Kapitel 60

Evilslyn

Rare-Mob
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Das Ross ließ seine langen Beine noch etwas weiter ausgreifen und überbrückte die letzten Meter in wenigen Augenblicken. Dann schoss sie auf Framier aus dem Wald hervor, über die von Bäumen befreite Schneise welche das Lager umgab hinweg und direkt zwischen die aufgeregt herumlaufenden Menschen. Sie musste Framiers Schritt zügeln, da sie sonst Gefahr gelaufen wäre, die teilweise völlig kopflos herumrennenden Menschen, nieder zu reiten. Der beißende Rauch der sich schwer auf die Stimmbänder legte, und einen widerlichen Geschmack auf der Zunge hinterließ, hinderte Ellenora daran das gesamte Ausmaß der Zerstörung zu erfassen, doch was sie sah reichte ihr völlig.
Überall stieg Rauch auf. Nicht weit vom Lager entfernt, hatte sich die Erde geöffnet, und gab durch einen breiten Riss den Blick auf ihr, in der Tiefe loderndes, orange rotes Blut frei. Die Lava zischte wie eine wütende Schlange. Während sich immer aufs Neue Erdbrocken vom Rand lösten und hinein stürzten. Immer wieder bildeten sich dicke Blasen im flüssigen Gestein, die sich aufblähten, eh sie mit einem trägen Ploppen platzten. Die in Brand stehenden Zelte, hatten wohl beim entstehen der Spalte einige Spritzer des heißen Gesteins abbekommen. Schlimmer war dies jedoch für die Unglücklichen, welche dieses Schicksal erlitten hatten. Immer wieder fiel Ellenoras Blick auf schreiende und jammernde Personen, deren Haut üble Verbrennungen aufwies. Wo stecke nur Miras, sie konnte ihn nicht finden. Vorsichtig, um niemanden zu verletzten, ritt sie langsam durch die Reihen der herumeilenden, und schickte ihren Blick von links nach rechts.
Dann plötzlich, nur für einen Augenblick, trieb eine Windböe den Rauch auseinander, und erleichtert entdeckte Ellenora Miras, der gerade dabei war sich um einen Mann auf einer Bahre zu kümmern. Sie sprang von Framiers Rücken und rannte zu ihm. Als sie ankam fuhr Miras gerade mit seiner Hand über das Gesicht des vor ihm liegenden. Die Augen des jungen Mannes schlossen sich, und blieben geschlossen. Beim näherkommen bekam Ellenora einen Schreck. Die untere Hälfte des Mannes, war von Miras verdeckt worden. Nun sah sie, dass es kaum noch eine untere Hälfte gab. Unter der Hüfte des Mannes ragten nur noch zwei verkohlte Stumpen hervor. Der Geruch nach gebratenem Fleisch lag in der Luft.
Mit zusammen gepressten Lippen wandte sich Miras um, nickte ihr zu, und musterte die Umgebung nach weiteren Stellen wo seine Hilfe von Nöten sein könne. Auch wenn sein Gesicht sonst kaum eine Regung zeigte, kannte ihn Ellenora gut genug um die Trauer in seinem Gesicht zu erkennen. Trauer und Erschöpfung.
Miras war ein starker Krieger. Hatte viele Schlachten geschlagen. Doch was ihn zu etwas Besonderem machte, war die Tatsache, sich trotz all des Elends welches er gesehen hatte, seine Menschlichkeit bewahrt zu haben. Es quälte ihn so viel Leid unter seiner Gefolgschaft zu sehen. Sein Gesicht war Rußgeschwärzt. Sein Kleidung, ein Mix aus Leder und Leinen war hier und da angekokelt, was wohl bei Löschversuchen an den Zelten geschehen war. Doch er schien unverletzt.
Als hätte er Ellenora gerade erst bemerkt, packte er sie an den Schultern und Blickte ihr tief in die Augen. Ein Lächeln huschte über sein wettergegerbtes Gesicht. „Da bist du ja. Bist du ok?“, rief er mit erhobener Stimme um das sie umgebende Chaos zu übertönen. Er musterte sie von Kopf bis Fuß und nickte zufrieden.
