Die Prüfung

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Die Prüfung

Trotz eingehender Prüfung konnte Amond nicht das kleinste Stäubchen auf seinen glänzenden Schuhen finden, trotzdem wischte er sie erneut verlegen an seinem Hosenbein ab. Zum siebten mal in der letzten halben Stunde. Daran, dass sie ihm zu eng waren änderte sein ständiges saubermachen allerdings auch nichts. Sein Vater hatte sie ihm extra für den heutigen Tag gekauft. Amond kann sich noch gut an den Moment erinnern, als er mit leuchtenden, stolzen Augen seinem Sohn das Bündel vom Schuhmacher überreicht hatte.

"Vor den hohen Herren muss man Eindruck schinden.", sagte er, und beindruckend waren die Lederschuhe wirklich. Einen ganzen Monatslohn hatten sie seinen Vater gekostet, doch zu eng waren sie trotzdem.

Amond wischte den Gedanken fort und sah sich weiter in der Wartehalle der "Academia Magica Pyrokenetica" um. Die Akademie der Feuermagischen Gilde war komplett aus einem riesigen roten Marmorquader gehauen und das größte Gebäude in Ant-Dun, der Hauptstadt des Maskardischen Imperiums. Die Feuermagier waren eine der angesehnsten Kaste des Reiches und liessen jährlich nur 6 Anwärter zur Aufnahmeprüfung zu. Und Amond war dieses Jahr einer von ihnen.

Die grosse hölzerne Flügeltür zum Büro des Dekan öffnete sich nun zum vierten Mal, seit dem er hier war, jedesmal aufs Neue um einen der Probanten zu verschlucken und ihn nicht wieder frei zu geben. Ein Novice in der blassroten Robe der Schüler trat in den Wartesaal. Anhand der Flamenstickereien an seinem Ärmel erkannte Amond, dass dieser bereits im dritten Lehrjahr war und somit kurz vor der Prüfung zum Magus des ersten Grades stand. Der blonde, hochgewachsene Novice richtete seinen Blick auf die, noch verbleibenden, 3 Anwärter. Ausser Amond waren dies noch eine rothaariges Mädchen in seinem Alter. Er hatte sich kurz mit ihr unterhalten und als sehr sympatisch empfunden. Insgeheim hoffte er mit ihr den einen oder anderen gemeinsamen Kurs zu besuchen. Ach ja, dann war da noch ein Junge aus dem Weströmischen Reich. Mit ihm hatte bisher niemand gesprochen. Er stand seit der letzten halben Stunde still in einer Ecke des Raumes und starrte finster zu der, nun offenen Tür.

"Amond aus Thale", rief der Novice und Amonds Herz begann zu rasen. Er war also der nächste. Zitternd erhob er sich aus dem bequemen Sessel und ging auf den Durchgang zum Büro zu. Jaleya, das Mädchen, rief ihm noch einen Glückwunsch zu, doch Amond hörte ihn nur schwach, wie ein weit entferntes Echo in seinem Hinterkopf.

Mit einem dumpfen Geräusch schlossen sich die beiden Türflügel hinter ihm und er stand nun, flankiert von dem Novicen, in dem eigenartigsten Büro, dass er je sah. Es war fast quadratisch, mit etwa 4 Meter Seitenlänge. Alle Wände waren so mit Bücherregalen, Flaschen, ausgestopfte Tiere, Schriftrollen, merkwürdige Statuen, grotesken Bildern, Staub und Spinnenweben zugestellt oder bedeckt, dass man nur schwer den roten Marmor dahinter erahnen konnte. Beleuchtet wurde der Raum von vier, in der Luft schwebenden, Flammen ohne jegliche erkennbare Quelle. Feuer aus dem Nichts. Das werde ich auch bald können, dachte Amond stolz. Der Novice deutete ihn auf den Schreibtisch in der Mitte zuzugehen. Erst jetzt bemerkte der Junge die kleine, ältliche Gestalt, die in einem riesigen Ohrensessel hinter einem massiven Eichentisch sahs, welcher über und über mit Papieren und Büchern beladen war. Vor dieser Ansammlung scheinbar ungeordneten Wissens stand ein kleiner Schemel. Amond setzte sich darauf und wartete schweigend. Seine Hände wurden feucht vor Aufregung.

Die Gestalt im Sessel gab dem Novicen mit einem Wink zu verstehen, den Raum zu verlassen. Was dieser auch tat, in dem er durch eine kleine Tür an einer anderen Wand verschwand. Als sie alleine waren, richtete der Alte seinen Blick auf den jungen Burschen und lächelte freundlich. Amond schätzte ihn auf mindestens 90 Jahre. Sein graues, schütteres Haar reichte bis zur Hüfte und wurde durch ein rotes Lederband zu einem Pferdeschwanz zusammen gehalten. Sein Gesicht war faltig und mit Altersflecken übersäht, jedoch, und das war typisch für Magier, die mit Feuer hantierten, sauber rassiert. Ein langer Bart ist zwar ein Zeichen von Würde und Weisheit. Für Feuermagier ist es jedoch wesentlich weiser nicht mehr, leicht brennbare, Dinge am Körper zu haben als nötig. Seine burgunderrote Robe wies die Stickereien eines Magiers des 5. Grades auf, welche zusätzlich mit einem goldenen Ring und einem aufgeschlagenen Buch versehen war. Das Zeichen des Dekans.

"Nun, Amond. Ich grüsse dich.", die sanfte, fast grossväterliche Stimme des Dekans riss Amond aus seiner Starre. "Ich bin Dekan Andrewessus Darkflame-Stormfire, aber das wusstest du bestimmt bereits."

