Für alle jene die gerne Geschichten lesen ;)

Gandala

Rare-Mob
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Unter dem Arbeitstitel "Dreh dich nicht um" entsteht derzeit eine neue Geschichte, die ich gemeinsam mit einem Freund schreibe. Wie bereits eine andere Geschichte wird auch diese langsam entstehen. Jeder von uns beiden abwechselnd ein Kapitel. Und es macht irre Spass wieder langsam einen Charakter zu entwickeln und manchmal zu sehen, das sich die Geschichte fast von alleine weiterschreibt und plötzlich eine ganz andere Richtung einschlägt als man es geplant hatte. So auch in diesem Fall. Eigentlich sollte es nur eine kurze Rückblende in das Leben eines der Hauptcharaktere werden und plötzlich war es eine kleine Kurzgeschichte, die so viel Spass gemacht hat, das es immer mehr ausgeschmückt wurde und dann nichteinmal alles erzählt was ich ursprünglich erzählen wollte und mir damit die Gelegenheit gibt eine weitere Rückblende in die Hauptgeschichte einzubauen um einen anderen Aspekt dieses Charakters genauer zu beleuchten....Fazit: geschichten schreiben macht irre Spass und ich bedauere das ich so wenig Zeit habe.....

Viel Spass beim Lesen :happy: Kommentare wie immer erwünscht.....

Ich war auf der kleinen Lichtung hinter meiner Hütte um mit den neuen Wurfdolchen zu üben als mich der Bote endlich fand. Manchmal ist es nicht einfach eine Schattenläuferin zu finden, vor allem dann wenn sie nicht gefunden werden will. Ich konnte die Angst und den Respekt in den Augen der jungen Schildwache sehen als sie mir mit zitternden Händen den versiegelten Brief reichte. Ich nickte ihr nur zu und entließ sie mit einer leichten Handbewegung bevor ich das Siegel brach und zu lesen begann, während ich mit der anderen Hand bereits kleine Äste zusammensammelte. Ich weiß noch das ich lächelte, als ich mit der kleinen Metallahle und dem Feuerstein aus meiner Gürteltasche einen Funken auf das trockene Pergament springen lies um den Brief zu verbrennen. Viel zu viel Zeit war vergangen seit unserem letzten Einsatz. Und umso weniger Zeit um diesen Einsatz zu vollenden war gegeben worden. Ich durfte keine Zeit verlieren, aber das durfte ich ohnehin nie, wenn nach mir gerufen wurde. Noch bevor die Sonne untergegangen war hatte ich die vier Falken losgeschickt, meine Sachen gepackt und war unterwegs zu unserem Treffpunkt, an dem ich mich mit dem Rest der Schattenläufer treffen würde. Die Nacht würde wohl ihren Zenit erreicht haben, wenn ich endlich dort ankommen würde. Ich konnte das leichte Kribbeln spüren, das sich langsam vom Bauch aus ausbreitete und meinen gesamten Körper vibrieren lies. Wie ich dieses Gefühl liebte, und all die Jahre geliebt hatte. Nur wenig konnte diese angenehme Anspannung, dieses Kribbeln im ganzen Körper übertreffen.

Mit einem stummen nicken begrüßte ich meine Kampfgefährtinnen. Mein geschulter Blick verriet mir, das keine der Elfen ihre Ausrüstung oder sich selbst vernachlässigt hatten. Das schwache Mondlicht brachte die tiefschwarze Lederkleidung zum schimmern und glänzte auf den geschwärzten Schlaufen und Schnallen die überall angebracht waren. Als wir wortlos weiter ritten konnte man die Anspannung in der Luft spüren, mit jedem Schritt mit dem wir unserem Ziel näherkamen wurde sie stärker. Selbst unsere Säbler wurden immer schneller während wir die nachtgrauen Tiere in Richtung des Waldes im Norden des Eschentals trieben. Erst als das erste Licht des Morgens den Horizont erhellte ließen wir die Tiere in ein gemütlicheres Tempo fallen. Den ganzen Weg hatten wir kein Wort gewechselt und nur allmählich durchbrachen leise gesprochene Worte die Stille während wir auf einer abgelegenen Lichtung unser Lager für die nächsten Stunden aufschlugen.
