Frei-Tag?

Khanor

Dungeon-Boss
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Meine Antwort auf die SMS lautete:

"*Schmoll* Ich vergesse nie jemanden *mitFußaufstampf* Nur hin und wieder kommen mir Nummern abhanden... Ansonsten gehts mir gut, ich mach mir nur ein wenig Sorgen wegen der Prüfungen."

Reaktion:

"Achja, wer bin ich denn?"

BÄM!

Nunja, im Endeffekt wurde ich per Kurznachricht enthauptet, allerdings nur scherzenshalber und ich schrieb mir noch einige Male mit einer Full-Epic Heilerin.



Heute hingegen ist ein komischer Tag. Aber der Reihe nach.

Ich lernte gestern noch fleißig, wenn auch wenig effektiv und legte mich bereits vor halb zehn ins kuschellige Schlafgut, zappte noch ein wenig durch das nichts hergebende TV-Programm und war schon der festen Überzeugung früh einzuschlafen, als eine Reportage von National Geographic mein Interesse dermaßen weckte, dass ich mit mir kämpfte um wach zu bleiben. Um elf war die Sendung vorbei und es dauerte nur wenige Minuten, bis ich eingeschlafen war.

3:47 Uhr, ich erwachte. Warum weiß ich nicht. Ein kleiner Rundgang, dann die Überlegung sich doch noch hinzulegen.

6:55 Uhr, ich erwachte erneut mit der Gewissheit verschlafen zu haben. Allerdings kann ich mit Sicherheit sagen, dass ich keinen der Wecker ausgemacht habe und entgegen dem Normalfall bin ich 100%ig sicher, dass ich sie nicht einmal gehört habe. Zwischen 4:55 Uhr und 5:45 Uhr muss ich also mit Taubheit gesegnet worden sein.

Die Überlegung die Physikstunde komplett sausen zu lassen wird zunichte gemacht, als ich in der Küche bereits fertigen Kaffee vorfinde. Schon wieder ein unheimliches Erlebnis, aber gut für mich, da ich Physik ungern verpassen möchte. Also Kaffee mitnehmen und den nötigen Schnodder in die Tasche werfen.

Tasche geht nicht zu.

Verdammt.

Bücher raus?

Nein.

Rucksack.

Unglaublich, die Masse an gepressten, gebleichten und bedruckten oder beschriebenen Holzfasern, die meine Kunstledertasche zum Bersten bringt findet in diesem Behältnis so viel Platz, dass sogar noch eine 1,5 Liter Flasche Wasser hineingleitet und ich keine rohe Gewalt anwenden muss um es zu schließen.

Ich bin begeistert. Genau 0,31 Sekunden lang. Zeit habe ich nicht viel.

Den Gedanken an eine warme und schnelle Dusche gebe ich auf als ich ins Bad flitze und ein quetschendes Geräusch sowie nasskalte Gefühle unter meinen Füßen signalisieren, dass mein Bruder bereits duschen war. Das Fenster ist geöffnet und auch wenn es momentan nicht wirklich kalt morgens ist sehe ich keinen Grund meinen nackten Körper einer Temperatur von 10° C zu offenbaren. Ein Mal wird es auch so gehen...

Mein Bruder verlässt das Haus um 7:05 Uhr. Komische Zeit, aber ich denke nicht darüber nach.

Ich mache mich um 7:20 Uhr auf den Weg zur Bahn und werde nur die ersten zehn Minuten des Unterrichts verpassen. Ich freue mich darauf um diese Uhrzeit kein bekanntes Gesicht am Bahnhof zu sehen und mich in das Buch vertiefen zu können.

Am Bahnhof angekommen steht Brüderchen da. Ich bin etwas überrascht. Er hat ein Vorstellungsgespräch. Gibt es vielleicht bald immer fertigen Kaffee, wenn ich aufstehe?

Egoist!

Ich überlege, ob ich meine Kopfhörer wieder über die Ohren ziehe und mich in der Bahn mit dem Buch beschäftige und so tue als sei er nicht da, wie ich es bei Begegnungen in der Wohnung auch immer tue. Ich entscheide mich dagegen und wir unterhalten uns.

