Hinter hohen Mauern ... Part 12

Evilslyn

Rare-Mob
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Es waren harte Zeiten in die Ellenora hineingeboren wurde. Zwar war die Bedrohung durch die Horde weitestgehend zerschlagen, doch noch immer durchzogen marodierende Banden das Land.
In den nicht weit entfernten Ruinen von Lorderon hausten Gerüchten zu folge Untote. Verwirrte Seelen, erfüllt von Wut und dem Sinnen auf Rache. Rache an dem der verantwortlich war für ihr Schicksal, aber genauso an allem Lebenden, da es sie jeden Tag daran erinnerte wie es einmal war, während sie dabei zusehen konnten wie ihnen das Fleisch von den Knochen fiel.
An den Küsten wurden vermehrt Fischwesen gesichtet, und auch in der Lohnenscheit überragenden Burg gingen des Nachts seltsame Dinge vor sich.

Ellenora aber bekam von all dem kaum etwas mit.
In ihrem kindlichen Verstand, war gar kein Platz für Schwermut.
Sie war viel zu beschäftigt mit ihren Freundinnen für die Stadtwache mit ihren glänzenden Rüstungen zu schwärmen. Oder mit ihren Freunden Marl und Karl durch das Dorf zu ziehen, immer auf der Suche nach der nächsten Gelegenheit irgendwelche Unsinn zu verzapfen.

Am Vorabend des Tages, der das Leben in Lohenscheit für immer verändern sollte, hatte es ein starkes Gewitter gegeben. Blitze hatten die Nacht Taghell erleuchtet, und Donner war ohrenbetäubend über das Land gerollt. Der Himmel hatte seine Schleusen geöffnet und in Sturzbächen seine Fracht über Lohenscheit niedergehen lassen.

So kam es das Ellenora an besagtem Tag mit Marl und Karl dabei war einen Frosch zu beobachten der in einer Pfütze am Dorfplatz herum sprang, als aufgeregte Rufe vom Stadttor ihre Aufmerksamkeit erregte.

„Was ist den da los?“, Marl und Karl stellten die Frage wie so oft gleichzeitig. Neugierig reckten sie Ihre Hälse, konnten jedoch nichts erkennen. Die Straßen waren fast Menschenleer, nur wenige waren bei diesem Wetter im Freien unterwegs.
„Lasst uns nachsehen.“, Ellenora lief bereits los. „Na los, wo bleibt ihr denn!?“
Sie warf Marl und Karl noch einen Schulterblick zu und rannte weiter.
Schlamm spritze unter ihren Füßen.
„Na los, wer zuletzt am Tor ist macht heut Abend den Abwasch.“, Marl hatte den Satz gerade erst begonnen, da preschte er bereits hinter Ellenora her. Karl folgte ihm.

Am Tor angekommen, kletterten sie über die kleine Leite auf den dünnen Wehrgang hinter den Palisaden und schauten sich um. Es war nicht schwer herauszufinden was für die überraschten Rufe gesorgt hatte, alle Gesichter waren in die gleiche Richtung gewand.

Ellenora folgte ihren Blicken und machte drei Reiter aus. Sie kamen die kleine gewundene Straße von Burg Schattenfang herunter.
Auf einem Schimmel vorneweg kam Arugal, ein Magier aus Dalaran über den viel Dorftratsch erzählt wurde. Er war von Dalaran nach Schattenfang entsandt worden, und verbrachte seine Zeit dort mit Studien alter Bücher, und ominösen Experimenten.
In Lohenscheit hatte ihn aber bisher kaum jemand zu Gesicht bekommen.
Seine lila Robe schimmerte trotz des spärlichen Lichts das durch die dichte Wolkendecke drang.
Zu seiner linken und rechten Ritten je zwei Ritter von Lorderon. Zumindest waren sie es gewesen, bevor Lorderon von Prinz Arthas geschleift, und von den Untoten übernommen worden war.
Nur wenige Ritter hatten diese Ereignisse überlebt.
Die meisten waren im ehrenhaften Kampf um die Hauptstadt gefallen. Für diese Beiden hier, war die sonst verpönte Stationierung im Außenbezirk ein Segen gewesen.
Auch wenn die Ritter darüber wahrscheinlich anders dachten.

