe, aber sei still.“
Argamil hätte vor Schreck fast in die Hose gemacht. Ganz in schwarz gekleidet kniete die Nachtelfe neben ihm. Eine Hand hatte sie am Dolch, der an ihrer Hüfte hing, den Unterarm des anderen Armes ruhte auf ihrem Knie. Sie schaute ihn aus ihren weiß glühenden Augen an.
Argamil schluckte schwer, dann nickte er. Er nahm wieder die Gedankenrede auf:
*Und wer bist Du?*
Die Gedanken vermittelten Schmerzen.
*Dana*
Darkchucky, die in den Gedanken die Gnomin erkannt hatte, nickte Argamil bestätigend zu.
*OK, und wo bist Du? Warum kannst Du Dich nicht bewegen?*
*Ich bin ganz in der Nähe des Lagers, auf so einem verdammt hohen Baum!*
Verwirrt schauten sich Argamil und Darkchucky an, doch bevor sie fragen konnten, fuhr Dana fort:
*So ein verfluchter Ork hat mich umgehauen, und während ich ohnmächtig war, hat er mich einfach mitgeschleppt.*
Dakrchucky zog die Augenbraue hoch. Sie kannte die kleine Schurkin, und wußte daß sie so schnell keiner umhauen konnte, auch kein Ork.
*Plötzlich bin ich wieder zu mir gekommen, gerade als wir durch dieses Portal flogen. Ich hab dann wie verrückt auf den Ork eingeschlagen, weil ich nicht an meine Waffen kam. Und kurz bevor wir auf der anderen Seite des Portals wieder herauskamen, ließ mich dieser stinkende Barbar einfach fallen.*
Wieder konnte er starke Schmerzen in den Gedanken von Dana wahrnehmen.
*Ich wurde weg geschleudert, und landete so Mitten auf einem Baum, und habe mir dabei wohl ein Bein und einen Arm gebrochen. Es tut höllisch weh, und ich kann mich nicht bewegen.*

***

Übel gelaunt kratzte er sich am Hintern. Dann drehte er sich zur Seite und schlug dem Untoten Schurken auf den Hinterkopf.
„Verdammt sie ist weg! Mein Abendessen ist verschwunden, und wir haben wahrscheinlich einen Ally hierher gebracht!“
Jazz, rieb sich den Hinterkopf, und schaute zu dem wütenden Krieger hinüber.
„Aber Don…“
Er schluckte als er den bösen Blick des Orks auffing und korrigierte sich.
„Aber Chef, ich kann doch nichts dafür. Du hattest die Gnomin ja schließlich in Deinen Rucksack gepackt.“
Der Ork drehte sich um und baute sich mit geschwellter Brust vor dem Untoten auf.
„Willst Du etwa sagen, daß es meine Schuld ist?“
Der drohende Unterton war kaum falsch zu verstehen, und Jazz schluckte schwer bevor er antwortete.
„Nein, natürlich nicht. Aber wir müssen uns beeilen, wenn irgend jemand erfährt, daß wir einen Gnom hierher geschleppt haben, sind wir in ernsthaften Schwierigkeiten.“
Der Ork schaute kurz nach links und rechts und sagte dann:
„Schon seit Stunden rennen wir hier rum, und versuchen so unauffällig wie möglich diesen kleinen Scheißer zu finden. Ich hab’ keinen Bock mehr. Ich hab Hunger!“
Verschwörerisch beugte er sich zu Jazz hinüber und flüsterte dann:
„Keine Panik. Nur keine Angst. Niemand wird erfahren, daß wir das waren. Außerdem, so ein kleiner Gnom, der kann hier ja, ganz alleine und auf sich gestellt, überhaupt nicht überleben. Bis morgen früh, ist der Wurm eh tot. Gefressen von irgend so einer Katze.“
Zufrieden mit seiner Argumentation, nickte er vor sich hin, dann schlug er dem Untoten auf den Rücken und zog ihn zu den Lagerfeuern.
„So, und jetzt: Keine Panik, wir essen erst mal, trinken einen Schluck, und dann ist die Welt wieder in Ordnung. Ich hätte zwar lieber knusprigen Gnom gehabt, aber naja, dieses Viehzeugs soll ja auch gut schmecken.“
Jazz schaute noch einmal in die Dunkelheit außerhalb des Lagers und ließ seinen Blick über die Bäume schweifen. Dann zuckte er die Schultern und folgte dem Ork.
