Die ganze Welt ist ein Kristall

Khanor

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Wie ich vorausgesagt hatte: auf den Straßen rund um Darmstadt herrscht das pure Schneechaos.

Heute morgen zwischen fünf und sechs Uhr fuhren diverse Räumfahrzeuge durch unser Örtchen, beschränkten sich aber darauf, dass das eine Fahrzeug den Schnee von der Haupt- in die Seitenstraße schob, das andere Fahrzeug das ganze rückgängig machte.

Der Blick aus dem Fenster heute morgen war traumhaft. Naja, wenn nicht die hässliche Baustelle einfach nur wie hingeworfen aussehen würde. Aber alles weiß und flauschig, gemütlich und "still".

Der Bus kam relativ pünktlich und das Einsteigen erfolgte über die gestern erwähnten Schneeberge am Gehwegrand. Die Strecke über den Berg zum Nachbardorf legten wir mehr oder minder im ersten Gang zurück, da eine geschlossene Schnee- und Eisdecke sicherlich bei vielen Tonnen Gewicht bei Vmax nicht sonderlich wohlgesonnen ist.

Glücklicherweise fährt um diese Uhrzeit während der Schulzeit der einzige Fahrer, den ich tatsächlich für kompetent halte, allerdings habe ich mich lieber in einen wissenschaftlichen Text vertieft anstatt von meinem Logenplatz aus die Rutschpartie zu beobachten. Manchmal musste ich tatsächlich einfach die Arschbacken zusammenkneifen... was das auch immer bringen soll.

Es gibt meiner Meinung nach nur zwei Sorten von Autofahrern.
Kategorie 1: "Bei gutem Wetter fahr ich mit dem Auto. Da kann nichts passieren und ich bin schneller unterwegs als die öffentlichen Verkehrsmittel."
Kategorie 2: "Bei schlechtem Wetter und besonders bei Schneefall fahr ich mit dem Auto. Da hab ich es warm, ich kann gut fahren und ich bin schneller unterwegs als die öffentlichen Verkehrsmittel."

Was fällt hier auf? Richtig, die Straßen sind in Sommer wie Winter einfach voll und beide Kategorien sollten sich relativieren.

Versteht mich nicht falsch, allein aus Gründen der Faulheit hätte ich auch ganz gern Lust die meiste Zeit mit dem Auto zu fahren. Allein aus Gründen der Flexibilität, denn wenn die Vorlesung um 14.00 Uhr endet kann ich sofort los fahren und muss nicht bis 15.05 Uhr auf den nächsten Bus warten. Das war es dann aber auch schon. Die Fahrzeit ist nicht sonderlich geringer (je nach Tageszeit natürlich) und ich komme lediglich die Zeit früher an, die ich sonst an Wartezeit aufgewendet hätte. Und ich kann... nein, ich darf während der Fahrt nicht lesen, schlafen oder was auch immer. Morgens ist die Zeitersparnis annähernd = 0.

Nun gut. Seitdem ein wenig Schnee gefallen ist sind die Fahrzeiten morgens natürlich immens. Alle Welt meckert über Verspätungen der "Öffis", dass das aber hauptsächlich vom restlichen Verkehr abhängt ist dabei ja erstmal nicht maßgebend.

Wenn aber, so wie heute, die Straßen einfach dicht sind und sich nichts bewegt, kann der Busfahrer schlicht nichts dafür. Wenn dann noch hinzu kommt, dass außerorts die Räumfahrzeuge nicht sonderlich effektiv arbeiten kann er erst recht nichts dafür.

Von "unserer Seite" aus gesehen liegt Darmstadt hinter einem Berg. Zwei Straßen führen halbwegs direkt in die Innenstadt und beide verlaufen über diesen Berg. Was denkt ihr nun also, was bei dieser Witterung an diesen Bergen läuft?

Genau: rein gar nichts.

Der Busfahrer wusste das schon vorher, bog also rechtzeitig ab und versuchte gar nicht erst sich die glatten Straßen hinauf zu quälen, während allerdings diverse Autofahrer "aus Prinzip" oder Ehrgeiz erst recht aufs Gas traten um mit durchdrehenden Rädern, Umdrehungen jenseits der 5000 und mit zur Seite rutschenden Fahrzeugen den Parkours zu bezwingen versuchten.

Das Ende vom Lied war natürlich, dass die Straße dadurch - und durch wendende Fahrzeuge - verstopft war und sich unser Weg zur Ausweichroute noch weiter hinzog.

Die Ausweichroute führt über den anderen Berg...

Diese war wenigstens befahrbar, aber dennoch so überfüllt, dass wir auch mal 10 Minuten nicht von der Stelle kamen.

Meine Blicke auf die Uhr fing ich an nach über einer Stunde mir zu sparen, genoss das Spektakel außerhalb der Scheiben lieber.

Heute, meine Damen und Herren, bin ich der glücklichste kleine Junge dieses Winters. Ich freue mich quasi "wie ein Schneekönig". Ich bin so fröhlich mit 20 cm Neuschnee und Watte auf allen Bauteilen der modernen Zivilisation, dass mich einfach nichts mehr stört.

Na gut, übertreiben wollen wir es nicht, aber ich bin fröhlich dabei die Aussicht genossen zu haben und einen kleinen Schneespaziergang zwischen den Haltestellen gehabt zu haben, dass es mich nicht im geringsten stört, dass ich für ca. 15 km heute morgen über zwei Stunden gebraucht habe.

Ich hätte die ganze Zeit, die wir auf dem Berg im Stau standen, Fotos schießen können von der Landschaft, die mich so richtig an meine Kindheit im Sauerland erinnert hat - einfach, weil ich nirgends so viel Schnee auf einmal gesehen habe wie dort.

Leider ist mein Handy nicht mehr in der Lage Fotos zu schießen - und filmen wollte ichs dann auch nicht.

Meine Begeisterung für Schnee ist wahrscheinlich auch der Ausschlaggeber dafür, dass ich besonders Zwerge so mag... Die stapfen schon ab Level 1 im Schnee herum, so wie ich auch.

Ich schaue raus und sehe meine Lieblingsjahreszeit in voller Pracht. Und als kleinen Bonus ist es nicht einmal sonderlich kalt (wobei ich noch zwei Grad weniger vertragen könnte, damit das Puder nicht so schnell wegschmilzt). Ich könnte mich sogar zu einem kleinen Spaziergang hinreißen lassen... Aber nur 10 Minuten, das muss erstmal wieder für drei Jahre reichen.

Dummerweise sitze ich heute bis 19 Uhr in der Hochschule, dementsprechend komme ich erst um 20.30 Uhr heim - sofern der RMV nicht seinen Betrieb einstellt.

Aber egal, zu Fuß bin ich sowieso schneller. Und wenn ich die Strecke zu Fuß zurück lege habe ich genug Spaziergangpuffer für den Rest meines Lebens
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