Die Bahn macht mobil, die Lokführer verhindern das.

Qilin

Rare-Mob
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Persönlich halte ich nicht sonderlich von davon mit der Bahn unterwegs sein zu müssen. Zum einen muss man ja erst einmal zu den Bahnhöfen hin und von denen auch wieder weg kommen. Das ist also schon einmal nicht gerade komfortabel. Zum anderen ist es dann noch so, dass man massig Zeit vertrödelt, bis dann der nächste Zug kommt, weil man ja umsteigen muss. Hier wiederum wird man ja schon quasi dazu verpflichtet sein Geld für Kaffee und Co. am Bahnhof zu lassen. Aber egal.

Bei mir ist das nun so gekommen, dass ich mit meinem Ticket für relativ wenig Geld in Berlin und Brandenburg komplett kostenlos fahren kann. Nicht nur Bahn, sondern auch Busse, U-Bahnen oder die S-Bahnen. Die meisten regionalen Bimmelbahnen gehören ja zum Glück nun auch zum VBB, was heisst, dass ich diese auch nutzen kann. Somit hat sich eine Wohnung in der Nähe meiner Uni schon gar nicht mehr rentiert. Pech für die Vermieter vor Ort, gut für mich.

Aber wie Ihr Euch denken könnt, nerven mich diese Streiks natürlich auch tierisch. Und um ehrlich zu sein, verstehe ich auch gar nicht, warum diese Leute streiken. Zumindest habe ich ich keinerlei Verständnis dafür.

Ein Lokführer hat zumindest ein geregeltes Einkommen, welches nicht grad wenig ist, sowie einige Sozialleistungen, über die sich alle anderen freuen würden. Klar ist auch, dass in der Schweiz fast das doppelte verdient wird. Keine Frage, aber in der Schweiz sind die Lebenshaltungskosten auch doppelt so hoch. Und wir leben ja immer noch in Deutschland.
Nun ist es ja klar, dass alle mehr Geld haben wollen. Aber eine Forderung zu stellen von mehr als 70% Lohnerhöhung ist doch fern allen Menschenverstandes. Nur warum kommt das?
Streikt einer, streiken alle.
So einfach ist das schon geklärt. Denn man darf ja der Gewerkschaft schon ein Teil seines Lohnes geben und dafür sollen die da auch was machen. Wenn nun eine andere Gewerkschaft in den Streik geht und sich für die Arbeiter angeblich stark macht, müssen die nachziehen. Sonst heisst es ja in den eigenen Reihen, dass die Gewerkschaft auch nur kassiert und nichts macht. Und dann verringert sich auch gleich die Anzahl der zahlenden "Kunden".
Also steht alles auf Streik!

Dann wiederum ist es ja so, dass die Bahn doch gewillt war über eine Neuverhandlung eines Tarifvertrages zu reden. Nur diese scheiss Gewerkschaft lehnt es ab. Dafür dürfen dann die Leute sich einen abfrieren. Die sind doch an keinerlei Gespräche interessiert.

Und gehen wir mal ein wenig weiter. Denn dass der Personenverkehr ausgesetzt wird ist sicherlich in der allgemeinen Stimmung der Bevölkerung sehr miesmachend, allerdings nicht wirklich das, womit die Bahn ihre Kohle verdient. Denn das ist der Güterverkehr, der ja teilweise genauso bestreikt wird. Klasse. Ich meine, wenn man auch nur ein paar Minuten zu spät kommt mit seinen Waren, die mit der Bahn transportiert werden sollen, so drohen Strafen die in die tausenden von Euro gehen. Terminfracht heisst das Zauberwort womit die Bahn wirbt. Keine Staus ist ja auch von Vorteil und dann soll hier gestreikt werden? Somit verursachen diese faulen "Sch*eine" von Lokführer einen so erheblichen Schaden an der Wirtschaft und an der Bahn, dass das nicht mehr zu verkraften ist. Solche Streiks sind für alle schlecht, ausser den Lokführern, die sich dann die Eier schaukeln. Eine Unverschämtheit, zumal sie nicht gewillt sind zu verhandeln.

