Another brick in the wall

Khanor

Dungeon-Boss
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Unser tägliches Leben ist gespickt mit Vorurteilen. Auch wenn wir selbst uns immer wieder denken, dass wir nicht zu der breiten Masse an Richtern gehören unterscheiden wir uns kaum von ihnen, obwohl es uns gar nicht auffällt.

Wir sitzen in unserem Auto und fahren zur Arbeit, vor uns überquert jemand trotz roter Ampel die Straße. Wir fragen uns, was das für ein Idiot ist, allein wie der schon rumläuft scheint er sich für jemand besonders tollen zu halten.

Was aber dahinter steht wissen wir nicht. Wenn wir nun wüssten, dass letzte Nacht etwas schreckliches passiert ist und er zu sehr in Gedanken ist und sich trotzdem noch auf diese coole Art und Weise bewegt, weil er emotional nie gelernt hat mit soetwas umzugehen und meint, vor seinen "Freunden" das Gesicht wahren zu müssen würde unsere Meinung vielleicht anders ausfallen.

Anders herum funktionieren Vorurteile natürlich auch. Jeden morgen steigt um 7:07 Uhr in Weetzen eine junge Dame in die Bahn und von ihren Bewegungen und der Optik her hätte ich schwören können, dass sie eine sehr umgängliche Person ist und sie bestimmt überall eine wahnsinnige Ausstrahlung an den Tag legt. Nachdem ich das nun zwei Monate dachte stieg vor zwei Wochen ein junger Mann mit ihr zusammen ein und unterhielt sich mit ihr. Und jedes einzelne Wort traf jeden einzelnen der Tage meiner falschen Vermutungen wie einen Stein, der mein Trugbild zerschmetterte... Tussi, dumm und weltfremd, einfach ganz und gar nicht brauchbar.


Von anderen Vorurteilen kommt man jedoch nicht ganz so schnell weg. Bestes Beispiel ist das deutsche Staatssystem mit den ganzen verschiedenen Ämtern und Stellen. Wir haben alle immer wieder nervige Scherereien damit und können viele Stunden damit verbringen darüber herzuziehen, aber im Grunde wissen wir doch, dass die Apperatur so funktioniert und irgendwie durchdacht ist. Trotzdem halte ich an meinem Glauben an eine riesige Inkompetenz des Systems fest, wenn nun die Familienkasse eine Unterschrift der Schule auf vier verschwendeten Seiten Papier verlangt, weil ich ja bald 25 werde. Die Schulbescheinigung, die ich Anfang des Jahres eingeschickt hatte reicht nun nicht mehr, weil ich einen Tag älter werde...

Warum die Herrschaften nicht einfach in der Schule anrufen (oder einmal quer über die Straße direkt hingehen), oder einfach die Unterschrift der Schule von vor einem halben Jahr akzeptieren ist mir allerdings ein Rätsel.

Ebenso muss ich auf dem Antrag meine Einkünfte des vergangenen Jahres angeben... Musste ich zu Beginn des Schuljahres auf drei verschiedenen Anträgen, zwischenzeitlich hier und da nochmal, dann wieder raussuchen für Anträge meiner Mutter etc. Hat sich denn (wenn ich seither Schüler war) so viel geändert? Wenn ich nebenher auf 400 Euro-Basis etwas verdient habe brauchen sie es nicht zu wissen, wenn ich oberhalb dieser magischen Grenze lag könnte man ja an mindestens drei anderen Stellen innerhalb des Systems nachfragen...

Und wenn man bei mir direkt nichts findet könnte man doch evtl. ein Suchfenster in der Datenbank öffnen und nachschauen bei welchem Unternehmen mein Name gefunden wird, die ja auch angeben müssen, was ich bekommen habe.

Solange die keine Polizeiakten einsehen dabei soll mir das egal sein, denn dann würde ja heraus kommen, dass ich in mehreren eurpäischen und einem panamerikanischen Staat wegen Steuerhinterziehung in 13-stelliger Höhe gesucht werde. :happy: Ob die Familienkasse dann noch zahlt?

Man weiß es nicht.

Ähnlich begeistert bin ich davon, dass ich eben einen Anruf der Krankenkasse bekam.

"Nun, sie werden ja bald 25" [ich persönlich hatte es wirklich geschafft das annähernd zu verdrängen, ich bin nicht so gierig darauf, aber so oft wie mir das in den letzten Tagen von Unbekannten gesagt wird... Hooorraaay
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] "und wir wollten fragen, ob Sie schon wissen, was Sie ab Sommer nach der Schule machen. Denn wenn Sie danach keine Anstellung haben oder keine Bildungsanstalt besuchen erlischt die Familienversicherung für Sie und Sie müssen sich wieder selbst versichern."

