Eure Erfahrungen mit Automatisierung in der Industrie?

trojan-horse

Quest-Mob
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Ich nehme mal an, dass hier mehr Menschen als im gesamtgesellschaftlichen Durchschnitt einigermaßen mit der Digitalisierung Schritt halten. Sowohl beruflich, als auch privat.

Bislang habe ich in der Stadt studiert, gearbeitet und gelebt und war, denke ich, bei halbwegs innovativen Unternehmen tätig. Jetzt bin ich vor einer Weile auf's Land gezogen und habe meinen Job gewechselt. Durch meine aktuelle Tätigkeit bekomme ich Einblicke in ganz verschiedene Unternehmen bei uns in der weiteren Gegend. Und der Stand der Automatisierung in der Industrie ist, abgesehen von ein paar wenigen Start Ups und Niederlassungen größerer Konzerne, eher noch in den Kinderschuhen steckend. Soweit ich das am Rande mitbekommen habe, scheinen die Hürden die ersten Babyschritte in Richtung digitaler Transformation zu machen, teils recht hoch zu sein? Also vor allem für diejenigen, die bislang kaum oder keine Berührungspunkte mit dem Thema hatten... Wie sind eure Erfahrungen und Einschätzungen zur Automatisierung in der Industrie?
 
Nicht falsch verstehen aber ich versuch dir jetzt nur mal die Sichtweise von den Menschen am Land ein wenig vor Augen zu führen. Da kommst du jetzt also als studierter Stadtmensch aufs Land und versuchst den "zurückgebliebenen" am Land die Welt zu erklären. Das kommt sicher sehr gut an:)
Ist jetzt nicht meine Sichtweise, bin mir nur sicher, es gibt viele die das so sehen werden.
Ich finde Digitalisierung wichtig. Man muss sich aber die Frage stellen wo es Sinn ergibt. Braucht der Tischler am Land jetzt wirklich eine super moderne Homepage? Braucht der Installateur wirklich einen Bot um Anfragen zu beantworten? Oder läuft das eben in den ländlichen Regionen ganz anders ab? Jeder weiß wo er den Tischler findet weil dessen Vater und Großvater schon Tischler waren. Wenn du den Installateur beim Einkaufen siehst, machst du dir einen Termin aus. Da braucht man keine Mails oder Bestätigungs-SMS, der kommt dann einfach weil man sich auf den verlassen kann.

Dort wo es Sinn ergibt, sollte man es schon vorantreiben. man muss halt auch schauen wie gut das Internet in den ländlichen Regionen ist, sonst steht man schnell an. Da wird man sich auch jedes Unternehmen genau ansehen müssen und schauen müssen ob es Sinn ergibt oder nicht. Verbesserungspotenzial ist sicherlich nicht nur am Land da. Ich würde aber da nicht alles Digitalisieren weil es im Trend liegt, sondern mir anschauen was ich davon wirklich brauche.
 
Ich thematisiere das hier, aber ich versuche weiß Gott nicht irgendwem die Welt zu erklären. Wenn man mich nicht ausdrücklich nach meiner Meinung fragt, halte ich mich in der Regel sehr zurück. Mir sind eben nur deutliche Unterschiede aufgefallen und ich bin neugierig auf die Hintergründe. Wenn du zur Aufklärung beitragen kannst, bitte gerne!

Bei deinem Tischler-Beispiel ist es, wenn die Auftragslage immer gepasst hat, recht sicher nicht notwendig, dass er eine moderne Homepage bekommt. Aber es könnte für ihn sinnvoll sein, wenn seine Maschinen zum Beispiel eine Zusatzausstattung hätten, die Bescheid gibt, wenn gewisse Verschleißteile getauscht werden müssen. Oder eventuell wäre es für die Mitarbeiter auch nützlich, wenn sie gewisse Dinge digital planen könnten. Oder manuelle Messungen und digitale Pläne nahtlos ineinander greifen würden. Wobei ich an der Stelle zugeben muss, dass ich gar nicht im Detail weiß, was alles in den Aufgabenbereich von Tischlern fällt.

