Vetaro
Welt-Boss
- Mitglied seit
- 03.11.2006
- Beiträge
- 4.948
- Reaktionspunkte
- 96
- Kommentare
- 329
Ich habe ausnahmslos alle Scheibenwelt-Romane von Terry Pratchett hier liegen. Ich bin sehr stark von diesem Autor verwöhnt und halte kaum Bücher von anderen Autoren aus. Mühelos könnte ich stundenlang von seiner Fähigkeit schwärmen, Dinge zu sagen, indem er sie nicht erwähnt. Er arbeitet mit grandiosem Humor, der sich alter Vorurteile bedient, um sich über sie lustig zu machen.
Terry schreibt eine ganz eigene Art von Fantasy. Die Art von Fantasy, die Leute lesen, die normale Fantasy-Bücher blöd finden.
Der Kodex der Igors war sehr streng. Nie widersprechen: Es gehörte nicht zu den Pflichten eines Igors, Dinge zu sagen wie "Nein, Herr, daf ift eine Arterie." Der Herr hatte immer Recht.
Nie beklagen: Ein Igor würde niemals sagen: "Aber ef find taufend Meilen bif dorthin!"
Keine persönlichen Bemerkungen: Einem Igor käme es nie in den Sinn, etwas in der Art von "An deiner Ftelle würde ich etwaf gegen daf Lachen unternehmen" zu sagen.
Mitlerweile hat er drei populärwissenschaftliche (im positiven sinne) Bücher mit Ian Stewart und Jack Cohen verfasst, in denen sie die Entwicklung des Universums vom Urknall, die Evolution und überhaupt Wissenschaft im Großen erklären (Die Gelehrten der Scheibenwelt), die menschliche Neigung, Geschichten zu erzählen als zentrale Eigenschaft des Menschseins erklären (Die Philosophen der Rundwelt) und im letzten Buch tatsächlich die Evolutionstheorie detailliert, und Wissenschaft überhaupt, zu erklären (Darwin und die Götter der Scheibenwelt).
Als ich diese Bücher las, zu dem Zeitpunkt war ich noch nicht viele Jahre im zweistelligen Altersbereich angekommen, hatte ich nur durch diese Bücher (und die Rede "gibt es einen künstlichen Gott" von Douglas Adams) mehr Wissenszuwachs als durch den Schuluntericht des gesamten gleichen Schuljahres.
Draussen hörte man einen Stadtwächter. Er läutete seine Glocke und rief: "Zwei Uhr Nachts und alles ist Arrgh!"
Vorallem aber ist er philosophisch vielen Leuten weit voraus.
"Der Gott der Evolution schien sich über den Vorschlag zu freuen." Sagte der Dozent für neue Runen "Sex einzubauen erfordert angeblich die Umgestaltung aller anderen Dinge."
Terry hat wirklich einen tiefen Einblick in die Natur des Menschen und kann ihn auch noch Ausdrücken. Ganz grundlegende Erkenntnisse, die wir schon immer mit uns rumtragen, die aber ansonsten keiner erwähnt. Im folgenden Ausschnitt erfährt ein Wesen, das vorher keinen Körper hatte, wie es ist, ein Mensch zu sein.
Erst jetzt begriff sie, wie sehr Menschen von ihren Körpern kontrolliert wurden. Das Ding quengelte Tag und Nacht. Es war immer zu heiß, zu kalt, zu leer, zu voll, zu müde...
Sie glaubte, dass es in erster Linie auf Disziplin ankam. Revisoren waren unsterblich. Wenn sie ihren Körper nicht unter Kontrolle bringen konnte, so hatte sie keinen Körper verdient. Der Körper stellte eine der größten menschlichen Schwächen dar.