Während wir unseren Proviant neu aufteilten und die Verschnürungen an den Satteltaschen kontrollierten fragte meine älteste Weggefährtin mit leiser Stimme: „Unser Auftrag?“. Mit einer, für alle eindeutigen, Handbewegung rief ich alle vier Kämpferinnen ans Lagerfeuer. Mit leiser Stimme, die kaum vom Wind getragen wurde klärte ich meine Gefährtinnen über unseren Auftrag auf „Der Tempel der Elune hat den Kontakt zum Schrein von Mel'Thandris verloren. Die letzte Nachricht weist darauf hin, dass der verborgene Tempel der Priesterschaft von der Verderbnis im Teufelswald heimgesucht wurde. Unsere Aufgabe ist es den Schrein zu finden und zu retten was zu retten ist. Der Tempel erwartet unseren Bericht am fünften Tag des neuen Mondes.“ Ich blickte in die Runde und erntete ernstes Nicken. „Welche Hinweise gab die letzte Nachricht? Worauf müssen wir uns vorbereiten?“, Alhoraniel war die jüngste meiner Kampfgefährten und sah mich mit unverschleierter Neugier an. „Als ob die Priesterschaft mir das mitgeteilt hätte“, mit hochgezogenen Augenbrauen erwiderte ich ihren Blick, „Es ist nicht unsere Aufgabe Fragen zu stellen, Alhoraniel. Wir werden den Schrein in der Abendsonne des zweiten Tages von heute weg erreichen. Macht euch auf alles gefasst. Wir wissen nicht was dort vorgefallen ist und ob uns überhaupt noch eine Priesterin der Elune dort begegnen wird. Dies ist unsere Aufgabe, bereitet euch darauf vor.“ Obwohl jede der Kämpferinnen nun anfing ihre Waffen und Rüstung zu kontrollieren oder zu trainieren konnte man kaum ein Geräusch hören. Ich begann damit meine nachtschwarze Lederrüstung zu kontrollieren und anzulegen, Stück für Stück holte ich meine Wurfmesser und Dolche aus den Satteltaschen um sie zu polieren, zu schärfen und anschließend in den Schlaufen und Taschen der Rüstung unterzubringen. Wir rasteten den ganzen Tag auf der kleinen Lichtung. Übten uns im Zweikampf oder ruhten auf den Grasmatten im Schatten der Bäume.
Erst als das Licht wieder schwächer wurde brachen wir zur nächsten Etappe unserer Reise auf.
Zwei Tage und Nächte brauchten wir um zum Pass in den Teufelswald zu kommen. Ich wusste nicht genau, wo die Priesterinnen der Elune diesen geheimen Schrein verborgen hatten, in der Nachricht war nur eine ungefähre Beschreibung der Lage gewesen und langsam beschlich mich die Sorge, das wir den Schrein gar nicht finden würden, wenn noch eine Priesterin am Leben war, die den Eingang verbergen konnte, auch wenn ich hoffte, jemanden dort anzutreffen. Der Beschreibung nach, sollte es einen fast unscheinbaren Pfad an der westlichen Hügelkette des Tals zum Teufelswald geben, der uns in das verborgene Tal des Schreins führen sollte.

Wir ritten gerade die westliche Hügelkette entlang, die Sonne war bereits hinter den Bergen verschwunden, als ein unheimliches Heulen durch das Tal hallte. Die Haare in meinem Nacken stellten sich auf und ein Schauern kroch über meinen Rücken. Langsam hob ich die Hand um unsere Gruppe anzuhalten. Ich musste nicht fragen ob sie das Heulen ebenfalls gehört hatten, ich sah es in ihren Augen als ich mich umdrehte um weitere Anweisungen zu geben. Sofort waren wir Kampfbereit und ich spürte wie alle meine Sinne durch den nahenden Kampf geschärft wurden. Irgendetwas war hier geschehen und es war nicht mehr weit von uns entfernt. Die Schattenläufer teilten sich auf und gaben ihren Tieren die Kommandos sich lautlos weiter zu bewegen. Nur wenige Schritte von uns entfernt hörten wir leises Rascheln in der dichten Vegetation des Tals. Lautlos glitt mein Dolch aus der Lederschlinge an meinem Unterschenkel. Meine Lederrüstung war tiefschwarz und federleicht. Wie eine zweite Haut schmiegte sie sich an meinen Körper und doch hatte nie ein Schwert oder Dolch ihre zähe Oberfläche durchdringen können. Hin und wieder hörte man unter den Schildwachen die Gerüchte, das die Einheit der Schattenläufer ihre Rüstungen mit Magie