Apocalypse now

Khanor

Dungeon-Boss
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Es Begann damit, dass der Mensch daran glaubte für bestimmte Taten, die nicht konform mit den heiligen Schriften waren, Bestrafung in Form von Krankheit und Naturkatastrophen zu erhalten um sich auf seine Fehler zu besinnen.

Früher glaubte man, dass innerhalb bestimmter Zyklen Geister und Dämonen bestimmte Gebiete heimsuchen und die Lebenden in Angst und Schrecken versetzen.

Einige Zeit später glaubte man, dass jegliche Technik und Mechanik Hexenwerk seien und die weitreichenden Köpfe dahinter wurden zu Hauf verbannt und entehrt, verbrannt und verfolgt.

Als die Erde als Rund im All dargestellt wurde begann man auch von Ketzerei zu sprechen, schließlich ist uns auch heute noch bekannt, dass die Erde der Mittelpunkt jeglicher Existenz ist.

Und eine Scheibe.

In der Neuzeit gab es dann weitere Dinge, die es geschafft haben uns in Demut in die Knie zu zwingen und an eine Existenz zu glauben, die der Volksmund als "Teufel" bezeichnet. Unser modernes Denken und Verständnis lässt allerdings keine Massenhysterie zu und keinen einzigen Teufel für alles bekanntes Leben, denn jeder hat seinen eigenen Glauben an die Hölle.

Für den Einen ist es die Gewerkschaft.

Für einen Anderen ist es die Ex-Frau.

Der Nächste sieht das Vermächtnis des Teufels in Form von Ämtern über ihn herein brechen.

Es soll Leute geben, die daran glauben, dass es nichts schlimmeres als 1&1 gibt.

Und trotz Aufklärung weigern sich einige noch immer zu akzeptieren, dass der Glaube der Moslems nicht eine Verehrung von Krieg, Terror und Totenkult ist, sondern der Islam eine friedliche Religion mit ebensolchen aus der Reihe tanzenden Extremisten, wie es jeder andere Glaube auch hat.

Ich für meinen Teil bin nicht ganz sicher, worin sich mein Teufel versteckt, im Großen und Ganzen erwarte ich jedoch beinahe, dass er eines Tages auf meinem Monitor erscheinen wird.

Die Apokalypse naht.

Die Erde wird sich auftun und alles um mich herum versengen.

Ihre Vorreiter kündigen sie bereits mit großem Tamtam an, in Form von immer wiederkehrenden WoW-Errors.

Die Apostel eilen durch die Lande und verkünden ebensolche Warnungen, Tag für Tag.

Und ihre Warnungen sind eindringlich und unverkennbar, durch und durch von ihrer eigenen Machtlosigkeit angehaucht.

"Gegen 5:00 Uhr MEZ werden alle Server neu gestartet. Wir bitten die Unannehmichkeiten zu entschuldigen."

"Uns erreichen Meldungen über erhöhte Schwierigkeiten beim Einloggen, das Problem ist uns bekannt, wir arbeiten daran und bemühen uns diesen Fehler schnellstmöglich zu beheben. Zuletzt aktualisiert um 15:00 Uhr."

"Uns erreichen Meldungen über erhöhte Schwierigkeiten beim Einloggen, das Problem ist uns bekannt, wir arbeiten daran und bemühen uns diesen Fehler schnellstmöglich zu beheben. Zuletzt aktualisiert um 19:30 Uhr."

"Uns erreichen Meldungen über erhöhte Schwierigkeiten beim Einloggen, das Problem ist uns bekannt, wir arbeiten daran und bemühen uns diesen Fehler schnellstmöglich zu beheben. Zuletzt aktualisiert um 22:00 Uhr."

"Wegen Notfallwartungsarbeiten werden die Server des Realmpools Blutdurst in der Zeit von 14:00 Uhr bis vorraussichtlich 16:00 Uhr nicht erreichbar sein. Wir bitten die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen."

"Wegen Notfallwartungsarbeiten werden die Server des Realmpools Blutdurst in der Zeit von 14:00 Uhr bis vorraussichtlich 20:00 Uhr nicht erreichbar sein. Wir bitten die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen."

Ihre Stimmen Hallen durch die Lande, doch verhallen sie ungehört und verfehlen ihren Zweck. Das vermeintliche Wiegen in Sicherheit entpuppt sich zu leern Versprechungen und Hoffnungen, die nicht gehalten werden können.

Endlich scheint ein Ausweg gefunden, es ist möglich den Magier eine Stunde durch die Lande zu bewegen, als ein weiterer Vorbote seinen Weg in mein Zimmer findet. Der Monitor wird dunkel und seine hässliche Fratze schreit ein "WoW-Error" mit einem warnenden "Pling" in mein Gesicht.