Wäre allein die Tatsache Arugal außerhalb der Burg zu sehen schon Grund gewesen überrascht zu sein, war sie doch nicht der Auslöser für die Rufe gewesen. Es war was den Reitern nachfolgte.
In einer langen Kolonne folgte den Reitern ein Tross Fußsoldaten.
Aber Soldaten Lorderons waren das nicht, soviel konnte Ellenora auch auf die Entfernung feststellen.
Sie waren nicht in die glänzenden Rüstungen gekleidet, sondern schienen in Felle gewickelt zu sein. Ihre Körpergröße war selbst auf die Distanz beeindruckend.
Nicht wenige trugen ihre Köpfe auf einer Höhe mit den Pferden. Ihre Wolfskapuzen verliehen ihnen ein Angsteinflößendes Aussehen.

Der Tross kam näher und näher und Ellenora konnte immer mehr Details erkennen.
Über den Fellen trugen die Männer leichte Lederrüstungen, mit kleinen direkt an den Ellenbogen festgeschnallten Schilden. Ihre Bewaffnung schien hauptsächlich aus Faustwaffen zu bestehen. Sie verliehen ihren Händen das aussehen riesiger Pranken.
Nur wenige trugen Speere bei sich, und noch weniger ein Schwert oder eine Keule.

„Wo kommen die denn alle her, ich dachte Arugal lebe auf der Burg bis auf einige Bedienstete und Wache alleine.“, sagte Karl.
„Keine Ahnung, vielleicht kamen sie bei Nacht, oder sind von der anderen Seite her in die Burg geritten. Ich frage mich nur was für ein Volk oder Stamm das ist. Die habe ich noch nie zuvor gesehen.“, Ellenora klang nachdenklich.
Marl, der schon immer die besten Augen der drei hatte, stand mit offenem Mund da, und starrte auf die Reiterschar.
„Sagt mal … kann es sein das… also eigentlich …“ Marl schien unfähig seinen Satz zu beenden.
„Seid ihr euch sicher dass das Menschen in Fellen sind?“, brachte er schließlich hervor. Er klang gehetzt.
„Natürlich sind das Menschen, was sollten es denn sonst…“ Karl brach mitten im Satz ab.
Die Reiterschar kam um einen kleinen Hügel herum geritten der kurz die Sicht auf den Tross genommen hatte, und nun waren sie Nah genug um jeden Zweifel zu zerstreuen.
Ellenora entfuhr ein kurzer spitzer Schrei.
Das konnte doch nicht wahr sein. Das war einfach unmöglich.
Was da hinter Arugal und seinen Rittern einher schritt war keine in Fell gehüllte Söldnertruppe. Und die Köpfe waren auch keine Kaputzen.

In den Köpfen prangten keine Glasaugen, sondern klare gelbe Augen blickten daraus hervor. Die Felle, glänzten Vital, und waren ebenso wie die Faustwaffen direkt mit ihrem Träger verbunden. Ein schwerer Moschusduft wehe von der Meute zu Ellenora herüber.

„Wwww…www..orgen“, Karl stand mit aufgerissnen Augen da wie erstarrt.
Ellenoras Blick wanderte zu den Wachen, in die hektischer Betrieb kam. Befehle wurden gebrüllt und aus einem Nah gelegenen Wachhaus kamen einige zusätzliche Wachen gerannt und bezogen Posten auf dem Wehrgang.

