Begierde - Eine Geschichte

ScHaDoWeYe

Welt-Boss
Mitglied seit
09.05.2007
Beiträge
1.567
Reaktionspunkte
6
Kommentare
124
Ich habe meine Spezialmünze für mich entscheiden lassen. Beim ersten mal lautete die Frage:
"Soll ich etwas Neues anfangen, oder an meiner alten Geschichte weitermachen, die ich im
Regen habe stehen lassen? Die Münze entschied sich für etwas Neues.
Nun, ich hatte zwei Ideen. Ich sagte der Münze:
"Fell oder Schuppe?"
Nach dem ich sie unter dem Bett hervorgezogen hatte stand fest: Schuppe.
Hier ist erstmal das erste Kapitel meiner neuen Geschichte
(Die ich wohl wieder nach 2 Wochen hinschmeiße). Mal sehen wie euch das gefällt.



[font="Arial, sans-serif"]Begierde - Kapitel 1[/font]

[font="Arial, sans-serif"]Kanek legte die Zirre auf eine umgestürtzte Säule und besah die Ruinen um sich herum. Kaum las er die ersten Schriftzeichen
auf den Überresten vor ihm, da verlor er sich schon in seinen eigenen Gedanken. Kanek war ein Dragno, ein Wesen das auf
zwei Beinen lief wie ein Mensch und zwei Arme hatte. Das war aber auch alles was seinesgleichen mit uns gemeinsam hat.
Zwei Flügel zierten seinen Rücken, ledrige Schwingen, die viel zu klein waren um damit zu fliegen. Sein ganzer Körper war
grau geschuppt und endete in einem langen Schwanz. Sein Kopf war geformt wie der eines Reptils, was von spitzen Eckzähnen
nur unterstrichen wurde. So schien ein Dragno an eine Echse auf zwei Beinen zu erinnern, wären da nicht die Flügel und einige
feine Unterschiede.
Die Ruinen um ihn herum stammten nicht von Dragno. Die hatte das alte Volk hinterlassen bevor es gegangen war und nichts
hinterlies als die behauenen Steine. Was auch immer das alte Volk hier getan hatte, es waren Spuren geblieben. Noch immer
debattierten alte Leute mit zu viel Zeit und zu wenig Verstand ob es gut war oder nicht, was das alte Volk hinterlassen hatte.
Viele würden sich den langen Schwanz abschneiden nur um zu erfahren, wie das alte Volk aussah und was es hier getan hatte.
Kanek war egal ob es gut war oder schlecht, es war eine Möglichkeit zu noch mehr Macht. In der Tat wären die Dragno nicht
so stark in ihrer Magie, hätten sie nicht von den Überbleibseln der alten Wesen lernen können. Zerbrochene Gebäude und
Brücken zierten so manchen Ort auf dieser Welt. Jedoch nie ein Zeugnis das nicht aus Stein wäre. Runen bedeckten die wichtigsten
Stücke und erzälten Geschichten von Macht und Ewigkeit. Aber immer, so schien es, waren die kurzen Texte völlig sinnlos. Was
jedoch von echtem Nutzen war, das waren die Portale, kreisrunde Steingebilde, die senkrecht in der Landschaft standen und
die Magie festhielten, die man einst in ihre Mitte gewoben hatte. Früher in der Zeit hatte jedes dieser Portale, so hieß es, in eine
fremde und schreckliche Welt geführt, doch schlossen sie sich nach für nach. Nur eines, das größte von allen, war noch intakt.
Jeder der hineingegangen war blieb dort. Niemand kam je zurück. Deswegen hieß es, das Portal würde in den Tod direkt führen,
was aus Kaneks Sicht völliger Unfug war. Kanek strich über den schwarzen Stoff der um seine Hüfte gebunden war. Die Schwarzen
waren bis vor einigen Jahrzehnten noch geächtet gewesen. In der Vorzeit hatten die anderen Farben stets an den Schwarzen
Anstoß genommen. Nicht, dass die farbigen Clans sich nicht auch untereinander zanken würden, jedoch hatten die Schwarzen
eine egoistische Einstellung. Andere bedeuteten ihnen selten etwas, was stark im Gegensatzt zum größten, mächtigsten und
selbstgefälligsten Clan stand, wie Kanek dachte. Die Grauen predigten davon dass die Dragno im Zusammenhalt Kraft suchen
sollten. Viele unter den Schwarzen belächelten die Grauen nur, wärend die Grauen über die Schwarzen nur den Kopf schüttelten.
Kanek riss sich aus den fruchtlosen Gedanken. Er war nicht hergekommen um sich den Kopf wegen Problemen zu zerbrechen
für die noch in späteren Jahren Zeit war. Kanek klemmte sich die Zirre, das einfache Musikinstrument, unter den Arm und machte
sich auf den Heimweg. Die ersten Ausläufer der Stadt waren noch im Wald sichtbar. Baumhäuser hingen in den dicken Ästen der
kräftigen Bäume, die unheimlich schnell wuchsen nur um rasch das Verlangen nach Wachstum zu verlieren. Die Grünen und
Braunen lebten gerne hier, so nahe der Natur. Der schlichte Feldweg der durch den Wald führte ging in eine gepflasterte Straße
über, die mit Körperkraft und Magie erschaffen worden war. Immer mehr einfache Häuser säumten nun die Straße. Aus
gebrannten Lehmziegeln und rissigen Holzbalken erbaut waren sie das Heim der einfacheren Dragno, derer, die wenig zu melden
hatten. Umso mehr Einfluss, umso größer dein Heim. Und doch schien es eine unsichtbare Linie zu geben die niemand überschritt.
So waren selbst die größten Häuser, aus massivem hellgrauen Granit, nie zu groß und nie höher als zwei Stockwerke. Kanek
lebte in einer der kleineren Wohnungen, und doch war es keines von denen die aus Lehm gebaut waren. Seines war aus
Sandstein, weder zu einfach noch übertrieben. In seinem Heim angekommen, legte er die Zirre auf sein Bett und setzte sich an
den schlichten Tisch. Gestern hatte er wie so oft ein Buch aus der Bibliothek mitgehen lassen. Dieses handelte über Portalmagie,
und Kanek verschlang nun ein Kapitel nach dem anderen, suchte nach Informationen und Wissen das ihm noch fremd war. Vor
allem aber suchte er nach einem Schlüssel seine eigene Macht zu vergrößern. So ziemlich alles was man von dem alten Volk hat
lernen können hing irgendwie mit den Portalen zusammen. Er sollte verdammt sein, wenn er wieder nichts finden würde.
Stunden später, als er das Buch zuschlug, fragte er sich depremiert ob er die Sache falsch anging. Nichts Neues. Theoretisch
konnte er ein Portal öffnen, aber das war schon seit einem Jahr der Fall. Es fehlte ihm die magische Stärke dazu, und eben jene
hoffte er durch das Wissen des alten Volkes mehren zu können. Kanek legte die Zirre unsanft auf den Boden, warf sich auf die
Matratze und schloss die Augen.
[/font]

[font="Arial, sans-serif"]Der Nächste Morgen begann damit, dass Kanek die Beine aus dem Bett schwang und auf seine Zirre trat. Das Holz brach mit einem
lauten Knacken, die dünnen Saiten aus Sumpfhanf rissen. Nun, zumindest war Kanek wach. Er starrte die Überreste seiner Zirre
an, schnaufte und stand auf. Heute war wieder ein Tag an dem der Unterricht kurz ausfiel. Wenn keine Arbeit auf ihn wartete konnte
er sich in der Bibliothek der Schwarzen austoben oder versuchen eine Bibliothek der anderen Clans zu bestehlen. Letzteres war
nicht leicht, aber machbar, wie zwei graue Bände unter seinem Bett bewiesen. Kanek band sich einen neuen Kilt um und betrachtete
sich in dem kleinen Spiegel, der an seiner Wand hing. Sein Blick ruhte eine ganze Weile auf seinem eigenen Körper, dann ging er
hinaus. Ja, so dachte er sich, wenn es keine Zwischenfälle gab könnte der Tag ganz amüsant werden.
[/font]