Und dann die Sinne. Revisoren besaßen Hunderte von Sinnen, denn alle möglichen Phänomene mussten zur Kenntnis genommen und aufgezeichnet werden. Jetzt standen ihr nur noch fünf zur Verfügung. Der Umgang mit nur fünf Sinnen sollte eigentlich recht einfach sein, aber offenbar standen sie in direkter Verbindung mit dem Rest des Körpers! Sie lieferten nicht nur Informationen, sondern stellten auch Forderungen!
Sie schritt an einer Bude vorbei, die gebratenes Fleisch anbot, und plötzlich lief ihr das Wasser im Mund zusammen! Der Geruchssinn verlangte vom Körper zu essen, ohne vorher das Gehirn zu konsultieren! und das war noch nicht das Schlimmste! Das Gehirn dachte von ganz allein!
Mein Lieblingsbuch von ihm (obwohl tatsächlich unter seinen über 30 Scheibenweltbüchern + > 6 weitere Romane + > 5 sonstige Bücher viele sehr gute und genug wirklich gute Sachen sind) ist Der Zeitdieb, aus dem auch das Vorhergehende Zitat stammt. Dieses Buch befasst sich auch mit unserer aktuellen Vorstellung, wie Zeit funktioniert, als vierte Dimension in der man sich bewegt.
http://www.fantastic...s/n4/n24765.jpg
Ich habe sehr wenig über die tatsächlichen Themen oder Inhalte geschrieben. Das liegt daran, dass jede Beschreibung ohnehin einen Falschen Eindruck erwecken würde.
Es ist sehr schwer, die Inhalte seiner Bücher wiederzugeben, ohne beim unwissenden Zuhörer befremden zu erzeugen (die Rückseiten seiner Bücher sind deshalb auch oft sehr abschreckend für Neukunden).
Ein Beispiel: Als der Schneevater eines Winters verschollen bleibt, muss Gevatter Tod einspringen. Die alten Bräuche zu befolgen fällt ihm noch etwas schwer, doch das fröhliche Ho-hoho bringt er schon gut heraus. Der wahre Schneevater ist hingegen einem Anschlag der Assassinengilde zum Opfer gefallen. Die Zauberer der Unsichtbaren Universität sind sehr besorgt, denn das Verschwinden des Schneevaters hat ein Glaubens-Vakuum entstehen lassen. Die Bewohner der Scheibenwelt glauben nun an alles mögliche, zum Beispiel an Gnome, Wichte und Aufmunterungsfeen. (Buchtitel: Schweinsgallopp.)
Terry schreibt eine ganz eigene Art von Fantasy. Die Art von Fantasy, die Leute lesen, die normale Fantasy-Bücher blöd finden.
Der Kodex der Igors war sehr streng. Nie widersprechen: Es gehörte nicht zu den Pflichten eines Igors, Dinge zu sagen wie "Nein, Herr, daf ift eine Arterie." Der Herr hatte immer Recht.
Nie beklagen: Ein Igor würde niemals sagen: "Aber ef find taufend Meilen bif dorthin!"
Keine persönlichen Bemerkungen: Einem Igor käme es nie in den Sinn, etwas in der Art von "An deiner Ftelle würde ich etwaf gegen daf Lachen unternehmen" zu sagen.
Mitlerweile hat er drei populärwissenschaftliche (im positiven sinne) Bücher mit Ian Stewart und Jack Cohen verfasst, in denen sie die Entwicklung des Universums vom Urknall, die Evolution und überhaupt Wissenschaft im Großen erklären (Die Gelehrten der Scheibenwelt), die menschliche Neigung, Geschichten zu erzählen als zentrale Eigenschaft des Menschseins erklären (Die Philosophen der Rundwelt) und im letzten Buch tatsächlich die Evolutionstheorie detailliert, und Wissenschaft überhaupt, zu erklären (Darwin und die Götter der Scheibenwelt).
Als ich diese Bücher las, zu dem Zeitpunkt war ich noch nicht viele Jahre im zweistelligen Altersbereich angekommen, hatte ich nur durch diese Bücher (und die Rede "gibt es einen künstlichen Gott" von Douglas Adams) mehr Wissenszuwachs als durch den Schuluntericht des gesamten gleichen Schuljahres.