Er spricht in fremden Sprachen, besessen vom Teufel persönlich ruft er unverständliche Zahlen- und Buchstabenketten aus, die mich Angst und Bange werden lassen und auch ich erkenne wieder einmal:

Ich bin ahnungslos.

Ich bin ein Spielball der Launen des Teufels.

Ich bin hilflos ausgeiefert.

Ich bin gezwungen zu warten, bis dieses Beben im Gleichgewicht des World Wide Web behoben ist und ich meinem Magier nach dem Respawn beim Geistheiler wiedertreffe.

Weitere bange Minuten vergehen, doch wiege ich mich in Sicherheit, da das Ende nicht plötzlich so nah sein kann, wie es sich andeutet.

Doch weit gefehlt, nach kurzer Zeit kämpfe ich wieder mit meinen tiefsten Ängsten, als ich das "Pling" im Hintergrund erschallen höre, mein Gnom mitten in der Bewegung inne hält und sich kurz danach der Monitor schwarz, bis auf die weiße Fehlermeldung, färbt.

Aus purer Verzweiflung will ich die Heimsuchung abwenden, will retten was noch zu retten ist und kopiere den WTF-Ordner aus dem Teufelsschlund.

Geschafft, das Interface scheint wiederherstellbar.

Ich reiche dem AddOn-Ordner die Hand und will ihn den Fängen des Bösen entreißen, ziehe ihn Stück für Stück empor, doch kann ich ihn nicht ganz retten.

"Fehler in Datei Dingsbums, die Datei kann nicht verschoben oder gelöscht werden, der Quellcode ist beschädigt."

Neuerliche Versuche.

Gleiches Ergebnis.

Ich versuche seine Innereien einzeln zu mir zu holen, ins Licht, in Sicherheit.

Nachdem ich die ersten Unterordner retten konnte gelange ich zum gleichen Ergebnis.

"Fehler in Datei "LICENSE", die Datei ist beschädigt und kann nicht verschoben werden."

Ich will sehen in welchem der Ordner sich diese Datei befindet, benutze die Suchfunktion von Windows und es stellt sich heraus, das annähernd jedes AddOn eine solche Datei besitzt.

Kurz darauf wird der Such-Eplorer jedoch von unglaublichen Schmerzen gebeutelt und sieht sich in die Knie gezwungen beim Anblick des Abgrundes.

Er verabschiedet sich mit einer Fehlermeldung und einem Problembericht.

Senden.

Auch wenn es nichts hilft.

Ich schließe im Herzen mit meinen AddOns ab und starte die Repairfunktion von World of Warcraft.

Lange Minuten später ist sie durchgelaufen und heuchelt mir Sicherheit.

Ich starte.

Keinerlei Probleme.

Ich logge ein.

Keinerlei Probleme.

Ich beginne zu spielen.

Keinerlei Probleme.

Ich will eine Quest annehmen.

Die alten Probleme.

Der Bildschirm wird schwarz und signalisiert mir, dass ich nicht entkommen kann.

Werde ich dafür bestraft, dass ich nicht wie gewohnt eine 6er Tasche erhalten habe in den ersten zwei Lebensstunden des Charakters, sondern gleich sechs?

Ein Repairboot soll die Lösung bringen, ich beende Windows und schaue gebannt auf den Monitor, der blaue Abmeldebildschirm bleibt jedoch länger bestehen als erwartet.

Weit länger.

Nach zwei Minuten erstirbt das Geräusch der Festplatten und Lüfter und ich gönne ihnen einen Moment der Ruhe.

Als ich sie wieder zur Arbeit antreibe lässt es sich Scandisc nicht nehmen meine Laune ein wenig weiter zu dämpfen und schaltet sich in die Bootsequenz ein, kann jedoch nichts entdecken.

Seltsam.

Nach alldem läuft es nun aber ruhiger, die Ladevorgänge scheinen schneller vonstatten zu gehen und auch ansonsten blüht alles voll Harmonie. Mein Magier lebt noch, ich queste ohne zu sterben (was bei mir im Levelbereich zwischen 12 und 20 selten ist) und kann auch meine Berufe Stück für Stück steigern.

Ruhe.

Gelassenheit.

Sicherheit.

Sicher nicht!

Pling.

WoW-Error.

Mir entfährt ein ängstliches Stöhnen, doch wird mir nicht einmal genug Zeit gegönnt mich um den OK-Button zu kümmern, denn nach einem kurzen Augenblick wird das Tor zur Hölle zugeworfen und mein PC schaltet sich von allein aus.

Stille.
 
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