[font="Arial, sans-serif"]Der Schulungsraum im Tempel war groß, aber schlicht. Man brauchte keinen Schnickschnak, den würde am Ende nur ein Schüler
in die Luft jagen, oder verkehrterweise als Wurfgeschoss benutzten. Nicht dass irgendein Schüler - ausser vielleicht Kanek – das
mit Absicht machen würde. Dieser löste mit Leichtigkeit alle Aufgaben, genau so wie er es gewohnt war. Beim betreten des Tempels
hatte er vorher kurz Halt bei seinem Stab gemacht. Dieser hing mit den Stäben der anderen Schüler an einer Wand. Jeder Schüler
erhielt einen Stab sobald er zehn Jahre alt war und wurde an diesen gebunden. Umso mehr die Macht in einem Schüler wuchs,
umso mehr wuchs der Kopf des Stabes. Die Form des Stabes passte sich der Charakteristik der Magie des Besitzters an. Schnörkel
und Verzierungen gaben sich bei den Alten ein Stelldichein während die Stäbe der Jungen meist nur schwach ausgeprägt waren.
Unter den Schülern war der Stab von Kanek am stärksten verdreht und gewunden. Selbst Lehrer Tonk hatte einen weniger kunstvollen
Stab. Tonks Stab jedoch war mit silbernen Runen und Striemen überzogen, was bedeutete, dass seine Macht ihren Höhepunkt
erreicht hatte und nicht mehr wachsen würde. Einige Stäbe der Schüler trugen ebenfalls schwache silberne Verzierungen, was
auf eine baldige Stagnation ihrer Macht hinwies. Ihre Stäbe würde man an dem Tag zerbrechen, an dem sie die Meisterroben tragen
durften. Sie würden niemals Stabmagier werden, wofür sie nichts konnten. Die Natur oder das Schicksal hatten es anders gewollt.
Wer nun die Schüler zählte und die Stäbe an der Wand betrachtete, bemerkte sofort dass es mehr Schüler als Stäbe gab.
Das hatte einen einfachen Grund. Wenn der Lehrer einen Zauber vorzeigte, so hatte jeder Schüler es ihm nachzutun. Wenn es einem
Novizen nicht gelang den Zauber auf anhieb zu wirken, so hatte er noch eine letzte Chance. Scheiterte er erneut, so durfte er zwar
weiterhin am Unterricht teilnehmen, jedoch wurde sein Stab zerbrochen. Nicht für umsonst galten die Stabmagier als Elite.
Die Braunen und Grünen hielten es so wie die Grauen und führten überhaupt keinen kollektiven Unterricht. Nur wer wollte wurde
unterrichtet, niemand wurde an seiner Macht gemessen. Damit ergab sich, dass die Schwarzen zwar zahlenmäßig weit unterlegen
waren, dafür aber bei weitem stärker waren als die andersfarbigen Clans. Zudem hatten viele Schwarze ihr Leben ganz der
Erforschung der Portale gewidmet, wodurch sie das Wissen über Teleportation erlangten. Damit verfügten sie über vier Wege
die ein Meister verfolgen konnte, insofern sein Stab noch nicht silbern angelaufen war.
[/font]

[font="Arial, sans-serif"]"Kanek, wiederhole!" Raunte Tonk. Verdammt, er hatte nicht aufgepasst. [/font]
[font="Arial, sans-serif"]"Welcher Zauber?" [/font]
[font="Arial, sans-serif"]Tonk lächelte. "Du hast nicht aufgepasst. Mal sehen ob dein Stab den heutigen Tag[/font][font="Arial, sans-serif"] übersteht. So du Großmaul, du sollst..."[/font]
[font="Arial, sans-serif"]"...Eure Gedanken lesen. Schon passiert." Das Lächeln auf Tonks Gesicht gefror augenblicklich.
"Deine Arroganz wird einmal dein Untergang sein, genau so wie es Tempak wiederfuhr. Seine Macht war unübertroffen und
dennoch schützte sie ihn nicht vor seinem Tod, da seine Arroganz ihn blind machte."
Kanek hatte von seinem senilen Lehrer schon genug über Tempak gehört. Tonk kannte ihn von damals, als die Zeiten noch
in Aufruhr waren. Die Zeit während und vor allem nach dem Bürgerkrieg, als Tempak der Schwarze den Krieg entschied und
weiteres Chaos hervorrief, als er ungeklärte Machtverhältnisse zurücklies, indem er durch das Portal ging.
[/font]
[font="Arial, sans-serif"]"Ich glaube nicht dass er tot ist. Dafür hat er zu viel über das Portal gewusst."[/font]
[font="Arial, sans-serif"]Tonk kam nun näher, ließ seinen Stab besonders laut auf dem Boden aufschlagen um seine höhre Position zu unterstreichen. [/font]
[font="Arial, sans-serif"]"Der Schwarze glaubte viel über das Portal zu wissen, glaubte gescheidter zu sein als der Rest. Er hat nicht erkannt dass
Das eine Fehleinschätzung war. Er ging hindurch und kam nie wieder, wie alle anderen vor ihm."
[/font]
[font="Arial, sans-serif"]Kanek gefiel sich darin seinem Lehrer zu wiedersprechen. [/font]
[font="Arial, sans-serif"]"Ich glaube nicht, dass auf der anderen Seite ein großer Dämon lauert und jeden, der hindurchgeht, verspeist. Es kann viele
Gründe geben dass niemand von dort zurückkommt. Es könnte kein Gegenstück zu diesem Portal geben, oder der Rückweg
ist anderweitig blockiert. Oder es will einfach nur keiner zurück."
[/font]
[font="Arial, sans-serif"]"Deine Theorien," so begann Tonk, "kannst du dem Torklopfer erzählen, oder aber dem Rat wenn du deine Robe und deinen
Stab voller Hochmut spazieren trägst. Im Moment bist du aber noch Schüler, und das wird sich für die nächsten Monate nicht
ändern. Auch wenn du besser bist als der Rest, so wie Tempak einst, und das bin ich bereit einzugestehen, bist du noch
immer ein Jüngling. Aktzeptiere das einfach so lange das noch so ist, und mache dich nicht unbeliebt."
[/font]
[font="Arial, sans-serif"]Bevor Kanek den Mund aufmachen konnte drehte sich Tonk um und sprach weiter. [/font]
[font="Arial, sans-serif"]"Du wirst heute nach dem Unterricht hierbleiben, wir beide haben noch etwas zu besprechen." [/font]
[font="Arial, sans-serif"]Der Lehrer wendete sich wieder an die gesamte Klasse, die die Auseinandersetzung wie ein Schwamm in sich aufgesogen hatte
um es heute Abend in den Tanzschuppen herumzuerzählen. "Kanek kann es, welch Wunder, also wird er mich nun assestieren.
Jeder nimmt eine Kreide und eine Tafel zur Hand, dann werdet ihr versuchen meine Gedanken zu lesen. Schreibt auf was ihr in
Erfahrung bringt und wartet bis ich unterbreche. Kanek wird darauf achten dass niemand versucht zu betrügen, nicht wahr,
Eure Hochmütigkeit?"
[/font]
[font="Arial, sans-serif"]Einige Schüler grinsten, doch Kanek überging den Scherz einfach, der auf seine Kosten gemacht worden war.


[/font]
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Höhrt sich sehr vielversprechend und intresannt an, freue mich schon auf mehr. Und ich hoffe, dass diese Geschichte fertig wird :-).