verstärkten, doch nie würden wir es wagen solche Kräfte einzusetzen. Vielmehr lag es an den unzähligen Wurfsternen und Messer, Dolchen und Schwertern die sich in der aufwendig verarbeiteten Rüstung verbargen, dass nur sehr selten eine Waffe an unsere Haut dringen konnte. Ich wickelte die Zügel meines Säblers leise um den dafür vorgesehen Knauf am Sattel um die Hände frei zu bekommen. Er würde wissen was er zu tun hat, wenn der Kampf begonnen hatte, oder was auch immer in den Schatten auf uns lauerte. Der Griff meines Dolches lag warm in meiner Hand und gab mir Sicherheit. Wenn ich eines in meinem Leben je beherrscht hatte, dann war es der Kampf. Im Licht des aufgehenden Mondes leuchtete das schwarze Metall der Klinge unheilverkündend auf. Vor uns konnte man vage einen schmalen Weg erkennen der in den Sträuchern verschwand und den Berghang hinaufführte. Wir stiegen von unseren Säblern ab und verteilten uns im Unterholz um dem leicht ansteigenden Weg zu folgen. Während der Weg immer steiler wurde und die Vegetation weiter abnahm hörten wir immer mehr Geräusche um uns herum. Begleitet von einem markerschütternden Heulen stürzte wie aus dem Nichts ein wolfähnliches Wesen aus dem Unterholz auf eine meiner Gefährtinnen. Rihani lies ihre Dolche fallen und griff nach den Gleven auf ihrem Rücken um sich ihrerseits auf das Tier zu stürzen. Mit fließenden Bewegungen schnellten die Klingen ihrer Waffen auf die schwarze Gestalt nieder und trennten ihr den Kopf ab. Keuchend zog sich Shiandri aus dem über ihr zusammengebrochenen Kadaver hervor. In ihrer Hand immer noch der Dolch den sie ihm in die Seite getrieben hatte bevor die Gleven Rihanis das Wesen enthauptet hatte. Schlagartig hatten alle Geräusche des Waldes aufgehört, selbst vom Rascheln im Gebüsch war nichts mehr zu hören. Wir sahen uns kurz an und rückten enger zusammen als wir den Hang weiter folgten. Nach wenigen Schritten erreichten wir eine Höhleneingang. Scheinbar hatte uns das Heulen an den richtigen Ort gebracht. Eng beisammen brachten wir die enge Passage ohne weitere Zwischenfälle hinter uns. Das kleine Tal in dem der Schrein verborgen war lag still im Licht des Mondes vor uns als wir aus dem Dunkel der Höhle wieder ins Freie kamen. Kein Lufthauch war zu spüren, kein Geräusch zu hören. Immer noch Kampfbereit näherten wir uns dem Schrein, der auf den ersten Blick friedlich im Mondlicht dalag. Langsam gingen wir auf den Eingang zu und je näher wir kamen umso deutlicher konnten wir das Ausmaß der Zerstörung erkennen. Man konnte das Blut riechen, das auf den weißen Säulen vergossen worden war. Über den gesamten Boden der kleinen Lichtung lagen blutige Kleidungsstücke verstreut. Bücher aus denen Seiten herausgerissen worden waren. Langsam näherten wir uns dem Eingang des Schreins. Alle Truhen und Schränke die im Inneren gestanden hatten um Bücher oder Kleidung aufzubewahren waren aufgebrochen und deren Inhalt lag über den Boden zerstreut. Jede ebene Fläche, selbst die kunstvoll verzierten Säulen waren von Blut besudelt. Aus einer der hinteren Kammern, die in den Berg hineingeschlagen worden war, drang leises Wimmern zu uns. Ich deutete Shiandri mir zu folgen und gab Anweisung, dass die anderen im vorderen Bereich des Tempels warten sollten. Lautlos bewegte ich mich langsam auf den Raum aus dem die Geräusche kamen zu. Beim Anblick, der sich uns in der Kammer bot stockte sogar mir der Atem. Das ehemals weiße Leintuch war blutgetränkt und schimmerte im schräg einfallenden Mondlicht. Die Hand einer Priesterin krallte sich verzweifelt an dem nassen Tuch fest. Gespenstisch hob sich ihre blasse Haut vom dunklen Blut ab. Der Rest ihrer Gestalt war hinter dem Bettgestell verborgen. Shiandri blieb an der Tür stehen. Ihre Gleven fingen das Mondlicht ein und leuchteten an den Stellen, die nicht blutbefleckt waren bläulich auf. Ich sank neben der Priesterin auf ein Knie, mit jedem ihrer