Bei einem Installateur hingegen könnte ich mir schon vorstellen, dass ein Chatbot nützlich sein könnte, um Notfälle, die bevorzugt behandelt werden müssen, rauszufiltern. So, dass er zum Beispiel am Wochenende nur Anrufe bekommen würde, wenn wirklich Not am Mann ist. Installateure sind meines Wissens übrigens in der Regel so gut ausgelastet, dass man da Termine nicht zwischen Tür und Angel vereinbart, sondern teils lange warten muss, bis man dran kommt - wenn es nicht gerade ein sehr dringender Notfall ist.
Dort wo es Sinn ergibt, sollte man es schon vorantreiben. man muss halt auch schauen wie gut das Internet in den ländlichen Regionen ist, sonst steht man schnell an. Da wird man sich auch jedes Unternehmen genau ansehen müssen und schauen müssen ob es Sinn ergibt oder nicht.
Digitalisierung bedeutet nicht zwangsläufig Internet. Beispiel: Um analoge Kassetten zu digitalisieren, braucht's kein Internet. Abgesehen davon wirst du mit "Internet" wahrscheinlich auch nur einen Teil vom großen ganzen Internet meinen?

Verbesserungspotenzial ist sicherlich nicht nur am Land da. Ich würde aber da nicht alles Digitalisieren weil es im Trend liegt, sondern mir anschauen was ich davon wirklich brauche.
Ja, nur wenn man selbst noch Aufholbedarf hat überhaupt zu Erfassen, was Digitalisierung bedeutet, kann man sich nicht mal eben einen sinnvollen Überblick verschaffen.
 
Bei deinem Tischler-Beispiel ist es, wenn die Auftragslage immer gepasst hat, recht sicher nicht notwendig, dass er eine moderne Homepage bekommt.
Ich sag auch nicht, dass ich dieses Verhalten gut finde. Bin mir ziemlich sicher es wird der Tag kommen an dem man mit dem "alten" Denkmustern nicht mehr überlegen kann. Bestes Beispiel ist für mich ja der Handel. Da hat man auch alles Amazon überlassen und jetzt ist es schon zu spät.
Stillstand ist Rückschritt. Aber erklär das mal einen Unternehmen, dem es heute noch gut geht und alles super läuft:)

So, dass er zum Beispiel am Wochenende nur Anrufe bekommen würde, wenn wirklich Not am Mann ist.
Bin ich ganz bei dir. Nur der Veränderung will man sich oft nicht aussetzen. Da nimmt der Installateur lieber 10 Anrufe am Sonntag entgegen. Also den Mehrwert würden glaube ich noch viele sehen. Man hat aber im Grunde "Angst" was das dann alles bedeutet. Man muss neue Sachen lernen, muss Dinge anders machen, weiß nicht zu 100% was auf einen zukommt,... Das hält dann wohl viele ab. Leider muss man sagen, weil es eben viele Verbesserungen mit sich bringen würde. Da muss man den Menschen auch die Bedenken nehmen. Wie? Keine Ahnung.
Digitalisierung bedeutet nicht zwangsläufig Internet. Beispiel: Um analoge Kassetten zu digitalisieren, braucht's kein Internet. Abgesehen davon wirst du mit "Internet" wahrscheinlich auch nur einen Teil vom großen ganzen Internet meinen?
Schon klar, wollte da jetzt nur nicht ins Detail gehen. Iot, IIot, IoMT, EMM, KI, SECS/GEM, SEMI, SaaS,... könnten wir alles diskutieren, für eine allgemeine (Grundsatz-) Diskussion wohl etwas zu detailreich.
Ja, nur wenn man selbst noch Aufholbedarf hat überhaupt zu Erfassen, was Digitalisierung bedeutet, kann man sich nicht mal eben einen sinnvollen Überblick verschaffen
Dann geht man eben zu einer Firma, die einem berät. Dafür gibt es ja auch Consulting Firmen. War bei meiner Arbeit genauso. Mit susietec hat man sich einen externen Berater geholt und der hat vieles vorangetrieben. Die Umstellung muss man den Angestellten aber auch erklären und muss die Mitarbeiter mitnehmen. Sonst sperren sich einige dagegen weil sie eben nicht sehen, dass auch für ein gut laufendes Unternehmen Fortschritt und Veränderungen nötig sind.
 
Veränderungen in die Wege zu leiten, wenn noch keine Notlage entstanden ist, ist oft schwer. Weil man zwar Potential sieht und auf Verbesserungen hofft, aber zugleich auch Befürchtungen mit sich herumträgt. Gerade wenn man selbst nicht genau weiß, welche Veränderungen möglich und sinnvoll sind, braucht man, denke ich, definitiv professionelle Unterstützung dabei neue Wege einschlagen zu können. Wobei neue Wege ja nicht zwangsläufig bedeuten, dass man ganz von vorne anfangen muss. Im Idealfall wird auf Bestehendes aufgebaut und dieses auf einen modernen Stand gebracht. Wird, wenn du deine Erfahrungen aus einem bestehenden Unternehmen schilderst, wahrscheinlich bei euch ähnlich gewesen sein, als ihr euch entschieden habt die Automatisierung voranzutreiben.

