Pelorusjack
Quest-Mob
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Spiegelbericht
Warum sollten Intellektuelle keine Berichte über PC Spiele schreiben? Der obige Beitrag ist einer der Gründe, weshalb dem so ist. Gescheite Leute machen sich zu viele Gedanken über Sinn, Moral und Hintergründe von Spiel, Sport und Hobby als gut ist. Klar, man muss alles in Frage stellen: das Essen, den Fussball, Formel 1, die Mass Bier oder frauenfeindliche Werbung. Meistens scheint es dann so als ob die Welt dieses Dinge nicht braucht, und eigentlich tut sie's auch nicht. Trotdem gehören sie zu den Sachen, die wir mögen, die uns irgendwie glücklich machen, auch wenn sie nicht allen passen.
In Videospielen gibt es die klaren Freund-Feind-Schemata von damals noch.
Das ist aber nun wirklich sehr dämlich! Wie kann man nur! Schliesslich wird jedes plumpe Freund-Feindschema von den USA bis hin zu Deutschland, dem Nachbarn und der eigenen Familie praktiziert. Das Schwarzweissdenken fängt bei der Religion an und hört bei der Politik noch lange nicht auf, es gehört zum Repertoire der menschlichen Psyche. Die Deutschen waren 1939-1945 auch nicht alle Verbrecher und die Russen von 1945-1989 genausowenig, aber dennoch bedienen Buch und Film diese Klischees, um einen Antagonismus zu kreieren, den man halt eben braucht, um eine Konfliktsituation herzustellen.
Aufgrund diverser Gesetzgebungen und problematischen Reminiszenzen zu wahren historischen Gegebenheiten oder um patriotische Gefühle nicht zu verletzen, greift man auf Fantasy zurück, auf Science Fiction, Gangstertum, Horror. Logischerweise landet man irgendwann beim töten von Mensch, Monster und Tier. Jener Mensch spielte Konflikte schon immer gerne nach, ob im Amphitheater in Rom, dem ritterlichen Turnier oder beim Kriegsspiel mittels Zinnfiguren. Das Spiel wurde zum Katalysator, wenn er nicht gerade tatsächlich vor der Tür stand. Das Ritterturnier wurde von der Kirche verboten, gelegentlich sogar von hohen Fürsten, und dennoch wurde munter weiter gegeneinander angeritten statt sich ins Heilige Land zu begeben und dort sein Können unter Beweis zu stellen. Die Lippizaner zu Wien sind genauso ein Reststück Kavallarie-Exerziererei wie die Flugshows mit modernen Jets.
Baseball wurde gar beliebt während des US Bürgerkriegs, das Boxen wurde erfunden, damit die Soldaten keine tödlichen Duelle mehr ausfochten und 1944 haben deutsche Generäle an der Westfront zusammen Tabletop Kriegsspiele gezockt. Dennoch würde nie jemand darauf kommen, in der Hofreitschule die Uniformen zu kritisieren. Das ist nun ein arg strapazierter Vergleich, aber wichtig zu betonen ist die Tatsache der Sublimation echten Krieges und Konflikts in harmlose Spielerien.
Heutige PC Games profitieren zwar vom technischen Fortschritt durch Grafikpotenzial und Prozessoren, aber dennoch müssen auch sie auf Fiktive oder Nichtfiktive Welten zugreifen, die schlussendlich immer Teil der Geschichte sind. Selbst der "Herr der Ringe" ist nicht davor gefeit, obwohl die Andeutungen darin, mehr als deutlich sind. Ob nun ein Fantasywesen geschlachtet wird oder jemand in einem Schützengraben das virtuelle Zeitliche segnet spielt keine Rolle - es ist und bleibt ein Spiel. Man kann über guten oder schlechten Geschmack nicht streiten und auch nicht reden, den einen gefällts, den anderen nicht. Es ist unschön, wenn irgendwelche religiösen, patriotischen oder moralischen Gefühle verletzt werden, obwohl die Verletzten meist die üblichen Verdächtigen sind: Intellektuelle, Frauen, religiöse und politische Eiferer.