flachen Atemzüge konnte man mit einem zischenden Geräusch hören, wie die Luft aus einer klaffenden Wunde an ihrer Seite entwich. Das Hellblau ihrer Robe wurde von einem Streifen schimmernden Blutes durchbrochen. Ihr Gesicht war von unglaublichen Schmerzen gezeichnet, feine Schweißperlen überzogen ihre Stirn und Wangen, und doch waren ihre Augen klar als sie mich ansah. Leise und rasselnd klang ihre dünne Stimme: „...eine Falle…die Tagebücher…lauft…rettet…e …“ Sie hustete einen Schwall Blut als sie weitersprechen wollte, das Blut das aus der Wunde an ihrer Seite drang war aufgeschäumt von ihren verzweifelten versuchen zu Atmen. Der Schmerz weitete ihre Augen, bevor sie kraftlos auf dem Boden zusammensank und das weiße Leuchten in ihnen erstarb. Die verkrampfte Hand auf dem Leintuch löste ihren Griff und glitt lautlos zu Boden. Noch im Aufstehen flüsterte ich Shiandri zu: „Such die Tagebücher…wir müssen hier weg!“ Obwohl ich nicht daran zweifelte, dass der Rest unserer Truppe angespannt und Kampfbereit im vorderen bereich des Schreins wartete stieß ich einen schrillen Pfiff aus um sie davor zu warnen, das es eine Falle sein könnte. Wenn noch mehr dieser wolfsähnlichen Gestalten in den Wäldern rund um das Tal lauerten säßen wir in einer Falle. Ich griff nach dem kleinen silbernen Schlüssel der um den Hals der toten Priesterin hing und versuchte die kleine Truhe im hinteren Bereich des Raumes zu öffnen. Mit einem leisen Klicken schnappte das Schloss auf. Oben auf lag ein dünnes Buch mit kunstvoll verziertem Ledereinband. Ich legte meine Dolche ab und verstaute das Buch unter der Lederkleidung direkt an meinem Bauch. Den Schlüssel ließ ich unter einen meiner Sehnenschoner gleiten. Als ich mich umdrehte und zum gehen wendete lies ich die kurzen Dolche wieder in die Halterungen an meinen Unterschenkeln gleiten und griff nach den beiden Kurzschwertern an meinem Rücken. Im Gegensatz zu meinen Kampfgefährtinnen die allesamt Gleven mit sich führten bevorzugte ich meine geschwungenen Kurzschwerter. Als ich zu Rihani aufgeschlossen hatte verließen wir gemeinsam die Kammer um uns mit den anderen drei zu treffen. Leise flüsternd schilderte ich ihnen die Lage: „Es ist noch nicht lange her, das der Schrein angegriffen wurde. Das Blut hier ist noch frisch und die Wunden der Priesterin waren zu schwer um lange zu überleben. Ich weiß nicht wo die anderen Priesterinnen sind, aber ich vermute, dass dieses Wesen, das uns angefallen hat nur ein Späher war und die Priesterinnen die hier gedient haben verschleppt wurden oder ihnen schlimmeres widerfahren ist. Die Priesterin versuchte mich zu warnen. Was auch immer hier auf uns zukommt es gibt nur einen einzigen Ausgang. Wir werden hier den Morgen abwarten, macht kein Feuer, bleibt in den Schatten und bleibt aufmerksam. Sucht in den Gütern der Priesterinnen nach wichtigen Büchern oder Reliquien. Alhoraniel, Rihani ihr übernehmt die erste Wache an der Tür. Bleibt verborgen.“ Lautlos nahm jeder seinen Posten ein. Kein Lufthauch, kein Rascheln von kleinen Tieren störte die Nacht.

Doch noch bevor der Mond seinen Zenit erreichte erklang erneut ein markerschütterndes Heulen im Tal des Schreins. Es fühlte sich an als ob mein Blut in den Adern gefrieren würde. Der Griff um meine Dolche wurde fester. Das Heulen schien aus allen Richtungen zu uns zu kommen. Wie aus dem nichts erschien die Silhouette eines der wolfsartigen Wesen vor dem Eingang des Schreins. Es stand gebückt auf zwei Beinen, seine langen Klauen standen wie Dolche von seinen Armen ab. Im schwachen Mondlicht konnte man eingetrocknetes Blut in seinem Fell und an den Krallen erkennen. Er hob den Kopf und zog die Luft durch seine Nase ein, seine Augen blitzen gelb auf und der Geifer floss von seinen blutigen Lefzen und den dolchartigen Zähnen. Mit erhobenen Gleven stürzte Alhoraniel auf ihn und wich geschickt dem Schlag seiner Pranke aus, rollte über den