Gartenfreuden und virtuelle Familienfeiern

Roxonism

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23.05.2014
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Am letzten Wochenende war ich zu Besuch bei meinem Vater in Ludwigshafen. Wir waren viel draußen, mein Vater arbeitet ehrenamtlich an einem Urban-Gardening-Projekt, auf dessen Gelände am Freitag Abend ein Konzert stattfand, am nächsten Tag eine Jubiläumsfeier vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub, welche mein Vater und ich mit vorbeireitet haben und am Sonntag ging es dann mit dem Rad von Hauenstein nach Wissembourg. All die Eindrücke ließen in mir die Lust auf den Garten aufkommen, nach längerer Zeit weitestgehender Abstinenz von derartigen Naturfreuden, meine mittaglichen Spaziergänge ausgenommen , welche die Verdauung der Gaumenfreuden, die von meiner Mutter und manchmal auch von mir zubereitet werden, fördern sollen - die frische Luft und das idyllische Landschaftsbild meines Heimatdorfes sind wietere Gründe, warum ich mir diesen Gewohnheitsgang nicht abgewöhnen möchte. Nun ja, gestern Abend als ich nun das erste mal wieder die Welt(der Kriegskunst) betrat, und auch schon davor, wollte die Lust auf virtuelle Abenteuer nicht aufkommen. Nach ein paar Auktionserstellungen und ner Daylie ließ ich dann die Völker Azeroths mit ihren Problemen allein und wendete mich einem Ratgeber über Zitruspflanzen zu, den ich am selbigen Tag in der örtlichen Bibliothek ausgeliehen habe.
Später am Abend, als ich schon in den Federn lag, und eigentlich vorhatte zu schlafen, kam mir der Gedanke wie es denn wäre wenn man Naturerlebnisse auch in virtuellen Welten mit allen Sinnen genießen könnte, nicht nur begrenzt auf das Auge, was, wenn man die außerordentlich köstlich benannten Gerichte Azeroths wie z.B. Knusperspinne Surprise oder Murlocflossensuppe auch riechen und schmecken könnte?

Ich meine, es ist ja schön und gut seinem Charakter beim Essen von irgend einem undefinierbaren gelblichen Brocken zuzuschauen und die Vegetation des Un'Goro-Kraters, der Zangamarschen und Nagrands ist auch schön anzusehen, aber an einen Waldspaziergang in einem "realen" Wald kommt ein Spaziergang im Wald von Elwynn nicht heran und ich frage mich, ob ich solch eine Entwicklung unserer virtuellen Lieblingsreiseziele überhaupt befürworten würde. Der Gedanke an eine möglichst "reale" virtuelle Spielwelt ist ja nichts neues, aber zuvor hab ich mir darüber nicht viel Gedanken gemacht. Solch eine virtuelle Welt birgt acuh ziemlich viele Gefahren. Wenn sie ähnlich derer ist, auf der ich meine Mittagsspaziergänge momentan mache, bestünde die Möglichkeit, dass man auf einmal nicht mehr unterscheiden kann zwischen virtueller Welt und "realer" Welt. Falls man dann ausversehen seine reguläre Arbeit in der virtuellen Welt ausführen würde, aber der Chef in der anderen Welt schon stundenlang auf seinen Mitarbeiter wartet, könnte es zu Komplikationen kommen. Oder noch ein weiteres Szenario wäre möglich. Man hat sich abends mit seiner Freundin bzw. seinem Freund zum Ausgehen verabredet, nun, in welcher Welt? Andererseits könnte man eine ungenaue Einladung zum Dinner bei seinen unfreundlichen Schwiegereltern als Vorwand zu virtuellen Ausflügen verwenden, man hatte sich ja schon so auf das Familiengericht, Eberrippchen in Biersauce, gefreut. Eine Hochzeit in der schönen Kathedrale von Stormwind, deren kühle Mauern man fühlen könnte und deren muffigen Kirchengeruch man wahrnehmen könnte wäre auch nicht zu verachten. Aber vorsicht, spätestens wenn man zwanzig Hordler, die die Hochzeit crashen möchten, brüllend auf die Hochzeitsgäste zurennen sieht, sollte man seine Braut schnappen und schleunigst in die Flitterwochen nach Eisenschmiede verduften.

Ja, man sieht, Fortschritt macht nicht immer alles leichter, kann sogar manchmal Gefahren mit sich bringen. So verlockend eine virtuelle Welt wäre, die man mit allen Sinnen erforschen könnte. Bevor diese nicht in intensiven Studien erforscht sind, würde ich immer noch die Auen und Wälder des Planeten Erde bevorzugen. Vorerst rückt WoW wieder in den Hintergrund und ich werde wieder mehr Zeit in unserem Garten, als in Azeroth und der Scherbenwelt verbringen.

Vielleicht hab ich damit ja den einen oder anderen zum Nachdenken gebracht oder im einen oder anderen die Lust, vor die Tür zu gehen, geweckt. Ich wünsche euch viel Spaß bei euren Entdeckungstouren, ob in virtueller oder "realer" Welt und verabschiede mich mit einem Zitat von Peter Lustig: "Jetzt aber Abschalten."
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