Gugu

shas-la
 
Begierde – Kapitel 2





Der Unterricht war zu seinem Ende gekommen und die Novizen verließen den großen Raum, so auch Kanek und Tonk. Auf dem Weg durch den Tempel begann dann der alte Lehrer das Gespräch. "Kanek, du wirst bis zum nächsten Regen drei Stäbe fertigen, bis zum darauffolgenden nochmals zwei. Die Anfänger werden dir dann im Tempel vorgestellt werden. Am Tag vorher gebe ich dir bescheid." Kanek speicherte den Auftrag sogleich in seinem Gedächtnis ab. Drei Stäbe bis zum nächsten Regen zu schnitzen und zu verzaubern war in dieser Zeit keine Herausforderung. "Desweiteren muss ich dich für deine freche Art rügen. Du bist bald erwachsen, fange an dich auch so zu benehmen." Kanek seufzte. Im Grunde hatte Tonk recht, es erscheint nicht sehr klug zu viel zu reden. "Kanek, was tust du in deiner freien Zeit eigentlich? Und ich meine nicht die Besuche in den Tanzschuppen." Kanek sah keinen Grund, es seinem Lehrer zu verheimlichen. Tonk und er stritten sich zwar des öfteren, respektierten doch einander. Daher sprach er ohne Bedenken aus was er sonst für sich hielt. "Ich suche einen Weg meine Macht zu mehren. Ich bin mir sicher, dass etwas derartiges möglich ist." Als Tonk bemerkte, dass Kanek auf eine Antwort wartete, sah er auf. "Sprich weiter." Kanek seufzte. "Wenn ich tanze, dann verfalle ich fast in einen Rausch. Wenn das Blut zu kochen beginnt, und die Sinne schärfer werden, habe ich immer das Gefühl dass in mir die Magie zu singen anfängt. Ich weiß, es muss albern klingen, aber ich versuche diesen Energieschub, der so kurzzeitig auftritt, zu jeder Zeit abrufen zu können." Wieder wartete Kanek ab. Was dachte Tonk darüber? "Eigentlich sagte ich, ´nicht die Besuche in den Tanzschuppen´, aber ich weiß was du meinst. Dieses Feuer kommt in jedem hoch, das wissen wir beide. Der Versuch es zu bündeln und gezielt zu nutzen ist kein dummer Gedanke. Wie versuchst du dein Ziel zu erreichen?" Die Art und Weise, wie Tonk letzteres aussprach, ließ in Kanek eine Zirre klingen. Tonk wollte auf etwas bestimmtes hinaus, das spürte er. "Ich studiere alles über die Teleportationsmagie. Nirgendswo sonst braucht man eine derartige Konzentration, und bei kaum einer Magie muss man seine Macht so gezielt bündeln." Tonk nickte wissend. "Teleportation ist etwas für Meister, Kanek." Der Lehrer grinste, ließ die Rüge wie ein Lob klingen. "Du hast dir also Gedanken gemacht. Allem anschein nach willst du deine Macht mehren um ganz allein ein Portal öffnen zu können, nicht war? Du willst andere Welten sehen wie dein Vater." Das war sehr nahe an dem eigentlichen Grund. "Mehr oder weniger. Jedoch komme ich nicht weiter. Ich weiß, es ist ganz einfach..."
Nun unterbrach Tonk ihn. "Wenn es leicht wäre hätte es schon jemand vor dir geschafft. Nein, Kanek, das ist kein leichtes Ziel das du dir da gesetzt hast. Hast du schonmal versucht ein Portal zu öffnen? Oder einen anderen hohen Zauber zu wirken?" Kanek schüttelte den Kopf. "Nein, dazu fehlt mir die Macht, oder aber die Zutaten, geht es um Dämonologie. Varat hütet die verdammten Pulver wie seinen Augapfel." Tonk brauchte einen Moment um den Witz zu begreifen. Reagenzienmeister Varat war blind. "Mach keine Witze über den Varat, dir würde es auch nicht gefallen so verspottet zu werden. Aber ich hätte eine Idee. Du sagst dir fehlt die Macht um einen hohen Zauber zu wirken. Gleichzeitig sagst du aber, deine Macht würde wachsen in dem Moment, in dem du tanzt. Hast du nie versucht das zu kombinieren?" Kanek schüttelte erneut den Kopf. "Wie sollte man beim Tanzen denn einen Zauber wirken? Ich könnte mich nicht konzentrieren." Tonk blieb wie angewurzelt stehen und blickte seinen besten Schüler stauend an. "Herr >Ich-kann-alles< sagt, ich kann nicht? Die Welt muss untergehen! Nie hätte ich gedacht das von dir zu hören." Kanek lag schon eine Erwiederung auf der Zunge, doch hielt er sich im Zaum. "Ihr glaubt wirklich, dass das geht?" "Wenn nicht du, dann keiner. Zumindest nicht solange ich lebe." Kanek wog im Gedanken ab. Schnell hatte er sich entschieden. "Ich werde es versuchen. Danke für den Rat, Meister." Tonk lächelte seinen Schüler an und ging weiter. "Lange ist es her, dass ich dich habe ´Meister´ sagen hören." Nur wenige Meter weiter hingen schon die ersten Stäbe an der Wand. "Sehen wir uns an ob dein Stab sich schon verändert hat." Schon der vierte Stab wies die zwei ineinander verdrehten Zweige auf, die von einem dritten leicht abstanden und ein V bildeten. Dies war sein Stab. Kanek fühlte in der Nähe seines Stabes immer diese Selbstsicherheit, die ihm nachgesagt wurde. Alle Zweifel ob seines Könnens erstarben im nu. "Ich werde das schaffen, Tonk, das verspreche ich dir." Der Lehrer nickte nur. "Viel Erfolg, Kanek. Ich stelle dich vom gesamten Unterricht bis zu den Prüfungen frei. Das ist doch nur verschwendete Zeit. Nutze diese jetzt für etwas sinnvolleres." Kanek konnte kaum glauben was er da hörte. "Kein Unterricht mehr? Hah, das ist ja großartig!" Er streckte seinem älteren Gegenüber seine Rechte hin, der auch einschlug. "Und am Tag deiner Prüfung öffnest du dafür ein Portal und lässt alle staunen. Du wirst mich nicht enttäuschen." Kanek grinste wissend. "Auf keinen Fall." Tonk zog seine Hand wieder zurück. "Dann kannst du jetzt gehen. Nimm dir in der Bibliothek jedes Buch das du brauchst. Ich werde dafür sorgen dass du sie ausleihen darfst." Tonk wandte sich schon um, als ihm noch etwas einfiel und er Kanek hinterherrief: "Bring die gestohlenen Bücher aber bitte zurück, ja?" Kanek war im ersten Augenblick perplex. Wie hatte der alte Mann das erfahren? Er blickte seinem Lehrer hinterher, wie dieser mit seinem Stab klappernd den Gang hinunterlief. Kanek schob den Gedanken beiseite und begab sich auf dem schnellsten Weg zum Markt. Er würde die nötigen Einkäufe tätigen, anschließend die Zweige vorbereiten, die er zum Stabschnitzen brauchte, und zum Schluss würde er am Abend in den Zirrenbogen gehen. Jetzt war es nicht nur die Lust nach Vergnügen, die ihn dahin führen würde.





Yeah, das zweite Kapitel. Eigentlich schon länger fertig. Wollte noch etwas dran machen, aber was soll´s. Der Zirrbogen ist ein "Tanzschuppen", das wird im nächsten Kapitel gleich zu beginn erklärt.
 
Oki, hört sich sehr gut an, bin dir fast nicht mehr böse dass du die andere Geschichte auf Eis gelegt hast
smile.gif


Gugu

Shas-la
 
Begierde &#8211; Kapitel 3



Der Tanzbogen. Der Wallfahrtsort all derer, die Spaß haben wollen und neue Erfahrungen suchen.Der Tanzschuppen war ein rechteckiger Keller. Links und rechts an der Wand mit der Eingangstür war der Tresen, an der hinteren Wand saßen die Musiker auf ihrem Podest und spielten. Vor dem Podest, in der Mitte des großen Raumes, war die Tanzfläche. An den Seitenwänden waren Sitzbänke und Stühle, Tische, manche lang, manche klein und rund.
Kui saß hier, an einem solchen Tisch, mit ihren Freundinnen Sun und Tuliu. Kui war 19 Jahre alt und Novizin des grauen Clans, wie ihre Begleiterinnen. Kui war recht schlank und gelenkig, in den Augen der meisten zu schlank. Sun war unheimlich groß, und ein jeder musste zu ihr aufsehen. Tuliu? Die war eigentlich ganz normal. Die dreien wurden trotzdem selten zum Tanzen aufgefordert. Daran war Kui, oder besser gesagt, Kuis Mutter schuld. Sie war die Matriarchin.
"Siehst du ihn schon, Sun?" Die Angesprochene blickte einmal rasch um sich und verneinte.