Die Unterhaltung ist in etwa mit der Unterhaltung zwischen Perry Cox und Keeth Dudemaster (er heißt wirklich so, sagt er) in der Bar zu vergleichen, die Dr. Cox mit den Worten "ok, ich gestatte dir die nächsten 20 Minuten einfach stumm dazusitzen und mir zuzuhören während ich dir erzähle warum die Red Wings die phantastischste Mannschaft der gesamten Liga sind" einleitet.

Bruder sagt einen Satz, ich sagte eintausend Sätze. Er sagt zwei, ich sage zwei... tausend...

Anekdoten über meinen Mechanikblog, danach gesteht er richtig Angst vor dem Vorstellungsgespräch zu haben und ich kontere mit Ausschweifungen über unglaubliche Materialbeschaffungsprobleme für meine Zwischen- und Gesellenprüfung. Dennoch witzig und irgendwie informativ.

Dann jedoch stellt er fest, dass seine helle Jacke vor dem Bauch einige dunkle Dreckstreifen hat.

In meinem inneren Ohr klingelt es noch immer, wenn ich an das krachende und schmetternde Geräusch denke, mit dem seine vor Entsetzen herunter fallende Kinnlade auf den Boden prallte und meine Socken sind noch immer feucht von seinem in diesem Moment ausbrechenden Panikschweiß.

Und ich konnte nichts tun.

Gar nichts.

Er sagte bereits, dass er Angst hätte. Schlimm genug.

Er sagte, dass er hoffe einen guten Eindruck zu hinterlassen, was in so einer Situation schon schwer genug ist.

Und dann das.

Kann man sich nicht einmal mehr gegen die Rückenlehne einer Sitzbank in der Bahn lehnen, ohne gleich Eddingabrieb an der Jacke zu haben?

Die letzten Minuten der gemeinsamen Fahrt verliefen eher schweigsam. Ich hasse es hilflos zu sein.



Physik. "BÄM" beschreibt es wohl ganz gut, dennoch habe ich die Stunde genossen.

Chemie. Unser Lehrer schweift zu Beginn gern etwas ab und reitet sarkastisch sämtliche Themen der vergangenen Tage ab, manchmal politisch, manchml privat, manchmal einfach nur sinnlos. Wahnsinnig ulkig. Kritische Treffer landet er dann aber nach einem Blick auf die Uhr, wenn er plötzlich den Unterricht von 90 Minuten auf 45 Minuten zu komprimieren beginnt.

Dennoch habe ich das Gefühl heute mehr verstanden zu haben als gut für mich ist.



An dieser Stelle noch ein kleiner Schwung des gestrigen Tages:

Nachdem ich mehrere Tage in den Tiefen der Mechanik verbrachte und ich mich bereits Mittwoch darauf vorbereitete am Donnerstag "nur" Mathe, Physik und eventuell etwas E-Technik zu machen hatte ich mir den Freitag als völlig frei vorgemerkt.

Einfach nur gar nichts tun.

Keine Hausaufgaben.

Kein Lernen.

Kein bloggen.

Kein Surfen.

Kein ICQ.

Nur ich, mein Sofa, ein Buch und vielleicht ein wenig Nintendo.

Ich wollte aus der Schule kommen, aufräumen, saugen, wischen, duschen, rasieren und einen kleinen eher verträumten Blog verfassen, der diese Überlegung kurz und knapp und motivierend behandelt, damit ihr alle lesen könnt, dass die Welt heute mir gehört.

Ich wollte ihn bereits gestern abend schreiben, da ich mich wirklich darauf freute und immer lächeln musste, wenn ich daran dachte. Allerdings war ich doch zu müde und genoss auch dieses Gefühl.


=> Zurück zu heute.


Mathematikunterricht.

Das Integral finde ich banal. Mein Verständnis ist suboptimal. Für die Prüfungen ist es eher kolateral, mir also prozentual so ziemlich egal. Alles anal.

Für die Dienstag anstehende Klausur geht es eher um andere Themen auf die ich meinen Lernfokus legen muss. Dennoch: meine Parabel ist irreparabel, es wird also interessant freihand eine Zeichnung aus der Gleichung herzustellen um dann festzustellen das die Quote meiner Note mehr negativ als konstruktiv beeinflusst wird. Sch**** passiert.

Ich sehe meinen freien Nachmittag mit jedem Wort aus Lehrers Munde schwinden und bin negativ begeistert als der Wert der Freizeit sich in einen Bereich unterhalb der positiven Skala einordnet.