Hätte er den Blick nur ein paar Meter nach oben gehoben, so hätte er vielleicht die verletzte Gnomin sehen können.

***

Ich wischte mir die Tränen aus den Augen, und holte keuchend Luft. Mit der Hand fuhr ich mir kurz über den Kopf, und war froh, daß ich keine Haare hatte, denn die von Fusion ausgelöste Rumflamme, hätte eine eventuell vorhandene Frisur ziemlich ruiniert. Nach und nach erholten sich auch die Anderen, und erhoben sich aus ihren liegenden Positionen. Ràgnàrók grinste zufrieden, denn seine Geschichte, ob wahr oder nicht, war ein echter Lacher und würde sicher an noch vielen Lagerfeuern nacherzählt werden. Wer sollte schon wissen, wer es später welchen Enkeln erzählen würde.
Ikari klopfte sich den Staub von seiner Robe, paffte vergnügt an seine Pfeife und wiederholte immer wieder:
„Hehe, Größe ist nicht alles.“ Und schielte nochmals zu der riesigen Gestalt des Taurenkriegers.
Bulljin neben mir, der ebenfalls in Stoßrichtung der Flamme gesessen hatte, rief zu Fusion hinüber:
„Jetzt aber genug mit dem Geflamme hier! Trink den Rum, oder gib’ ihn mir.“
Worauf alle zustimmten, und ihre Krüge hoben. Wir prosteten uns gegenseitig zu, und nahmen einen großen Schluck.
„Hey! Laßt noch etwas für uns übrig!“
Mit diesen Worten traten zwei weibliche Untote den Kreis, und setzten sich zwischen Nivil und Fusion.
„Hallo Kelana, schön dasssu den Weg su uns noch findes’.“
Sajuuk hob seinen Krug und prostete ihnen zu, während Fusion zwei große Krüge aus seinem Rucksack zauberte, und den beiden Frauen reichte.
„Un’ wer is’ Deine besaubernde Freundinn?“
Das Trollkraut hatte wirklich eine frappierende Wirkung auf die Sprachfähigkeit des Untoten. Die Magierin deutete unterdessen auf ihre Nachbarin und stellte sie vor:
„Ihr erinnert euch sicher noch an Tretrow, den Schamanen. Dies ist Tri, seine Nichte.“
Tri verbeugte sich anmutig, und hob dann den Krug und nahm einen kräftigen Schluck Rum. Smokefist beugte sich zu mir herüber und meinte:
„Tretrow? Das ist doch der Taure, der nach Barzell’Onna ging, um seine Studien fort zu führen, oder?“
Ich nickte ihr zu, und erwiderte:
„Ja, er soll sich dort im sonnigen Schban’Jenn recht wohl fühlen. Aber wie diese Untote die Nichte eines Tauren sein kann, weiß ich ja nicht.“
Ràgnàrók, mittlerweile ziemlich angeheitert, wischte sich nach einem weiteren Schluck Rum über den Mund und rief:
„So Denc! Jetz’ bis’ Du dran. Lass ma’ deine…hicks…Silithus Geschische hör’n!“
Ich zog eine Grimasse, und meine Ohren wurden glühend heiß. Wahrscheinlich wurden sie auch so rot wie Ràgnàrók’s Augen. Und schon stimmten die Anderen ein, und forderten mich auf, mein Abenteuer zum Besten zu geben.
Elvenshrek, setzte sich neben mich, und legte seine Schnauze auf meine Schulter, gerade so als wollte er mir Mut zusprechen, und so gab ich mich geschlagen. Ich blickte hinüber zu Kelana, die schon wissend grinste, und begann:
„Also, ich war damals gerade neu nach Silithus gekommen, und sollte für den Zirkel einige Aufträge erledigen. Da ich mich dort noch nicht auskannte, kaufte ich bei einem Händler als erstes eine Karte des Gebiets, für drei Goldstücke.“
Mosharu prustete vor Lachen in ihre vorgehaltene Hand. Ich blickte zu ihr hinüber und sagte:
„Jaja, wie gesagt, ich kannte mich da ja nicht aus, und wußte nicht, daß ich eben dieselbe Karte auf Anfrage bei unserem Windreiter bekommen hätte. Umsonst.“
Rund um war Gekicher zu hören, und meine Ohren wurden noch ein bißchen heißer.