"Wenn er kommt sage ich dir schon bescheid." Während Kui mit den Fingern auf dem Tisch trommelte, kicherte Tuliu. "Das ist bescheuert, Kui. Nicht einfach nur so bescheuert, als würdest du versuchen die Tempeltore bunt anzumalen. Das ist grenzwertig-bescheuert. Deine Mutter wird dich umbringen. Und danach uns, weil wir dir das nicht ausgeredet haben. Dann bringt sie ihn auch noch um." Kui schüttelte sich, als wäre ihr kalt. "Genau das wird sie tun. Wenn sie dann mit uns frevelhaften Tunichtguten fertig ist, wird sie den Zirrbogen einstürzen lassen und alle Tanzschuppen verbieten." Kui wollte es sarkastisch klingen lassen und bemerkte mit ein wenig Beunruhigung, dass es das nicht tat. Mit einem mal war sie sich nicht sicher ob ihre Mutter das nicht wirklich tun würde. Dann verwarf sie diesen unnützen Gedanken. Sun mischte sich ein.

"Sie wird garnichts tun außer dich bis zu deiner Meisterprüfung nicht aus deinem Zimmer
zu lassen." Sie schüttelte ihren Kopf.
"Das solltest du vergessen." Erneut ließ sie ihren Blick durch den Raum wandern.

"Wahrscheinlich machen wir uns unnötig Sorgen. Wie groß ist schon die Chance, dass sie es zu ihm ins Bett schafft? Der Mann trägt schwarz. Schwarze sind selten doof." Tuliu nahm einen Schluck aus ihrem Becher. Sie war die einzige die etwas trank. "Wir wollen nicht vergessen dass Kanek der Beste Novize seit Ewigkeiten ist. Der wird sich davor hüten ein unnötiges Risiko einzugehen."

Kui wollte das nicht so einfach stehen lassen. "Er ist auch eingebildet wie kein anderer. Er wird darauf eingehen. Außerdem wird es ihm gefallen, meine Mutter verärgert zu sehen." Tuliu starrte Kuis Finger nun schon eine ganze Weile an, wie sie im Takt der Musik auf und ab klimperten. Ob ihr es mir glaubt oder nicht, es hat eine fast-hypnotische Wirkung. Deshalb sprach Tuliu nun ganz ruhig und leise. "Er wird darauf eingehen wenn er einen ganzen Tag in einer dieser Räucherkammern verbracht hat und von den Dämpfen nicht mehr weiß wo oben und unten ist. Wenn er ablehnt kannst du ihn ja in eine reinstecken, sonst macht er nicht mit."

Kui hörte mit dem Trommeln auf und schlug mit der Hand auf den Tisch.

"Könntest du damit aufhöhren?" Tuliu schrak zusammen. "Womit aufhöhren?"

"Ständig davon zu reden dass es nicht funktioniert! Du kannst dich darüber lustig machen wenn

es scheitert, vorher nicht!" Tuliu duckte sich in gespielter Angst. "Ja Herrin!"

Zuerst sagte niemand etwas, und ihnen wurde bewusst, dass das Letzte von den Umstehenden

gehört worden war. Da brachen die drei in schallendes Gelächter aus.

