Hinter hohen Mauern ... Part 14

Evilslyn

Rare-Mob
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Elgar saß am Tresen im Schankraum des „Durstigen Wanderers“ und war nicht betrunken. Elgar war weit darüber hinaus.
Die Armee von Schnapsgläsern und Bierhumpen legten reges Zeugnis ab von seinem bestreben diesen Tag aus seinem Gedächtnis zu streichen.
Aber noch immer brannte in seinem Inneren die Scham.
Gerade er, der Hauptmann der Wache hatte angesichts dieses Worgenuntiers geschwitzt wie ein Schwein. Hatte sich lächerlich gemacht vor all seinen Untergebenen. Den Kopf hätte er ihm anschlagen sollen. Das würde er auch, sollte es dieses Vieh auch nur wagen noch ein einziges Mal seinen fellbedeckten!@@#*%@@*!%in die Nähe von Lohenscheit zu bewegen.
Elgar war nicht zum Hauptmann geworden weil er alle unter den Tisch trinken konnte. Er hatte seine Schlachten geschlagen, und mit so einem Köter auf zwei Beinen würde er schon fertig werden.
Auf eine Lanze würde er den Kopf aufpflanzen und dann könnten seine Worgenfreunde schon aus der Ferne sehen was ihnen blühe, kämen sie nach Lohenscheit.
„Gib mir noch ne Kurzen.“, murmelte er dem alten Ester zu.
Nun ja, das versuchte er zumindest, denn was aus seinem Mund kam klang eher nach.
„Gb mer nuchen Kourzoon.“
Doch Ester war lang genug im Geschäft um die Kneipensprache zu verstehen, fischte einen Flasche vom Regal hinter sich und füllte Elgars Glas bis zum Rand.
Dabei bewegte er den Mund.
Es dauerte einen Moment bis Elgar wahrnahm das Ester wohl mit ihm sprach.
Er lehnte sich nach vorne.
Kniff die Augen zusammen.
Versuchte Lippen zu lesen.
War fähig ein einziges Wort aus dem Stimmengewirr herauszufiltern und sank traurig in sich zusammen.
„…letztes…“ das konnte nur bedeuten für heute war dies sein letztes Glas.
Ester konnte froh sein das er so betrunken war.
Eine halbe Flasche früher hätte diese Ansage zu lautstarkem Protest seinerseits geführt.
So aber murmelte Elgar nur seinen Missmut in sich hinein, stürzte das Glas, und stand auf.
Auf wackligen Beinen wankte er auf die Schankraumtür zu.
Um ein Haar hätte er auf seinem Weg einen Barhocker umgerissen. Er prallte an den Türrahmen – diese Türen, immer wenn man hindurch wollte mussten sie sich bewegen – hielt sich kurz daran fest, verabschiedete sich Lautstark wenn auch unverständlich von Ester und trat auf dem Dorfplatz hinaus.
Die Luft war kalt, doch Elgar nahm es nur am Rande wahr. Der Alkohol lag wie eine Decke um ihn.
Er räusperte sich, spuckte aus und wankte dann, ein leises Liedchen pfeifend los. Zum Glück hatte er es nicht allzu weit.

Er hatte gerade den Dorfplatz überquert und war in eine kleine Gasse eingebogen als plötzlich ein Dachziegel neben ihm auf den Boden aufschlug. „Verdamm´! ´as wa knapp.“ Entfuhr es ihm lallend.
Er taste sich ab, wie um sicher zu gehen wirklich unverletzt zu sein, und setzt sich dann wieder in Bewegung.
Als er an einer kleinen Seitengasse vorbei kam, glaubte er im Augenwinkel eine Bewegung ausgemacht zu haben, doch als er genauer hinsah war die Gasse leer.
„Man, man, man vielleicht war ´as ´eut doch ein Glas suviel.“
Er hatte sich gerade wieder in Bewegung gesetzt als er bemerke, dass er nicht mehr allein auf der Gasse war. Offenbar war noch ein Nachtschwärmer unterwegs.
Elgar richtete sich soweit es ihm möglich war gerade auf und versuchte nicht zu wanken. Immerhin musste er als Oberhaupt der Stadtwache einer gewissen Erwartungshaltung entsprechen.
Vielleicht konnte er so nüchtern wirken, dass er dem Nachtschwärmer seine mitgeführten Alkoholreserven konfiszieren könnte, und sich somit einen kleinen Schlummertrunk organisieren. Es wäre nicht das erste Mal gewesen.

Als jedoch der vermeintliche Trunkenbold in den schummrigen Lichtkegel einer der Straßenlampen trat, vergaß Elgar seinen Plan.
Er vergaß sogar wie betrunken er war.
Im Grunde vergaß er alles.
Sah nur noch den Worgen der mit leicht gesenktem Kopf auf ihn zukam. Sein Maul, leicht geöffnet, entblößte Zähne wie Dolche. Seine goldenen Augen fixierten Elgar.
Elgar ging langsam rückwärts.
Sein Herz schlug ihm bis zum Hals.
Sein Mund war trocken und er spürte wie Schweiß auf seine Stirn trat.
„Was soll das? Was tut ihr hier? Ihr dürftet nicht hier sein. Wo ist euer Magier. Er wird nicht erfreut sein wenn er hört das ihr euch hier herum treibt.“
Der Worg schien ihn nicht zu hören, zumindest machte er weder anstallten zu stoppen noch zu antworten.
Elgar drehte sich blitzschnell um und begann zu rennen.
Jedoch blieb er nach wenigen Schritten wie angewurzelt stehen.
Aus dem Gässchen das er kurz zuvor noch in Augenschein genommen hatte, trat ein weiterer Worg hervor.
Nun war Elgar der Fluchtweg abgeschnitten.
Sein Blick war der eines gehetzten Tieres, als er versuchte beide Worgen im Blick zu halten. Sie kamen näher, langsam.
Elgar hämmerte mit den Fäusten an einen Fensterladen, in der Hoffnung auf Hilfe.
Tränen traten in seine Augen.
Er konnte förmlich schon die Krallen der Worgen durch sein Fleisch fahren spüren. Ihre Kiefer die sich in ihn gruben.
Da ertönte von oben ein tiefes gutturales Knurren.
Elgar erstarrte mitten in der Bewegung.
Dann legte er langsam den Kopf in den Nacken und sah nach oben, direkt in das Gesicht eines Worgen der sich über die Dach kannte beugte.
Klauenbewehrte Hände schossen auf ihn zu, bohrten sich in seine Arme und rissen ihn nach oben.
Der Schock, der Schmerz sowie der Restalkohol waren zuviel für Elgar Geist. Die Welt um ihn verschwamm und Dunkelheit hüllte ihn ein.


Ellenora erwachte in ihrem Bett und bemerkte gleich, dass etwas nicht in Ordnung war.
Irgendetwas oder irgendjemand trieb sich auf dem Dach ihres Hauses herum. Auch wenn er sich offenbar mühe gab leise zu sein, so konnte sie doch bei jedem Schritt das knirschen der Ziegeln vernehmen.
Ellenora zog sich ihre Bettdecke bis über ihre Nasenspitze, atmete flach und horchte in die Dunkelheit. Die Schritte auf dem Dach waren verstummt.
Just in diesem Moment konnte sie ein Ziegel zerbrechen hören, der wohl von einem der Nachbarhäuser gefallen war.
Ellenora schlüpfte aus ihrem Bett, zog ihre Hausschuhe an, und machte sich auf den Weg ins Schlafzimmer ihrer Eltern. Dies war keine gute Nacht um allein zu sein.

To be continued

Mit freundlichen Grüßen
Eure Evi
 
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