Rücken ab und landete wieder auf ihren Füßen. Abgelenkt durch ihren Angriff bemerkte die Gestalt nicht den Schatten von Rihani als sie ihm die Sehnen an den Beinen in einer einzigen fließenden Bewegung durchtrennte. Mit wütendem aufheulen fiel die Gestalt zu Boden. Alhoraniel lief noch während seinem Fall auf ihn zu und landete auf seinem Rücken. Mit triumphierendem Gesichtsausdruck setzte sie ihre Gleven am Hals des Wesens an um es zu enthaupten. Das Schmatzen welches das Abtrennen des Kopfes begleitete übertönte den Einschlag des Pfeils, der im selben Moment aus der Brust Alhoraniels hervorragte als der Wolfskopf auf die Seite rollte. Ungläubig starrte sie die Pfeilspitze an bevor sie zur Seite taumelte und auf die Knie stürzte. Mit lautem Klirren fielen die Gleven zu Boden als ihre Hände nach dem Pfeil griffen. In der Sekunde als der Pfeil Alhoraniels Brust getroffen hatte brach die Hölle los. Fünf weitere Wolfsgestalten erschienen aus den Schatten des Tals und näherten sich dem Schrein. Alhoraniel griff nach ihren Dolchen und stürmte auf die herannahenden Wolfsgestalten, riss eine Gestalt zu Boden als sie ihm ihren Dolch in die Seite rammte, während sie mit dem Zweiten auf die Kehle eines weiteren zielte. Ein Weiterer Pfeil traf Alhoraniel und durchbohrte ihren linken Oberarm, konnte sie aber nicht aufhalten. Eines der Wesen stürzte mit einem Pfeil in der Kehle auf die Stufen des Eingangs. Mit nur wenigen Schritten hatte ich meine Deckung verlassen und befand mich mitten im Kampf. Ich spürte den Widerstand von Knochen und Sehnen als ich einen Gegner nach dem anderen zur Stecke brachte und gleichzeitig den Pfeilen unserer Gegner auswich. Die Klingen meiner Schwerter waren innerhalb kürzester Zeit vom Blut der Wesen überzogen. Neben mir schnitten die Gleven von Rihani und Shiandri durch die Leiber unserer Angreifer, doch egal wie viele von ihnen zu Boden stürzten, sie wurden nicht weniger. Mit dem Rücken zum Eingang, in dem Elrenadil immer noch mit ihrem Bogen stand und einen Pfeil nach dem anderen auf unsere Angreifer schoss standen wir Seite an Seite. Unsere Klingen schnitten durch die Körper unserer Gegner wie Sensen durch reifes Korn am Tag der Ernte. Das jahrelange Training mit unseren Waffen lies uns eins werden mit ihnen. Ich kann mich nicht mehr erinnern wie lange der Kampf ging, doch so plötzlich wie sie gekommen waren, so schnell versiegte auch der Strom der Gegner. Blut uns Schweißüberströmt sahen wir uns auf dem Schlachtfeld um nachdem auch der letzte dieser wolfsähnlichen Wesen zusammengebrochen war. „Wir sollten hier verschwinden. Noch so einen Angriff können wir nicht standhalten“, murmelte Shiandri als sie die kleinen Kratzer an ihren Armen und Beinen untersuchte. Erst jetzt merkte ich das leichte Brennen eines tiefen Schnittes an meinem linken Oberarm. Auch wir waren nicht unverwundet davongekommen. Ich nickte ihnen zu: „Bleibt dicht zusammen, wir brechen auf.“ Elrenadil schwang sich ihren Bogen über die Schulter und zog ihre langen Dolche aus der Halterung an ihren Hüften. Langsam bahnten wir uns einen Weg durch die Kadaver unserer Angreifer. Der Leichnam Alhoraniels war nicht mehr zu finden, wir mussten sie zurücklassen. Leise murmelte ich ein Gebet für unsere gefallene Kampfgefährtin während wir zielstrebig auf die Öffnung des Tunnels zustrebten. Shiandri wich mir nicht von der Seite als wir in das Dunkel der Höhle eintauchten. In meinem Rücken konnte ich die Bewegungen von Rihani und Elrenadil spüren als wir lautlos durch die Dunkelheit glitten. Die Nacht war wieder still geworden. Als wir durch den steinernen Tunnel eilten hörte man nicht mehr als die leisen Schritte und unseren eigenen Atem. Kaum waren wir wieder unter freiem Himmel schien ich auch wieder leichter atmen zu können. Angespannt gingen wir weiter. Nachdem wir den Höhleneingang nur wenige Schritte hinter uns gebracht hatten hörten wir das