Kanek kam heute später in den Zirrbogen als sonst. Im gleichmäßigen Takt sah er Novizen Seite an Seite aus der Tür heraus kommen die rasch in die Nacht flüchteten um allein zu sein. Wie hieß es auf einer Säule des alten Volkes? Tardium solos perez este vun. Zu zweit ist man dreimal so viel. Das hatte sogar ein Spaßvogel in den Türramen geritz und dabei zwei Runen vertauscht. Amateur, dachte sich Kanek grinsend. Zum anderen war es eine Anspielung auf Magisches Verhalten in der Gruppe gewesen, keine Anleitung zum Eheschließen.
Kanek hatte sich bereits überlegt, wie er seinen Versuch beginnen sollte. Zuerst würde er sich warm machen. Danach würde er einen simplen Zauber weben. Soweit kein Problem. Erst wenn er danach versuchen würde, den selben Zauber während eines Tanzes zu wirken, würde es wirklich schwer werden. Er trat ein und ging sogleich den Treppenaufgang hinab. Unten angekommen wurde er sogleich von einigen Gästen und dem Mann hinter dem Tresen begrüßt. In der Tat, er war schon so manches mal hier gewesen. Ohne Halt am Tresen zu machen setzte er sich an einen freien Tisch nahe der Tanzfläche. Zu dieser Stunde war es recht voll und überall tanzten die jungen Erwachsenen zu zweit oder allein. Das Lied würde gleich zu Ende sein, dann würde er den Versuch beginnen. Er war inzwischen Feuer und Flamme für diese Idee geworden. Der Tag konnte garnichtmehr besser werden! Doch kaum hatte er sich gesetzt, da ließ sich jemand ihm gegenüber auf einen Stuhl sinken. Er sah auf.
"Hallo Kanek."
Zuerst war er verdutzt. Kui, die Matriarchinnentochter, hatte schon seit... seit sehr langem nicht mit ihm gesprochen. Vorsichtig erwiederte er ihre Begrüßung.
"Ich wollte dich fragen, ob du mit mir tanzen möchtest." Sie blickte ihm hoffnungsvoll in die Augen. Wäre es nicht Kui gewesen, so hätte er jetzt gelacht. So sagte er nur mit einem bei ihm so berühmten Grinsen im Gesicht: "Deiner Mutter würde das garnicht gefallen."
Kui lehnte sich nun über den Tisch und flüsterte ihm ganz leise zu.
"Hast du Angst vor ihr, Kanek?"
Sein Grinsen gefrohr augenblicklich. So war das also, ja? Sah er so dämlich aus? Nun gut, das Spiel beherrschte er wohl besser als sie. Er breitete seine imposanten Flügel zur vollen Größe aus und straffte sich in gespielter Empöhrung. Kui konnte nicht anders als zu seinen Flügeln aufzusehen. Wenig Einfallsreichtum, wenig Selbstbeherrschung, waren seine eitlen Schlussfolgerungen.
"Ich habe vor nichts Angst, auch nicht vor der Matriarchin."
Kui lächelte nun ihrerseits. "Dann tanz mit mir."
In dem Moment ging das Lied zu Ende. Er stand auf und streckte ihr die Rechte hin, so gingen sie auf die Tanzfläche. Die Melodie was sanft und langsam. Die Zirren wurden gezupft und geschlagen, die Trommeln und Röhren wurden mit den Stöcken und Klauen geschlagen und bekratzt. Rasseln ließen ihr Summen hineinfließen und rundeten die gesamte Musik ab. Kaum war Kanek mit seinen übergroßen Flügeln, die ihm stets wie ein Banner folgten, auf der Tanzfläche, da wurde schon seine Begleiterin studiert. Nicht wenige staunten, als sie in ihr die einzige Tochter der Matriarchin erkannten. Sehr schnell sahen viele der Umstehenden den beiden zu, wie sie ihre Kreise zogen.
Leise, sodass nur sie ihn hörte, begann er zu fragen. "Du hast also vor, dich mit deiner Mutter anzulegen? Oder sehe ich die Dinge aus dem falschen Blickwinkel?"
"Nun, sie muss lernen dass ich kein Kind mehr bin. Sie soll mich ernst nehmen."
Er ließ einen Moment verstreichen, bevor er fortfuhr.
"Wirst du denn nicht ernst genommen?" er lächelte und entblößte seine Zähne. "Man sollte meinen
die Matriarchin nimmt ihre Tochter sehr ernst, achtet sie doch so gut auf sie."
"Selbsverständlich liebt sie mich! Sie ist nur öfter sehr distanziert und... sie behandelt mich als
wüsste ich selbst nicht was ich wollte."
Wie klug unsere Matriarchin doch ist, sprach er zu sich selbst. Laut sprach er aus:
"Und? Hat sie nicht vielleicht Recht? Hast du schon einmal darüber nachgedacht wie dies auf sie wirken mag? Wohl viel mehr wie das Benehmen eines verzogenen Mädchens als das einer Frau die eines Tages über die Stadt herrschen soll."
Kui zog die Augenbrauen hoch während sie sich von Kanek abstieß und sich straffte.
"Wie auch immer sie es aufnimmt, sie wird bemerken, dass ich älter geworden bin und meine eigenen Entscheidungen treffen kann, egal ob sie diese gutheißen mag oder nicht."
Was sie zweifelsohne nicht tun wird, wanderte durch Kaneks Gedanken als dieser sich duckte.
Das Lied kam zu seinem Ende. Kanek trennte sich von seiner Tanzpartnerin und schloss die Augen, fühlte einen Augenblick in sich hinein. Da war das Feuer, heißer nun, aber noch bei weitem nicht so weit wie er es gerne hätte. Kui wirkte verunsichert ob seines Verhaltens, wartete jedoch ab. Schon öffnete er die Augen und verkrampfte seine Hände, als hielte er in jeder eine schwere Kugel. Laute stahlen sich aus seinem Maul und formten Worte der Magie. Die Menge die noch immer zu ihm und Kui sah schwieg, wartete auf das was kommen sollte. In den Händen des Zaubernden stoben blaue Fäden auf, die von den Worten in die Form einer Kugel gezwungen wurden. Schnell nahm die Kugel gestalt an und ließ den Blick in ihr Innerstes frei. Die Seherkugel zeigte nur eine schlichte Säule, wie sie umgestürzt im Wald lag und vom Farn überwuchert wurde. Kanek beendete den Wortschwall und zeriss die Kugel mit seinen Händen, deren Fetzen sich augenblicklich auflösten.
Er blickte reihum in den Raum hinein. "Warum höre ich keine Musik? Will denn keiner Tanzen?"
Schon war der Bann gebrochen und die Leute fingen zu reden an. Ein Musiker legte seine Zirre beiseite und stellte sich vor eine große Trommel, die an der Wand befestigt war. Sie spielten eine schnelle Melodie, und schon begannen die Novizen zu tanzen. Auch Kanek und Kui waren wieder dabei. Das schier monotone Gehämmere auf der großen Trommel war schon viel mehr das, wonach Kanek gesucht hatte. Rasch umkreisten sich die Tanzpaare einander im raschen Schritt, und Kanek begann die selben Worte wie zuvor auszusprechen. Er merkte schon beim ersten Wort, dass es ihm schwerfiel sich auf die richtige Reihenfolge zu konzentrieren. Die Hände nun erneut verkrampfend, versuchte er seine Kräfte, die mit jedem Trommelschlag weiter angefacht wurden, zu bündeln, mit seinen Worten in die gewünschte Form und Funktion zu zwingen. Doch immer wieder entglitten ihm die Kraftströme in seinem Körper, der sich nun unregelmäßiger im Tanzschritt bewegte. Mitten im Tanz gab er es auf und setzte sich wieder an einen Tisch, eine verdutzte Kui auf der Tanzfläche zurücklassend. Jetzt, wo er wieder ruhig dasaß, hätte er den Zauber ganz leicht vorführen können. Aber mitten in der Bewegung? Wo er onehin auf Rythmus, Tanzpartner und Schrittfolge achten musste? Keine Chance. Aber das wirkte nur jetzt so, sagte er zu sich.
"Was ist los?"
Kui hatte sich wieder zu ihm gesetzt. Er sah Besorgnis in ihren Augen. Was ihn reizte, vor allem, da es Kui war. Es war ihm egal, blickte man ihn empört oder angewiedert an. Es freute ihn, sah man ihm neidvoll nach. Aber Besorgnis? Das hatte er schon zu oft gesehen. Kindlicher Zorn wollte schon in ihm aufsteigen, aber er würgte es hinunter. Sie weiß es nicht besser.
"Ich habe mir vorgenommen einige Versuche durchzuführen, und soeben ist einer gescheitert, das ist alles."
Er schaute weg um ihr nicht in die Augen sehen zu müssen. Während Kui sich fragte,
was los sei und ihre beiden Freundinnen den
Wetteinsatz erhöhten, überlegte Kanek rasch.
Der Versuch war fehlgeschlagen, woran hatte es gelegen? Er musste sich auf zu vieles zugleich konzentrieren. Dann legen wir ab, was die Aufmerksamkeit verschlingt.
"Entschuldige mich kurz." Schon stand er auf und ließ Kui abermals allein. Das Lied würde gleich zu seinem Ende kommen. Was als Nächstes gespielt werden sollte, wusste er schon ganz genau.
Als die Instrumente verstummten sprach Kanek zu den Spielern. Nach einem kurzen Wortwechsel fingen die Musiker wieder an, nachdem
sich Kanek alleine in die Mitte der Tanzfläche gestellt hatte.
Die Melodie war so einfach und langsam wie nur möglich, genauso auch die Bewegungen Kaneks. Die Tänzer konnten mit dem Spiel nichts anfangen und sahen Kanek dabei zu, wie er langsam, mit geschlossenen Augen, seine Kreise zog. Die Musik wurde schneller, so auch Kaneks Schritt, und nach einem kurzen Moment begann Kanek auch schon die Worte des Zaubers aufzusagen. Die Worte kamen klar und in korrekter Reihenfolge. Er verlor auch den Takt nicht, sondern erhöhte zeitgleich das Tempo mit den Spielern. Wer genau hinsah, und das taten fast alle, sah wie sich bläuliche Streifen von seinen Händen zu lösen schienen. Mit jedem Zug seiner Arme blieb ein schwacher Lichtstreif in der Luft hängen, nur um kurz darauf zu verglimmen. Kanek hielt die Geschwindigkeit, wurde aber lauter. Die Bewegung weckte das Feuer, welches seine Macht verstärkte. Er spürte wie die Kräfte kontrolliert durch seinen Körper schossen. Auch das Leuchten seiner Hände wurde stärker, die Fäden in der Luft waren nun nicht mehr zu
übersehen. Selbst seine Flügelspitzen begannen blau aufzuleuchten. Als die letzte Silbe gesprochen war, blieb Kanek stehen und öffnete die Augen. Rote Fäden durchdrangen das Weiß seines Augapfels, ein Zeichen für das angefachte Feuer in ihm. Das Blau seiner Hände formte sich zu einer Kugel, wie zuvor an diesem Abend. Die Kugel jedoch wuchs noch viel größer heran, die Macht strömte freudig in den Sichtzauber. Das Bild war ganz klar, kein Flackern störte die Sicht auf die umgeworfene Säule. Schwer atmend stand Kanek da, den Zauber vor sich haltend. Noch nie zuvor hatte er einen solch perfekten Sichtzauber gesehen. Innerlich jubilierte er schon und zeriss das Bild.
Tonk hatte Recht! Wenn es jemandem gelingen konnte, dann ihm! Kanek, du bist ein Genie!