Überlegen wir...

Während ich zur Schule gehe und Bäfög bekomme darf ich die Versicherung von meiner Mutter bezahlt bekommen. Wenn aber mein Konto keinerlei Geldsegen mehr zu erwarten hat muss ich selbst bezahlen.

Cool. Eine interessante Logik.

Ich gehe am besten gleich zu meinen Lehrern und schlage vor in sämtlichen Fächern um zwei Noten angehoben zu werden sofern... Tja, sofern was? Mir fehlt die Argumentationsbasis. Morddrohungen find ich zu simpel.

Ein Beweis dafür, dass das deutsche System gut durchdacht ist.

Vielleicht könnte ich sie mit der Drohung erpressen das Jahr zu wiederholen und ihnen ein weiteres Jahr den Nerv zu rauben. Dass ich das meinem Lebenslauf nicht antun kann müssen die ja nicht erfahren.

Interessant finde ich auch, dass es eine "magische" Grenze bei der Kontoeröffnung gibt, liegt das monatliche Einkommen unterhalb dieser Grenze kostet das Konto jährlich einen Haufen Kohlen, verdient man allerdings genug bekommt man das Konto völlig kostenfrei.

Es gibt Dinge, die ich etwas widersprüchlich finde, vorsichtig formuliert.

Das ist in meinen Augen so benutzerfreundlich wie die Kraftstoffsteuer an Fahrradfahrer weiterzureichen und das Benzin kostenfrei an Autofahrer auszuschenken.

Gut, der Vergleich hinkt ein wenig, aber wenn man ganz weit in die Ferne schaut kann man nicht alle Einzelheiten erkennen und es wäre einen Versuch wert.

Während 80 % meiner Mitschüler eine "SparCard Schüler" erstehen dürfen und sich für 30 Euro monatlich frei in der gesamten Region Hannover mit Bussen, Straßenbahnen und Zügen bewegen dürfen gehöre ich zu den 20 % derjenigen, die das 23 Lebensjahr vollendet haben und somit eine weitere magische Grenze überschritten haben.

Die Nutzung einer SparCard wäre eine Ordnungswiedrigkeit, ich würde mich also des Fahrens ohne gültigen Fahrschein schuldig machen. Ich habe allerdings das Recht die "MobilCard Schüler" zu nutzen, die zwar immernoch ermäßigt ist im Vergleich zu der "normalen" MobilCard, allerdings kostet sie mich monatlich das doppelte der SparCard.

Weil... warum eigentlich? Darf ich durch mein fortgeschrittenes Alter und dadurch noch immer keine Steuern zu zahlen tiefer in die Tasche greifen um mein Recht auf Bildung wahrzunehmen? Bin ich ein anderer Schüler als die jüngeren? Oder wird vorausgesetzt, dass Schüler meines Alters von Beruf "Kind" sind und reiche Eltern haben?

In diesem Land wurde eine Zeit lang davon gesprochen, dass es nötig sei Grenzen einzureißen, anstatt neue aufzubauen. Kann aber auch sein, dass ich verwechsle und sich das nur auf ethnischen Fragen und die Außenpolitik bezog.


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oh ja, wie ich das kenne. Bei uns im Schwimmbad gibt es 0,50€ Ermäßigung, wenn man Schüler/Student ist. Aber nur bis 25 (wo wir bei deinem magischen alter währen). Der Sinn dahinter? Keine Ahnung, mit 24 verdient man als Student genau so wenig wie als 25 Jähriger.
 
Manchmal warte ich auf die Meldung, dass man erst ab 25 Kindergeld für die eigenen Kinder bekommt Oo
 
komisch, wenn man dann mal kein Kindergeld mehr haben will, ist's genauso komisch.
Brief ans Amt (ka welches, das zuständige halt): Vorausetzungen für Kindergeld erloschen, wie gewünscht teilen wir ihnen das mit.
Kindergeld kam fleissig weiter.
Noch einmal gemeldet.
Oh, immer noch Kindergeld.
Nach ner Weile (Jahr oder so) ein empörtes Schreiben des Amtes, warum wir denn noch Kindergeld bzögen, Rückzahlung mit (Sraf-)Zuschlag

Naja, nach Vorlage des Schriftverkehrs brauchten wir nur das überzählige Geld zurückzahlen
 
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