zornige Heulen eines dieser Wolfswesen aus dem Tal des Schreins. Wir beschleunigten unsere Schritte, doch diese Wölfe waren schnell, oder sie hatten auf uns gewartet. Nur wenige Augenblicke später, noch bevor wir das Dickicht des Waldes erreicht hatten waren wir von vier weiteren dieser Wesen umzingelt. Rücken an Rücken stellten wir uns ihnen entgegen. Es dauerte nicht lange bis einer unserer Gegner aus dem lockeren Kreis den sie gebildet hatten ausbrach und auf uns losstürmte. Die Dolche Elrenadils waren kaum zu sehen als sie sich duckte, als ob sie ihn in unsere Mitte hineinspringen lassen würde. Mit einer einzigen Bewegung schlitzte sie ihm den Bauch auf, als er mit einem langen Satz über sie hinweg glitt. Mit einem Aufheulen brach er in sich zusammen und kam in unserer Mitte zum liegen. Die drei verbliebenen schlichen in einem Kreis um uns herum. Sie schienen zu warten. Ihre gelb leuchteten Augen richteten sich immer wieder auf den Eingang des Tunnels. Die Zeit stand scheinbar still während ich diese Wolfsmenschen beobachtete. Das wütende Heulen, das wir aus dem Tal gehört hatten kam immer näher und doch wagte niemand von uns sich zu bewegen. Ich musste mich zwingen weiterzuatmen. Jeder Muskel meines Körpers war bis zum zerreißen gespannt, ich spürte die Anstrengung des vorangegangenen Kampfes in jeder Faser. Lange würden wir nicht mehr durchhalten können. Als das Heulen endlich erstarb erschien ein weiteres dieser Wolfswesen im Höhleneingang. Hoch aufgestreckt auf seinen Beinen überragte er die beiden anderen um mehrere Kopfeslängen. Das Fell an seinen Lefzen war von silbergrauen Haaren durchzogen. Intelligenz spiegelte sich in seinen Augen als er uns musterte. „Er gehört mir“ flüsterte ich den drei verbliebenen Gefährtinnen zu als wir uns langsam auf unsere Gegner ausrichteten. Ich wartete nicht bis dieser Wolfsmensch auf uns zukam. Mit meinen Schwertern in beiden Händen verließ ich unsere Formation und lief auf ihn zu. Als er zum Sprung ansetzte lies ich mich fallen. In dem Moment als meine Hände den Boden erreichten löste ich den Griff um meine Schwerter und griff noch im Abrollen nach den Dolchen an meinen Unterschenkeln. Es war eine Erleichterung als das wesentlich geringere Gewicht der schwarzen Klingen in meinen Händen lag. Noch bevor ich mein Gewicht wieder auf meine Füße verlagerte drehte ich mich so, das ich meinen Gegner ansehen konnte. Seine bullige Gestalt ließ ihn schwerfälliger reagieren und so stand er immer noch mit dem Rücken zu mir. Noch in der Bewegung sammelte ich Kraft und setzte zum nächsten Sprung an. Doch ich hatte mich verschätzt. Mitten in der Luft traf ich mit einer seiner Klauen zusammen. Ich spürte wie sich eine seiner Krallen durch meine Lederrüstung und tief in mein Fleisch direkt unter meinem linken Schulterblatt bohrte. Mit der anderen Hand versetzte ich seinem Oberarm einen tiefen Schnitt. Ich verlor den Blick auf meine Gefährtinnen. Wieder und wieder kam ich keuchend auf meine Beine. Angriff, ausweichen, abrollen, abfangen. Immer schneller wurde der Kampf. Ich spürte zahlreiche Wunden aus denen ich blutete, doch für jede meiner Wunden hatte ich auch meinem Gegner eine Verletzung zugefügt. Erschöpft sank er auf alle Viere und sah mich aus hasserfüllten Augen an. Aus seiner Kehle drang ein tiefes Knurren, das meinen Brustkorb zum vibrieren brachte. Auch ich musste meine letzten Kräfte sammeln. Nur noch aufgrund der Krämpfe in meinen Fingern lagen die Dolche noch in meinen Händen. Der Mond war schon beinahe untergegangen als der Wolfsmensch sich mit einem ohrenbetäubenden Heulen auf seine Hinterbeine stemmte. Das Blut, mein Blut auf seinen Krallen schimmerte im Mondlicht als er auf mich zustürmte. Als sein schwerer Körper dort einschlug wo ich bis vor wenigen Augenblicken gestanden hatte war ich bereits wieder in Bewegung. Behände landete ich auf seinem Rücken. Mit letzter Kraft trieb