Kapitel 53

Evilslyn

Rare-Mob
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Von mildem Sonnenlicht beschienen, bot der Berghang, welcher von einzelnen verstreut wachsenden Laubbäumen bewachsen war, ein beschauliches Bild. Vogelgezwitscher war, abgesehen vom leisen Rascheln der Blätter, welche in einer sanften Brise wogten, das einzige Geräusch. Nur spärlich wuchs Gras auf den wenigen Flächen, an denen sich Erde auf dem felsigen Untergrund angesammelt hatte. Auf den vorherrschenden, scharfkantigen Felsen, die die Landschaft prägten, fanden sonst nur Flechten und Moose statt, die sich trotzig anklammerten, und Wind und Wetter die Stirn boten. Es war keine Lebensfreundliche Gegend, hier oben in den Bergen. Doch sie war auch alles andere als tot. Vereinzelt sprangen Eichhörnchen durch die Baumkronen, immer auf der nervösen Suche nach einer Nuss, oder etwas anderem essbaren. Bei genauerem Hinsehen entdeckte man auf den Felsen, Eidechsen und Insekten, welche versuchten so viel Energie der Sonnenstrahlen in sich aufzunehmen, wie nur möglich.
Die Tiere waren so träge, fühlte sich so sicher, dass auch beim unvermittelt auftretenden Geräusch von Donner, keines die Flucht ergriff. Es mag auch daran gelegen haben, dass ihr Verstand nicht ausreichte zu verstehen. Hätten sie erfasst, dass dieser Donner nicht aus dem Himmel, sondern aus der Erde kam, sie hätten sich anders reagiert. Erst als die Erde begann, einer Stimmgabel gleich zu vibrieren, schwante einigen, dass es besser sei Schutz zu suchen. Eidechsen stoben in ihre Wohnnischen zwischen den Steinen, Eichhörnchen eilten auf ihre Bäume, wo sie aus Astlöchern heraus, ärgerlich keckernd ihrem Unmut Luft machten.
Das Beben, welches die Erde erfasst hatte nahm beständig an Intensität zu. Kleine Steine verloren ihren Halt, und rollten den Hang hinunter. Kleinere Erdansammlungen, die vom Wind in Felsspalten geweht wurden, gingen als Minilawinen ab. Den Felsen die darauf geruht hatten, wurde so ihr Halt entzogen, und sie polterten mit Getöse ins Tal. Auf ihrem Weg rissen sie immer neue Steine mit sich, so dass sich nach kurzem eine gewaltige Lawine ihren Weg bahnte. Bäume umknickte wie Streichhölzer und nichts, denn eine Schneise der Verwüstung hinterließ.
Im Epizentrum des Bebens, ereignete sich jedoch ein noch viel beeindruckenderes Schauspiel.
Das Beben nahm ständig an Stärke zu, aus dem Innern der Erde ertönte Knirschen und Krachen, welches so unheimlich klang, dass selbst die vorwitzigen Eichhörnchen ihr Meckern einstellten, und sich in den hintersten Winkel ihrer Baumhöhlen verzogen. So sahen sie nicht, wie der Felsboden unter ächzen nachgab und in die Tiefe sackte. Sahen nicht, wie noch eben massiver Fels flüssig zu werden schien, und in einem gigantischen Strudel ins Erdreich abzufließen begann. Felsen, Pflanzen, Eidechsen, Käfer und einige Eichhörnchen samt ihrer Bäume, wurde erbarmungslos mit in die Tiefe gerissen und in dem Mahlstrom aus Holz und Stein, regelrecht zerrieben.
Der Strudel drehte sich immer schneller, und nach weniger als einer Minute war alles vorüber.
Eine gespenstige Stille, legte sich über das Land. Kein Magma schoss aus dem Loch hervor, kein Rauch stieg auf. Einzig, ein Hitzeflirren war in der Luft über dem Loch zu erkennen. Gerade als die ersten Lebewesen vorsichtig aus ihren Verstecken hervor lugten, um die Veränderung in Augenschein zu nehmen, hob ein neues Geräusch an. Dem Atem eines Riesen gleich, rauschte es aus der Tiefe, als mit Druck Luft aus dem Loch hervor gepresst wurde.
Instinktiv ahnten die Tiere, dass dies nichts Gutes verhieß. Die vorwitzigen Nasen verschwanden wieder von den Eingängen ihrer Höhlen. So war niemand Augenzeuge, als nach all den Jahren der Entbehrung, nach all der Zeit des schmerzgeplagten Schlafs und des Sinnens auf Rache, Todesschwinge wieder an die Erdoberfläche zurück kehrte. Sein schwarzes Schuppenkleid schien die Sonnenstrahlen förmlich zu absorbieren. Schatten umwogten ihn. Zwischen den Schuppen, konnte man tiefe Risse erkennen, welche sich über seinen gesamten Körper zogen, und in denen Magmaadern pulsierten. Die Platten aus schwarzem Stahl, welche ihm von Goblins implantiert wurden um seinen Zerfall zu stoppen, gaben seinem ohnehin gigantischen Körper ein noch wuchtigeres und martialisches Aussehen.