Die Musiker hatten derweil aufgehört zu spielen, und Schweigen breitete sich im Zirrbogen aus.
Kanek grinste vor Freude. Schon am ersten Tag so weit gekommen! Aber bis zum öffnen eines
Portals war es noch ein weiter Weg. Nichtsdestotrotz, für einen Tag war er weit gekommen.
"Die nächste Runde geht auf mich!" rief er in den Raum, und Jubelrufe sowie Pfiffe wurden laut.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Begierde &#8211; Kapitel 4


Er war wie im Rausch. Die Vibrationen der Magie wollten ihn nicht loslassen, wollten wie er selbst
mehr. Der Zauber hatte zwar mehr Zeit gebraucht, aber das Ergebnis! Mit hoch erhobenem Kopf
stieg er von der Tanzfläche und setzte sich wieder zur Matriarchinnentochter.
"Was hast du da gemacht, Kanek?"
"Nur einen Versuch." Er grinste wieder. Doch tief in sich spürte er bereits, wie die Flamme in
ihm schrumpfte. Die Magie in ihm legte sich wieder, das Rot seiner Augen zog sich zurück.
Es war kein schönes Gefühl.
"Und es hat geklappt, oder?" Kanek sah sich um und formulierte schon eine Antwort.
"Ja, ganz ausgezeichnet sogar. Lass uns von hier verschwinden."
Kui sah sich nun auch um. "Wieso denn?" Kanek war schon aufgestanden.
"Weil ich sonst gleich verschleppt werde wenn ich mich nicht an die Wand drücke."
Er hatte den Satz noch nicht beendet, da ging er auch schon mit eng anliegenden Flügeln auf die
nächste Wand zu. Kui folgte ihm verdutzt. Kanek verschleppen?
"Was meinst du damit? Kanek?"
Kanek lehnte sich an die Wand und machte sich ein wenig klein.
"Du bist nicht oft hier, oder? Schau mal da rüber."

Kui lehnte sich neben Kanek an die Wand und sah in die ihr gewiesene Richtung.
Ihr fiel sofort die hoch gewachsene &#8211; und gutaussehende - Novizin auf die Kanek wies.
"Meinst du die Novizin in Rot?"
Kanek kicherte. "Das ist Ilia. Sie hat sich vor etwa zwei Jahren einen Spaß ausgedacht den sie
in regelmäßigen Abständen wiederholt. Schau mal an den Tresen, da wirst du eine seltene Kombination
sehen. Da sitzten nur Jungs. Und um Ilia haben sich lauter Frauchen gesammelt."

Ein wissendes Grinsen zierte Kaneks Züge. "Es fängt an."
Die Novizinnen schlichen sich, begleitet von einer leisen und stimmungsvollen Melodie, an die
ahnungslosen Novizen an. Wer wie Kanek das Spiel kannte &#8211; und rechtzeitig bemerkt hatte - war bereits
in Deckung gegangen. Die beiden Barkeeper machten dabei mit und zogen die Aufmerksamkeit der
Novizen auf sich, damit sich auch ja keiner zu früh umdrehen würde.
Doch auch diejenigen, die zu nahe
an der Tanzfläche saßen liefen Gefahr verschleppt zu werden.
Die Musik stoppte, und schon rissen Ilia und
ihre Kumpaninnen die Ahnunglslosen von ihren Hockern und Stühlen und zerrten sie auf die Tanzfläche.
Der alte Barkeeper brach fast vor Lachen
zusammen als er die bedapperten Gesichter der Verschleppten
sah. Einer von denen zappelte wie
wild und wehrte sich gegen die beiden Novizinnen, die ihn an den
Armen über den Boden zogen.
Auch Kanek sah dem Schauspiel gebannt zu.
"Als Ilia mich zum ersten mal verschleppte, habe ich eine ganze Weile gebraucht um zu begreifen
was eigetlich los... hey!"
Kanek kam garnicht dazu seinen Satz zu beenden, da zerrte ihn Kui schon an seinem Arm auf die Tanzfläche.
Schon fing er an zu lachen.

"Zumindest lernst du schnell!"

Der nächste Morgen. Kanek schwang seine Beine aus dem Bett. Schlaftrunken stand er auf und streckte
sich lang, dabei in seinen Spiegel blickend. Was er sah ließ ihn augenblicklich seine Müdigkeit vergessen
und rief die Erinnerung an die letzte Nacht wach. Da lag Kui in seinem Bett...

still, um sie nicht zu wecken, verfluchte er sich dafür nicht achtsam gewesen zu sein. Rasch suchte er
seinen Kilt und wickelte ihn sich um die Hüfte. Es wurde wirklich Zeit, dass er Roben tragen durfte.
Kui schlief noch, was gut war. Das gab ihm Zeit in Ruhe nachzudenken und zu
schlussfolgern, was die
junge Frau in seinem Bett für seine Zukunft bedeuten würde. Er schnappte sich einen Dunkelknorrenzweig
und das kleine Messer (er hatte extra für die Stahlklinge gespart)
und ging vor die Tür. Auf der Steinbank
gegenüber seines Hauses setzte er sich hin und begann beim Schnitzen zu grübeln. Seinem Ruf würde das
nicht schaden. Solchen Leichtsinn erwartete man von ihm, wobei er nicht wusste, ob das gut war. Und Niko?

Die Matriarchin wird nicht sehr erfreut sein... auch egal. Was kümmerte es ihn ob die Matriarchin in ab
heute nicht mochte? Kanek war einer der ganz Wenigen, die sich die Abneigung des Grauen
Clans leisten
konnten. Niko hatte sich eine Unverschämtheit ohne Gleichen geleistet als Kanek noch ein Schlüpfling war.
Alle Beteiligten hatten Verschwiegenheit versprochen, doch konnte Kanek jederzeit darauf pfeifen. Kaneks
Eltern waren Portalwachen in einer kleinen Stadt nahe des Westwaldes gewesen. Man hatte ihm gesagt dass
sie oft die Welt hinter dem dortigen Portal besucht hatten und das Eine oder Andere mal sogar jemanden
mitnahmen. Als die Welt hinter dem Portal von Dämonen überrannt wurde, fanden die Dämonen auch einen
Weg durch das Portal. Seine Eltern hatten die Dämonen zuerst zurück halten können, doch als seine Mutter
zerfetzt wurde schloss sein Vater mit Bedauern und Trauer das Portal. Im Kampf mit den restlichen Dämonen
starb dann auch er. Doch auch viele andere waren bei der Invasion gestorben, und so hatte man die Waisen
zu Verwandten oder in die Hauptstadt gebracht. Jeder Clan nahm die Kinder ihrer verstorbenen Mitglieder
auf. Nur Kanek kam nicht zu den Schwarzen. Da er erst ein Neugeborenes war, wusste noch kein Schwarzer
von ihm. So hatte Niko die wenigen, die wussten dass Kanek eigentlich ein Schwarzer war, zum Schweigen
verpflichtet. Man zog ihn mit den anderen Kindern der Grauen auf.
Kanek verlohr sich nun vollends in Gedanken.


"Patin Guno!"
Die Angesprochene drehte sich nach der rufenden Stimme um. Der kleine Kanek kam mit
tapsigen Schritten auf sie zu.
"Patin Guno, schau dir an was ich gemalt habe!"

Guno kniete sich zu Kanek und sah sich das Bild auf der kleinen Kreidetafel an.
"Das ist die Matriarchin!" Stolz ob der Qualität der Zeichnung schwang in der Stimme des
Jungen mit, als er der Patin erklärte was er da kreiiert hatte. Zum Glück für die Patin, sie
hätte sonst nie erkannt wer oder was da auf der Tafel abgebildet war.

"Da steht sie in der Portalhalle und sagt allen was sie machen sollen."
Während sie seiner Ausführung lauschte beobachtete sie, wie Kanek sich immer wieder an
seine klobigen Flügel fasste, die ihm bis an den Boden reichten.

"Warum ziehst du immer an deinen Flügeln, Kanek?"
Zuerst schaute Kanek nur weg. Als Guno ihm dann die Hand auf die schmale Schulter legte,
fing
er an zu weinen.
"Die blöden Dinger sind immer im Weg! Sie sind schwer und tun weh! Und die anderen sagen,
ich sehe dumm aus damit! Wieso habe ich so große Flügel und die anderen nicht, Patin?"