„Was ist nur mit diesem Verfluchten Land los!? Man könnte meinen Azeroth hat genug von uns. Erst diese Welle, und jetzt das!“, er machte ein Geste die das gesamte Lager einschloss.
„Wir müssen diese Feuer unter Kontrolle bekommen! Komm mit!“, bei diesen Worten setzte sich Miras bereits in Bewegung. Ellenora war so von den Vorgängen in Anspruch genommen, dass sie noch gar nicht zu Wort gekommen war. „Miras!“, rief sie ihm nach und brachte ihn so dazu sich ihr zuzuwenden. „Der Wall… er, er ist nicht mehr.“ Miras legte die Stirn in falten und blickte sie nur verwundert an. Da begriff sie, dass er sie über den Lärm nicht hatte verstehen können. „Der Greymanewall! Er ist geborsten!“, rief sie lauter.
Miras Stirn überzogen noch tiefere Falten, dann schossen seine Augenbrauen nach oben. Überraschung prägte seinen Blick.
„Ich war dort! Ich hab ihn selbst einstürzen sehen!“, setzte Ellenora hinzu.
„Später! Jetzt müssen wir uns erst einmal hierum kümmern.“, gab Miras zurück, und winkte ihr ihm zu folgen.

Arled erwachte und noch bevor er die Augen öffnete, erstickte der Schwefelgeruch seine Hoffnung, die Ereignisse der vergangenen Tage seien nur ein böser Traum gewesen. Er setzte sich auf, und Blickte sich um. Neben ihm lagen Hun und Ragi, schlafend. Nicht weit entfernt, an einen Stein gelehnt saß Vodan, hielt eines seiner Bücher in Händen und laß. Er hatte Wacht gehalten um sie zu wecken, falls eine Erdspalte sich öffnen oder ein Stein heranrollen würde. Es war jedoch nichts passiert. Arled hatte das Gefühl die Erde sei wieder etwas zur Ruhe gekommen.
„Na? Bist du wieder wach?“, dröhnte die Stimme Vodans zu ihm herüber, als er gerade seinen Blick über die Landschaft gleiten lies.
Arled strecke sich. Gähnte herzhaft, stand auf und lief zu Vodan hinüber. „Was liest du da eigentlich die ganze Zeit?“, fragte er verschlafen.
„Das?“, Vodan schlug das Buch zu, ließ aber eine Hand zwischen den Seiten um sie nicht zu verlieren und zeigte Arled den Ledereinband. Er war unbeschriftet, jedoch als exzellente Arbeit zu erkennen. „Das ist mein Buch der Lehren. Wie dir Ragi ja bereits berichtete, gehöre ich einer Vereinigung an welche sich „Der irdene Ring“ nennt. Wir haben uns dem Sammeln und Aufzeichnen von Wissen verschrieben. Ein jeder Anhänger des Rings, hat ein solches Buch. Es enthält das Wissen unserer Vorfahren.“ Arled schaute interessiert auf das dicke Buch. Vodan schlug es auf, und Arled erkannte das es mit allerlei Texten gefüllt war, die jedoch nicht ordentlich arrangiert waren, sondern eher wie ein Flickwerkteppich die Seite überzogen. Zwischen den Texten entdecke er Bilder und Skizzen. Da waren Blumen, Häuser, Tiere, und sogar das Bild eines Worgen erkannte Arled. „Weist du, es ist kein Buch wie du es vielleicht kennst. Es ist kein Buch das man liest und dann ist es vorbei. Es geht darum es immer zu erweitern, zu verbessern, und wenn nötig falsche Informationen wieder daraus zu streichen. Es ist nur zu Hälfe gefüllt.“ Die Seiten rauschten unter Vodans Daumen dahin. Etwa ab der Hälfe des Buches wurden die Seiten lichter, bis irgendwann nur noch komplett weiße Seite zu sehen waren. Für einen Moment hatte Arled geglaubt eine Bild von sich selbst entdeckt zu haben. Ein Worg mit einer Sonne und einem Mond auf der Brust. Innerlich freute er sich, das Vodan obgleich er ihn so kurz kannte, ihn genug mochte um ihn als Skizze in seinem Buch zu verewigen.
