Draußen Regen, drinnen lacht das Glück

Khanor

Dungeon-Boss
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... oder so ähnlich. Zumindest das mit dem Regen stimmt.

Ich mag Gewitter. Wie stehts mit euch? Es kann schon etwas recht bedrohliches haben, aber irgendwie hat mich meine Kindheit dann doch dahingehend geprägt es als ganz natürlich hinzunehmen, gepaart mit einem Hauch von Freizeit.

Ich will das etwas deutlicher aufschlüsseln: aufgrund riesiger Löcher im Finanzhaushalt hat meine Familie früher ausschließlich Urlaub bei meiner Oma gemacht. Vor der Scheidung meiner Eltern kam einmal alle zwei Jahre noch ein entfernteres Fahrziel hinzu, aber ansonsten: jede Ferien ab ins Sauerland.

Das Sauerland ist ein schönes Fleckchen Erde, ich denke gern an die schönen Berge, durchzogen von den wild geschwungenen Landstraßen, den Biggesee, die Wälde und Felder. Meine regelmäßigen Ferien da möchte ich gern als "malerisch" beschreiben, auch wenn ich das damals nicht immer so empfunden habe.

In so bergigen Gebieten hält sich jede Art von Wetter eine gewisse Zeit. Die Winter (damals, als es noch richtige Winter mit gemäßigtem Klima gab) waren mit viel Schnee versehen und die Sommer schön warm, so dass wir in Omas Garten zelten konnten. Wenn es aber in solchen Landstrichen dann mal zu Regen kommt ist er sehr ausdauernd und hält sich manchmal über Tage. Ebenso natürlich Gewitter. Bei jedem Gewitter denke ich an das Geräusch von großen Regentropfen, die auf die Blechziegel dort klatschen, den dunkelgrau verhangenen Himmel, der sich zwischen den Bergen vermeintlich festgesetzt hat und so tief zu hängen scheint, dass man ihn scheinbar anfassen kann.

Für ein Kind ist ein solches Wetter natürlich nicht so toll, wenn man tagelang nichts anderes machen kann als darauf zu hoffen, dass es wieder warm wird und endlich der nicht aufhörende Regen abzieht, der in Sturzbächen die Straße herunter strömt. Ich hab viele Tage in Erinnerung, an denen mir sterbens langweilig war und ich immer wieder in der Küche saß und einfach nur - etwas traurig - aus dem Fenster gesehen und zugeschaut habe, wie Tropfen um Tropfen fiel. Aber wenn ich heute solches Wetter sehe, so wie jetzt, mit grauem Himmel, leichten Blitzen und grollendem Donner sowie viel Regen, dann stimmt mich das auf eine gewisse Art glücklich.

Ich will ja nicht, dass es permanent so ist, aber für einige Zeit komme ich gut damit aus. Ein kleiner Teil in mir fühlt sich euphorisch berührt und - im Widerspruch dazu - es fällt mir trotzdem schwer mich für irgendetwas zu begeistern. So wie damals, vor 20 Jahren (!).

Das Wetter fühlt sich für mich gerade perfekt dazu an Fünf Freunde zu hören und dazu mit Lego zu spielen. Ich hab nur leider das ganze Lego nicht hier, weil der Platz fehlt, andernfalls würde ich es jetzt sofort rausholen.

Passend zu derlei wehmütigen Gedanken an die kindliche Kreativität mit bunten Bausteinen habe ich letzte Woche Montag nach dem Aufstehen und in seelischer Vorbereitung auf die Stahlbauklausur meinen Wunschzettel bei amazon.de voll gepackt mit Artikeln zum Thema Lego Eisenbahnen (Edit: wobei mein Wunschzettel teilweise eigentlich eher dem Schwelgen, nicht dem wirklichen Wollen dient.). Nicht diese neumodischen Dinger, die auf Vollplastikschienen mit Batteriebetrieb via Fernsteuerung fahren, sondern das 9 Volt System, das ich damals hatte. Davon gibt es noch immer einige wenige Artikel zu kaufen, allerdings zu unmenschlichen Preisen.

Allein dieses schöne Exemplar hier:

legosmaragdexpress.png


Der Smaragd Express kostet mal eben 99,00 Euro. Das hab ich zu Zeiten der Deutschen Mark für ein komlettes Oval mit Trafo und dem grauen Schnellzug bezahlt. So ungefähr zumindest, der hat glaube ich 220 Mark gekostet. Heute kostet ein Oval mit Weiche und (etwas lieblos anmutendem) Güterzug 182 Euro. Kein Wunder, dass Kinder nur noch Computer und Konsole spielen, wenn "richtiges" Spielzeug so unglaublich teuer ist
biggrin.png


Ein Satz Schienen für "Lego World City" (die 14+ Kategorie, in welche die Wechselstrom betriebenen Spielzeuge ausgegliedert wurden), also 8 gerade oder 8 gebogene Gleisstücke z.B. kosten jetzt über 60 Mark. Dabei waren damals 25 Mark schon kaum erschwinglich, da galt es einfach darauf zu hoffen, dass es entweder aus der Versenkung einen Verwandten auftut, der spendabel ist oder zu irgendeinem Anlass die Verwandten mal wieder zusammenlegen und gleich wieder eine Komplettpackung Zug schenken, wo dann auch gleich wieder mehr Schienen mit bei sind.

Aber lassen wir das, sonst werde ich noch semtimental und laufe Gefahr, dass mir Arne bei unserem anstehenden Besuch den gesamten Schrankinhalt im Flur zur Mitnahme bereit stellt und ich hier einfach nirgendwo Platz (weder Stauraum noch angemessenen Ausstellungsraum) dafür finde.

Ganz abgesehen davon, dass ich das meiner Frau noch irgendwie schohnend beibringen müsste. Dann müssten wir langsam doch in eine größere Wohnung umziehen, obwohl wir uns hier langsam aber sicher vom Platzangebot her richtig gut arrangiert haben.

So, nun aber genug der Schwelgereien. Ich weiß zwar noch immer nicht genau, was ich jetzt tun werde, aber irgendetwas wird sich da wohl schon finden lassen. Die Welt ist schließlich sehr groß.
 
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