Heute ist den meisten Menschen der Erste Weltkrieg nichts anderes als "nur ein Krieg mehr" und bald wird es auch dem Zweiten Weltkrieg so ergehen. 1850 war Napoleon I. noch dermassen populär, dass sein Neffe noch vom Nimbus profitieren konnte, das war fast 40 Jahre später. Aber irgendwann war Napoleon dermassen überwunden, dass Frankreich und England sogar zusammen in den Krieg ziehen konnten, genauso, wie es heute ganz normal ist, dass Frankreich und Deutschland befreundete Nachbarländer sind, wo es vor 70 Jahren noch hiess, dass die Franzosen "Erbfeinde" seien.
Der Erste Weltkrieg, und damit wieder zu "Killzone", war so furchtbar, dass man schwor sich nie wieder zu bekämpfen auf diese Art. Dennoch marschierten die Deutschen nur 21 Jahre später nach Polen, während ihre Gegner umgehend den Krieg erklärten (und diesen nach Polens Fall auch nicht abzubrechen bereit waren). Der Mensch vergisst, und romantisiert. Schon seit 15 Jahren ist der erste Weltkrieg Bestandteil des Designs von Doomtrooper und Trenchcoats werden gar seit Generationen ohne Probleme als Zivilkleider genutzt. Noch 1865 dachte man, es könnte nicht schlimmer werden auf dem Schlachtfeld, aber 1918 wusste man es besser. Nur Massenvernichtungswaffen stoppten das Gemetzel in den meisten Staaten seit 1945. Die Beschönigung, der allzu lockere Umgang mit der Nazizeit ist ebenfalls in vollem Gange und dürfte in 20 Jahren vollends zu nur einem weiteren Eintrag in die Geschichtsbücher werden, die all die anderen Einträge auch. Man kann das nicht aufhalten. Heute hat sich ein ansonsten ganz normaler Kollege von mir in einem DOTA im Internetcafé "Arbeitmachtfrei" genannt, was mir schon zu denken gab. Ich nannte mich aber aus Jux auch schon "Führerhauptquartier" wenn online COH gespielt habe. Man darf die Trivialisierung nicht auf die leichte Schulter nehmen, aber die Zeit wäscht dermassen schnell durch die Erinnerung, Empfindung oder das Wissen, dass sie tatsächlich schwer aufzuhalten ist. Insofern ist das Problem des Designs von Killzone, wenn überhaupt, nur für die Leute eines, welche davon überhaupt wissen - und das werden immer weniger.
Spiegelbericht
Warum sollten Intellektuelle keine Berichte über PC Spiele schreiben? Der obige Beitrag ist einer der Gründe, weshalb dem so ist. Gescheite Leute machen sich zu viele Gedanken über Sinn, Moral und Hintergründe von Spiel, Sport und Hobby als gut ist. Klar, man muss alles in Frage stellen: das Essen, den Fussball, Formel 1, die Mass Bier oder frauenfeindliche Werbung. Meistens scheint es dann so als ob die Welt dieses Dinge nicht braucht, und eigentlich tut sie's auch nicht. Trotdem gehören sie zu den Sachen, die wir mögen, die uns irgendwie glücklich machen, auch wenn sie nicht allen passen.
In Videospielen gibt es die klaren Freund-Feind-Schemata von damals noch.
Das ist aber nun wirklich sehr dämlich! Wie kann man nur! Schliesslich wird jedes plumpe Freund-Feindschema von den USA bis hin zu Deutschland, dem Nachbarn und der eigenen Familie praktiziert. Das Schwarzweissdenken fängt bei der Religion an und hört bei der Politik noch lange nicht auf, es gehört zum Repertoire der menschlichen Psyche. Die Deutschen waren 1939-1945 auch nicht alle Verbrecher und die Russen von 1945-1989 genausowenig, aber dennoch bedienen Buch und Film diese Klischees, um einen Antagonismus zu kreieren, den man halt eben braucht, um eine Konfliktsituation herzustellen.
Aufgrund diverser Gesetzgebungen und problematischen Reminiszenzen zu wahren historischen Gegebenheiten oder um patriotische Gefühle nicht zu verletzen, greift man auf Fantasy zurück, auf Science Fiction, Gangstertum, Horror. Logischerweise landet man irgendwann beim töten von Mensch, Monster und Tier. Jener Mensch spielte Konflikte schon immer gerne nach, ob im Amphitheater in Rom, dem ritterlichen Turnier oder beim Kriegsspiel mittels Zinnfiguren. Das Spiel wurde zum Katalysator, wenn er nicht gerade tatsächlich vor der Tür stand. Das Ritterturnier wurde von der Kirche verboten, gelegentlich sogar von hohen Fürsten, und dennoch wurde munter weiter gegeneinander angeritten statt sich ins Heilige Land zu begeben und dort sein Können unter Beweis zu stellen. Die Lippizaner zu Wien sind genauso ein Reststück Kavallarie-Exerziererei wie die Flugshows mit modernen Jets.