„Woher weist du was wahr, und was falsche Informationen sind?“, fragte er neugierig.
„Das“, antwortete Vodan mit einer kurzen Pause, „kann nur die Zeit und die Erfahrung lehren. „Es kam nicht selten vor, dass ich nach Jahren Dinge streichen musste die ich stets für richtig gehalten hatte. Aber das ist eben der Lauf der Dinge. Was richtig und was falsch ist, entscheidet sich immer im Geiste des Betrachters.“
„Ganz genau!“, Arled erschrak nicht schlecht, als mit diesen Worten eine Kopfnuss auf seinem Hinterhof einschlug. „In deinem Kopf.“, sagte Ragi breit grinsend, als Arled herum fuhr um zu sehen woher der Einschlag kam. Er war so vertieft in Vodans Ausführungen, dass er Ragis erwachen gar nicht bemerkt hatte. Er grinste zurück und rieb sich den Hinterkopf.
„Wir sollten uns auf den Weg machen.“, stellte Ragi fest während er sich umschaute. „Ich weis ja nicht wie ihr das seht, aber ich will diese Sache so schnell wie möglich hinter mich bringen. Und dann heist es „Adios Azeroth!“, dann werde ich mir einen Magier suchen, und mir ein Portal erschaffen lassen. Hab das mal in Gilneas gesehen. Tolle Sache so ein Portal. Da geh ich dann durch und dann bin ich im Schlingendorntal, oder in Tanaris. Irgendwo, wo es warm ist. Irgendwo, wo ich nicht das Gefühl haben muss, das Land selbst wolle mich loswerden.“ Bei diesen Worten ging er zu Hun hinüber der noch immer Schlief, und weckte ihn mit weniger sanften Tritten in die Rippen. „Auf mein Dicker! Es geht weiter. Wach schon auf!“
Hun fuhr hoch, saß kerzengerade und blinzelte verwirrt in den Tag. „Wo? Was?“, druckste er.
Er Blickte sich um, sah den Rauch, sah die Feuer die vereinzelt in den Wäldern wüteten, und legte sich wieder hin. Legte den Kopf in die Armbeuge und presste die Augen zusammen.
„Weckt mich wenn das vorbei ist.“, murmelte er trotzig.
„Ne ne, mein Dicker. So nicht.“, schoss Ragi, und versetzte Hun noch einen Tritt. „Komm schon hoch.“
Widerwillig murrend erhob sich der Hüne.
„Oh, ich wünschte das wäre alles nicht passiert. Ich wünschte ich wäre noch in Dämmerungszuflucht. Da gäbe es jetzt was zu Essen, da könnte ich in meinem Bett schlafen.“ Lamentierte er vor sich hin. „Und hier bin ich, schlafe auf Steinen, alles stinkt, ich habe Hunger. Und außerdem, wo gehen wir eigentlich hin?“
„Zum Greymanewall, das weist du doch. Jetzt hör auf zu jammern.“, fuhr ihn Ragi an.
„Ja, toll. Zum Wall. Was sollen wir denn da? Dieses Gemäuer hat uns doch vorher auch nie interessiert.“, trotz lag in Huns Stimme.
„Du hast doch Arled gehört. Wir gehen zum Wall weil…“, mitten im Satz unterbrach sich Ragi und drehte ich zu Arled um. „Ja, warum eigentlich?“
Arled fühlte sich unwohl. Da stand er. Wusste nicht was er antworten sollte, und wurde von drei Augenpaaren gemustert. Er entschied sich für die Wahrheit.
„Ich habe die Vermutung, dass am Wall etwas vorgefallen ist. Ich glaube der Wall ist nicht länger eine unüberwindbare Barriere.“
„Unsinn, was sollte denn den Wall brechen. Der ist doch unzerstörbar.“, entgegnete Hun unverzüglich.
