Hinter hohen Mauern ... Part 18

Evilslyn

Rare-Mob
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Flinnegar war in seinem Element. Nachdem sie ihren Auftrag erledigt und Krigar sich mit ihrem Fang davon gemacht hatte, begann der Teil auf den sich Flinnegar seit ihrem Aufbruch gefreut hatte.
Flinnegar hatte sich umgehend auf den Weg in die Dorfmitte gemacht. Obgleich er das Dorf nicht kannte, leiteten ihn Nase und Ohren zuverlässig. Der Geruch dem er folgte war jener von Öl und Stahl, die Geräusche, das Geklapper von Metal.

Und da waren sie, genau wie er es erhofft hatte. Eine ganze Gruppe von Stadtwachen hatte sich auf dem Dorfplatz versammelt. Manche waren noch dabei Teile ihrer Rüstungen anzulegen, andere liefen aufgeregt durcheinander. Flinnegars Gesicht verzog sich zu einem bösen Grinsen. Dass sie ihren Anführer nicht auffinden konnten, schien genau die Wirkung zu zeigen die sie erwartet hatten. Ein jugendlich wirkender Mann der nun offenbar in der Befehlskette nach oben gerutscht war, brüllte Befehle, die aber wenn überhaupt, nur zögerlich befolgt wurden. Beim verzweifelten Versuch, Ordnung in die Reihen zu bringen, wogte der Federbusch auf seinem Helm heftig hin und her. Sein Kopf war rot vor Anstrengung und Schweiß stand auf seiner Stirn.
Flinnegar war klar, wenn er seinen Plan umsetzen wollte, musste er handeln bevor dieser Kerl Ordnung in Reihen bringen konnte. Daher zögerte er nicht.


Rudwin schrie, dass ihm die Stimmbänder schmerzten, und doch schien ihm keiner zuzuhören. Wo steckte nur Elgar? Wahrscheinlich hatte er sich nach Dienstschluss wieder in den „durstigen Wanderer“ verkrochen und sein abendliches Trinkritual abgehalten. Dort saß er wahrscheinlich, vornüber gesunken, am Tresen und bemerkte nicht was hier los war. Oder er lag bereits in seinem Bett und schlief seinen Rausch aus.
Rudwin hatte zwei seiner Männer losgeschickt ihn zu suchen, doch bisher war keiner der beiden zurück gekehrt.
Die Männer, die teilweise vor kurzem noch schlafend in ihren Betten gelegen hatten, waren vollkommen verwirrt.
Rudwin konnte es ihnen nicht verübeln. Immer wieder ertönten Schreie aus dem Dunkel der Nacht, woraufhin sich die Männer beunruhigt umblickten bevor sie weiter ihre Rüstungen anlegten.
Bevor sie selbst richtig ausgerüstet waren, wäre es Wahnsinn gewesen zu versuchen den Schreienden zu helfen. Die Worgen waren ihnen in der Dunkelheit noch mehr überlegen als sie es im Licht ohnehin schon waren. Außerdem wusste keiner wie viele von ihnen dort draußen in der Dunkelheit lauerten.

Rudwin hoffte inständig, dass in kürze Elgar auftauchen würde. Auf seine Befehle würde gehört werden. Und Rudwin hätte auch endlich jemanden der ihm sagte was er tun sollte, denn er war völlig überfordert.
Doch als er einen hoffnungsvollen Blick über die Straßeneinmündungen, welche auf den Platz führten gleiten ließ, war es nicht Elgar den der dunkle Straßenschlund ausspuckte.
„Vorsicht Männer! Worg!“, schrie er so laut er konnte.
Köpfe fuhren zu ihm herum, um dann seinem ausgestreckten Finger zu folgen und den grauen Worgen zu entdecken der mit voller Geschwindigkeit auf sie zukam.

