Geschichte einer Bauerntochter - 10. Kapitel

Melian

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10. Kapitel – „Euer Herz wird richtig entscheiden.“

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Leise schlich Rose an den hohen Herren und dem Lordregent von Silbermond vorbei, nachdem sie mit der Translokationskugel eine eher unangenehme Reise bestritten hatte. „Dass die dieses Ding ausgerechnet im Sonnenzornturm aufstellen, geht mir auch nicht in den Kopf. Die hohen Herren werden bestimmt dauernd gestört.“, dachte sie bei sich und rieb sich die seufzend den Kopf. Sie bekam immer Kopfweh von dieser Art zu reisen.
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Langsam lief sie durch die Gassen von Silbermond und fühlte sich fast wie am ersten Tag. Die Schönheit der Bauten faszinierte sie immer noch, nur dass sie sich jetzt weitaus besser auskannte. Sie wählte den langen Weg über den Platz der Weltenwanderer, wo sie noch kurz bei ihrem Orden vorbeischaute und lief dann über den königlichen Markt. Sie benutzte die kleine Abkürzung der Taverne, die den Markt mit der Gasse verband. Immer wieder schaute sie erstaunt um sich, und genoss die Schönheit Silbermonds in vollen Zügen.

Als sie aus der Gasse heraustrat, schüttelte sie seufzend den Kopf. Silbermond hatte eindeutig nicht die Wirkung, die sie erhofft hatte. Es war zwar schön und faszinierend wie immer, aber ihre Probleme waren nicht verschwunden, und ihre Entscheidung stand immer noch aus. Sie schlenderte zum Auktionshaus auf dem Basar, um sich einige neue Auktionen anzuschauen, als sie Doru traf.

Er grüsste sie freudig. „Du bist ja wieder in Silbermond. Schön, dich zu sehen, Rose.“ „Aye, ich bin wieder da“, antwortete sie und seufzte leicht.
„Gehen wir zusammen rein, Rose?“, fragte Doru hoffnungsvoll und deutete auf die Taverne. Sie blickte ihn an und sagte leise: „Doru, ich.. habe mich noch nicht entschieden. Geh bitte schon mal rein, ja?“ Doru nickte. „Du solltest sie aber bald fällen, Rose. Ich glaube, es wäre nur besser für alle.“ Rose seufzte und schaute Doru hinterher, der sich dem Gasthaus näherte.

Plötzlich hörte sie ein leises Rascheln rechts von ihr. Sie drehte sich um und erblickte eine Elfe vor sich, die vor einigen Momenten ganz bestimmt noch nicht dagestanden hatte. Oder zumindest hatte sie sich gut verborgen. Rose kannte sie vom Sehen, sie war schon öfters in der Taverne gewesen. „Zhina, habt ihr uns belauscht?“, fragte Rose argwöhnisch. „Belauschen? Das ist doch gar nicht nötig, fast jeder in Silbermond weiss mittlerweile über dein ‚Problem’ Bescheid“, antwortete Zhina lächelnd. „Was? Oh nein.“, Rose blickte besorgt um sich, „Ich.. weiss es Farlem auch schon?“ „Nein, das glaube ich nicht. Wollt ihr es ihm verheimlichen?“ „Nein. Ich will, dass er es von mir erfährt, Zhina.“
„So habt ihr euch also für ihn entschieden? Eine gute Wahl. Er spricht schon die ganze Zeit von euch, wie er euch vermisst hat, wie er sich auf euch freut und erwartet euch sehnsüchtig.“ Rose blickte zu Boden und murmelte: „Ich.. weiss es noch nicht Zhina. Ich hatte gehofft, wenn ich hier in Silbermond wäre, würde die Entscheidung.. einfach so auf mich zugeflogen kommen, aber ich habe mich getäuscht.“ „Hört Rose, ich kann euch einen Rat geben. Wollt ihr ihn hören?“ „Jeder Rat kann mir eine Hilfe sein, also gerne.“
Zhina löste sich etwas von der Wand und trat einen Schritt näher. Mit gesenkter Stimme sagte sie: „Ihr geht jetzt da rein, in die Taverne meine ich, und richtet euren Blick auf Farlem. Wenn euer Herz anfängt, wie wild zu schlagen und sich zu freuen, dann liebt ihr Farlem. Wenn nicht.. Tja, ich schätze, dann liebt ihr Doru. Vertraut darauf, euer Herz wird richtig entscheiden.“ Zhina lächelte.
Rose schüttelte den Kopf und sagte überrascht: „Dass ich selbst noch nicht darauf gekommen bin. Danke Zhina, ich glaube, das hat mir wirklich geholfen.“ „Keine Ursache. Ich wünsche euch viel Glück.“, sie zwinkerte und war urplötzlich wieder im Schatten verschwunden.

Etwas nervös lief Rose vor den Eingang des Gasthauses. Sie glättete den Stoff ihrer grünen Robe, wischte sich einen imaginären Fussel von der Schulter und knabberte aufgeregt an einem Fingernagel. Sie könnte die Gäste bereits hören und auch die Stimme von Farlem drang durch das Gewirr.
Der Gedanke, dieser Stimme, und dem Elf, der dazugehörte, in einigen Minuten sehr wehzutun, machte sie traurig. Sie wollte das nicht. Sie wendete sich fast wieder zum Gehen, als sie sich besann. „Rose, verdammt.. Du machst ihm doch nur noch mehr weh, wenn du dich nicht meldest, wenn du dich verkriechst und ihm nicht sagst, was war. Er hat ein Recht, zu erfahren, dass er betrogen wurde.“, beschimpfte sie sich lautlos selber. Mit diesem Impuls betrat sie die Taverne und suchte mit ihren Blicken sofort die von Farlem, der sofort mit einigen schnellen Schritten auf sie zuging kam, als er sie sah..

Das Gefühl, dass sie durchströmte, überraschte Rose so sehr, dass ihr Mund mitten in der Begrüssung offen stehen blieb. Sie spürte eine riesige Erleichterung, ihn wirklich da zu sehen, real und in voller Lebensgrösse. Sie fühlte, wie ihr Herz wild anfing zu klopfen, weil es sich nach ihm sehnte und sich freute, dass er wieder da war. Sie fühlte das Vertrauen, dass er ihr fast schon greifbar entgegenbrachte. Als er sie ahnungslos umarmte und ihr ein „Hallo Prinzessin“ in die Haare hauchte, fühlte sie sich sehr, sehr glücklich. Sie wusste in diesem Moment, dass sie zu ihm gehörte und dass sie ihn nie mehr loslassen wollte.

Doch vielleicht musste sie genau das tun. Sie ballte die Fäuste und richtete ihren Blick kurz zu Boden, in ihrem Herzen eine kuriose Mischung aus Hoffnung und Verzweiflung. Dann schaute sie ihm in die Augen, schluckte einmal leer und sagte leise: „Farlem, hast du einen Moment Zeit? Wir.. müssen reden.“

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schon mal überlegt das professionell zu machen? das is besser als in manchen Büchern
 
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