„Ich hatte also den Auftrag bekommen einige der einheimischen Bestien zu erlegen, da sie immer wieder die Versorgungslinien des Zirkels störten. Gleichzeitig sollte ich nach einem verschollenen Kochbuch suchen, das ein Goblin wohl bei einem Überfall verloren hatte. Ich sattelte also meinen Raptor, nahm meine neue Karte zur Hand, und ritt hinaus aus der Burg.“
Ich blickte wieder zu Kelana, die vergnügt vor sich hin kicherte.
„Ich muß gestehen, ich habe ruck-zuck die Orientierung verloren, und wußte nicht mehr so genau wo ich war. Also sandte ich meinen Gedankenruf aus zu Kelana, von der ich wußte, daß sie schon oft in Silithus gewesen war. Sie half mir auch sofort und schickte mich in die richtige Richtung.“
Die Blicke der anderen schweiften kurz zur Magierin, bevor sie wieder zu mir zurückkehrten.
„Ich saß also auf meinem Raptor, und gab ihm die Sporen. Elvenshrek hier lief treu neben mir her, während ich versuchte Kelanas Anweisungen zu folgen, und gleichzeitig die widerspenstige Karte zu falten. Gerade mußte ich die Karte wieder komplett auffalten, da ich sie irgendwie total verknickt hatte, als ich ein merkwürdiges Kreischen hinter mir wahrnahm. Ich drehte mich also um, und sah, daß wir von zwei gewaltigen Skorpiden verfolgt wurden, die wütend ihre Scheren gegen uns schwangen.“
Die meisten Anwesenden hatten wohl schon eine ähnliche Situation erlebt, denn ich erntete verständnisvolles Nicken.
„Also gab ich dem Raptor nochmals die Sporen, und bemühte mich um so mehr, diese verdammte, aber ja wirklich wertvolle Karte zu falten.“
Wieder lautes Kichern, diesmal von Bulljin und Lilium rechts von mir.
„Plötzlich gesellte sich zum Kreischen der Skorpide, die uns immer noch verfolgten weiterer Lärm. Ein regelrechter Tumult. Leider hatte sich nun die Karte in einem meiner Hauer verfangen, und ich konnte sie nicht schnell herunter nehmen, ohne sie zu zerreißen. Ich bemühte mich die Karte vorsichtig von meinem Zahn zu ziehen, als plötzlich ein Feuerball über meinen Kopf schoß. Ich zog also eiligst die Karte herunter, wobei ich das wertvolle Stück in zwei Teile zerriß. Und was ich sah’ ließ mir den Atem stocken.“
Ich hielt kurz inne und nahm einen Schluck Rum. Das Erzählen machte tatsächlich durstig. Gebannt hingen die Blicke der Anderen an meinen Lippen.
„Ich war mitten in das Lager der Twilight-Kultisten geritten! Aufgeschreckt rannten sie umher, schossen mit Zaubern auf mich, oder verfolgten mich zu Fuß. Ihr könnt euch vorstellen was für ein Gefühl das war. Da ritt’ ich mitten durch das feindliche Lager, zwei Skorpide an der Pobacke, und dahinter zahlreiche schreiende und schießende Kultisten, die alle hinter mir her rannten.“
Ich schaute in die Runde. Alle hörten mir gebannt zu.
„Also beugte ich mich tiefer über den Hals des Raptors, befahl Elvenshrek, dicht bei mir zu bleiben, und hoffte irgendwie heil aus dem Schlammassel zu kommen. Glücklicherweise, hatte mich bisher noch kein Schlag oder Zauber getroffen, und wir erreichten endlich das andere Ende des Lagers. Mittlerweile waren beistimmt zehn oder zwanzig von diesen verrückten Kuttenträgern hinter mir her. Ich ritt also in vollem Galopp aus dem Tor...“
Ein weiterer Blick in die Runde.
„Und krachte mitten in eine Gruppe von fünf Allianzkämpfern. Stellt es euch vor, ich, zwei Skorpide, und eine ganze Meute von Twilight-Anhängern, stürmen aus dem Lager, direkt auf die Allianzler zu!“
Nun mußte ich selbst grinsen als ich fortfuhr.
„Die Augen sind ihnen fast aus dem Kopf gefallen, die Münder sperrangelweit offen. So standen sie da. Und ich ritt voll in sie rein. Viel zu erschreckt um nachzudenken, reagierten die Fünf instinktiv, und eröffneten das Feuer. Innerhalb von Sekundenbruchteilen entbrannte ein wildes Gerangel, in dem jeder gegen jeden kämpfte. Twilights gegen Allies, Allies gegen Skorpide, Skorpide gegen mich, ich gegen Twilights, Twilights gegen Elvenshrek. Chaos pur sag’ ich euch!“
Belustigt ließ ich die Augen aufblitzen.