Baseball wurde gar beliebt während des US Bürgerkriegs, das Boxen wurde erfunden, damit die Soldaten keine tödlichen Duelle mehr ausfochten und 1944 haben deutsche Generäle an der Westfront zusammen Tabletop Kriegsspiele gezockt. Dennoch würde nie jemand darauf kommen, in der Hofreitschule die Uniformen zu kritisieren. Das ist nun ein arg strapazierter Vergleich, aber wichtig zu betonen ist die Tatsache der Sublimation echten Krieges und Konflikts in harmlose Spielerien.
Heutige PC Games profitieren zwar vom technischen Fortschritt durch Grafikpotenzial und Prozessoren, aber dennoch müssen auch sie auf Fiktive oder Nichtfiktive Welten zugreifen, die schlussendlich immer Teil der Geschichte sind. Selbst der "Herr der Ringe" ist nicht davor gefeit, obwohl die Andeutungen darin, mehr als deutlich sind. Ob nun ein Fantasywesen geschlachtet wird oder jemand in einem Schützengraben das virtuelle Zeitliche segnet spielt keine Rolle - es ist und bleibt ein Spiel. Man kann über guten oder schlechten Geschmack nicht streiten und auch nicht reden, den einen gefällts, den anderen nicht. Es ist unschön, wenn irgendwelche religiösen, patriotischen oder moralischen Gefühle verletzt werden, obwohl die Verletzten meist die üblichen Verdächtigen sind: Intellektuelle, Frauen, religiöse und politische Eiferer.
Heute ist den meisten Menschen der Erste Weltkrieg nichts anderes als "nur ein Krieg mehr" und bald wird es auch dem Zweiten Weltkrieg so ergehen. 1850 war Napoleon I. noch dermassen populär, dass sein Neffe noch vom Nimbus profitieren konnte, das war fast 40 Jahre später. Aber irgendwann war Napoleon dermassen überwunden, dass Frankreich und England sogar zusammen in den Krieg ziehen konnten, genauso, wie es heute ganz normal ist, dass Frankreich und Deutschland befreundete Nachbarländer sind, wo es vor 70 Jahren noch hiess, dass die Franzosen "Erbfeinde" seien.
Der Erste Weltkrieg, und damit wieder zu "Killzone", war so furchtbar, dass man schwor sich nie wieder zu bekämpfen auf diese Art. Dennoch marschierten die Deutschen nur 21 Jahre später nach Polen, während ihre Gegner umgehend den Krieg erklärten (und diesen nach Polens Fall auch nicht abzubrechen bereit waren). Der Mensch vergisst, und romantisiert. Schon seit 15 Jahren ist der erste Weltkrieg Bestandteil des Designs von Doomtrooper und Trenchcoats werden gar seit Generationen ohne Probleme als Zivilkleider genutzt. Noch 1865 dachte man, es könnte nicht schlimmer werden auf dem Schlachtfeld, aber 1918 wusste man es besser. Nur Massenvernichtungswaffen stoppten das Gemetzel in den meisten Staaten seit 1945. Die Beschönigung, der allzu lockere Umgang mit der Nazizeit ist ebenfalls in vollem Gange und dürfte in 20 Jahren vollends zu nur einem weiteren Eintrag in die Geschichtsbücher werden, die all die anderen Einträge auch. Man kann das nicht aufhalten. Heute hat sich ein ansonsten ganz normaler Kollege von mir in einem DOTA im Internetcafé "Arbeitmachtfrei" genannt, was mir schon zu denken gab. Ich nannte mich aber aus Jux auch schon "Führerhauptquartier" wenn online COH gespielt habe. Man darf die Trivialisierung nicht auf die leichte Schulter nehmen, aber die Zeit wäscht dermassen schnell durch die Erinnerung, Empfindung oder das Wissen, dass sie tatsächlich schwer aufzuhalten ist. Insofern ist das Problem des Designs von Killzone, wenn überhaupt, nur für die Leute eines, welche davon überhaupt wissen - und das werden immer weniger.