Doch ich überlebe den Unterricht und sehe entgegen aller Erwartungen nicht sämtliches vermittelte Wissen in einem Scherbenhaufen vor mir liegen, sondern stelle fest, dass ich auch einiges davon in meinem Gedächtnis wiederfinde.

Feierabend, vielleicht ist noch nicht alles von dem Tag verloren.



Ich stehe am Bahnhof, habe die Kopfhörer auf und vertiefe mich zusätzlich noch in den "Gralszauber", eigentlich also ein Zeichen dafür, dass ich nicht unbedingt interessiert an Zwischenmenschlichkeit bin. Nur für den Fall, dass jemand vorbei kommt, den ich kenne.

Das passiert aber nicht.

Es kommt schlimmer!

Ein mir vollkommen unbekannter spricht mich an. Gut, sein Gesicht erscheint mir relativ bekannt, aber mehr auch nicht.

Meine Hoffnung er fragt nur kurz nach einem Feuerzeug und trollt sich dann wieder zerplatzt schnell.

"Entschuldige, spielst du in einer Band?"

Ja, tu ich. Nein, doch nicht, derzeit. Aber ich habe mal.

"Name?"

Quadrophonic Sound Exerience.

"Vorband von Subway?"

Zur Erklärung: es gibt eine wenig erfolgreiche Band hier in der Gegend, die einen stark ähnlichen Namen hat, der mir aber grundsätzlich immer entfällt und ich deswegen immer bei diesem "Kürzel" an diese Band denken muss.

Meine Antwort: ja.

"Ich wusste's doch. Ich hab mich schon immer gefragt, woher mir dein Gesicht so bekannt vorkommt."

Von nun ab nimmt das Unheil seinen Lauf und im Verlauf des Gesprächs wird mir immer deutlicher, dass dieser junge Herr von knappen 18 Sommern mich mit jemandem verwechselt, den er auf dem Mera Luna auf der Bühne gesehen hat und nicht die ortsansässige Band mit dem wie-auch-immer-Namen meint, sondern Subway to Sally.

Die folgenden 45 Minuten bekräftigen mich mit wachsender Tendenz in meiner Vermutung und lassen es zur Gewissheit werden: ich bin nicht der, für den er mich hält. Dennoch bin ich zu höflich um ihn darauf hinzuweisen, er wird es bei einem seiner nächsten Saufgelage seinen Homies erzählen, damit ist die Geschichte gegessen.

Allerdings erwähnte ich einmal, dass ich Smalltalk hasse.

Und heute waren es definitiv 45 Minuten zu viel Smalltalk!

Ich weiß nun mehr über das Trinkverhalten dieses Jungen als mir lieb ist und kenne fünf seiner Freunde mit Namen. Kenne sie aber nicht. Jan, Kai, Andi, Flo und Kane. Zu viele Informationen, die sich trotzdem leichter in meinem Kopf verankern als der Unterrichtsstoff.

Er steigt an der gleichen Station aus wie ich.

Mist.

Er benutzt nicht die Unterführung sondern schlägt die entgegengesetzte Richtung ein wie ich.

Doppelmist.

Er biegt auf dem Weg nicht irgendwann nach rechts ab und wohnt also auch in meinem Dörfchen.

Dreifachmist.

Er schlendert den ganzen Weg entlang und muss sogar noch weiter als ich, kommt also auf seinem täglichen Schulweg hier entlang und da er auf die gleiche Schule geht wie ich besteht also eine reelle Chance, dass ich ihn einmal wiedersehe.

Vierfachmist!

Er fragt mich was ich morgen mache und ich erwiedere, dass ich das meist spontan entscheide und noch nichts anliegt (weil mir in dem Augenblick nicht danach war einem Fremden etwas vorzulügen oder zu jammern, dass ich zu viel lernen müsse). Spontan lädt er mich zu dem Geburtstag von Kane ein, der morgen ab 15:00 Uhr seinen 17. feiern wird.

Fünffachmist!!

Ich sage nicht ab, weil ich von so viel Direktheit etwas perplex bin.

Sechsfachmist!!!

Ich gebe ihm die Hand zum Abschied und in seinen Augen glitzert es, als würde in diesem Moment sein einziger Gedanke sein "diiiieeese Hand werd ich mir niiiiieee wieder waschen!" und er sagt "wir treffen uns um viertel vor drei am Bahnhof".