„Was ihn zerstören soll?“ fragte Ragi und schaute erst Hun fragend an und ließ dann seinen Blick über die Umgebung mit all der Verwüstung gleiten. „Was mich viel mehr interessieren würde; was willst du dort? Ich meine, dass der Wall geborsten ist, gut das ist möglich. Das ist eine Sache, doch du willst ihn wohl kaum wieder auf bauen.“
„Ja genau, und dahinter lauern die Untoten. Die Gu…gu…gu…guhle.“, Angst schwang in Huns Stimme mit.
„Wir sollten vielleicht besser in die andere Richtung gehen. Sollten nach Gilneas reisen und den König informieren.“, setzte Ragi nach.
Arled wusste, wenn sie sich dafür entscheiden würden, hätte er nichts in der Hand sie umzustimmen. Dann würde er allein die Reise auf sich nehmen müssen. War es vielleicht doch in Ordnung wenn er ihnen von seinen Visionen erzählte? Er entschloss sich für einen Mittelweg.
„Wir müssen weiter. Ich habe Informationen, dass wenn wir dies alles beenden Möchten, bevor unsere gesamte Welt so“, er machte eine Pause, und eine die Umgebung umfassende Geste, „aussieht, dann müssen wir zum Wall.“
„Und woher? Hast du das auf der Schafsweide erfahren? Das ist doch Irrsinn.“, frotzelte Hun.
„Wie es scheint weis er mehr als er zuzugeben bereit ist.“, stellte Ragi mit einem fragenden Blick fest. „Arled wenn wir dir folgen sollen, dann musst du schon mit offenen Karten spielen. Das bist du uns schuldig.“
Arled wünschte er hätte nicht so argumentiert. Denn es war ganz eindeutig die Wahrheit die er sprach. „Also gut“, setzte er an. „ich weiß, dass die Lösung für unsere Probleme in Burg Schattenfang zu finden ist.“
„Burg Schattenfang?“, hauchte Hun.
„Burg Schattenfang!?“, stieß Ragi hervor. „Jetzt hast du meine Aufmerksamkeit mein kleiner. Jetzt erzähl mal, ich bin gespannt.“
Vodan beteiligte sich nicht an dem Gespräch. Ihm schien es egal zu sein wo es hinging. Hauptsache er wäre dabei. Er hatte eine Feder aus seiner Tasche zu Tage gefördert, und schrieb in sein Buch.
Arled brauchte ein wenig bis er zu erzählen begann. Es lag nicht daran das er nicht alles noch im Kopf hatte, was ihn zu dieser Reise getrieben hatte. Sonder die Tatsache ein halbwegs plausible Geschichte zu spinnen, ohne die Frau in weiß zu erwähnen. So groß war seine Angst, wenn er sein Vorhaben mit Visionen begründete, schon in kürze ganz alleine Unterwegs zu sein.
Also erzählte er von seiner Zeit auf dem Hof, von seinem Vater – die Erinnerung an Flugur rief seine Trauer wieder wach, die er angesichts der vielen Ereignisse völlig verdrängt hatte – und davon wie sein Vater ihm immer Geschichten erzählt habe. Geschichten über Worgen die er anfangs nur für eben Geschichten gehalten hatte. Und an die er sich, als er sich schließlich selbst verwandelt hatte wieder erinnert wurde. Und in diesen Geschichten sei erwähnt worden, dass der Worgenfluch nur dort gebrochen werden könne.
