Letzter Spieleindruck: Need for Speed - Hot Pursuit (2010/Wii)

Khanor

Dungeon-Boss
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Ich darf es offiziell machen: das Spiel ist enttäuschend für die Wii. Auf ganzer Linie.

Ich will nicht bestreiten, dass es mich gereizt hat weiter zu spielen, aber in meiner Kundenrezension bei Amazon musste ich mich den 14 Bewertern vor mir einfach anschließen und dem Spiel einen von fünf Sternen geben.

Insgesamt ist es wirklich schlicht eine Enttäuschung. Sechs Spielstunden, in denen ich einige (sehr wenige) Strecken fünf und mehr Male fahren musste und schon wurde ich mit dem billigsten Abspann gesegnet, den ich seit Burnout II sehen musste...

Hier die abgegebene Rezension, darin wird wohl alles, zumindest aber das wichtigste, gesagt:

"Dass man als Wii-Besitzer Abstriche in Sachen Grafik machen muss ist vollkommen klar. Auch dass nicht alle weiteren Features so sind wie auf den anderen Konsolen oder dem PC war zu erwartemn.

Die im Vorfeld gesehenen Videos haben allerdings nichts mit dem vorliegenden Spiel zu tun. Rein gar nichts!

Die Grafik erinnert an eine Mischung aus Hot Pursuit II (was eines der ersten GameCube-Spiele war) und Burnout II. Kurz gesagt: sogar die Wii dürfte massenhaft unterfordert sein. Alles bunt und reichlich lieblos, entweder sieht man zu viel und weiß gar nicht wohin oder aber man erkennt gar nichts und nimmt jedes Hindernis mit.

Das Gameplay hat nicht das geringste mit Need for Speed zu tun sondern es spielt sich wie der 90er-Jahre Arcade-Racer "Cruis'n USA" (ich muss es wissen, ich hab ihn vielfach durch gespielt) vom N64. Einfach Vollgas geben, die "Power Ups" mitnehmen (die eine wirkliche Beleidigung für jeden NfS-Fan sind) und durch die Banden tingeln. Mal ehrlich: wer will schon Unverwundbarkeit, Spur-Assistent, Boost o.ä., die hinter dem Fahrzeug abgebildet werden und die Assoziation zu Mario Kart hervor rufen, wenn er einen NfS-Titel kauft und bezahlt?

Der Ton ist mäßig bis schlecht. Zündet man den Boost in der ersten Stufe hört man ein leises pfeifen, zündet man die zweite Stufe rauscht es nur noch und ein Kampfjet-Nachbrenner-Sound übertönt alles andere. Die Motoren klingen wie billige Konserven, Crash-Sounds gibt es nur zwei, wobei der Kollisionssound klingt als würde man den Kofferraum eines Trabanten zuknallen, der Schleif- und dein-Wagen-ist-Schrott-Sound sind identisch und gibt nicht viel her.

Der Soundtrack ist, gelinde gesprochen, eine wahre Katastrophe, die Shuffle-Funktion der sogenannten "EA-Tracks" noch schlechter als in allen anderen Spielen zuvor und manche Lieder kommen drei Mal in 15 Minuten in die Playlist.

Die Strecken sind minder interessant und wiederholen sich innerhalb einer Stage, im finalen Grand Prix fährt man einen Großteil davon noch einmal.

Je Stage gibt es 12 Rennen und ein "Boss-Race", wobei man einen Boss schon bezwungen hat, wenn man zwei/drei/vier Kontrollpunkte abgefahren hat bevor er das tut. Schon hat man sein Auto und die nächste Stage frei gespielt.

Ebenso enttäuschend ist der Spielumfang. Ich liebe die NfS-Reihe, bin aber ein mäßiger Fahrer. Dennoch habe ich gerademal sechs Spielstunden investiert um das Spiel komplett mit Gold zu beenden. Danach kommen langweilige Credits und alles ist gelaufen.

"Hot Pursuit" ist auch nicht mehr als ein Name. Die Cops fahren zwar über die Strecke, machen aber nicht mehr. Sie sind schneller als normale Verkehrsteilnehmer, haben ein Blaulicht und stehen gelegentlich zu unnützen Straßensperren aufgereiht auf der Straße - das wars. Selbst wenn man neben ihnen einen Crash baut und dementsprechend stehen bleibt sind sie nicht in der Lage einen zu schnappen.

Die Zeitfahrrennen sind schrecklich. Zeitfahren an sich ist in Ordnung, wenn allerdings auf der Strecke Pylonen (Lübecker Hütchen) stehen, die umgerechnet etwa 5 Meter groß sind, wirkt es unrealistisch. Und man kassiert Zeitstrafen, wenn man eines davon umnagelt. Soweit schon schlimm genug, da man allerdings auf manchen Strecken mehr mit Fly-and-Cry beschäftigt ist als mit lenken hat man darauf keinen Einfluss.

Nett sind die "Eliminator"-Rennen: 100 Autos, via Arcade-Prinzip muss man alle 30 Sekunden 5 bis 20 Ränge weiter vorn sein, sonst fliegt man aus dem Rennen. Das Prinzip gehört aber auch nicht in ein Need for Speed.

Positiv ist einzig, dass man nicht zwingend auf die Remote angewiesen ist, sondern auch auf GameCube- oder Classic-Controller zurück greifen darf.



Fazit: als No-Name-Racer für maximal 15 Euro würde ich es mir gefallen lassen, aber wohl auch nicht kaufen. So bin ich einfach wahnsinnig enttäuscht. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist wirklich entwürdigend, sowohl für die Wii als auch für den Spieler.

Nach dem Kauf kann ich wirklich sagen, dass ich 40 Euro für den Namen und 5 Euro für das Spiel bezahlt habe.

Man sollte sich bei Electronic Arts wegen Täuschung beschweren und Schmerzensgeld verlangen. Sofern nicht die kommende Nintendo-Konsole mit den anderen Herstellern gleichzieht und die gleichen Spiele für alle Plattformen heraus gegeben werden war es das für mich nach 10 Jahren (+ diversen Gastjahren bei Freunden) mit Need for Speed.

Traurig aber wahr."




Vorteil: So kann ich auf meinem Konto "Done Games 2010" ein Spiel mehr verbuchen und mich wieder voll in die Zeichnung von Bewehrungsplänen werfen, mich mit der Holzbau Hausübung vergnügen, Excel-Tabellen schreiben, mir die Dämmstoffmuster für meinen Vortrag im Umweltseminar anschauen und mich auf mein Betongutachten diese Woche vorbereiten.

Oder um mit James T. Kirk zu sprechen:
"Das wird sicher ein Spaß."
 
Ob ihr es glaubt oder nicht: das Preis-Leistungs-Verhältnis ist so schlecht, dass ich versuchen werde es zurück zu geben!
Und bei meinem Sammeltrieb macht das wohl deutlich WIE schlimm das Spiel ist ;)
 
Edit sagt:
Rücksendung eingeleitet, Kaufpreis wird erstattet.
 
Ich weiß, dass du in ein paar Jahren nach dem Spiel bei eBay suchen wirst und es für ~15 Euro kaufen wirst.

Und ich weiß, dass der Euro dann nur noch ein Drittel von dem wert sein wird, was er jetzt gilt.

Ich meinte aber den heutigen Wert von 15 Euro.
 
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