Siebenfachmist!!!!

Ich bin geschafft und sehne mich nach einem Kaffee und etwas zu essen, nach einer Dusche und Freizeit, will alles nur schnell hinter mich bringen als gäbe es kein morgen mehr. Kurz gesagt: ich nicke lächelnd und ziehe meiner Wege.

Achtfachermillionenbockmist!!!!!111einself

Was hab ich da getan? Wenn ich ihn nie wieder sehen würde wär das ja nicht so wild, aber so muss ich mir entweder eine gute Ausrede einfallen lassen oder aber ich gehe hin... Hallo? Ich vertrage weder Alkohol in den Maßen wie die Jungend noch sehe ich mich dazu in der Lage länger als 5 Minuten in der Umgebung vollkommen Fremder zu sein die mich für jemand vollkommen anderen halten mögen.

Aber darüber mache ich mir nun keine Gedanken mehr, glaube ich. Wieso ein schlechtes Gewissen haben? Ich kenne ihn nicht. Außerdem hat ihm ein vermeintlicher Bühnenstar zugesagt zu der Feier zu kommen. Nicht Sven "wtf" Beer.

Ja, das ist mein Nachname.

Ich werde mich nun erstmal mit dem Ordnung schaffen befassen und danach wohl doch nicht mehr allzu viel für die Schule tun. Ich werde auch nicht weiter nach Fachhochschulen suchen.

Die Welt bleibt draußen, heute gehör ich mir. Ich bleibe mir treu, ich gönne mir etwas. Ich werde darauf hoffen, dass jemand anruft und ich mir ein kleines Bisschen Leben in mich zurück hole, was ich vor vielen Monaten ausgeschlossen habe. Ich werde mich einfach baumeln lassen und kein schleches Gewissen haben, weil ich gerade nicht lerne. Ich werde ein wenig fühlen, was es heißt zu leben und zu genießen.

Es geht um mich, und auch wenn ich gern einen anderen Anschein erwecke um Aufmerksamkeit zu erhaschen: Ich bin mir wichtig.



Es war ein Tag, nach dem ich mir eigentlich nichts weiter wünschen würde als heim zu kommen, die Tür zu schließen und im Lächeln meiner Partnerin zu sehen, dass ich es sehr gut habe und geschützt von ihrer Nähe mit dem Kopf auf ihrem Schoß einfach nur "da" zu sein.

Doch ich fühle mich nicht zum Jammern aufgelegt, weil ich keine Partnerin habe. Auch wenn es schöner wäre, heute ist es nicht wichtig.

Ich will auch nicht raus und auf die Suche gehen. Nicht heute.

Nein, nicht heute.

Heute ist mein Tag.

Die Welt bleibt draußen.

Ich lebe und das ist gut so! :happy:



victory.gif
 
wie geil :D ich hab gelacht, war traurig, hab mich gefreut, ALLES, konnte nicht aufhören zu lesen :)
 
Falls ich mal eine Sehnenscheidenentzündung bekommen werde ich lernen mit den Zehen zu schreiben oder schaffe mir extra für euch eine Sekretärin an... Die arme Frau ^^
Notfalls kauf ich mir ein Textprogramm mit Spracherkennung :P

So es der Zufall will hat das Telefon schon geklingelt und ich habe ein (zumindest für mich) schönes Telefonat gehabt. Also ein erster, sehr großer Erfolg meiner Planung. Ich hab zwar mein ernst gemeintes "schön, dass du angerufen hast" am Ende des Gesprächs vergessen, aber ich hoffe sie hat im Verlauf gemerkt, dass ich mich wirklich sehr gefreut hab.

Und nun schnapp ichs Büchlein und werd den Rechner aus machen :D

Ich wünsch euch allen einen wuuuunderschönen Freitag abend und Sio ganz besonders viel Spaß, wenn sie wieder männerfressend über die Tanzfläche wirbelt :p

Winkö
 
:)Und der kann schreiben, schrieben, schreiben...und ich kann kichern, kichern, kichern... ;) Khanor, das nenn ich ausdauer...Ich hab bis jetzt ehrlich gesagt noch keine Männlichkeit Person getroffen der sooo lange Blogs schreibt udn vor allem fast jeden Tag... *kicher*
 
Danke für die Blumen ;)
 
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