Für Arleds Geschmack hatte die Geschichte zu großen Logiklücken. Sie war wahrlich an den Haaren herbei gezogen. Doch immerhin wussten Ragi, Hun und Vodan ja nicht die Wahrheit. Er musste sie nur überzeugend genug schildern. Wie es schien war er darin auch erfolgreich, hörte er doch von Hun Kommentare wie „Den Fluch brechen?“, „Dem Magier den Hals umdrehen.“ und dergleichen. Ragi beobachtete ihn beim Erzählen nur. Sein Gesicht prägt ein Gesichtsausdruck von dem Arled nicht sagen konnte, ob es sich um ungläubige Verwunderung, oder um generelle Zweifel am Wahrheitsgehalt von Arleds Geschichte handle. Nur Vodan blieb desinteressiert. Kritzelte in sein Buch und würdigte sie keines Blickes. „Und das von einem Tauren, der sich dem Wissen verschrieben hatte“, dacht Arled für sich. Anderseits wäre Vodan wohl auch die größte Quelle für Widerspruch gewesen, man konnte ja nicht wissen was eventuell in seinem Buch stand, was Arled Geschichte widerlegt hätte.
Als Arled geendet hatte wartete er auf eine Reaktion. Als keine direkt kam, machte er den ersten Schritt: „Und, kann ich auf euch zählen?“
„Aber natürlich. Diesem Magier werde ich mal was erzählen!“, polterte Hun los.
„Ja klar kleiner. Bin dabei. Kann dich ja mit unserem Riesenbaby hier nicht allein lassen. Am ende erwürgt er noch den falschen Magier.“, grinste Ragi.
„Vodan?“ – „Ohne Frage! Eine bessere Gesellschaft wie die eure, hätte ich mir nicht zu träumen gewagt. Es scheint, es wird viel Neues in meinem Buch platz finden.“, unter der tiefen Stimme Vodans lag etwas, das Arled als freudige Erregung deutete. Auch wenn der Taure, unentwegt am schreiben und malen, nicht einmal aufblickte während er sprach.
„Also gut. Dann ist es beschlossene Sache. Wir ziehen zusammen zum Wall, und wenn ich recht habe, und er geborsten ist, gehen wir gemeinsam nach Schattenfang. Wenn wir bald aufbrechen, und sich die Landschaft nicht zu sehr gewandelt hat, sollten wir den Wall noch vor dem Abend erreichen.“ Arled, der seine Schätzung von seinem Flug über die Landschaft abschätzte, hoffe sich alles noch genau genug erinnern zu können, war jedoch zuversichtlich. Wenigstens wusste er jetzt, dass er nicht alleine war. Das wissen um die Hilfe durch seine neuen Freunde, spendete ihm Trost und Kraft. Gemeinsam würden sie es schon schaffen.
In seinen Gedanken formte sich das Buch, des Magiers. So wie er ihn damals in seiner Vision gesehen hatte. Dastehend, Formeln murmelnd. Und vor ihm lag das aufgefaltete Buch. Das Buch, welches er suchen und finden musste. Wenigstens war es ein Buch. Es gab Dinge die schwerer zu finden waren.

Er streckte sich. Neigte den Kopf nach links und rechts. Sein Nacken knackte geräuschvoll bei jeder dieser Bewegungen. Er grunzte genussvoll. Es war eine ganze Weile her, dass er sich das letzte Mal so gefühlt hatte. Aber es war ein gutes Gefühl. Auf diese Art hatte er mit die witzigsten Tage seines Lebens verbracht. Er schritt durch den langgezogenen Gang, der in zartes Licht getaucht war. Ein anderer währ wohl vor Ehrfurcht erstarrt bei dem Anblick der sich ihm bot.
Die Wände des Ganges waren nicht gerade, sondern nach Außen gewölbt. Der gesamte Gang, wirke wie eine aneinandergereihte Perlenkette aus Luftblasen. Hinter den Wänden, erstreckten sich Riffe, um die Fische in allen Farben des Regenbogens schwärmten. Muränen streckten ihre Köpfe aus dem Riff, wo sie sich in ihren Höhlen eingenistet hatten. Ein Hai riesigen Ausmaßes glitt auf der Suche nach Nahrung zwischen den Felsen dahin und veranlasste die kleinen Fische sich in Seeanemonen oder sonstige Verstecke zurück zu ziehen.
Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Mannes.
