Enemy Mine - geliebter Feind

The Dude

Dungeon-Boss
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Ein Aufschrei geht also durch die Community, virtuelle Tränen fließen auf mit harschem Schwung geführte Kommentare auf virtuellen Anschlagbrettern und Eruptionen hellen Zorns hinterlassen Krater auf den Webplattformen dieser Welt, aus denen man auch Tage später noch ein leises Nachwehen von "ZOMFG, L2P, IquitIquitIquit" und vergleichbarem hören kann.

Der Stein des Anstoßes? Einmal mehr "Wrath of the Lich King", das in ferner Zukunft erwartete nächste AddOn für World of Warcraft.
Und wirklich, der "Zorn des Lichkönigs" schürt den "Zorn der Unverbesserlichen", der allgegenwärtigen Nörgler, Zweifler und Untergangspropheten und sorgt gleichzeitig umsichtig dafür, dass dieser essenzielle Bestandteil der Community sich seine kostbare Online Zeit mit eben beschriebener Lieblingsbeschäftigung vertreiben kann. - Denkt man etwas genauer darüber nach, bietet Blizzard hier in Zusammenarbeit mit den Betreibern der gängigen Kommunikationsplattformen eine echten und selten gewürdigten zusätzlichen Service fürs Abo (sogar und besonders für all diejenigen, die es nach der 20ten hitzigen Ankündigung tatsächlich geschafft haben ein Zeichen zu setzen und ihren Account auslaufen zu lassen - DAS ist echte Nächstenliebe), ohne dass man draufzahlen müsste.
Der "Zorn der geschröpften Abonnenten" also, bezog sich in der Vergangenheit schon auf vielschichtige Themen, welche jeweils ihre ganz eigene Subkultur im Kreis der virtuellen Schreihälse besonders bedient haben. So gab es zu Beginn des ganzen großartigen Anlaß, sich darüber aufzuregen "dass-man-aber-doch-den-arthas-gar-net-killen-können-darf-weil-sonst-alle-verlassenen-sterben-tun", danach monierte man sich munter wahlweise über die Vorstellung eines "Gnomen" oder "Ork Todesritters" (was im übrigen schon ein unglaublich fundiertes Wissen um die "World of Lorecraft" offenbart, da zumindest letztgenannte die ersten und ursprünglichen Todesritter im zweiten Krieg gestellt haben... "wer hat's erfunden?" - "Der Gul'Dan!") und Evergreens wie Anhebung des LevelCaps und Itemization Shift, die immer für einen schön abgelagerten Whine gut sind.
Die folgenden Diskussionen um Für, Wider und Umfang der neuen Friseurläden war dann schon fast niedlich in ihrer Ausführlichkeit (insbesondere wenn man den prozentualen Anteil männlicher WoW Nutzer bedenkt) und stellenweise habe ich sogar gelacht, wenn etwa Untote Hexenmeister auf den offiziellen amerikanischen Foren tatkräftig für die Möglichkeit eingetreten sind, endlich einen Unterkiefer zu bekommen.

Das alles kann nun aber getrost als Vorgeplänkel betrachtet werden, da Blizzard nun eine communitytechnische Antimateriebombe hat platzen lassen:
"in WotLK"(dolle Abkürzung übrigens, klingt als ob man sich beim Gurgeln kräftig verschluckt - I am Murloc) wird es phasenweise Bündnisse zwischen den großen Fraktionen geben"

Diese Neuigkeit hat innerhalb kürzester Zeit eine so inflationäre Anzahl qualifizierter und fundierter öffentlicher Meinungsäußerungen ("Blizzard macht das Spiel putt. Allies sind schw00l. 4zeHordFTW!!!" oder "Die Horde stinkt, ich kündige meinen Account") bewirkt, dass sogar mein selbstschützerischer Verdängungsmechanismus mich nicht mehr davor bewahren konnte, es zu bemerken und an dieser Stelle (bissig - ich gebe es zu) zu kommentieren.

