B.Z. und andere Zeitungen

Vespilla

Quest-Mob
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Habt ihr etwas, was ihr wirklich aus tiefster Seele verabscheut?

Ich schon. Schon kurz nachdem ich nach Berlin gezogen war und das erste Mal die angeblich größte Zeitung Berlins in den Händen hielt, hatte ich etwas gefunden, was mir an Berlin bereits missfiel: die B.Z.

Vom schönen Rhein kommend, noch jung und naiv, dachte ich die Welt steckt voller interessanter Informationen. Man muss sie bloß fassen und ergründen. Neue Stadt, neue Umgebung, was also ist naheliegender, als sich die örtliche Zeitung zu kaufen um schnell auf dem aktuellen Stand zu sein? Den Blick in die B.Z.(und die dafür ausgegebenen 60 Cent) habe ich bereits nach wenigen Sekunden bereut. Wo waren die Informationen? Stattdessen fast nur Bilder, Überschriften in XXXXXXL und Werbung. Öhm ja. Ok. Berlins größste Zeitung? Omg, eher die blödeste.

Bis zum jetzigen Donnerstag hatte ich die B.Z. nie wieder angerührt. Ich hatte mir meine Meinung zur B.Z. gebildet. Ebenso halte ich z.B. die "Bild" für eine "Zeitung", die nur zum Verblöden der Leser gut ist.

Aber warum erzähle ich euch das?

Nun, vor zwei Tagen (am Donnerstag) habe ich den Fehler gemacht und in der Uni eine etwas abfällige Bemerkung zum Thema "Bild" und "B.Z." gemacht. Daraufhin hat direkt ein Kommilitone dagegen gehalten und gemeint, dass diese doch gar nicht so "scheiße" wären, er würde die B.Z. regelmäßig lesen und dadurch wissen, was in der Stadt los ist. Außerdem hält er Politik für wichtig und will informiert bleiben. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte! Ein Student, also eine in meinen Augen intelligente Spezies (zumindest sollte man das annehmen), liest die B.Z.! Autsch. Ich konnte es nicht glauben.

Auf dem Nachhauseweg laufe ich gern mal zu Fuß, das sind so ca. 50 Minuten, wo ich prima über aktuelle Gegebenheiten nachdenken kann. Also dachte ich über die B.Z. nach und fragte mich, ob ich mein Urteil damals womöglich zu schnell und zu unüberlegt gefällt habe und in dieser Hinsicht einfach zu überheblich bin, dass ich Leute, die die B.Z. lesen für "weniger klug" halte. Ich entschied mich auf dem Heimweg also meine Meinung zu erneuern. Ich beschloss in den nächsten Tagen eine B.Z. zu kaufen und zu versuchen diese ganz objektiv zu betrachten und zu lesen, möglichst unvoreingenommen. Vielleicht hat die B.Z. sich ja sogar geändert und beinhaltet nun ernsthaften Journalismus? Und überhaupt: eine eigene Meinung ist nur gut, solange sie immer wieder neuer Überprüfung standhält. Ja, ich nahm ich mir fest vor eine B.Z. durchzublättern, und auch, einen Blog zu dieser (neuen) Leseerfahrung zu schreiben.

Zuhause angekommen und Briefkasten geöffnet, musste ich auflachen. Irgendwer oder etwas musste mich gehört haben. Da lag nämlich bei uns ein kostenloses Werbeexemplar der B.Z. im Briefkasten. Ok, irgendwas will also, dass ich das tatsächlich tue. Ich gestehe aber, dass ich die vergangenen zwei Tage keine sonderliche Motivation verspürte, die B.Z. auch wirklich durchzublättern. Aber nun liegt sie vor mir, die B.Z. vom Donnerstag. Und nun schau ich mir sie an.

* * * * *

Das erste, was auffällt, ist natürlich die allererste Seite mit zwei Titelthemen. Von einem Bild, das die Hälfte der Seite einnimmt, starrt mich ein hässlicher Hund an. Entschuldigung. Ich will ja nicht werten... also es guckt mich ein weißer Hund an. Die "Über"schrift in "Über"größe benennt das erste Titelthema:

Berlin liebt den Hund, der "Mama" sagen kann!

und in einem kleinen Kästchen steht weiter:

Alle lachen über das Kunststück von Mini-Bullterrier Armani - Tausende B.Z.-Leser klickten bei www.B.Z..-berlin.de auf das Video, in dem der Hund laut und deutlich "Mama" sagt...

Ahja, ein Hund hat es also auf die Tifelseite der größten Zeitung Berlins geschaftt? Da ist es wieder... das Gefühl zwischen Lachen und Weinen. Aber ich kämpfe es hinunter und freue mich darüber, dass Berlin anscheinend sowas von tierlieb ist, dass auch mal Tiere im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Immerhin besser als schon auf der ersten Seite Gewalt, Hass und Terror, oder?

Die zweite XXL-Überschrift lautet:

"Polizei-Schock: Gewalt gegen Beamte nimmt drastisch zu"

Ups... zu früh gefreut. Nun gut, man kann aber auch sagen, dass Gewalt gegen Polizisten ein wirklich ernstes Thema ist und durchaus in eine Zeitung gehört, sofern das Thema sachlich erörtert wird. Auf Seite 6 soll's jedenfalls mehr zum Thema geben... ich bin gespannt.

Um mir ein verspätetes Frühstück zu gönnen und weiter in aller Ruhe in der B.Z. zu schmökern, brech ich hier mal an dieser Stelle ab und schreibe dann bissl später die Fortsetzung hierzu.
biggrin.png


Also bis gleich,
eure Vespi
 
Auf die Fortsetzung des Blogs bin ich schon gespannt, die erste Seite der Zeitung sagt mir nämlich schon mal gar nicht zu. Ich finde, ein Bericht über einen "Mama" sagenden Hund gehört nicht auf die Titelseite sondern eher in den Teil der Zeitung, der sich mit Sachen solcher Art beschäftigt, Feulleton oder wie das auch immer geschrieben wird. *g*
 
schau doch bitte mal in das Impressum, ich glaube Bild und BZ kommen aus dem selben Stall ;)
 
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