"Kanek? Was machst du da?"
Kui´s Stimme zog ihn wieder in die Wirklichkeit.
"Hä, was?" Kanek sah den Holzstummel zwischen seinen Fingern. Zuerst stieg Ärgernis in ihm auf, dann warf
er den Stummel einfach hin, und damit den Ärger. Würde er eben einen neuen Zweig kaufen. Sie waren nicht
so teuer.

"Ich habe geschnitzt. Ich mache Stäbe für die neuen Novizen."
Er stand auf und sah zu Kui hinüber.
"Besser du gehst jetzt. Du hast ja jetzt was du wolltest."
"Wie meinst du das?"

"Du willst deine Mutter ärgern: Das hast du geschafft. Wenn sie mitbekommt dass du bei MIR warst,
wird sie stinksauer sein. Grüß sie von mir und meinen Eltern."

Kui legte den Kopf schief.
"Ich wollte nicht nur meine Mutter herausfordern, Kanek."
Er grinste nur bitter.
"Wenn du meinst. Ich würde dich trotzdem bitten zu gehen, ich habe zu tun."
Es war eigentlich gelogen. Die Stäbe hetzten kein Bisschen.
"Kanek, wieso weist du mich jetzt ab?"
"Wieso habe ich es nicht schon gestern?!" Blaffte er wütend zurück.
"Du intressierst mich nicht, und ich intressiere dich nicht! Du hast was du wolltest!"
So wie Kanek wütend, und damit lauter wurde, so wurde es auch Kui.

"Du Idiot! Wenn es mir nur um Mutter gegangen wäre hätte ich jeden aussuchen können!
Kanek, du dumpfer Kerl, wieso kannst du nicht aufhören so zu sein? Weder trage ich eine Schuld an
der Vergangenheit noch ist sie es wert, deswegen saurig zu werden und Gift zu verspritzen!"

Die Tränen in Kuis Augen nahm Kanek überhaupt nicht wahr.
"Und wenn du Recht hast, wenn die Vergangenheit wertlos ist: Was willst du dann noch von mir? Geh einfach!"
"Ach Kanek, du Dummkopf!" rasch wandte sich Kui ab und ging die Straße hinauf, in Richtung des
grauen Tempels. Sie rannte nicht wie das kleine Mädchen, das er erwartet hatte. Kanek ging wütend
in sein Haus und warf die Tür zu. Als er sich dann schließlich setzte und langsam abreagierte, dachte
er über das kurze Wortgefecht nach und bedauerte seine Worte.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Boh...ganz im ernst also bei deiner Fantasie und wie du das Schreibst...weiss nich das Kommt Wirklich so Rüber als wenn du schon ein schriftsteller Wärst...bist du?
biggrin.gif
 
Nur ein mieser Amateur. Was mir am Besten gefällt von meinem Gekrakel ist der Beginn meiner Geschichte "Schattenlicht" die du
im Thread "Das Erwachen" finden kannst.

Diese Geschichte ist auf den Hauptcharakter Kanek und seiner Beziehung zu Kui (Sie taucht erst im späteren Verlauf auf) fixiert.
Meine alte Geschichte ist dagegen sehr komplex, nur habe ich da ein wenig die Lust verloren zu schreiben. Weiß nicht, der langsame
Fortschritt nervt ein wenig.

Ach ja, wenn dir mein Schreiben gefällt ließ mal Al Fifino. Der Kerl hat es drauf
wink.gif
 
Begierde - Kapitel 5

Ein geübtes Auge hätte sicherlich bemerkt, wie sich die Wolken am Himmel entgegen der Windrichtung bewegten.
Doch falls es jemand merkte, so suchte er nicht nach dem Grund dafür. Dieser stand auf einer Lichtung und hatte
alle Gliedmaßen von sich gestreckt, und die Augen geschlossen. Kanek konzentrierte sich, denn dieser Zauber war
eine wahre Probe von Kraft und Kontrolle. Wie ein Portal, nur nicht derart kräftezehrend. Beim beeinflussen des
Wetters war es vor allem wichtig, alle Komponenten zu berücksichtigen. Da ihm das Wetter im gesamten egal war,
pickte er sich nur den Teil des Wetters heraus, der zählte. Immer dichter sammelten sich die Wolken über ihm und
bildeten eine dunkelgraue Schicht, die die Sonne verschleierte. Bald schon zuckten Blitze und erhellten den Himmel,
genauso wie das Leuchten der Magie den Leib des Dragno weithin sichtbar machte. Sanftes, jedoch zunehmend
stärker werdendes Licht umgab seine Arme und Flügel, und allmählich begann sein ganzer Körper vom sanften
blau eingehüllt zu werden. Kanek öffnete die roten Augen. Seine Atmung hatte sich beschleunigt, sein Herz raste,
und seine Muskeln waren angespannt. Während sein Verstand nun langsamer wurde, so wurde doch der Körper
stärker und schneller. Ironischerweise auch die Magie, nur wurde sie ab hier für die Meisten nutzlos, da sich der
Verstand, ohne Übung, verabschiedete. Es war keine Raserei, es war schlichtweg eine derbe degenerierung der
mentalen Fähigkeiten. Doch wer sich regelmäßig selbst Einübte und auch meditierte, der meisterte dieses Abdriften
irgendwann weit genug, um noch zum Zaubern in der Lage zu sein. Die Macht wuchs in Kanek, doch die Konzentration
für ein Portal war kaum gegeben. Wenn er nun daran dachte, zur gleichen Zeit einen Tanz aufzuführen, wurde ihm
fast übel. Die körperliche Anstrengung förderte zwar das erhitzen seines Körpers, doch die Konzentration war schier
nicht aufrecht zu erhalten. Nun, im ruhigen Stand, war das mit der Konzentration bei weitem nicht so schwierig.
Dafür fehlte der enorme Machtschub...
Blitzte zuckten auf seinen Befehl hin von den Wolken, stanzten feurige Löcher in das Blätterdach um ihn. Mit schwungvollen
Bewegungen lenkte er die geballten Energien auf das Gebäude vor ihm. Mit einem gewaltigen Krachen barst die Kuppel
der uralten Halle, und wie Trommelschläge fielen die Trümmer umher. Immer mehr Blitzte lenkte der Novize gegen das
Gebäude, das das alte Volk hinterlassen hatte. Erst der Brandgeruch ließ ihn einhalten. In seinem jetztigen Zustand
nahm er körperliche Signale so viel stärker war, genauso wie das Verlangen, auf körperliche Art und Weise darauf
einzugehen. Ein Baum, den er zuvor mit einem Blitzt gestreift hatte, brannte nun lichterloh. Kanek schloss erneut die
Augen und lenkte die Energien im Himmel um, aus Blitz und Donner wurde Regen, der sich nur über diesem Baum ergoss.
Als das Feuer erstickt war, ließ Kanek die verbliebenen Energien frei.
Das Spiel mit der Magie spielte er am liebsten. Es war etwas, das er verstand. Es war etwas, dass ihn niemal verraten
würde. Gefühle konnten einen in die Irre führen, andere Leute einen Hintergehen, doch die Magie hatte er unter Kontrolle.
Es war seine Art sich abzureagieren. Der Tag hatte schon fürchterlich begonnen, und er würde auch so enden, das wusste
er. Zuvor hatte er die Stäbe geschnitzt und die ersten Zauber darauf gesprochen. Es gab wohl keinen Beruf, der einem so
wenig Zeit kostete. Wo sich andere Tagelang mit der Jagd abmühten oder Bäume fällten, in den Bergen nach Metallen
schürften oder sich komplizierteren Techniken wie dem Papiersieben zuwandte, da musste er nichts weiter tun als das,
was er onehin zu tun liebte: Zaubern. Sein täglicher, fast schon Exzessiver Umgang mit Magie hatte ihn stärker werden
lassen als die meisten Dragno. Obwohl er noch immer nur ein Novize war, und erst mit seinem 22. Tag seines Lebens
würde er als Erwachsen gelten. Oder aber er zog seine Meisterprüfung vor (wie er es schon seit Jahren vorhatte) und
würde mit 21 vollkommen das "Jungen-Sein" hinter sich lassen. Wer die Meisterprüfung regulär mit 22 machte, würde erst
mit 22 Jahren als erwachsen gelten. Das taten auch die, die sich kaum mit der Magie abgaben, jedoch durften diese niemals
eine Robe tragen.
Kanek war es gleich, wie es andere hielten, ihm war es wichtig vor sich selbst und seinen eigenen Ansprüchen zu genügen.
Er war noch nicht Zuhause angekommen, da sah er schon wie eine Frau auf der Steinbank vor seinem Heim saß und ihn
musterte. Sie war weder besonders groß, noch besonders auffällig gekleidet. Eine graue Robe lag auf ihrem Körper und
kennzeichnete sie damit als Anhängerin des Grauen Clans.
"Schön dich wieder zu sehen, Kanek. Wie ist es dir ergangen?"
Auch wenn die letzte Begegnung schon Jahre zurücklag, so hatte er diese Person nie vergessen. Wie hätte er das auch
gekonnt? Sie war eine Lügnerin wie die Matriarchin.
"Was willst du, Guno? sag mir, was die Matriarchin ausrichten lässt, und gehe wieder!"
Der Gesichtsausdruck der Frau zerfiel augenblicklich, wie die Kuppel des alten Gemäuers erst kurz zuvor.
"Sie wünscht dich zu sehen, Kanek."
Langsam stand sie auf und ging an ihm vorbei die Straße hinunter. Wie geschlagen duckte sie sich. Zwei Schritte hinter ihm
drehte sie sich noch einmal um.
"Was für ein stattlichen Mann aus dir geworden ist."
Kanek fiel es schwer, an sich zu halten. Zischend kam seine Antwort.
"Du bist nicht meine Mutter, Guno. Glaube nicht, dass uns etwas verbindet."
Bevor er seine Beherrschung verlor riss er die Tür seines Heimes auf und verschwand darin. Guno, seine alte Patin, seufzte.
Er nahm es ihr noch immer übel, dass sie ihn auf Geheiß der Matriarchin hin belogen, und seine wahre Identität verschwiegen
hatte. Bis heute hatte sie gehofft, dass er ihr einmal verzeihen könnte, doch nun wurde ihr klar, dass er bis an ihrer beide
Ende hin diesen Zorn mit sich tragen würde. Es quälte sie der Gedanke, dem Jungen dieses Schicksal aufgelastet zu haben.
Was ihr blieb war die Erfahrung, damit dies niemals wieder passieren würde. So ging die gutmütige Patin Guno wieder zurück
zum grauen Tempel, um der Matriarchin zu berichten.