Amond nickte aufgeregt. Natürlich wusste er das. Schliesslich hat er seit Monaten nichts anderes im Kopf als die Geschichte der Feuergilde. "Es... es... f..freut mich sehr ihre Bekanntschaft zu machen.", stammelte er wie ein Idiot. Doch der Dekan lächelte nur gnädig.

"Nur nicht so nervös, junger Mann.", beruhigte er Amond. "Das schwierigste hast du bereits hinter dir. Aus 200 Bewerben bist du als einer der Wenigen hervorgegangen, die die schriftliche Prüfung bestanden haben. Alles was jetzt noch folgt ist ein kleiner mündlicher Test, ob du bereit bist hier zu studieren, denn nicht nur Wissen zählt bei uns. Feuer ist eines der gefährlichsten der 6 Elemente und ein Feuermagier muss nicht nur gebildet sein, sondern auch stark im Willen und vor allem im Gehorsam. Denn ein ungehorsamer Schüler kann die ganze Schule in Gefahr bringen. Hast du das verstanden?"

"Ja, ja natürlich.", eilte sich Amond zu antworten und nickte dabei so heftig, das ihm kurz schwindelig wurde. Der Alte lächelte erneut und zog dann aus einem seiner Papierstapel eine ledergebundene Mappe hervor, welche er sich vor sich auf den Tisch legte.

"Nun gut, Amond.", sagte der Dekan feierlich. "In dieser Mappe ist die Aufgabe, die ich dir gleich stellen werden. Solltest du sie bestehen, dann..." Ein lautes Pochen an der kleinen Tür, durch die der Novice verschwunden war, unterbrach seinen Redefluss. "Herein.", lies er entnervt den Störenfried wissen. Die Tür öffnete sich und der Novice streckte den Kopf herein. Er wirkte sehr abgehetzt und atmete schwer.

"Verzeiht die Störung, Meister Andrewessus.", hechelte der Mann, "Ihr müsst schnell mitkommen. Es ist ein Notfall!"

Ernsthaftigkeit schlich in das Gesicht des Dekans. Würdevoll erhob er sich und richtete das Wort an Amond: "Ich bin gleich wieder da. Du bleibst hier sitzen und rührst nichts an!", und ohne auf eine Erwiderung zu warten hastete er zum Ausgang und verschwand mit dem Novicen zusammen. Mit einem lauten Knall wurde die Tür geschlossen.

Amond sahs wie vom Blitz getroffen auf seinem Schemel und starrte die Ledermappe auf dem Tisch des Dekans an. Er konnte es kaum fassen. Das war seine Chance. Es würde nur einen kleinen Augenblick dauern und er kannte die Antwort auf die Aufgabe, die ihn erwartete. Sollte er es riskieren? Warum nicht?, dacht er sich. Schliesslich sieht es ja keiner. Oh, sein Vater würde so stolz auf ihn sein, wenn er mit voller Punktzahl aufgenommen würde. Ohne weiteres Zögern beugte sich der Junge über die Tischplatte und hob den Deckel der Mappe an. Darin lag ein Blatt Papier. Vollkommen leer. Verwirrung wuchs in Amond heran, als auch schon wieder die Tür aufsprang und der Dekan mitsamt dem Novicen im Schlepptau das Büro betrat. Enttäuscht blickte er den Jungen an.

"Nun, scheinbar haben wir uns geirrt in dir, Amond. Du kannst gehen. Leb wohl. Mein Schüler hier wird dich hinausbegleiten."

Amond verstand die Welt nicht mehr. "Aber wieso denn?", versuchte er zu protestieren. "Die Prüfung hat doch noch gar nicht statt gefunden."

"Du irrst dich, mein Junge. Sie ist bereits vorbei. Du bist in dem Moment durchgefallen, da du die Mappe geöffnet hast. Ich hatte dir vorhin gesagt, das Gehorsam eine der wichtigsten Grundeigenschaften für diese Gilde ist und wie können wir auf deinen Gehorsam vertrauen, wenn du nicht einmal eine so einfache Anweisung befolgen kannst, wie sitzen zu bleiben und nichts anzufassen?"

Amond starrte den alten Mann ungläubig an. Sein Unterkiefer klappte herunter. Versagt! Er hatte versagt! Seine Augen fühlten sich mit Tränen und sein ganzer Körper zitterte vor Wut. Vor Wut auf den Dekan. Vor Wut auf diesen hinterhältigen Trick. Vor Wut auf die Welt an sich. Aber vor allem vor Wut auf seine eigene Unfähigkeit. Schluchzend senkte er denn Blick. Der Dekan trat näher und legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter.

"Amond, siehe. Dies ist nicht der Weg der dir bestimmt ist. Gib nicht auf zu suchen. Dann wirst du ihn finden. Und nun geh. Ich erteile dir hiermit offiziell die Absage der Akademie, sowie für alle Magierakademien der Reiche. Niemehr soll dein Fuss den Boden dieser oder einer anderen Gildenhalle betreten. Geh, Amond. Geh mit Würde."

Der Junge schluckte und richtete sich dann auf. Mit gesenktem Haupt wurde er von dem Novicen durch die kleine Holztür und einem Hintereingang der Akademie hinausbegleitet.

Er hatte versagt...

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tjo, was soll ich sagen.. auf jeden Fall hat mir das Lesen sehr viel Spass gemacht. Für mich war es wunderbar spannend und auch das Ende... sehr überraschend! Gut! ach Quatsch.. SUPI!!!

Eigentlich ein mutiger Junge, dass er es sich überhaupt getraut hat, diesen flüchtigen fast schon wahnsinnigen Einfall in die Tat umzusetzen.
 
Eine schöne Idee für eine Kurzgeschichte.

Jag das Ganze bitte noch einmal durch ein Rechtschreibprogramm, dann siehts noch gleich schöner aus.
Ansonsten: Wirklich gut.
 
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