Draussen hörte man einen Stadtwächter. Er läutete seine Glocke und rief: "Zwei Uhr Nachts und alles ist Arrgh!"
Vorallem aber ist er philosophisch vielen Leuten weit voraus.
"Der Gott der Evolution schien sich über den Vorschlag zu freuen." Sagte der Dozent für neue Runen "Sex einzubauen erfordert angeblich die Umgestaltung aller anderen Dinge."
Terry hat wirklich einen tiefen Einblick in die Natur des Menschen und kann ihn auch noch Ausdrücken. Ganz grundlegende Erkenntnisse, die wir schon immer mit uns rumtragen, die aber ansonsten keiner erwähnt. Im folgenden Ausschnitt erfährt ein Wesen, das vorher keinen Körper hatte, wie es ist, ein Mensch zu sein.
Erst jetzt begriff sie, wie sehr Menschen von ihren Körpern kontrolliert wurden. Das Ding quengelte Tag und Nacht. Es war immer zu heiß, zu kalt, zu leer, zu voll, zu müde...
Sie glaubte, dass es in erster Linie auf Disziplin ankam. Revisoren waren unsterblich. Wenn sie ihren Körper nicht unter Kontrolle bringen konnte, so hatte sie keinen Körper verdient. Der Körper stellte eine der größten menschlichen Schwächen dar.
Und dann die Sinne. Revisoren besaßen Hunderte von Sinnen, denn alle möglichen Phänomene mussten zur Kenntnis genommen und aufgezeichnet werden. Jetzt standen ihr nur noch fünf zur Verfügung. Der Umgang mit nur fünf Sinnen sollte eigentlich recht einfach sein, aber offenbar standen sie in direkter Verbindung mit dem Rest des Körpers! Sie lieferten nicht nur Informationen, sondern stellten auch Forderungen!
Sie schritt an einer Bude vorbei, die gebratenes Fleisch anbot, und plötzlich lief ihr das Wasser im Mund zusammen! Der Geruchssinn verlangte vom Körper zu essen, ohne vorher das Gehirn zu konsultieren! und das war noch nicht das Schlimmste! Das Gehirn dachte von ganz allein!
Mein Lieblingsbuch von ihm (obwohl tatsächlich unter seinen über 30 Scheibenweltbüchern + > 6 weitere Romane + > 5 sonstige Bücher viele sehr gute und genug wirklich gute Sachen sind) ist Der Zeitdieb, aus dem auch das Vorhergehende Zitat stammt. Dieses Buch befasst sich auch mit unserer aktuellen Vorstellung, wie Zeit funktioniert, als vierte Dimension in der man sich bewegt.
http://www.fantastic...s/n4/n24765.jpg
Ich habe sehr wenig über die tatsächlichen Themen oder Inhalte geschrieben. Das liegt daran, dass jede Beschreibung ohnehin einen Falschen Eindruck erwecken würde.
Es ist sehr schwer, die Inhalte seiner Bücher wiederzugeben, ohne beim unwissenden Zuhörer befremden zu erzeugen (die Rückseiten seiner Bücher sind deshalb auch oft sehr abschreckend für Neukunden).
Ein Beispiel: Als der Schneevater eines Winters verschollen bleibt, muss Gevatter Tod einspringen. Die alten Bräuche zu befolgen fällt ihm noch etwas schwer, doch das fröhliche Ho-hoho bringt er schon gut heraus. Der wahre Schneevater ist hingegen einem Anschlag der Assassinengilde zum Opfer gefallen. Die Zauberer der Unsichtbaren Universität sind sehr besorgt, denn das Verschwinden des Schneevaters hat ein Glaubens-Vakuum entstehen lassen. Die Bewohner der Scheibenwelt glauben nun an alles mögliche, zum Beispiel an Gnome, Wichte und Aufmunterungsfeen. (Buchtitel: Schweinsgallopp.)