ich ihm meine Dolche tief in den Rücken. Mit meinem ganzen Körpergewicht hing ich daran, bis er sich aufbäumte und wild um sich schlug. Meine verkrampften Finger lösten sich und ich landete hart auf dem felsigen Boden. Der Aufschlag ließ alle Luft aus meinen Lungen entweichen. Schweißüberströmt versuchte ich Luft zu bekommen. Als ich endlich genug Kraft fand griff ich nach den kleineren Dolchen an meinen Oberschenkeln und stemmte mich keuchend wieder hoch. Auf allen Vieren stand der Wolfsmensch schwer atmend, wenige Schritte neben mir. Wut, Hass, Schmerz und Verzweiflung war in seinen Augen zu sehen als er humpelnd auf mich zukam. Einen kurzen Moment umkreisten wir uns, beide erschöpft, beide schwer atmend und Kräfte sammelnd. Gleichzeitig stürmten wir aufeinander zu. Beim Aufprall unserer beiden Körper glitt einer meiner beiden Dolche über seine Kehle. Das Heulen, das seinen Angriff begleitet hatte erstarb zu einem Gurgeln als er leblos zusammenbrach. Erschöpft sank ich auf meine Knie. Keuchend rang ich um Luft während ich meine Dolche an einem Büschel Gras abwischte. Langsam rappelte ich mich, nach einigen tiefen Atemzügen, wieder hoch und drehte mich um. Die kleine Lichtung vor dem Höhleneingang lag still vor mir. Rücken an Rücken lagen die leblosen Gestalten Rihanis und Elrenadil im zertrampelten Gras. Die Kadaver von zwei weiteren Wolfsgestalten lagen nur wenige Schritte neben ihnen. Shiandris leblose Augen blickten in den nachtschwarzen Himmel. Das Licht in ihnen war erloschen. Müde kniete ich neben den beiden nieder um ihnen die Augen zu schließen. Ihr Blut war aus ihren zahlreichen Wunden auf die Felsen und in die Erde der Lichtung geflossen. Schleifspuren, die in den Wald führten, waren die einzige weitere Spur, die auf den Verbleib des letzten Wolfwesens und Shiandris hindeuteten. Nachdem ich meine Waffen aufgesammelt hatte folgte ich den Spuren in den Wald. Mit jedem Schritt ließ das Adrenalin nach und meine zahlreichen Wunden die ich in den letzten Stunden davongetragen hatte, fingen an zu schmerzen. Jeder Schritt wurde zu einer Qual, immer wieder musste ich mich an einem der dünnen Baumstämme festhalten um Kräfte zu sammeln. Aber ich konnte es mir nicht leisten unvorsichtig zu werden. Langsam folgte ich den blutigen Schleifspuren immer tiefer in den nachtschwarzen Wald. Beinahe wäre ich über die zusammengesunkene Gestalt Shiandris gestolpert, die blutüberströmt in ihrer nachschwarzen Lederrüstung dalag. Als ich mich zu ihr hinabbeugte hörte ich ihren flachen, rasselnden Atem. Vorsichtig drehte ich sie auf den Rücken und bettete sie in meinen Schoß als ich mich neben sie auf den feuchten Erdboden kniete. Blutiger Schaum drang aus einer Wunde an ihrer Kehle, wo sich scheinbar eine Kralle tief in ihren Hals gebohrt hatte. Sie sah mich aus schwach leuchtenden Augen an und versuchte zu sprechen. „Shhhh... nicht sprechen, Shiandri… es ist gut, es wird alles gut.“ Tränen traten in ihre Augen als sie mich ansah und den Kopf schüttelte. Sie schluckte schwer als sie meine Hand nahm um mir ihren Anhänger gab. Ich wusste was es bedeutete. Stumm hielt ich sie in meinen Armen als ihr Atem immer langsamer wurde bis ihre Augen erloschen und ihr Körper schlaff in meinen Armen lag. An einem einzigen Tag war meine gesamte Gruppe gestorben. Vernichtet von einem bisher unbekannten Gegner. All meine Wut und Verzweiflung lag in meinem Schrei der sich den Weg aus meiner Brust bahnte. Erst als ich einen scharfen Schmerz zwischen meinen Schulterblättern spürte verstummte dieser Schrei. Die Wucht des Aufpralls lies mich vornüber fallen. Eine brennende Spur zog sich im Fall quer über meinen Rücken. Im Augenwinkel konnte ich die weiß glänzenden Augen eines schwarzen Panthers sehen, bevor die erlösende Dunkelheit mich umfing. Mein letzter Gedanke galt meinem eigenen Tod nachdem ich in dieser Nacht all meine Gefährtinnen sterben gesehen hatte.

Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen war bis ich langsam wieder aus der Dunkelheit auftauchte. Erst war es das leise Plätschern eines nahen Baches, das die Taubheit die ich in mir spürte durchdrang. Ich konnte meinen Körper nicht mehr spüren und war fest davon überzeugt, tot zu sein, doch langsam wurden die Geräusche mehr. Vögel die in der Nähe ihr Lied sangen, kleine Tiere die nach Futter suchten und der Bach. Nahe bei mir das Knacken eines Feuers. Und leise Schritte. Die in mir aufsteigende Panik lies mich endgültig aus meiner Trance erwachen und doch konnte ich meinen Körper noch immer nicht spüren. Meine Augen nicht öffnen. Ich hörte den frustrierten Seufzer der meinen Lippen entwich als ich darum kämpfte mich bewegen oder die Augen öffnen zu können. Als ich es endlich schaffte sie zu öffnen, hörte ich das leise Rascheln des Laubs als sich jemand dicht neben mir bewegte aber ich konnte nichts sehen, nichts erkennen. Eine leise, beruhigende Stimme drang an meine Ohren: „Shhhh…Eure Verletzungen waren zu schwer, ich musste euch betäuben. Versucht nicht zu sprechen oder euch zu bewegen, ihr seid in Sicherheit.“ Nur langsam lies das innere Zittern und die Angespanntheit nach. Immer wieder sank ich zurück in die Dunkelheit und verlor die Zeit. Allmählich kehrte das Gefühl für meinen Körper zurück und als es endlich wieder da war, wünschte ich mir, ich wäre in jener Nacht neben Shiandri gestorben. Mein Körper war ein einziger Schmerz. Jede kleinste Bewegung schien mich zu zerreißen und nur langsam ließen die Schmerzen nach. Immer wieder wurde mir eine bittere Flüssigkeit eingeflößt. Es mussten Tage vergangen sein bis diese Taubheit endlich wich und ich länger bei Bewusstsein bleiben konnte. Zögernd öffnete ich meine Augen und versuchte mich umzublicken. Nur wenige Schritte von mir entfernt saß ein männlicher Nachtelf in schlichter Lederkleidung an einem schwach brennenden Lagerfeuer und beobachtete mich mit bläulich schimmernden Augen und zufriedenem Lächeln. Seine Bewegungen waren geschmeidig und erinnerten mich an den Panther den ich in jener Nacht gesehen hatte, als er sich langsam erhob und mit einem hölzernen Becher in den Händen auf mich zukam. Als ich versuchte mich auf den Rücken zu drehen, hielt er mich sanft aber bestimmt an der Schulter fest. „Nicht…ihr würdet es bereuen euch auf den Rücken zu drehen, vertraut mir.“ Vorsichtig hielt er mir den Becher an die Lippen. „Trinkt, Ihr müsst durstig sein...keine Angst es ist nur Wasser.“ Mit leiser Stimme sprach er weiter: „Ich dachte ich würde euch verlieren. Es war ein Wunder das ihr überhaupt noch gehen konntet bei den Verletzungen die ihr bereits hattet bevor Euch dieses Wolfswesen angefallen hatte.“ Verwundert blickte ich ihn an. „Woher wisst ihr…“, leise und heiser klang meine Stimme und brachte mich zum verstummen. Der Nachtelf nahm den Becher von meinen Lippen und lächelte mich an. Mit geübten Handgriffen entfernte er die Decken, die um mich herumlagen um mich in der Seitenlage zu halten. Vorsichtig fing er an die zahlreichen Verbände zu entfernen. Ich versuchte meinen Kopf zu drehen um ihm in die Augen zu sehen. „Wie lange..?“, wieder brach meine Stimme ab. „Es ist zehn Sonnenumläufe her, seid ich euch im Wald beim verborgenen Schrein gefunden habe. Erst dachte ich, es sei zu spät. Ich hatte Sorge, ihr würdet verbluten oder an dem Fieber sterben. Das meiste sind nur Kratzer. Aber die Wunden auf eurem Rücken werdet ihr noch lange Zeit spüren. Ich fürchte euch wird eine Narbe bleiben…“ Er verstummte als er den Verband, der meinen Rücken bedeckte langsam entfernte. Immer wieder zuckte ich zusammen, als mich der Schmerz brennend durchfuhr. Ich schloss wieder die Augen als der Nachtelf anfing eine leise Melodie zu summen, während er eine angenehm kühle Paste über meinen Rücken verstrich und anschließend einen neuen Verband anbrachte.

Zwanzig Tage nach dem verheerenden Kampf am Schrein von Mel'Thandris waren meine Wunden soweit verheilt, das ich das Lager endlich verlassen konnte und sich unsere Wege wieder trennten. Die Frist für die Nachricht an den Tempel der Elune war längst verstrichen und trotzdem war es meine Pflicht die Güter der Priesterinnen dorthin zurückzubringen. Anfangs wusste ich nicht, warum es mir so schwer viel mich von diesem Nachtelfen zu trennen. Doch je mehr ich mich von ihm entfernte umso bewusster wurde mir, wie sehr ich seine ruhige, tiefe Stimme vermisste. Wie angenehm sich seine warmen Hände auf meiner Haut angefühlt hatten und wie ausgeglichen ich mich in seiner Gegenwart gefühlt hatte. Am dreißigsten Tag nachdem ich die Nachricht des Tempels erhalten hatte brachte ich die Besitztümer der Priesterin aus dem verborgenen Schrein dorthin zurück. Schweigend übergab ich einer der Schildwachen eine Botschaft. Auf dem schlichten Pergament war das Symbol der Schattenläufer zu erkennen. Wissend nickte die Schildwache mir zu bevor ich in meine kleine Hütte im Eschental zurückkehrte.



Jedes Süße hat sein Bitteres, jedes Bittere sein Süßes, jedes Böse sein Gutes.Ralph Waldo Emerson

 
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