„Während ich mich meiner Haut erwehrte, konnte ich einen genaueren Blick auf die Allianzler werfen, und ich mußte auf einmal laut loslachen.“
Entgeistert schaute Mosharu zu mir. Wahrscheinlich dachte sie, genauso wie die Allianzler damals, ich wäre wohl gerade vollkommen durchgedreht.
„Alle fünf Allianzler trugen ihren Waffenrock. Einen Waffenrock, den die Meisten von uns kennen und hassen.“
Nun hing wirklich jeder an meinen Lippen.
„Die Kämpfer die da neben mir standen und gegen die Twilights kämpften, mir unfreiwillig halfen, und dabei starben, waren Kämpfer vom Rising Phönix Bataillon.“
Ein kurzer Moment der Stille, dann erklang schallendes Gelächter. Rising Phönix, das wohl erfolgreichste, meist gefürchtete und meist gehaßte Bataillon der Allianz, hatte viele von uns schon mehrfach eine Niederlage bereitet, und jeder hatte mit ihnen noch eine Rechnung offen.

***

*Wie geht es Dir?*
Es dauerte einen Moment, dann erwiderte die Gnomin:
*Naja, ich fühle mich äußerst bescheiden, und zwischen durch wird mir schwarz vor Augen. Ansonsten geht’s mir blendend.*
Argamil war froh’, daß Dana wenigstens noch etwas Galgenhumor bewies. Sie hatten sich langsam und vorsichtig an das Lager der Horde herangeschlichen. Hierbei war Darkchucky eine unersetzbare Hilfe gewesen. Ihre Schleichtechnik war unschlagbar, und zwischendurch verlor selbst Argamil die Nachtelfe aus den Augen. Sie waren nun an der Baumgruppe angelangt, die direkt an den Palisadenzaun des Lagers grenzte, und die den einen Baum beherbergte, auf dem die verletzte Gnomin fest hing.
*Wie sieht es im Lager aus? Können wir Dich runter holen?*
Argamil wußte noch nicht genau auf welchem Baum die Gnomin hing, aber Darkchucky neben ihm hatte ihren Blick schon auf einen bestimmten Baum geworfen. Sie hatte Dana sicher schon entdeckt.
*Die meisten haben sich schon zurückgezogen und liegen schnarchend in ihren Zelten. Könnt ihr das nicht hören?*
Tatsächlich, wenn er sich anstrengte, konnte er das tiefe Grunzen und laute Schnarchen der Schläfer hören, doch er hörte auch zahlreiches Gelächter und Gegröle.
*Ist jemand in Deiner Nähe, jemand der uns entdecken könnte?*
Fragte Argamil vorsichtig. Da vernahm er ein genervtes Schnauben neben sich, und sah wie die Nachtelfe sich kopfschüttelnd erhob, und dann begann einen Baum, etwas rechts von ihm zu erklimmen.
*Ähm, Darkchucky ist unterwegs, sie wird Dir herunter helfen.*
Mehr konnte er nicht tun. Er beobachtete wie die Schurkin geschmeidig den Baum erklomm, und schließlich, ziemlich weit oben anhielt. Im fahlen Mondlicht konnte Argamil nicht viel erkennen, und hoffte nur daß alles in Ordnung ging.
*Hexer, Paß auf daß niemand kommt. Wir werden jetzt runter klettern.*
Der gedankliche Befehl kam von der Nachtelfe, und er konnte ihre ganze Arroganz in ihren Gedanke spüren.
*Und schau nicht zu!*
Dieser leicht verschreckte Ruf kam von der Gnomin, und bewirkte natürlich das genaue Gegenteil, und Argamil schaute nach oben.
*Schau weg! Kümmere Dich um das Lager!*
Er mußte lächeln. Kein Wunder, daß Dana es vermeiden wollte, daß er zusah. Und so sah wie sie auf dem Rücken der Elfe herunter gebracht wurde.
Er schaute schnell weg, und beobachtete den Palisadenzaun, der das Lager der Horde umgab. Doch es blieb weiterhin ruhig.