Pah! Kanek kniete sich vor sein Bett und zog die gestohlenen Bücher darunter hervor.
Wenn er schon zum grauen Tempel musste, konnte er auch gleich die Bände zurückbringen.
Wo hatte er nur seinen Rucksack? Ein Rundblick im Zimmer brachte nichts hervor.
"Ich habe weder Zeit noch Lust für diesen Unfug" murmelte Kanek während er die beiden
Bücher auf dem Tisch platzierte und einen Zauber begann. Nur wenige Worte mussten
gesprochen werden, schon erschien die orangefarbene Kugel, die man Sucher nannte.
Der Sucher war einer der Zauber die aus den grauen Büchern gelernt hatte. Die grauen
verfolgten vor allem zwei Arten der Magie. Zum einen Nutztzauber, wie den Sucher.
Magie, die man eben brauchen konnte, oder die schlichtweg nicht anders einzuordnen war.
Daneben Kampfzauber. Das bedurfte nun keiner Erklärung.
"Meinen Rucksack."
Die Kugel hüpfte kurz in der Luft umher, bevor sie zielsicher durch eine Tür in einen Nebenraum
schoss. Die Sonne war schon dabei, sich dem Horizont zu nähern, als Kanek über den
überfüllten Marktplatz lief. Wenn die Zeit kam die Arbeit niederzulegen, zog es viele auf den
Markt. Alle möglichen Farben liefen hier umher. Kanek sog das Treiben um sich herum auf.
Schreiende Händler, die ihre Früchte noch loswerden wollten, eine Frau, die den Preis des
Händlers keinesfalls zahlen wollte. An einer der Passagen, an denen besonders viele Leute
vorbeikamen, hatte ein alter Mann seinen Stand. Kanek mochte den Mann, oder viel mehr das,
was er feilbot. Rasch zog er seinen Beutel mit Münzen heraus. Angelaufenes Kupfer, und sogar
eine Stahlmünze, lagen in ihm. Rasch zog der Novize zwei Kupferstücke heraus. Einen Moment
später lief er wieder auf den grauen Tempel zu, glücklich seinen Fruchtmus schleckend, den er
sich in einem kleinen Schüsselchen gekauft hatte. Kanek hatte keine Ahnung, warum ihm dieser
Mist so sehr gefiel, oder was darin war um seine Liebe für das süße Zeug zu wecken, doch es
war ihm egal. Vielmehr grübelte er, wie die Begegnung mit der Matriarchin ausgehen würde.
So im Gedanken versunken, beachtete er nicht mehr, was um ihn herum geschah.
"Halt, du Schmarotzer!"
Er hatte sich noch nicht einmal nach dem Ruf umgedreht, da stieß auch schon ein Fremder mit
ihm zusammen und riss ihn zu Boden. Kanek griff instinktiv nach dem Beutel mit den Büchern,
um sie auf keinen Fall zu verlieren. Der Fremde trug einen roten, ausgebleichten Kilt und machte
da am Boden liegend keinen guten Eindruck. Doch noch bevor Kanek sich beschweren konnte,
rappelte sich der Mann wieder auf und rannte, als ob sein Leben davon abhängen würde.
"Bleib stehen, du Lump!"
Da kamen auch schon seine Verfolger, starke Männer in braunen Klamotten. Kanek sah dem
Unruhestifter und seinen Peinigern nach, dann stand er auf, den Beutel mit den Büchern fest
umklammert. Wenn die Bücher hier umhergeflogen wären, dann hätte man nur dumme Fragen
gestellt. Woher er sie hat, wozu er sie brauchte, und so weiter.
Kanek klopfte sich das Fruchtmuß vom Kilt. Die Hauptstadt war in der Tat voller Leben. Man wurde
davon im wahrsten Sinne des Wortes umgeworfen. Da hielt er plötzlich inne. Noch einmal klopfte
er über seinen Kilt.
"Na warte, du kleiner Dieb." Der Kerl jatte ihm die Geldbörse geklaut!
Kanek machte sich daran, den Mann zu erwischen. Doch wo die Braunen sich auf ihre Beinmuskeln
verließen, benutzte er lieber seine Magie. Zum zweiten mal an diesem Tage bschwor Kanek einen
Sucher herauf. Kaum begann die magische Kugel voller eigenleben auf und ab zu hüpfen, stellte
Kanek auch schon seine Frage.
"Wo ist mein Geldbeutel?"
Die Kugel druckste noch ein wenig herum, bevor sie in die Richtung davonflog, in die der Dieb
gerannt war. Gemütlich folgte er der Kugel, die sich seinem Tempo anpasste. Nach mehreren
Abzweigungen kam er an der Gruppe der Braunen vorbei, die nun beisammen standen und sich
von der erfolglosen Jagd erholten. Stumm sahen sie dem Novizen dabei zu, wie er die Straße
entlanglief. Es dauerte eine ganze Weile, bis die Kugel vor einem kleinen Haus halt machte.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Bäh! Ich habe Fruchtmuß auf meinem Kilt!

So Kapitel 5 ist damit weitergeschrieben, aber noch nicht beendet. Mal sehen, wie ich
es ausgehen lasse. Vielleicht schreibe ich auch schon heute weiter, habe den ganzen
Tag über ncihts zu tun!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Zurück