Wie wurden die Veränderungen denn bei euch angenommen? Und gab es dabei Unterschiede zwischen jüngeren und älteren Arbeitnehmern?
 
Bis zu einer gewissen Weise verstehe ich es ja auch. Wenn alles gut läuft, ist es eine Überwindung etwas zu ändern. Schließlich weiß man ja nicht ob es sich wirklich zum Besseren verändert. Das gilt ja jetzt nicht nur für den Bereich der Digitalisierung.

Ich muss sagen bei uns sind alle um die 30 oder noch darunter. Einzig der Chef ist etwas älter. Also habe das eher generell gemeint und war jetzt nicht auf mich bezogen. Aber ich habe auch nicht für alles Verständnis. Es sollte schon eine Erleichterung ein und die Arbeit nicht komplizierter machen. Bevor susietec bei uns dazugekommen ist, haben da einige Mitarbeiter selbst etwas "gebastelt". Das Problem war dann, dass jeder etwas anderes hatte. Das ist dann nicht hilfreich wenn jeder Mitarbeiter sich seine eigenen Lösungen schafft. Und gerade ich musste dann halt mit allen Mitarbeitern zusammenarbeiten und habe mich immer anpassen müssen. Das ging mir schon auf die Nerven. Zum Glück ist das jetzt nicht mehr so, jetzt ist alles einheitlich.
 
Ich denke auch, dass das Zögern vor noch nicht zwingend notwendigen Änderungen unabhängig davon, worum es geht, ziemlich menschlich ist. Aber man besteht ja nicht nur aus Bauchgefühl, sondern nimmt ja auch auf der rationalen Ebene bestimmte Notwendigkeiten war. Und dann muss man sich halt manchmal einen Ruck geben und den nächsten Schritt machen.

Dein Arbeitsumfeld klingt wirklich sehr jung. Ich kann mir vorstellen, dass Schritte in Richtung mehr Digitalisierung dann deutlich besser aufgenommen werden, als wenn sich bestimmte Vorgehensweise bereits über Jahrzehnte eingeschliffen haben. Wobei man auch von einem diversen Arbeitsumfeld durchaus profitieren kann.

Wenn du schreibst, dass einige Mitarbeiter sich selbst Lösungen gebastelt haben, bevor ihr euch externe Unterstützung geholt habt, geht es bei euch wahrscheinlich eher um Software-, als um Hardwarelösungen? Alles mittels Software as a Service oder so auf einheitliche Füße zu stellen und sich so von Kompatibilitätsproblemen zu verabschieden, ist sicher etwas, das letzten Endes allen entgegenkommen ist, nehme ich an?
 
Bis zu einem gewissen Grad kann ich es auch verstehen aber man muss ja auch mal sehen, dass sich dann langsam was anstaut. Und irgendwann macht eben das Zögern auch Probleme und ab einen bestimmten Zeitpunkt wohl auch mehr als wie wenn man die Umstellungen wagt.

Ja das denke ich auch. Will gar nicht daran denken, wenn es da 50/50 stehen würde zwischen jüngeren und älteren Mitarbeitern. Denke Mitarbeiter jenseits der 50 würden das oft nicht mehr mitmachen. Aus ihrer Sicht eventuell verständlich, aus Sicht der Firma - die es ja noch länger geben soll - nicht.

Naja im Grunde beides aber ich sitze halt im Büro und bekomme es nur vom Office mit. Für mich haben sich halt die Abläufe vereinfacht und ich brauch zur Bearbeitung jetzt wesentlich weniger Zeit. Aus Firmen Sicht steigt dann natürlich auch die Zahl wie viel ich bearbeiten kann und Kunden merken es auch, weil sie nicht so lange warten müssen.
 
Dass man mit zunehmendem Alter nicht zwingend an Flexbilität gewinnt, ist wahrscheinlich so. Aber ich glaube nicht, dass sich ältere Arbeitnehmer zwingend quer stellen würden. Abgesehen davon, dass diejenigen in ihren 50ern je nach Ausbildung, Studium oder Berufswahl teilweise mehr von Technik und Programmieren verstehen, als jüngere Kollegen. Das alles nur am Alter festzumachen, finde ich zu einfach gedacht. Ich denke, der Knackpunkt ist der, dass man alle dort abholen muss, wo sie stehen. Und je weniger homogen eine Belegschaft ist, desto gezielter muss man das angehen. Das wird, als ihr euch externe Unterstützung geholt habt, ja wahrscheinlich auch so abgelaufen sein, dass die Mitarbeiter bezüglich der Neuerungen nachgeschult wurden?