Der junge Ered sah ihn nicht. Bis er den Kopf gewendet hatte, um zu Rudwin zu blicken, hatte der Worg die Strecke mit einem gewaltigen Sprung überbrückt und traf mit einem Prankenhieb seinen Schädel. Sein Genick brach mit einem lautstarken Krachen, und schmatzend rissen seine Sehnen.
Noch während Rudwin wie gelähmt dastand und in Zeitlupe Ered auf den Boden aufschlagen sah, wütete der Worg mit ungezügelter Wildheit weiter unter seinen Männern. Fänge gruben sich in Hälse, Pranken fällten gestandene Männer wie Strohhalme. In der Gruppe der Männer breitete sich Panik aus, und die letzten Spuren von Ordnung zerfielen.
Einige Soldaten suchten ihr Heil in der Flucht, andere starrten fassungslos auf das sich ihnen darbietende Massaker. Nur wenige griffen zu ihren Waffen und boten Widerstand.
Doch sie, während der Worg umgeben war von potentiellen Zielen, wurden durch ihre in Panik verfallenen Kameraden behindert.

Sie waren fünfzehn Mann gewesen, fünfzehn Mann mit Schwertern Äxten und Speeren, alles in allem eine schlagkräftige Truppe. Doch nach wenigen Minuten sah sich Rudwin dem Worgen allein gegenüber. Einige seiner Männer waren geflohen, wenn auch nicht viele, denn der Worg schien gezielt darauf zu achten die Fliehenden abzufangen. Der Großteil lag tot oder sterbend am Boden.
Der Worg kam langsam auf ihn zu. In seinen Augen konnte Rudwin die Mordlust lodern sehen. Sein Fell war Blut getränkt. Seine gewaltigen Klauen öffneten und schlossen sich. Das Maul stand halb offen und gab den Blick auf gewaltige Zähne frei.

Rudwin wollte sein Schwert ziehen.
Rudwin wollte sich verteidigen.
Rudwin wollte weg.
Rudwin wollte zu seiner Mutti.
Rudwin pinkelte sich an.
So stand er bewegungslos da, wie versteinert, bis der Worg vor ihm aufragte. Das warme Gefühl des frischen Urins, der langsam an der Innenseite seiner Schenkel herab lief hatte etwas Tröstliches. Rudwin begann zu weinen.
Das letzte was Rudwin durch seine Tränen sah, als der Worg ihn am Hals gepackt hielt und zu sich auf Kopfhöhe hob, war ein Mann in Zivilkleidung der aus einer Gasse auf den Dorfplatz gerannt kam. In seiner Hand hielt er ein Schwert.
Dann traf die freie Pranke des Worgen Rudwins Kopf.
Damit endeten all seine Sorgen.


Framier kam am Dorfplatz an, wo sich ihm ein schreckliches Schauspiel bot. Die Stadtwache hatte sich offenbar hier gesammelt um dem Angriff geschlossen entgegen zu treten. Doch waren sie wohl, noch ehe sie sich organisiert hatten, angegriffen worden. Ein einzelner Worg wütete unter ihnen und fuhr blutige Ernte ein. Sein Maul schnappte nach links und rechts, riss Halsschlagadern auf oder hinterließ tiefe Furchen in Armen und Beinen. Seine Pranken waren ebenso gefährlich. Die gewaltigen Klauen waren tödlich wie Dolche.
Zwei Männer standen noch als Framier den Platz betrat.
Einer von beiden versuchte mit einer Lanze den Worgen anzugehen. Dieser packte die Lanze jedoch am Stiel, brach ihre Spitze ab, und rammte sie dem verdutzt drein schauenden Soldaten ins Bein, worauf dieser schreiend zusammen brach. Dann näherte sich die Bestie dem letzten Verbliebenen.
Ein Federbusch auf dessen Kopf verriet seinen höheren Rang.
Allerdings bekleckerte er sich nicht gerade mit Ruhm. Wimmernd stand er da, das Schwert noch immer in der Scheide steckend, machte er keinerlei Anstalten sich zu verteidigen.

Framier zögerte nicht. So schnell und zeitgleich so leise wie möglich eilte er von hinten auf den Worgen zu. Dieser schien ihn nicht zu bemerken da er vollauf mit seinem letzten Opfer beschäftigt war. Framier kam immer näher heran, das Schwert schlagbereit erhoben.

to be continued...
 
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