Schließlich erreichten die beiden Damen den Boden, und sofort kam die kleine Schurkin auf ihn zu gerannt, und verpaßte ihm eine schallende Ohrfeige – währe er nicht gerade gekniet, hätte sie ihm maximal auf den Schenkel gehauen, oder vielleicht…nein, es wahr wohl besser daß er kniete, auch wenn er die Ohrfeige nicht als angenehm empfand.
„Du hast geschaut, ich hab’s genau gesehen!“
Dana stapfte wütend mit ihrem Füßchen auf. Argamil wollte etwas erwidern, doch Darkchucky kam ihm zuvor:
„Still jetzt! Wir müssen hier weg, und zwar schnell.“
Die Nachtelfe zog sich das Halstuch vor Mund und Nase, drehte sich um, und bewegte sich fort von dem Lager. Argamil schaute kurz zu Dana, zuckte mit den Schultern und folgte Darkchucky in die Savanne.
Nachdem sie einige Minuten gelaufen waren, trafen sie wieder auf den kleinen Wald, in dem sich Argamil ursprünglich versteckt hatte. Sie waren in Sicherheit; vorerst.
Er ließ sich auf den Boden sinken und lehnte sich an einen Baumstamm.
„Was machen wir nun?“ fragte er.
Prompt hieb ihm Dana mit der flachen Hand auf den Kopf.
„Hallo? Wo hast Du denn Deinen Verstand?“
Mit vor der Brust verschränkten Armen stand sie vor ihm, Auge in Auge, und funkelte ihn zornig an.
„Wozu ist denn ein Hexenmeister gut? Hmm?“
Argamil dachte natürlich an seinen Sukkubus, an Flüche und Schadenszauber. Dana rollte mit den Augen und sagte:
„Herrje! Das Ritual der Beschwörung!“
Überrascht riß Argamil die Augen auf. Sollte es Möglich sein, daß er seine Kameraden hierher auf die Scherbe beschwören könnte? Ein Versuch wäre es sicher wert.
Also rief er mit den Gedanken wieder seinen Freund Aldrassil:
*Aldrassil, hörst Du mich?*
*Ja, ich höre Dich. Alles klar bei euch?*
Argamil antwortete schnell, und schilderte Danas Rettung, und fuhr dann fort:
*Ich weiß zwar nicht ob es wirklich funktioniert, aber ich möchte Dich, und später auch die Anderen hierher beschwören.*
Er mußte lange auf eine Antwort warten, bis Aldrassil schließlich meinte:
*OK, versuche es – aber verlier’ mich nicht irgendwo unterwegs!*
Also nickte Argamil seinen beiden Begleiterinnen zu, und begann das Ritual der Beschwörung. Der nebelige Wirbel baute sich auf, Dana und Darkchucky stimmten in die Beschwörung mit ein, und schließlich ertönte ein kurzes „Plopp!“ und Aldrassil stand vor ihnen.
Erleichtert nahm Argamil seinen Freund in die Arme.
„Aua!“
Argamil drehte sich wütend um, denn Dana hatte ihm von der Seite, ziemlich heftig an sein Schienbein getreten.
„Ein Priester?! Ein Priester? Was sollen wir mit einem Priester? Warum hast Du keinen weiteren Hexer geholt?“
Frustriert warf sie die Arme in die Höhe und drehte den beiden den Rücken zu. Aldrassil hob’ überrascht eine Augenbraue, schaute von der Gnomin zu seinem Freund und fragte schließlich:
„Ist sie in Dich verliebt?“
Nun mußte sogar die kühle Nachtelfe kichern. Sie schüttelte den Kopf und sagte dann:
„Vielleicht sollten wir wirklich zunächst weitere Hexer, deren Taschen voller Seelensteine sind, hierher holen. Dann können wir mehrere Kämpfer gleichzeitig beschwören.“
Argamil nickte zustimmend.
Und so begannen die Vier langsam die Kämpfer der Allianz Kampfgruppe auf die Scherbe von Shat’Alor zu beschwören.