Zunächst mal an all die Ortographiewunder da draußen, die meinen mir die Lesbarkeit der wenigen konstruktiv-vernünftigen Beiträge auf den öffentlichen Diskussionsplattformen durch ihren verbalen Durchfall unnötig erschweren zu müssen:

"Wie blöd kann man eigentlich sein?" - echt mal, wenn der Beckstein endlich mal auf den Trichter kommen würde, Video- und insbesondere Onlinespiele nicht auf Grundlage der Gefahr erhöhter Gewaltbereitschaft ihrer Konsumenten, sondern als Quell gefährlicher Volksverdummung zu verdammen, wäre es vermutlich anhand der erdrückenden Beweislage bereits zu einer Massenverbotswelle gekommen.
Das musste jetzt nach fast einem Jahr höflichen Erduldens einfach mal raus Nun gehts mir besser und das Niveau darf auch wieder aus seiner Ecke hervorkommen.

Zurück zum Thema: Meine persönliche Meinung zur Möglichkeit, zwischen den beiden Fraktionen zu interagieren ist, dass Blizzard Entertainment hier eine Chance hat, mit einem der schwersten Designfehler von World of Warcraft aufzuräumen, indem der tatsächliche politische Zustand zwischen Allianz und Horde auch durch die Spielmechanik sachlich richtig wiedergespiegelt wird.
Denn Eines muss man sehen - viele der Probleme und der falschen Sicht auf die eigentliche Lage sind hausgemacht.

Punkt zwei der zu bedenken ist - Idioten wird es immer geben. Und auch die "Generation Counterstrike" ist nun einmal ein Bestandteil der Spielerschaft, der seine Existenzberechtigung hat. Sicherlich wäre es wünschenswert, wenn die Hardliner dieser Fraktion sich einmal die Mühe machen würden einzusehen, dass weder die Allianz mit den Counterterroristen, noch die Horde mit den "Terrors" gleichzusetzen ist, und abseits der dedizierten PvP Inhalte das Spiel nicht darauf ausgelegt ist, dass irgendwann ein Screen erscheint, auf dem die Killstats aufgelistet sind und eine Seite gewinnt (danach ändert sich dann die Map) - Es soll ja vereinzelte Vertreter dieser unbelehrbaren Spezies geben, welche sich auch nach Jahren diesbezüglich mit Calls an den Blizzard Support wenden, oder alternativ nach erstmaligem Betreten eines BGs diesen nie wieder freiwillig verlassen...
Diese ewig Unverbesserlichen, welche auch auf PVE Servern zu den allgemeinen Siestazeiten Startgebiete raiden, exzessiv lowlevel Charaktere ganken oder auf infantile Art und Weise, das "/spit"-Makro auf Cooldown, durch die Lande hampeln, sind ein Übel das es immer geben wird und mit dem man sich mehr oder minder arrangieren muss.

Das Problem entsteht, wenn solche Leute zu falschen Vorbildern werden und die Spielmechanik diesem nicht effektiv entgegnen kann.

Denn eines muss inzwischen wirklich jedem inhaltlich Verantwortlichen der Betreiber klargeworden sein - ein großer Prozentsatz der WoW Spieler liest keine Begleittexte. Man könnte über diesen Umstand einen eigenen Rant füllen (ist auch schon des öfteren passiert meine ich), jeder der sich dies Life verdeutlichen möchte, erschaffe sich einen Horde Charakter, begebe sich ins Brachland und studiere eine Weile den allgemeinen Kanal.
Irgendwie ist es ja auch nachvollziehbar - wenn man lesen will, kauft man sich ja ein Buch, oder?
Fatalerweise wären das alles (Spielanleitung, Lore Datenbanken, Blizzards offizielle Homepage, Questbeschreibungen forcrissake! oder tatsächlich Romane zu WoW) Quellen denen man entnehmen kann, dass Horde und Allianz eben NICHT im offenen Krieg sind und sich auf Sicht umbringen, sondern ein Zustand herrscht, den man als sehr zerbrechlichen Waffenstillstand beschreiben kann.