Für mich haben sich halt die Abläufe vereinfacht und ich brauch zur Bearbeitung jetzt wesentlich weniger Zeit. Aus Firmen Sicht steigt dann natürlich auch die Zahl wie viel ich bearbeiten kann und Kunden merken es auch, weil sie nicht so lange warten müssen.
Das kann ich mir gut vorstellen, dass die Effizienz und damit einhergehend auch die Motivation steigen, wenn zum Beispiel Routineaufgaben automatisch erledigt werden und Projekte dementsprechend schneller abgewickelt werden können!
 
Das glaube ich auch nicht. Aus meiner Sicht ist es eher so, dass man annimmt, diese Veränderung müsste von jedem selbst sein bzw. jeder sollte das haben wollen. Wenn ich aber schon 20 oder gar 30 Jahre in einem betrieb bin und das immer so gemacht habe (und es bis jetzt gut ging), warum sollte ich mich dann ändern? Da muss klar gezeigt werden welche Vorteile ich von der Digitalisierung habe. Mir werden dann Dinge abgenommen, die ich bis jetzt eben nicht gerne gemacht habe, die aber sein mussten. Routineaufgaben für die man eventuell überqualifiziert ist und eher lästige Aufgaben bis jetzt waren. Wenn das wegfällt, nur weil ich mich ein wenig entwickeln muss, sagt man da wohl gerne zu. Dann hat man wieder mehr Zeit um sich auf die wichtigen Aufgaben, die man nur auf Grund seiner Ausbildung und Erfahrung schaffen kann, zu konzentrieren. Dan gewinnt man ja auch einiges.
Ich glaube man kann immer vieles von den Mitarbeitern lernen. Man tauscht sich ja auch aus. Die älteren Kollegen können die Erfahrung weitergeben, junge Kollegen können neue Wege aufzeigen und eventuell sind sie nicht so "betriebsblind" wie die älteren oder länger dienenden Kollegen.
Ja man wurde da schon geschult, es wurde gezeigt warum man etwas macht und welche Vorteile es bringt. Denke man muss auch zeigen wo die Vorteile für die Mitarbeiter liegen. Von sich aus erkennt man es vielleicht seltener.
Denke es hängt sehr davon ab wie man mit der Veränderung umgeht. Je mehr man die Mitarbeiter mitnimmt, desto einfacher wird es auch.
 
Es sind ja nicht nur Routineaufgaben, die einem abgenommen werden. Durch fabrikübergreifendes Monitoring durch IoT-Bundles aus Hard- und Software und Knowhow können ja zum Beispiel auch Reaktions- und Ausfallzeiten verringert werden und Minderproduktionen im zweistelligen Prozentbereich können vermieden werden. Da geht es also nicht nur darum das Arbeitsumfeld komfortabler zu machen, sondern vor allem auch darum die Effizienz zu verbessern. Und Menschen können unfassbar große Mengen, im Gegensatz zu KIs, nicht flexibel und in Echtzeit analysieren. Maschinen können das schon. Und ältere oft auch, wenn eben die entsprechende Technik nachgerüstet wird.

Denke es hängt sehr davon ab wie man mit der Veränderung umgeht. Je mehr man die Mitarbeiter mitnimmt, desto einfacher wird es auch.
Sich gegen Veränderungen zu sperren, wird auf Dauer eh nichts bringen. Wer immer noch nicht auf den Zug der Digitalisierung aufgesprungen ist oder sich bereit macht das bald nachzuholen, wird abgehängt.
 
Ich persönlich begrüße die Automatisierung in der Industrie, denn sie bringt uns Fortschritt, Genauigkeit und schnellere Abläufe. In einer Zeit wo es schon GPS-Tracker fürs Fahrrad gibt, damit man es bei einem Diebstahl ruckzuck wiederfindet, halte ich es auch für völlig normal, dass viele Arbeiten mittlerweile durch Roboter oder Maschinen und Computer übernommen werden. Auch wenn leider hier und da einige Arbeitsplätze dafür wegfallen aber es werden an anderen Stellen dafür neue geschaffen, die es vorher nicht gab. Ich denke die Automatisierung wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch voran getrieben und ich bin gespannt wie effektiv wir in 20 Jahren produzieren.
 
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