Arugal hob die Hand, und der Tross kam hinter ihm zum stehen. Langsam ritt er ein Stück näher ans Tor.
„Seid gegrüßt Magier!“, rief Elgar, ein Mann mittleren Alters, und Anführer der Stadtwache.
„Was verschafft uns die Ehre eures Besuchs. Und was ist das für ein Gezücht, welches ihr da mit euch führt.“
„Seid gegrüßt Elgar.“, Arugal lächelte ihm zu. „Dieses „Gezücht“ wie du es bezeichnest, wird unsere Rettung sein. Es sind Worgen. Beherzte Kämpfer ohne Furcht. Mit ihrer Hilfe werden wir die Geisel zuerst aus Lorderon und dann komplett aus den östlichen Königreichen vertreiben.“
„Wie kommt ihr darauf, dass diese Viecher nicht einfach uns gleich mit vertilgen. Die sehen mir alles andere als Vertrauenswürdig aus.“ Elgar spuckte von der Palisade auf den Boden.
Über Arugals Stirn huschte ein kurzes Stirnrunzeln, glättete sich jedoch sofort wieder.
„Ich habe das Wort ihres Anführers. Gamrei Steinzahn, ist sein Name. Er versicherte mir die Treu des Rudels, wenn ich ihnen nur in unsere Welt helfen würde.“ Arugal zeigte auf einen Worgen der an der Spitze des Trosses stand.
Er überragte seine Artgenossen um einen Kopf. Sein Körperbau war sogar für einen Worgen massig. Die Schilde an seinen Ellbogen Waren Metallverstärkt und sein Gesicht war mit Farbigen Linien bemahlt, offenbar seine Clanzeichnung. Von seinem Rücken hing ein gewaltiger Beidhänder herab. Seine Augen waren wach und versuchten offenbar alle Wachen gleichzeitig im Blick zu halten.
„Wie viel ist schon das Wort solch einer Bestie wert?“, entgegnete Elgar. Mein Hund hat auch Ehrgefühl doch wenn es um eine Wurst geht würde ich mich darauf kaum verlassen.
Steinzahns Antritt kam so schnell, und unerwartet, das Ellenora es erst bemerkte als er bereits die halbe Strecke zur Palisade hinter sich gebracht hatte.
Er federte locker in die Knie, drückte sich geschmeidig ab, und überbrückte die Reststrecke mit einem einzigen Sprung.
Sicher landete er direkt auf dem Wehrgang und wirbelte zu Elgar herum.
Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf senkte den Kopf und schritt auf Elgar zu.
Aus seiner Kehle war ein tiefes Grollen zu vernehmen.
Elgars Gesicht hatte alle Farbe verloren. Er stand da, mit auf gerissenen Augen und schaute auf den Berg aus Muskeln, an dessen Händen Zentimeter lange Klauen blitzten.
Mit seiner rechten Hand tastete er an seinem Gürtel entlang und bekam den Schwertgriff zu packen. Er zog es und hielt es schützend vor sich.
Entgegen der schieren Größe Steinzahns wirke das Schwert eher wie ein Zahnstocher den wie ein Schutz.

„DAS IST GENUG!“, Arugals Stimme schien von überall zugleich zu kommen. Sie dröhnte förmlich in den Ohren. Alle Köpfe fuhren zu ihm herum.
Sogar Gamrei verharrte und drehte seinen Kopf zu ihm.
„Ich habe die Worgen nicht als Hilfe in unsere Welt geholt, damit sich die Menschen nun auch noch mit ihnen bekämpfen. Der Feind ist die Geisel, und ihr werden wir gegenüber treten. Hier ist weder der Rechte Ort noch die rechte Zeit für einen Kleinkrieg.“ Arugals Stimme schien immer noch von überall zu kommen, war jedoch nicht mehr so laut.
„Gamrei, ihr habt mir euer Wort gegeben. Zeigt, dass ich etwas darauf geben kann.“
Der gewaltige Worg legte die Ohren zurück, knurrte Elgar noch einmal an und setzte dann mit einem weiteren gewaltigen Satz zurück über die Palisade. Er nahm seinen Platz an der Spitze des Trosses wieder ein.
Elgar stand noch immer völlig bleich da, das Schwert vor sich erhoben. Er schüttelte leicht den Kopf wie um ihn wieder frei zu bekommen und wand sich wieder Arugal zu.
„Nnnehmt eure Köter und verschwindet von hier!“, seine Stimme bebte. „Für diese Kreaturen wird Lohenscheit nie ein Obdach bereit halten. Wenn ihr diese Wesen auf die Geisel hetzen wollt; meinetwegen, manchmal muss man eben Feuer mit Feuer bekämpfen. Aber ohne uns.“

Arugals Mundwinkel strafften sich. „Wie ihr wünscht. Vielleicht werdet ihr eure Meinung noch ändern wenn diese „Kreaturen“ wie ihr sei nennt, euch euer Land wiederbeschafft haben. Denkt daran, man trifft sich immer zweimal im Leben.
Er raunte seinen Rittern etwas zu, und der Tross setzte sich der Landstraße folgende wieder in Bewegung.

Marl, Karl und Ellenora hatten alles sprachlos mit angesehen. Noch immer standen sie mit offenen Mündern da und versuchten zu verarbeiten was sie gerade erlebt hatten.
Sie konnten erst wieder normal denken als der letzte Worg des Trosses außer Sicht gelaufen war.

Dann sprachen alle gleichzeitig. Der eine hatte dies der andere das gesehen. Sie redeten über die enorme Geschwindigkeit mir der Gamrei angesprintet war. Darüber mit welcher Leichtigkeit er über die Palisaden gesetzt hatte.

Über diesen Tag würden sie noch in Jahren sprechen.
Das dies nur der Anfang war; dass die Worgen schon in der selben Nacht wiederkämen; dass Lohenscheit schon bald nicht mehr ihre Heimat darstellen, sondern Grund ihrer Alptäume werden würde; all das konnten sei noch nicht erahnen.

To be continued…

MfG
Eure Evi
 
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