Die Ausgangslage sind hierbei übrigens die Geschehnisse aus Warcraft 3, dessen sehr interessante Storyelemente wie ich befürchte auch an vielen vorbeigegangen sind, nach dem die passende Zockerklasse festgestellt hat, dass die Computergegner der Kampagnen kein angemessener Sparringspartner für die zukünftige Battle.net Ownage sind.
Hier haben sich alle Völker sogar verbündet, um gemeinsam der Bedrohung durch die brennende Legion und die untote Geißel entgegenzutreten. Und die Beteiligten haben daraus gelernt.
Zwischenzeitlich haben einige Ereignisse einen Fortgang eines echten Friedensprozesses verhindert, allerdings nicht in dem Maße, dass sich die generischen Parteien auf Sicht und hinterrücks die Köpfe einschlagen (Verzeihung liebe Schurken, wir wissen Eure kleine Welt sieht da klassenbedingt etwas anders aus^^).

Der inzwischen mehrmals erwähnte Fehler im Spieldesign von World of Warcraft liegt nun in meinen Augen darin, dass die Spielmechaniken diesen Zustand falsch abbilden und es vor allem denjenigen unnötig schwer machen, die mit den historischen und aktuellen politischen Gegebenheiten in Azeroth bewußt spielen wollen, indem es beiden Fraktionen faktisch unmöglich gemacht wurde, nicht-kämpferisch zu interagieren.

Zuvorderst wäre hier die Sprachbarriere zu nennen, die jegliche soziale Interaktion im Keim erstickt. Da gibt es nun beispielsweise RP Server... und die interessanteste Form des Rollenspiels, welche aufgrund von Spannungsverhältnissen zwischen den Charakteren endlich einmal eine weiträumige und abwechslungsreiche Möglichkeit zum RP bietet, steht einfach nicht zur Verfügung.
Das Problem beginnt aber bereits an ganz anderen Stellen. Auch ich hätte mich einfach gerne einmal bei einem Allianzler entschuldigt, dem ich unabsichtlich einen Kill gestohlen habe, oder bei einem bedankt, der mit uneigennützig aus der Klemme geholfen hat.

Verschenkt wurden bisher auch zahlreiche Möglichkeiten, welche sich durch das Rufsystem ergeben. Warum nicht mit einem spielmechanisch integrierten Lernaufwand Sprachen der gegnerischen Fraktion lernen können? Warum nicht Ruf bei Allianzfraktionen erhalten können und gleichzeitig bei Hordefraktionen verlieren?

Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass alle Beteiligten von einer Annäherung und dem Ermöglichen einer Kommunikation zwischen den Fraktionen profitieren können, sogar davon, dass dies dabei helfen kann, den "schwarzen Schafen" besser beizukommen.
Denn ebenso wie ein Allianzpaladin per Definition ein rechtschaffener Verteidiger der Schwachen ist, widerspricht es dem Ehrgefühl der Orks, einen körperlich unterlegenen Feind zu quälen und zu demütigen. Sich dieses ins Bewußtsein zu rufen könnte dabei helfen, vielleicht ein wenig mehr "Ganking", Graveyard Camping" und dergleichen zu verhindern.

Egal wie man der Annäherung von Horde und Allianz im nächsten AddOn gegenübersteht, und wie sie letztlich Spielmechanisch umgesetzt wird, bietet dieses Thema große Chancen, die Spieltiefe entscheidend zu erweitern und damit die Chance auf mehr Spaß für jeden.
In jedem Falle sollte sich jeder einzelne bemühen, dies sachlich mit sich selbst und vor allem anderen zu diskutieren.


Ich danke für das Bröckchen Aufmerksamkeit.
 
Entspricht ganz meiner Meinung, aber da den Kids Enemy Mine vermutlich zu hoch ist, würde selbst das nur wenig helfen. Ich habe das auch in einem Kommentar zum entsprechenden Thema so geschrieben.
Leider fürchte ich das die Leute (kids?) die das verstehen sollten, nicht verstehn wollen.
Es erfordert Intelligenz und ganz ehrlich, die spreche ich einem erheblichen Anteil der zomfg-roflmao-roxxor ab. Was bleibt ist, sich immer wieder darüber zu ärgern oder schlicht zu ignorieren.
 
Danke für diesen Beitrag. Er spricht mir aus der Seele. Leider habe ich nicht so viel Durchhaltevermögen. Nachdem ich es immer wieder probiert habe werde ich WoW wohl den Rücken kehren. Bei LotRO scheint auch der Prozentsatz an "zomfg-roflmao-roxxor"-Klientel geringer zu sein (zumindest auf Laurelin). Schade eigentlich ...
 
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