Er passierte Abzweigungen die links und rechts von gewaltigen Kerzenständern flankiert wurden, die von allerlei filigraner Verzierung überzogen waren. In den Blasen an der Decke, kreisten Irrlichter magischen Ursprungs die ebenfalls Licht ins Dunkel brachten.
Ein Zischen ließ den Mann den Blick von den Lichtern abwenden, und nach vorne schauen. Eine Tür war am Ende des Ganges zu sehen, die zu beiden Seiten von Wachen flankiert wurden. In ihren Händen hielten sie riesige Dreizack, die den Mann um ein gutes Stück überragten. Die riesigen Hände, welche den Schaft der Waffe umfassten, waren von einem grünlichen Blau, und von winzigen Schuppen überzogen. Die Schuppen wurden in ihrem Verlauf über die Arme immer größer, und erreichten ihre maximal Größe auf dem Schwanz, auf welchem die Wachen ihren massigen Körper balancierten. Dort waren sie auch so dick, dass die ihren Träger schützten wie eine Rüstung. Die Augen der Kreaturen waren verhältnismäßig klein, und blickten verschlagen dem Neuankömmling entgegen. Zischlaute entwichen den breiten Mäulern, in denen Reihen von scharfen Zähnen prangten.
Der Schritt des Mannes verlangsamte sich jedoch keinen Moment. Er schritt geradewegs auf die Wachen zu.
„Wer bissst du?“, zischte ihn eine der Wachen an. „Wasss hassst du hier zu ssssuchen?“
Die Wache baute sich vor dem Mann auf und überragt ihn fast um das doppelte. Der Mann blickte sie nur an. Sagte nichts. Sein Gesicht war reglos, sein Gesicht verzog keine Mine. Da entfuhr dem Wächter ein zischen, und er wandte sich um, um die Tür zu öffnen.
„Verzzeiht,“ Gab die Wache unter zischen zu verstehen, während sie sich tief verbeugte, und den Mann passieren ließ. „Die Herrin erwartet euch bereitsss…“
Die Wache auf der Anderen Seite, beobachtete die Vorgänge überrascht und seinerseits regungslos. Als der Mann sich anschickte durch die Tür zu treten, traf seine kalter Blick auf diesen Wächter. Er blickte ihn aus seinen Fischaugen an, und wusste nicht was er von diesem Menschen halten sollte. Immer noch völlig emotionslos, wandte sich der Mann der Tür zu und schritt hindurch. Der Wächter blickte ihm nach, als der Mann unvermittelt seitlich eine Hand ausstreckte. Er machte eine Geste, und die Wache, stieß einen gequälten Schrei aus. Sekunden später schien ihre Haut zu verkohlen, bevor Flammen aus ihrem Fleisch schlugen, sie verzehrten und nur einen kleinen Aschehaufen zurück ließ. Nun grinste der Mann wieder.
Dann fiel die Tür ins Schloss.

Der Saal den er durch die Tür betreten hatte war riesig. Wie ein Dom spannte sich eine Blase riesigen Ausmaßes über seinem Kopf. In der Luft zogen Manawürmer ihre Bahnen. Der Boden auf dem er schritt war aus schwarzem Stein geschaffen, völlig glatt poliert, und glänzend. Hier und da, konnte man die Einschlüsse von versteinerten Meerestieren erkennen. Tücher unterteilen den Raum, von Magie an ihrem Platz gehalten schwebten die Raumteiler mitten in der Luft. Der Stoff aus dem sie gefertigt waren musste Spinnenseide oder vergleichbares sein, denn sie waren durchscheinend dünn. Die Möbel mit denen der Raum bestückt war, waren jedes für sich ein Meisterwerk der Handwerkskunst. Filigranste Verzierungen, gepaart mit den besten Stoffen. Gold und Silber überzogen die Armlehnen und Juwelen funkelten wie die Sterne am Nachthimmel. Ein jeder der diesen Raum betrat musste vor Erfurcht erstarren, wenn er den zur Schau gestellten Pomp und Prunk sah. Doch der Mann lies sich nicht von all dem beeindrucken. Er hatte schon vergleichbares gesehen.