Aber im Personenverkehr ist es doch das Gleiche. Denn wir bezahlen doch alle Geld dafür, dass wir diesen nutzen können um zum Beispiel zur Arbeit zu kommen. Das wiederum bringt auch der Wirtschaft einiges. Eine arbeiten momentan für so einen Hungerslohn, dass es nur noch reicht, um seine Rechnungen zu bezahlen und am Leben zu bleiben, wo andere sich faul zu Hause auf der Couch dann Britt oder sonstige Talkshows reinziehen. Für die, die für wenig Geld arbeiten gehen ist das schon ziemlich krank, dann auf einmal nen Taxi rufen zu müssen, weil sie anders nicht zur Arbeit kommen. Denn es wohnt ja nicht jeder in der Großstadt oder hat seine Arbeitsstelle direkt neben sich. Nein, einige fahren täglich 1-2 Stunden, einige noch mehr, um arbeiten gehen zu können.

All diese Leute bekommen nun schon einige Probleme und auch diejenigen, die sonst mit der Bahn zu Terminen fahren. Soll man nun immer und immer wieder die Termine Platzen lassen? Das kann es ja wohl nicht sein.

Nun gehen wir aber mal weiter. Denn mal abgesehen, dass die Lokführer schon ein verdammt gutes Einkommen haben, so kommen sie ja damit, dass es so wenig sei. Und nicht reicht um die Familie zu ernähren. Ich weiss zwar nicht wie das gehen soll, dass man das nicht schafft bei so einem Einkommen, da andere weniger verdienen, insgesamt und das trotzdem schaffen, aber vielleicht sollten sie dann auch einmal aufhören sich jedes Jahr die Wohnung so einzurichten, dass die Up2Date ist und einmal darüber nachdenken, ob der fette Benz vor der Tür wirklich auch jedes Jahr gegen das neuste Modell getauscht werden muss. Ja das ist klar, wenn man das Geld zum Fenster rauswirft, dass es nicht reicht. Aber es soll auch nicht immer für eine Familie reichen, denn meist wohnen doch 2 Leute drinnen, die arbeiten gehen können. Also, hallo? Wir krank seid ihr?

Eine hohe Verantwortung soll auch einen gewissen Lohn rechtfertigen. Das ist auch okay soweit. Nur wer hat denn eine höhere Verantwortung? Der Lokführer, der zwar mehr Leute verfrachtet, aber auf Schienen fährt und somit nur auf ein paar Signale achten muss, oder der Busfahrer, der sich im Stadtverkehr zurechtfinden muss, aufpassen auf seine ganze Umwelt, auf die Fehler anderer, der Hindernissen ausweichen muss und im schlimmsten Falle auch aussenstehende verletzen könnte. Ich finde, dass die Busfahrer hier wesentlich mehr Verantwortung übernehmen und auch mehr leisten müssen, als der Lokführer. Diese sehen das aber bestimmt ganz anders. Nur wer ist denn am Ende des Arbeitstages erschöpfter? Wahrscheinlich sind es beide gleich, weil die Lokführer nichts gewöhnt sind.
So und was verdient so ein Busfahrer? Nen Appel und nen Ei. Ahja, aber die Lokführer wollen mehr Lohn. Die Busfahrer auch, aber die fliegen raus.

Ausserdem sollten die Lokies auch mal darüber nachdenken, wie nun die Bahn weiter agieren wird. Die Verluste die ihnen zugefügt wurden, werden sie nicht hinnehmen. Und was wird erst passieren, wenn die Bahn merkt, dass freie Lokführer den Job genauso gut machen, ohne zu streiken und abartig hohe Gehaltsforderungen zu haben. Denen der Lohn mehr als reicht, den die Lokführer jetzt haben?

Wenn ich Bahncheffe wäre, würde ich versuchen all diese Leute, die mitgestreikt haben nun nach und nach weg zu rationalisieren und gegen Leute einzutauschen die arbeiten wollen. Denn davon gibt es ja genug. Ich wundere mich nur, dass in der Presse noch keine Ausschreibungen stehen, dass Lokführer gesucht werden, die Loyalität beweisen können.

Wie ihr seht, bin ich ganz schön angepisst von der Situation.
 