Nachdem er sich aus dem Loch hervor gewunden hatte, blickte der Leviathan aus orangerot glühenden Augen, in denen nichts mehr von seinem Charme, seiner Güte, und seinem Witz, für den er unter seinen ehemaligen Freunden beliebt gewesen war mehr stand, ins Tal hinab. Seine Augen waren Blickten weit über das Land. Er erkannte Dörfer und Städte welche sich in die Niederungen duckten. Doch sein Blick war in eine viel weitere Ferne gerichtet. Der Ort in dessen Richtung er blickte, war sogar für seine Drachenaugen zu weit entfernt. Doch er spürte ihn. Fühlte wie der Ort, einem Band gleich, an ihm zog. Ihn zu sich rief.
Er breitete seine Schwingen aus, und auf seine Hinterbeine steigend, schlug er einige Male testweise mit ihnen. Er fühlte sich hervorragend. Natürlich war da noch immer der Schmerz in seinem ganzen Körper, der ihn immer daran erinnerte wie er hintergangen worden war, der drohte ihn von Innen zu zerreißen. Doch selbigen trug er bereits so lange mit sich herum, dass er zu einer Art Gewohnheit geworden war. Nein, er fühlte sich hervorragend, weil sich endlich etwas tat. All zulange schon musste er in diesem Erdloch verharren. Während die Zeit, nicht voran zuschreiten schien. Wäre es nach ihm gegangen, er wäre schon vor Jahren aus seiner Isolation hervorgekommen, hätte Tod und Verderben über alle gebracht die für seinen Zustand verantwortlich waren. Doch dies hätte in seinem desolaten Zustand wohl seinen Tod bedeutet. Gut das sich jemand um ihn sorgte. Gut das wenigstens jene Macht, tief unter der weiten See, noch wusste was recht ist. Wie man einen Drachenaspekt zu behandeln hatte, und der ihm in seinem Denken nahe stand. Todesschwinge konnte ihr erstes persönliches aufeinandertreffen kaum erwarten. Hatte es sich so oft in Gedanken ausgemalt. Und heute war nun endlich der Tag gekommen. Die Stimme in seinem Kopf, welche er damals, kurz nach dem Kampf gegen seine ehemaligen „Freunde“, erstmals gehört hatte. Damals als ihm alles so sinnlos erschien. Seine Flucht so ehrlos, sein Leben so wertlos.
Die ihm damals von einer Zukunft berichtete, von der er selbst nicht mehr zu träumen gewagt hatte. Die ihm sogar Visionen geschickt hatte. Oh er sah die Bilder noch immer vor seinem Inneren Auge vor sich. So süß die Vergeltung.
Und heute hatte sie sich wieder gemeldet, hatte endlich die Worte gesprochen nach denen er sich so gesehnt hatte.
„Todesschwinge! Todesschwinge?“, hatte die Stimme plötzlich in seinem Verstand widergehallt, direkt zwischen seinen Ohren. „Mein lieber, es ist an der Zeit deinen Hort zu verlassen. Es ist an der Zeit dich wieder an den Himmel Azeroths zu erheben und deinen Schatten über die Wiesen und Felder dahin gleiten zu sehen. Komm Todesschwinge, komm zu mir, und wir werden gemeinsam eine Zukunft einleiten, die deine Vorstellungen noch bei weitem übertreffen sollen.“ Seine Antwort war kurz und prägnant. Sie bestand aus nur zwei Worten: „Ich komme.“
Der Schwarzdrache, breitete seine Schwingen aus und ließ ein Brüllen ertönen, welches durch das vor ihm liegende Tal brandete, und jedem der es hörte ein Schaudern durch den Körper trieb. Hunde zogen ihre Schwänze ein und verkrochen sich, Vögel flogen auf und Pferde gingen mit ihren Reitern durch.
Dann beschleunigte er den Schlag seiner Schwingen, drückte sich vom Boden ab, und schoss in den azurblauen Himmel hinauf. Im gleichen Moment schoss aus dem Loch durch das er gekrochen war, eine Lavasäule empor, und Risse breiteten sich durch den Fels aus. Ein bösartiges Lächeln spielte um den Reptilienmund des Drachen. Er freute sich auf alles was nun vor ihm lag. Er war in sein Revier zurückgekehrt.
Weh dir Azeroth, möge das Schicksal deiner gnädig sein.

…to be continued

Mit freundlichen Grüßen
Eure Evi
 
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