***

„Ja, ja Denc, Du hattes’s ja schon immer drauf, andere für Dich sterben zu lassen.“
Kichernd hob Fusion seinen Krug, und prostete mit über das Feuer hinweg zu. Ich antwortete dem Prosten und, nachdem ich einen Schluck Rum genommen hatte – der zwar immer noch schön in meinem Magen brannte, aber dessen Wirkung ich schon nicht mehr so richtig wahr nahm, da das Trollkraut mein Körperempfinden schon dezent abgepolstert hatte – fragte ich:
„Wie meins’n das?“
Fusion zog die Nase hoch, schaute in die Runde und erwiderte:
„In der Kriegshymmmen…äh…Kriegshymnenschhhhh…ach…bei den Warsongs! Da hasse mich mitten in die Meute geschick’, und dann bin isch da verreckt. Jawohl ja!“
Einen Moment überlegte ich – naja, ich setzte zumindest mal einen intelligenten Gesichtsausdruck auf – und erwiderte:
„Ho, ho, das is’ ja nur, weil Du so gern’ Befehle en’gegen nimms’.“
Ich schaute in die Runde, ob auch wirklich alle zuhörten, bevor ich erklärte:
„Isch, hab’ ja meinen kleinen Elvenshrek hier.“
Ich tatschte meinem Begleiter ein bißchen auf den Kopf, was er eigenartigerweise mit einem unzufriedenen Brummen erwiderte.
„Also den, den hab’ isch losgeschick’. Un’ dabei hab’ isch ‚Schnapp’ sie Dir!’ geruf’n. Konnt ja nich’ wiss’n daß du gleich losrenn’s und versuch’s die Allies im Nahkam’f umzulegen.“
Der Alkohol hatte die Stimmung enorm gelöst, und wir alle waren, zugegebener maßen ziemlich kindisch drauf, weshalb diese Aussage lautes Gegröle auslöste.
„Konn’ ich ja niemlas nich’ wiss’n oder?“
Ich stand schwankend auf, und bewegte mich elegant um das Feuer. Bei Fusion angekommen, ließ ich mich neben ihm hinplumpsen.
„Hoppla!“
Laut stießen wir mit unseren Krügen an.
„Jawohl ja, auf die Kriegshymnenjungs! Das Sägewerk gehör’ uns!“
„Un’ die Schmiede!“ rief Ràgnàrók, doch niemand schien es zu beachten.
„Auf die Kriegshymnenjungs!“
Wir alle prosteten uns gegenseitig zu, und nahmen einen weiteren Schluck Ramsey-Rum. Keiner von uns dachte an morgen. Wir waren einfach nur erleichtert, den Kampf um das Portal gewonnen zu haben, und auf Shat’Alor zu sein.
Kelana, die auf der anderen Seite von Fusion saß, meinte:
„Ganz schön dumm von Dir Fusion. Da ruft ein Jäger ‚Schnapp sie Dir!’ und Du rennst einfach los.“
Sie schnalzte mißbilligend mit der Zunge.
Fusion erwiderte ihren Blick, oder zumindest versuchte er es, aber er schwankte schon ein bißchen im sitzen.
„Ha! Aber immer noch besser, als der kleine Ork, der dacht’ Denc’s Elvenshrek könn’ reden.“
Ich mußte kichern als ich daran dachte. Und stieß Fusion belustigt in die Rippen.
„Jo Maan, der war ja ech’ drauf. Hehe.“
Wir kicherten laut vor uns hin, die Köpfe aneinander gelegt, bis uns die Anderen aufforderten das Ganze zu erklären.
„Dasu muß aber Nivil kurs in seine Reisege…Reise…Mist…sich in eine Kasse verwandeln.“
Nivil schaute verständnislos zu mir herüber.
„Kasse? Was’n das denn?“
Ich machte eine abwertende Handbewegung zu ihm hinüber, was mich fast vorne über kippen ließ.
„Maan! Na so wie Du immer rummrenn’s wenn De unnerwegs bis’!“
„Achso!“
Nivil stand auf, murmelte die kurze Formel und verwandelte sich in seine Reisegestalt. Er verwandelte sich in eine wunderbare, orangefarbene Katze, die abgesehen von der etwas kleineren Größe, ein Zwilling von Elvenshrek sein könnte.
„Genau! Also ich stand grad in Orgrimmar, und Elvenshrek war im Stall, als Nivil da von ’nem Ausflug surück kam. Ich stand da vor der Bank, un’ wir hielt’n ein kleines Schwätzchen. Da kommt so ’n kleiner Ork vorbei, un’ meint ‚Hey, das is’ ja doll, wo has’n den sprechenden Begleiter her? Kann ich auch so einen kauf’n?“
Schallendes Gelächter, und die meisten von uns kugelten sich auf dem Boden vor Lachen. Wir waren wirklich sternhagelvoll.

***
 
Zurück