Ich glaube Du hast da was falsch verstanden. Die Lohnforderungen sind nicht mehr als 70% sondern bis zu 31 Prozent Gehaltssteigerung. Da ist aber noch Verhandlungspielraum drin.
Für mich verständlich der Streik. Schlechtes Beispiel mit der Schweiz. Setzt man das Verhältniss vom Verdienst eines Lokführes (Europa) mit dem durchschnittlichen Lebenskosten, so kann schnell erkennen: Unser Lokfüher sind ganz unten!
Und dann die Arbeitszeiten. Würdest Du bei dem Lohn auch noch permanete Bereitschaft schieben? Mal ehrlich, ein Lokführer kann irgendwann einen Anruf bekommen und aufgefordert werden spätestens nach 10 Stunden (egal zu welcher Zeit und zu welchen Wochen- oder Feiertag) einen Dienst bis zu 14 Stunden zu übernehmen. Für mich nicht normal.
Klar, Streik sind blöd. --- Aber längst überfällig.
Dein letzer Abschnitt erschreckt mich etwas und ich denke das Du diesen ausführlichen Bericht mit Deinen Emotionen geschrieben hast und in Deiner Verärgerung.

P.S.: Ich bin nicht in der Branche, aber dieses deutschlandweite Lohndamping ist ungerecht allen Arbeitenden gegenüber.
 
Das Gehalt ist ja die eine Sache. Allerdings muss der Arbeitgeber mit steigendem Gehalt auch mehr soziale Abgaben leisten. Bei einer Erhöhung von 31%, welche vollkommen lächerlich sind, wird der zu zahlende Faktor einige in die Höhe getrieben. Spitzenverdiener sind klar die Lokführer in der Schweiz. Keine Frage, aber überall, wo diese mehr verdienen, sind die Nebenkosten dementsprechend auch höher.

Ob nun Bereitschaft hin oder her. Andere Berufe haben auch Bereitschaftsdienst. Seihen es nun Ärzte oder einfache Mechatroniker oder Taxifahrer. Letztere arbeiten auch für einen Hungerlohn und haben massig an Verantwortung zu tragen. Sitzt beim Mechatroniker eine Schraube nur nicht richtig, kann es dazu kommen, dass Leute zu Schaden kommen. Passt der Taxifahrer nicht auf ebenso. Besser finde ich allerdings das Beispiel mit dem Busfahrer, da diese die gleiche Beschäftigung meist haben, oder Fernverkehrsfahrer, aber troztdem eine höhere Verantwortung tragen, da sie eben nicht auf Schienen unterwegs sind, sondern noch wesentlich mehr Gefahrenquellen um sich herum haben, aber nur einen Bruchteil von dem verdienen, was Lokführer bekommen.

Wie gesagt leben wir immer noch in der Rezession, also der Wirtschaft geht es nicht gut und somit ist es einfach nur lächerlich solche Forderungen zu stellen. Lohndumping ist mies, klar, aber es geht halt nicht anders. Ansonsten steigen überall die Preise. Und wer will das? Auch niemand. Wenn jeder fair bezahlt werden würde, würde alles 100% mehr
 
kosten und somit würden wieder alle zu wenig verdienen. Und so weiter und so weiter. Deswegen bin ich klar der Meinung, man sollte all diejenigen die streiken vor die Tür setzen. Es gibt genügend Leute die arbeiten wollen und bei weitem die Anforderungen erfüllen, die ein Lokführer braucht, die aber selbst mit weniger als dem momentanen Lohn zufrieden sind.

14 Stunden Arbeit sind nicht normal? Selbst Schlosser arbeiten solange und mehr. Hast du schonmal ne Werkstatt gesehen, die um 15 Uhr dicht macht? Meinst du die arbeiten da in Schichten?
Das kann sich niemand leisten. Weder so wenig zu arbeiten, noch zusätzliche Arbeitskräfte einzustellen. Zweistellige Lohnforderungen überhaupt zu stellen ist doch fern jeder Realität. Sicherlich bin ich genervt davon, aber vor allem weil es halt vollkommen überzogen ist und die Leute nicht an einer Einigung interessiert sind. Es sind Verhandlungsspielräume drin? Warum verhandelt diese Gewerkschaft nicht? Warum? Es geht nur um eine Machtdemonstration und ich hoffe, dass der Vorstand der Bahn einen Weg findet diese Leute eine auszuwischen. Vom tiefsten Herzen.
 
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