Er schritt geradewegs durch den Raum. Die Tücher ignorierte er, sie glitten einfach über ihn hinweg. Er durchschritt einen Bereich der offenbar für das Lesen gedacht war, den in Regalen standen Bücher aus aller Herren Länder, teilweise so vergilbt und zerschlissen, das sie vom Anbeginn der Zeit zu stammen schienen. Dann kam er an einer Badewanne aus Gold vorbei. Die Füße der Wanne waren Greifenfüßen nachempfunden.
Einige Tücher weiter, erreichte er einen besonders großen Bereich, an dessen gegenüberliegenden Ende ein Thron auf einem Podest stand. Der Thron variierte von der Art wie man ihn von menschlichen Königshäusern kannte, nicht nur in seiner Form, sondern auch im Material. Der Thron war aus Knochen gefertigt. Genauer aus dem Schädel eines Dreschadons, dessen Augenhöhlen mit zwei riesigen Rubinen versehen waren. Es schien als ob die Rubinaugen, jeden der vor den Thron trat, mit feurigen Augen mustere. Die Sitz- oder genauer Liegefläche des Throns war aus den Rippen des Dreschadons gefertigt, und mit Schnitzereien versehen.
Mehrere Diener hielten sich seitlich des Throns auf, bereit sofort einem geäußerten Wunsch zu entsprechen. Der Weg zum Thron war von Wachen flankiert, so wie sie dem Mann bereits vor der Tür begegnet waren. Nur waren diese hier in noch aufwendigere Rüstungen gehüllt, und zwischen den Spitzen ihrer Dreizacke zuckten Blitze hin und her. Die Königsgarde.
Der Mann aber hatte nur Augen für die Person auf dem Thron selbst. Sie war wunderschön. Und er war wirklich niemand der sich aus so etwas, etwas machte. Aber sie raubte sogar ihm fast den Atem. Ihr Gesicht, Makellos, ihre Körper, perfekt. Gut, die Tatsache das sie zu Hälfte in einen Fischleib endete - ihr schuppiger Schwanz hing entspannt von ihrer Liegefläche auf den Boden herab, wirkte befremdlich – doch selbst diesen Körper wusste sie so elegant vollendet zu handhaben, dass es einem den Atem nahm. Er erinnerte wie sie einst als Elfe ausgehen hatte. Allein die Erinnerung beschleunigte seinen Puls.
„Da seid ihr ja!“, ihre melodische Stimme passte ideal zu ihrem Äußeren. Ein wenig verrucht, ein wenig frivol, ein wenig edel, ein wenig keck – der perfekte Mix.
„Azshara! Wie immer ist euer Anblick eine Wonne!“, sagte er mit einer vollendeten Verbeugung.
„Wie ich sehe habt ihr euren Charme nicht verloren.“, ließ sie, begleitet von einem amüsierten Kichern verlauten.
„Selbst wenn, so hätte die Wohltat eures Anblicks, sie sicher wieder in mir erweckt.“, gab er zurück. Ihr Gesichtsausdruck ließ ihn wissen, dass er ins Schwarze getroffen hatte. Sie war nicht die einzige die hier wusste wie andere zu handhaben waren. Doch dem Lächeln, welches in ihm aufstieg, gestattete er es nicht auf sein Gesicht zu treten. Ein Gespräch mit ihr, war wie Schach. Auch wenn sie noch so großzügig, noch so zuvorkommend und vielleicht sogar demütig sie sich verhielt. Er durfte nie vergessen, dass er mit einem Tiger tanzte. Ein Fehltritt konnte hier ohne weiteres auch sein Ende bedeuten.
„Charmant wie eh und je.“, sie betrachtete ihn mit einem leuchten in den Augen, “Aber genug der Höflichkeiten. Wir beide wissen, warum ihr hier seid. Es gibt viel zu besprechen, und wir sollten das nicht vor dem gesamten Hofstaat tun. Wenn ich euch in meine Privatgemächer bitten dürfte?“

…to be continued

Mit freundlichen Grüßen
Eure Evi
 
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